Volltext Seite (XML)
Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 144. für Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt und Ravenstein. MO7 Sonnabend, den 23. November Xs 47 Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition (Reich enbrand, Pelzmühlenstraße 47v), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommcn und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Anzeigen-Annahme bis spätestens Freitags nachmittag S Uhr. Rlild strahlte die Novembersonne, Die jetzt am Himmel tiefer steht, Linzog so rings noch holde Wonne, Trotzdem der Herbstwind rauh schon weht! — wir stehn am Ende schöner stunden, Ls grüßt nur noch der Wald in Grün, Sind Frühling, Sommer auch entschwunden, Soll weiter doch die Liebe blühn! — Totensonntag. Die heute wiederum sich biete Am Totensonntag schön zur Schau. Liegt träumend auch ein linder Friede )m stillen Hag, auf Feld und Au, Treibt mächtig doch auf Liebesflügeln Zum Friedhof ernst das Herz hinaus, wo jeder sich an Grabeshügeln Rann weinen seinen Rümmer aus. Nachdruck verboten. „Ls weht ganz leis an kahlen Grüften, wohin Du hast gesetzt den Fuß, Von „Wiedersehen" in den Lüften, Von Deinen Toten Dir ein Gruß. — Nun stehst Du treulich mit dem Rranze, Den Sehnsucht frisch gewunden hat, Die Augen trüb, in Tränenglanze, An der Verblichnen Ruhestatt." „Hast Du die Spende hingetragen, Die kärglich Dir der Herbst noch gab, Dann höre auf zu weinen, klagen, Rehr heim von Deiner Teuren Grab. Gedenke, daß durch Todesbande Und nach des Lebens Leide schön Sie in der Seligkeit Gewände Still wandeln nun in lichten Höhn!" „wie lang' noch, — wirst auch Du gerufen, Denn jedem ist bestimmt die Zeit, Betrittst Du Deines Hauses Stufen Dann wieder nach des Rirchhofs Leid, — So gib dem Leben fort die Lhre, Dem widme jeden Herzensschlag, Das ist die wahre Lhristenlehre Von unsrem Allertotentag!" Karl Emmrich. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Gemeindevorstand bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, daß an Stelle des seine Praxis aufgegebenen Herrn vr. meä. R ö s k y hier, Herr vr. weä. L u r z als Impfarzt für hiesigen Ort von der Königlichen Amtshauptmannschaft Chemnitz am 16. November 1907 in Pflicht genommen worden ist. Reichenbrand, am 22. November 1907. Der Gemeindevorstand. - Bogel. Bekanntmachung. Der unterzeichnete Gemeindevorstand bringt hierdurch zur öffentlichen Kenntnis, datz am 2. Dezember 1907 eine Viehzählung, sowie eine Ermittelung der von der amtlichen Fleischbeschau befreiten, in der Zeit vom 1. Dezember 1906 bis 30. November 1907 erfolgten Schlachtungen stattfindet. Die Erhebungsformulare werden bis zum 29. November zur Austragung gelangen und sind in der Zeit vom 4. bis 7. Dezember ausgefüllt zur Abholung bereit zu halten. Die Viehzählung dient statistischen Zwecken und werden die Viehbesitzer hiermit aufgefordert, die Ausfüllung der Zählformulare gewissenhaft vorzunehmen. Reichenbrand, am 22. November 1907. Der Gemeindevorstand. Bogel. Bekanntmachung. Den 1. Dezember d. Is. wird der 4. Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, datz diese Anlagen zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahrens bis zum 15. Dezember a. c. an die hiesige Gemeindekasse abzuführen sind. Rabenstein, am 22. November 1907. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Gefunden wurde 1 Schlüssel, verloren 1 Brosche. Rabenstein, am 22. November 1907. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Nachdem das Ortsgesetz, die Wasserwerks-Ordnung -er Gemeinde Neustadt betreffend, in Kraft getreten ist, werden die Beteiligten zur Vermeidung von Bestrafungen auf den Inhalt derselben hiermit besonders aufmerksam gemacht. Neustadt, am 15. November 1907. Der Gemeindevorstand. Geißler. Bekanntmachung. Die am 15. dieses Monats fällige Wassersteuer ist regulativgemäß innerhalb 14 Tagen an die Gemeindekasse abzuführen. Nach Ablauf dieser Frist mutz gegen Säumige die zwangsweise Beitreibung eingeleitet werden. Neustadt, am 14. November 1907. Der Gemeindevorstand. Geißler. Die Sparkasse zu Neustadt Telephon Nr. SS, Amt Siegmar. unter Garantie der Gemeinde verzinst Einlagen mit 5^2 "/„. Für Einlagen, welche bis zum 3. eines Monats bewirkt werden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Die Sparkasse expediert täglich vormittags von 8—12 Uhr und nachmittags von 2—6 Uhr. Durch die Post eingehende Einlagen werden sofort expediert. ZUM Gedächtnis der Toten. Nachdruck verboten. Wie der November, so geht auch der Herbst seinem Ende entgegen, und nicht lange mehr, so hält der rauhe Winter seinen Einzug. Da ist es denn eine altherge brachte schöne Sitte, mit dem Welken und Sterben der Natur den Toten ein Fest zu feiern. Laut rufen die alten Glocken vom Kirchturme, in weihevoller Andacht der Verstorbenen zu ge denken, die nun draußen auf dem stillen Friedhof in ewiger Ruhe schlafen. Nachdem die Orgel verklungen ist, strömt die so ernst gestimmte Menge hinaus aus dem Gotteshause mit der letzten Kranzspende, welche der Herbst noch bieten kann, an die Gräber der geliebten Toten, die nun durch des Herbstes rauhes Walten verödet und kahl daliegen. Wie prangten sie doch noch vor wenigen Wochen in schönster Vlütenpracht und dann kam das Vergehen der Schönheit bis zum völligen Absterben. — So wie es da draußen den letzten Ruhestätten der geliebten Verblichenen ergeht, genau so ist es auch im Menschenleben. Mit der Kindheit und Jugend beginnt der Frühling des Lebens, diese beiden ziehen bei duftigem Blühen und Sprießen, bei lustiger Vöglein Sang mit frohbewegtem, freudigen Herzen durch das junge Leben dahin, genau wie der Knabe Lenz. Dann kommt der Sommer mit seinem Rosenblühen und wärmenden Sonnenschein. Auch der Mensch tritt in einen Sommer des Lebens ein, warm schlagen darin die Herzen junger Eheleute zusammen und der hellste Sonnenschein, der ihnen darin strahlt, ist das Glück über das Gedeihen ihrer Kinder. Nun kommt der Herbst mit seinem Reifen und Früchtetragen und zuletzt wird die Witterung immer rauher. Auch der Herbst des Lebens zeigt dasselbe Bild, herangereift zu höherem Alter freuen sich Vater und Mutter an den Früchten, die sie geerntet haben durch ihre Kinder, die nun groß geworden find und die Freude, welche ihnen diese durch Strebsamkeit bereiten. — Wenn die letzten Blätter von den Bäumen gefallen sind, dann zieht der Winter mit seinem weißen Gewände ein. So auch der Winter im menschlichen Leben, der das Haar auf dem Haupt der treuen Alten weiß ge bleicht hat, wohl denen, die in Rüstigkeit den Winter im Leben verbringen! — So wechselreich, wie die vier Jahres zeiten, so wechselreich sind auch diejenigen des Lebens. Das sieht man am besten heute auf dem stillen Friedhofshag an den Grüften und Gräbern. Wie im Frühling ein ganz kleines Knöspchen oder eine schöne aufgeblühte Blume oft sterbend zur Erde sinkt, so ist es auch hier. Dort sehen wir an einem kleinen Hügel weinend ein junges Elternpaar stehen, unter welchem ihr einziger Liebling ruht, dessen Besitz sie nur wenige Jahre genießen konnten. An größeren Gräbern von Knaben und Mädchen, von Jünglingen und Jungfrauen sehen wir auch tiefbetrübte Eltern und Geschwister schmerzerfüllt stehen, so bricht der bittere Tod im Lebens lenze so manche Knospe und Blume. Auch im Sommer und im Herbste des Lebens wurde manche blühende Kraft durch den Schnitter Tod hinweg gemäht. So schluchzt eine junge Mutter mit drei kleinen Kindern an dem Grabe des viel zu früh vollendeten treusorgenden Gatten und Vaters, und umkehrt sieht mau wieder dort einen Gatten, gleichfalls mit seinen Sprößlingen an dem frühen Grabe einer liebe vollen Gattin und einer über alles getreuen Mutter, Tränen vergießend stehen. Und so pflanzt sich das fort bis zu den Gräbern der Eltern, in welchen diese oft schon vereint in einer geweihten Erde ausruhen von vielen Sorgen und Leiden, die das Leben und die Erziehung der Kinder mit sich brachte. Auch sie sind nicht vergessen, denn ihre er wachsenen Töchter und Söhne bringen tief bekümmert die letzte Herbstspende zum Dank von Elternliebe und Eltern treue, die sie alle zu etwas im Leben gebracht haben. Die Liebe geht aber sogar herab bis zu den treuen Alten, die im Greisenalter starben, hier stehen ernst, oft schon er graute Töchter und Söhne mit den weinenden Enkeln an der Hand, weil Großväterchen und Großmütterchen mit ihnen bis zuletzt doch so gut waren. So sieht man an dem Toten sonntag, an dem Fest der Toten, zahlreich überall ernst gestimmte Menschen, welche alle die Liebe, die Treue und der Dank hinaus getrieben hat und arm und reich sieht man in gleicher Trauer an den Gräbern stehen. Auch selbst der Vereinsamte, der auf der Welt nichts mehr hat, den zieht es gleichfalls hinaus, denn es ruht von ihm doch so mancher gute Freund unter dem und jenem Hügel. So ist dieser Tag ein wahres Fest der Toten, denn alle, die sie im Leben lieb gehabt haben, kommen nun, um diese Liebe zehnfältig zurückzugeben. Und wenn ihr euch an den Gräbern und Grüften der teuren Toten von Herzen aus geweint habt, dann geht beruhigt wieder durch die Kirchhofs türe in das Leben hinaus, zu dem, was euch noch geblieben ist, behaltet aber dort immer, um zu jederzeit bereit zu sein, abgerufen zu werden, durch euer Handeln und Tun, den Spruch im Herzen: „Gedenke des Todes!" Karl Emmrich. Gemeinderatssitzung Siegmar am 19. November 1907. Nachdem von einem von der Königlichen Amtshauptmannschaft Chemnitz erstatteten Bericht, Wohnungsaufsicht betr., Kenntnis ge nommen worden ist, wird die Nachschätzung zu den Gemeindeanlagen verschiedener Personen vorgenommen. Mehrere Gemeindeanlagen- erlatzgesuche werden genehmigt bez. abgelehnt, ebenso werden 2 Ge suche um Erlaß der abgeforderten Wertzuwachssteuer genehmigt. Einem Gesuche um Anschluß an die hiesige Wasserleitung wird ent sprochen. Die Übernahme der unterführten Friedrich-August-Straße wird bedingungsweise genehmigt. Von der am 15. d. Mts. vorge nommenen Sparkassenrevision wird Kenntnis genommen, sowie zu