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Zugleich weit verbreitet in den Städten Peutz, Luuzeuau, LtchtevftetnrCallnberg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamts bezirke: Altstadt-Waldenburg, Brüunsdorf, Callenberg, St. Egidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen- lruba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Kervsprecher Rr. v. Schlagwitz, Schwaben, Wolkeuburg und Ziegelheim. N 59. Donnerstag, Sen 13. März 1902. » , — Witterungsbericht, ausgenommen am 12. März, nachm. 4 Uhr. Narometerftanb 765 ww. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -f 4" 6. (Morgens 8 Uhr -s- 0,»° 0.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymetcr 50"/o. Thaupuukt — 6" 6. Windrichtung: Nordwest. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis 12 Uhr mittags: 0,0 null. Daher WitterungSauSstchten für den 13. März: Halbheiter. —— «Waldenburg, 12. März 1902. Der Burengeneral Telarey hat mit der Gefangen nahme des Lord Methuen einen Erfolg errungen, zu dem man ihn und das gcsammte Burenvolk aufrichtig beglückwünschen kann. Gehört Lord Methuen auch zu denjenigen englischen Generalen, die den Buren gegen über vom Kriegsglück ganz besonders stiefmütterlich be handelt worden sind, so ist der moralische Erfolg der Waffenthat und noch mehr die praktische Consequenz derselben gewiß nicht gering einzuschätzen. Ist ihrer sachlichen Bedeutung nach die That Telareys vielleicht auch nicht auf die gleiche Stufe zn stellen, wie manche vorausgegangenen Waffenerfolge der Buren, so kann die Gefangennahme und, was die Hauptsache ist, die dauernde Gefangenhaltung Methuens für den ganzen Verlauf des Krieges doch von der allerwichtigsten Be deutung werden. Lord Methuen ist durch Gönnerschaft zu seinem hohen Militärischen Posten hinaufgetragen worden. Er war Oberst, als der Krieg ausbrach, hohe Protection ermög lichte seine Beförderung zum Tivisionsgeneral und seine Abcommandirung nach Südafrika, wo er sich die Lor beeren holen sollte, die ihm bis dahin zu seinem Glück noch fehlten. Mit seinem Schicksalsgenossen Buller, der mangels Fähigkeiten und Protection längst aus Süd afrika abberufcn wurde, hätte er sich wohl noch im ersten Kriegsjahrc zu Tode gesiegt, wenn Lord Roberts nicht rechtzeitig eingegriffen hätte. Methuens Nieder lagen am Modderriver und bei Magerfontein, am letzteren Orte verlor er eine ganze Brigade von 1200 Mann, sind noch in frischer Erinnerung. Ter Liebling der englischen Aristokratie, der Löwe der Londoner Salons, den kein Knegsmißgeschick in der Gunst, dessen er sich erfreute, herabsetzen konnte, verwundet und gefangen in den Händen der Buren. Lord Kitchener darf es Hinfort tzicht Ehr wagen, einen der Burencommandanten, der i" seine Gefangenschaft gcräth, vor ein Kriegsgericht zu stellen und erschießen zu lasten; sonst würden die Buren an Methuen Gleiches mit Gleichem vergelten und ganz England wäre unglücklich. Was den Sieg Telareys zum Zweiten wichtig macht, das ist die Thatsache, daß durch ihn erwiesen worden ist, daß die englischen Truppen durch das beschauliche Leben in den Blockhäusern verwöhnt, garnicht mehr im Stande sind, dem Feuer des Gegners Stand zu halten. Wie bei Klerksdorp so entstand auch, Lord Kitcheners eigenem Berichte zufolge, bei dem Ueberfall, der mit der Gefangennahme Methuens endigte, eine heillose Panik unter den englischen Soldaten, die sich durch das muthige Eingreifen der Offiziere nicht zügeln ließ. Alles stürmte kopflos durch einander und von den eng lischen Truppen sind es gewiß nicht wenige gewesen, die durch ein schleuniges „Hände hoch!" wenigstens ihr Leben retteten. Diese Thatsache wird von Lord Kit chener und allen sachverständigen Engländern besonders jchrnerzlich empfunden und Lord Kitchener bemüht sich sichtlich, durch allerlei Entschuldigungen und Aufklärungen diesen schlimmen Eindruck abzuschwächen. Er erklärt, die Panik unter den Engländern sei dadurch hervor- üerufen worden, daß die Buren in englischen Khaki- anzügen herangerückt und deshalb für Engländer gehalten worden seien. Er theilt weiter mit, daß nicht etwa die epischen Soldaten, sondern die Eingeborenen, die daS Vieh hüten hatten, von der Panik zuerst ergriffen worden seien, die sich dann unaufhaltsam auf die ganze Truppe erstreckte. Nach den Eingeborenen werden die Pferde und Maulesel, wie üblich, für das Unglück ver antwortlich gemacht. Wie consternirend die Katastrophe in Wirklichkeit aber für Lord Kitchener gewesen ist, das geht daraus hervor, daß er trotz wiederholter Mittheilungen über das Ge- schchniß noch immer nicht dazu gekommen ist, eine An gabe darüber zu machen, wo sich das Unglück eigentlich zugetragen hat. Daß er zunächst über die englischen Verluste ganz unvollkommene Andeutungen macht, ist selbstverständlich und entspricht seiner Gewohnheit. Der Mangel der Ortsangabe aber zeugt von vollkommener Kopflosigkeit. Da Methuen zur Verfolgung und Ge fangennahme Telareys ausgesandt worden war, so geht man wohl mit der Annahme nicht fehl, daß der Zu sammenstoß einige dreißig Meilen westlich von der Linie Johannesburg-Potchefstroom erfolgt ist. Methuens Be finden soll einer Kitchenerschen Meldung zufolge befrie digend sein, obwohl die Kugel einen Bruch des Schenkels herbeiführte. Tie englischen Blätter machen Lord Kit chener dafür verantwortlich, daß er einem Delarey, der in ganz England jetzt noch mehr gefürchtet wird als Botha und Tewet, den Lord Methuen entgegensandte. Tas wird Delarey, der auch im dichtesten Kugelregen ganz unbefangen und sorglos zu plaudern versteht, als Auszeichnung betrachten, wie er sie sich schöner garnicht wünschen kann. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser, der abends vorher Berlin verließ, traf Dienstag Vormittag in Wilhelmshaven ein und besuchte alsdann die Reichswerft. Hierauf wohnte der Monarch der Vereidigung der Marinerekruten bei, an diese eine Ansprache richtend, ihre Pflicht treu zu erfüllen. Dem 2. Seebataillon überreichte er ein Fahnenband. Nach einem Frühstück im Offizierkasino begab Se. Majestät sich an Bord des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm II.", mit dem er am heutigen Mittwoch eine Fahrt nach Helgoland macht. Die Kaiserin ist Mittwoch früh in Plön ange kommen, von wo aus sie am Donnerstag ihre Reise nach Glücksburg fortsetzt, um der Einsegnung ihrer Nichte beizuwohnen. Prinzregcnt Luitpold von Bayern vollendet heute, Mittwoch, sein 81. Lebensjahr. In München findet aus Anlaß des Geburtstages große Parade statt. Der Reichskanzler Graf Bülow ist wegen seines Jnfluenzaanfalles zwar noch an das Zimmers ge fesselt, ist aber in Stande, dort die fortlaufenden Ge schäfte persönlich zu erledigen. Eine völlige Wiederher stellung ist also schon in den nächsten Tagen mit Sicher heit zu erwarten. Tie Zolltarifcommission des Reichstages erhöhte den in der Regierungsvorlage auf 60 Mk. festgesetzten Zoll auf Hopfen auf 70 Mk., bisher beträgt der Zoll im allgemeinen Tarif 20, im Vertragstarif 14 Mk. Anträge auf eine Erhöhung des Zolles auf 80 und gar 100 Mk. wurden abgelehnt. Ebenso verfiel ein An trag auf Festsetzung eines Minimalzolles für Hopfen mit Stimmengleichheit, d. h. mit 13 gegen 13 Stimmen der Ablehnung. Am heutigen Mittwoch wird die Be- rathung fortgesetzt. Die Antwort Englands auf das Ersuchen der deutschen Reichsregierung, dem Burenhilfsbunde zu er möglichen, die Unglücklichen in den südafrikanischen Concentrationslagern mit Nahrungsmitteln und Kleidern zu unterstützen, darf als eine be friedigende bezeichnet werden. Tie Sendungen werden zoll- und frachtfrei durch Vermittelung holländischer Geistlicher an ihre Adresse befördert werden. Weniger einmüthig lautet das Urtheil über die Rede, mit welcher der Staatssecretär Frhr. v. Richthofen die Verlesung der englischen Antwort im Abgeordnetenhause begleitete. Oesterreich-Ungarn. Kaiser Franz Joseph ist des ewigen Haders der Parteien in Oesterreich herzlich müde und verzweifelt wohl an dem Erfolg seiner Bemühungen, Frieden und Eintracht unter den bunt zusammengewürfelten Volks stämmen herbeizuführen. So nur läßt sich die Be merkung erklären, die er anläßlich eines Hosfestes in Budapest gegenüber dem jüngst in den Ruhestand ge tretenen Präsidenten der Curie machte. Der Kaiser sagte einer Mitthcilung der „Voss. Ztg." zufolge wört lich: „Wahrlich, ich möchte mich auch schon gerne zur Ruhe zurückziehen." Asten. Rußland giebt einer Londoner Meldung zufolge der Festigkeit Chinas nach und unternimmt es nunmehr, seine Truppen aus der Mandschurei innerhalb 18 Monate von der Unterzeichnung der beabsichtigten Con vention ab zurückzuziehen. Alsdann sind der russisch chinesischen Bank ausschließliche Handels- und Berg werksgerechtsame in der Mandschurei gesichert, wogegen England, Japan und Amerika protestiren. Afrika. Die Angaben Lord Kitcheners über die Verluste bei der jüngsten Katastrophe, in deren Verlaufe Lord Methuen gefangen genommen wurde, haben sich, wie zu erwarten stand, als viel zu niedrig herausgestellt. Tie Zahl der gefangenen Engländer beläuft sich auf rund 1000 Mann; die von Kitchener angegebene Zahl von 200 Gefangenen ist die der nicht wieder Freige laffenen. Ta die Gefangennahme Lord Methuens in der Nähe von Lichtenburg im südwestlichen Transvaal erfolgte, so wird die jüngste furchtbare Schlappe der Engländer unter der Bezeichnung: die Schlacht von Lichtenburg in der Geschichte fortleben. Wie Nach richten an den Präsidenten Krüger besagen, ist auch der Verlust an Todten und Verwundeten in den Reihen der Engländer bei Weitem größer gewesen, als es Lord Kitchener bisher eingestanden hat. Nach denselben Meldungen fand bei Lichtenburg noch ein zweites Gefecht statt, über dessen Verlauf Einzelheiten noch fehlen, das aber gleichfalls zu Gunsten der Buren entschieden wurde. Delarey theilte dem Präsidenten Krüger mit, daß er Methuen als Geisel für die Freilassung Kruitzingers zurückhalten werde. Diesem Entschluß wird der sieg gekrönte Burengeneral hoffentlich treu bleiben. Die Freigabe Methuens wäre unter allen Umständen zu be dauern, die Auslösung eines Kruitzinger wäre aller dings auch dieses Opfer werth. Tie „Kreuz-ZIg." nennt die Schlacht von Lichlenburg das Gefecht am Tonibosch- Spruit, einen Nebenfluß des Vaal. Die entkommenen Briten, so meint das Blatt weiter, die aus der Ge fangenschaft entlassen zu sein scheinen, sind quer durch die wilden Steppen, die westlich von Lichtenburg liegen, nach Kroaipan, einer Bahnstation südlich von Mafeking, ge eilt. Tie Einzelheiten des Berichts Kitcheners seien unverständlich. Nachdem er dargethan, wie die Berittenen ausgeriffen sind, offenbar ohne auch nur den geringsten Widerstand zu leisten, lobt er die Infanterie und die Artillerie, die aber auch baldigst überwältigt wurden.