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Dresdner Journal : 23.09.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189609231
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960923
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-09
- Tag 1896-09-23
-
Monat
1896-09
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 23.09.1896
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Vei«»»»rr1« ARr Dresden meNeliährlcch r Marl SO Ps, bei den Kacser- luh tcuffLcn Poftanstalten vierteljährlich 3 Mark; auster- halb de» Deutschen Necche« Poft- und Stemptlzujchlag. Umzelne Nuuimcra: 10 PI Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend» Fernjpr -Anschluß: Nr.lLSL. Dresdner M Journal. Entüuvigungagebübre«: Für den Raum einer gespal- trnen Zeile kleiner Schrift «o Pf Unter „Eingesandt" die Zelle Pi Bei Tabellen- und Ziffernlatz emjorecdender Ausschlag. Herausgeber: ÄSnigliche Expedition deS Dresdner Journal- Dresden, Zwingerftr 20 Fernspr -Anschluß: Nr 1LV5. i- 222 I8S« Mittwoch, den 23. September abends. ÄmIIIcher Leit. Tre-deu, 18. September. Mit Allerhöchster Ge» nehmigung ist der bisherige Königlich Sächsische Stabs arzt, Assistenzarzt für die Poliklinik des chirurgisch- klinischen Instituts der Universität im Stadlkranken hause zu St. Jakob in Leipzig Privatdozent der Chirurgie vr. mell. Paul Leopold Friedrich zum außerordent lichen Professor in der medizinischen Fakultät und Direktor des chirurgisch-klinischen Instituts der Uni versität Leipzig ernannt worden. Dresden, 18. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Pfarrer vr. pbil. Karl Maximilian Otto Günther in Brambach das Ritterkreuz 1. Klasse vom Albrechts orden zu verleihen. Dresden, 19. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kirchschul- lehrer und Kantor Karl Franz Schulze in Beutha das Albrechtskreuz zu verleihen Dresden, 19. September. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, tum Kirchschullehrer und Kantor Karl Wilhelm Jähnig in Nieder zwönitz das Berdienstkreuz zu verleihen. Wekanrttrnachung. Das Ministerium des Innern hat dem geschäfts- sührendkn Ausschüsse der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Ausstellung zu Leipzig 1897 auf Ansuchen Erlaubniß zu einer Verloosung von Gegenständen, welche in dieser Ausstellung mit aus gestellt werden, sowie zum Vertriebe der Loose im Königreiche Sachsen unter der Bedingung ertheilt, daß die Nummern d.r Gewinne alsbald nach der Ziehung im Dresdner Journal, der Leipziger Zeitung und im Leipziger Tageblatt und Anzeiger zu ver- öffentlicheu sind. Dresden, am 21. September 1896. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gebhardt. Wekanntrncrchung. Tas Ministerium des Innern hat I. der eingeschriebenen Hülfskasse „Gegenseitigkeit" zu Werdau, 2. der freien Kranken- und Bcgräbnißkasse für Langenleuba Oberhain und Umgegend, ein geschriebenen Hülfskasse, 3. der Krankenkasse der Lylographen in Leipzig, eingeschriebenen Hülfskasse, auf Grund zu 1. des erste« Nachtrags vom I. Mai 1896 zu deren revidirtem Statute vom 26. März 1896, zu 2. des ersten Nachtrags vom 26. Juli 1896 zu deren revidirtem Statute vom 1. Ja nuar 1893, zu 3. des zweiten Nachtrags vom 20. August dieses Jahres zu deren Statute vom 28. No vember 1894 bescheinigt, daß sie, vorbehaltlich der Höhe des Krankengeldes, den Anforderungen dcs 8 75, des Krankenversicheruugsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 nach wie vor genügen. Dresden, am 17. September 1896. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Bodel. Lippmann. Eruenuuugeu, versetzan-e« rr. im öffeutlicheu Dienste. Departement der Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Befördert: der Ot-erfteucr- aufjeher Holzegel zum Oberkontrolassistenten in Bischofswerda, der Steucraufseher f d B. Starke zum Lbergrenzausseher in Schandau. — Verseht: der Oberkont-olassistenl Michel in BischosSwerda alS Zollassistent nach Dre-den, der Obergrenz ausseher Ferber in Schandau a:S Ovcrftcucrausseher nach Leipzig. — An gestellt: der Biceseldwcbtl Rentzsch, der Hornist (Sergeant) Thümmler und der GenchiSdiener Fleischer a!S Grenzaufsehcr. — Pensionirt: derZollsekretär Ziesche in Dresden, der Uutersteieieinnehmer Koreng in PulSnitz, der Amisd ener, Steuerausseher Hölzel in Leipzig, derGrenzausseher Schindler in Seishennersdorf — Auf An suchen entlassen: der Grenzaussrber Leuthold in Schlüssel. — Gestorben: derZollsekretär Sturm in Leipzig, derSteuer- ausseher Tischler in Leipzig. Forstverwaltung Der Verwalter deS Nassauer Reviers im Forstbezirke BarenselS Obersörster Paul Magnus Bruhm ist in gleicher Eigenschaft auf das Lang-brücker Revier im Forstbezirkc Dresden versetzt, der zeithcrige Forstassessor Prost aus Rossauer Revier im Forstbezirke Zschopau zum Obersörster und Verwalter des Nassauer Reviers im Forst bezirke BarenselS sowie der Verwalter des Miersdorfer Reviers im Forstbezirke Dresden Forstassessor Hänichen zum Obeisörster ernannt, der Hilssbeamie aus Nassauer Revier im Forstbezirke Bärensels Forstassessor Reinel in gleicher Eigenschaft auf das Rossauer Revier im Forstbezirke Zschopau versetzt und der präd. Forst assessor Hildebrand zum etatmästigen Forstasjcssor und Hilss- bcamtcn aus Nassauer Revier iin Forstbezirke Bürenscls er nannt worden. Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die ständige Lchrerstelle in Sohra. RoUator: das Königl Ministerium des Kultus und öffentlichen Unter richts Einkommen: luvo M. Fixum und freie Wohnung mit Garten Gesuche mit sämtlichen Beilagen sind bis zum 12. Oktober an den Königl. Beznksschuftnjpektor Schulrat vr. Winkler in Freiberg einzureichcn; — an der 1. katho lischen Bczirksschulc zu Dresden eine ständige Lehrer stelle und eure Hilselchrerstelle. Kollator: das Apostolische Vikariat daselbst Das Ans ingsgehalt sür den stündigen Lehrer beträgt 1600 M (einschließlich 20 P:oz. Wohnungsgeld, und steigt bis 3600 M jägrlich DaS Diensteinkommen deS Hilss- lchrers beträgt io»o M. (einschließlich 210 M Wohnungsgeld) und wird nach dem Bestehen der Wahlsähigkcitsprüsung im ersten Jahre auf 1200 M, im zweiten Jahre auf 1300 M er höht. Bewerbungen sind bis zum 30. Siptember beim Kollator einzureichen; - die 2. ständige Lehrerstelle in Berthelsdorf. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen: 1000 M Fixem, 100 M für Fort- bildungsschul-, 72 M. sür Turnuntcrncht und freie Wohnung nebst Gartcngennß Geluäc mi: allen crsordeilichen Beilagen sind bis zum 13. Oktober an den K. Bezirksschulinspeltor Schul rat vr Winkler in Freiberg einzureichen Erledigt: die 2. ständig- Lehrerstelle in Langenckurs- d ors bei Waldenburg i/La Kollator: Vie olcrstc Schulbehörde. Einkommen: 1100 M Gehalt, wovon ein kleiner Teil sür die Vertretung des Kirchschnllchrers zu rechnen ist 72 M sür Turnunteiricht, 72 M. sürFortbildungsschulunteiricht, übcrd>m Amtswohnung mit Gartengenuß und eventuell 72 M für die Frau des Lehrers sür Erteilung des Unterrichts in den weib- jichen Handarbeiten BcwerbungSgesuche mit sämtlichen Zeug nissen bis in die neueste Ze t sind bis zum 14 Oktober bei dem K. Bezirksschulinspeltor Schulrat Lötzsch in Elauchau cin- zurcichcn. Uuhitimilichtr Teil. Rußland, Japan und Horea. Von einem gelegentlichen Korrespondenten erhalten wir aus London die folgenden Mitteilungen: Angesichts des lebhaften Interesses, welches man hier an der Entwickelung der Verhältnisse in Ostasicn nimmt, ist es begreiflich, daß unsere politischen Kreise die Gestaltung der Beziehungen Japans zu Rußland unter regßer Aufmerksamkeit verfolgen. Japan bildet einen wichtigen Faktor jener Entwickelung und die Vorgänge, die sich doit abspielcn, haben hohe Be deutung für die britische Politik. Diese Vorgänge sind, insoweit sie das internationale Gebiet berühren, seit einiger Zeit nur schwer zu ergründen und nach ihrer Tragweite zu beurteilen. Die Berichte, welche auf diplomatischem Wege aus Japan hier anlangen, lauten höchst widerspruchsvoll und enthalten keine präzisen Ausschlüsse über die Stellung, welche Japan in dem großen britisch-russischen Gegensätze einzunehmen gedenkt. In diesen Berichten wird häufig darauf hin gewiesen, daß man in Japan umfassende militärische Vorkehrungen treffe, die wohl nur dazu dienen könne«, eine eventuell gegen den Willen Rußlands durch- zuführende Lösung der koreanischen Frage vorzuberciten. In anderen Darstellungen heißt es dagegen wieder, Japan sei heute freies Terrain für den russischen Ein fluß; die japanische Regierung sei bestrebt, ihr Ver hältnis zu Rußland möglichst freundschaftlich zu ge stalten und sie habe in diesem Sinne ein Geheim abkommen mit der russischen Regierung abgeschlossen, welches speziell die Haltung beider Mächte rn der Koreafrage regle. (Siehe auch die „Times"-Meldung unter Tagesgeschichte. D. Red.) Die letztere Dar stellung entspricht bekanntlich einem schon mehrmals aufgetauchten Gerüchte, das aber von den Beteiligten stets als unbeglaubigt bezeichnet ward. Diese von einander abweichenden Angaben haben naturgemäß nicht nur unserer öffentlichen Meinung, sondern auch unseren Staatsmännern einen erschöpfen den Einblick in die Lage im „interessanten Winkel" Asiens wesentlich erschwert. Ein Versuch zur Lösung der wirklichen oder scheinbaren Rätsel mag daher am Platze sein. Nach Mitteilungen, welche aus sehr guter Quelle herstammen, ist das viclumstrittene japanisch russische Uebcrcinkommen thatsüchlich abgeschlossen worden und zwar anläßlich des St. Petersburger Aufenthaltes des zur Krönungsfeier nach Moskau entsendeten Marschalls Yamagata. Dasselbe soll zunächst die Bestimmung enthalten, daß Rußland und Japan berechtigt sind, „im Bedarfsfälle" Truppen in gleicher Anzahl in Korea aufzustellen, welche Kadrcs bei dem Eintritte zwingender Notwendigkeit im beiderseitigen Einver nehmen Weiler zu verstärken wären. Ferner ist ver einbart worden, daß die koreanische Regierung in ihrer inneren und äußeren Politik von Japan und Rußland gemeinsam „zu beraten" sei, wobei aber die Rechte Koreas als „unabhängige Macht" „respektiert" würden. Dem König von Korea wurde angeblich auf Grund des Abkommens eröffnet, daß er seinen Aufenthalt im russischen Gesandtschaftspalais zu Söul nach der Regelung einiger, auf den Schutz seiner Person bezüglicher Ernzelfragen zu verlassen habe. Endlich soll die Bestimmung getroffen worden sein, daß die Telcgraphenlinie Söul-Fusan künftighin unter Bewachung japanischer Gendarmen verbleibe. Die hier wiedergegebenen Einzelheiten sind nicht als vollkommen authentische zu betrachten, da dieselben vorläufig weder von russischer noch von japanischer Seite bestätigt wurden. Eine solche Bestätigung wäre von japanischer Seite einstweilen auch gar nicht zu erlangen, weil die japanische Diplomatie vom Juli bis September mit großer Gewissenhaftigkeit ihre „offi ziellen Ferien" abhält. Die obige Skizze des Ab kommens rührt aber von einem wohlunterrichteten Gewährsmanue her und sie enthält keine unwahr scheinlich klingende Bestimmung. In Rußland hatte man keine Ursache, Vereinbarungen abzulehnen, welche geeignet sind, die aug'nblickliche Unbequemlichkeit der Koreafrage bis aus weiteres aus der Welt zu schassen, ohne daß dadurch künftigen russischen Unternehmungen präjudizieit würde. Im Ernste kann ja doch nicht davon die Rede sein, daß ein Abkommen wie das oben geschilderte, der russischen Regierung für alle Zukunft die Bewegungsfreiheit zur Fortsetzung ihrer stetigen und zielbewußtcn Politik in der Koreafrage benäbmc. Wohl aber wird durch eine solche Abmachung die Möglichkeit eines unmittelbaren Konfliktes mit Japan und mit einer eventuell zur Unterstützung Japans bereiten anderen Macht beseitigt. Was Japan betrifft, so konnte man sich auch dort mit eineni Arrangement zufrieden geben, welches zu mindest äußerlich eine Gleichberechtigung Japans mit Rußland in Korea zur Geltung bringt. Diese That- sache ist für die japanischen Politiker von umso höherem Werte, als sie derzeit mit der Erregung einer ganz unter dem Einflüsse der chauvinistischen einheimischen Presse stehenden Bevölkerung zu rechnen haben — Auch dürfte man in den leitenden Kreisen Japans nur mit Genugthuung begrüßen, wenn die Probe auf die Behauptung, daß Japan im Notfälle auch einem Kampfe mit Rußland gewachsen sei, in die Ferne ge rückt erscheint Man hat diese Behauptung dort leichten Herzens verkündet, man ist nun sehr froh darüber, daß man den Beweis für die gewogte Theorie nicht zu erbringen braucht und daß man das dies malige Unternehmen in Korea ohne weitere materielle oder moralische Opfer beenden konnte. Wenn auch jetzt von Kennern der Verhältnisse, wie wir eingangs erwähnten, manche Anzeichen für das Vorhandensein kriegerischer Neigungen der japani schen Politiker, für die Fortdauer des japanischen Antagonismus gegen Rußland registriert werden, so handelt es sich dabei trotz der Klärung der offiziellen Beziehungen zwischen beiden Staaten keineswegs um Übertreibungen oder Phantasien. Man will in Japan Bürgschaften für die Erhaltung des Friedens auf Jahre hinaus gewinnen, man bedarf dieser Friedens epoche aber vor allem zur Durchführung der erst kürzlich in Angriff genommenen gänzlichen Reform des Heeres und der Flotte und eben diese Reform soll das Land in die Lage versetzen, daß cs den Ent scheidungskampf gegen Rußland einst anfnehmen könne. Tie geheimen Pläne und Wünsche der japanischen Staatsmänner weiden sich aber früher oder später gegenüber der weitsichtigen russischen Politik als Illusionen erweisen. Zu der Zeit, zu welcher nach den Berechnungen der Japaner die Rüstung für den Krieg gegen Rußland vollendet sein soll, wird Ruß land Dank der Herstellung der sibirischen Bahn und der gewiß in nicht ferner Zeit erfolgenden Erwerbung offener Häsen an der pazifischen Küste oder im Golf von Petschili längst die Mittel besitzen, um eine er drückende militärische Übermacht gegen Japan aufzu bieten. Das japanische Reich wird dann trotz seines raschen Aufschwunges ebensowenig wie heute im stände sein, den Siegeszug Rußlands in Asien zu hemmen. Lagesytschichte. Dresden, 23. September. Ihre Majestät die Königin zeichneten gestern vormittag in Begleitung Ihrer Exccllenz der Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk und des Lberhvsmeisters v. Malorlie das „Krüppel heim" und das „Maria Anna Kinderhospital" in den Trachenberge» mit Allerhvchstihrem Besuche ous Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kai in Rominten. Ihre Majestät die Kai abend nach Plön abgcreist. — Es wird gemeldet, Sr. Majestät der Kaiser ge dächten Mitte nächsten Monats auf Schloß Friedrichshof bei Kronberg einzutreffen, um bei dem Besuch zugegen zu sein, den das russische Kaiserpaar von Darmstadt aus der Kaiserin Friedrich zugedacht habe. — Die Nachricht bedarf noch durchaus der Bestätigung — Staatssekretär vr. v. Bötticher hat seinen Ur laub beendet und die Geschäfte wieder übernommen — Der Ehef des Versicherungswesens in Schweden und Dezernent für die dort geplante Arbeit er- versicherungsgefetzgebung Prof. vr. Lindstedt hält sich gegenwärtig zum Studium der Neformvorschläge für die Arbeiterversicherung in Berlin auf. — Es scheint jetzt festzustchen, daß Major v. Wiß mann auf seinen Posten nach Afrika wenigstens für eine gewisse Zeit zurückkehren wird. ser befinden Sich serin ist gestern Kunst und Wissenschaft. Die Symphonie-Konzerte im Hofthcater finden, wie aus den kürzlich erfolgten Anzeigen ersichtlich ist, im nahenden Winter in der bekannten Zahl und Anordnung statt. DaS Programm zu denselben ist so glücklich zusammengestellt worden, daß die verschiedenen Geschmacksrichtungen dabei ihre Rechnung finden. Das klassische Fundament dieser Veranstaltungen ergeben ein Konzert von Händel, zwei Symphonien von Haydn, ebensoviele von Mozart und fünf von Beethoven, aus besten Schatzkammer noch die Klärchenlieder („Egmont") entnommen sind, während von Mozart des weiteren eine Arie aus „Don Juan" vorgesehen ist. Von den Neben männern und Nachfolgern der Klassiker steht deren größter, Franz Schubert, als Alleinherrscher auf dem Programm eines Konzerts, das zur Vorfeier seines hundertjährigen Geburtstages die Ouvertüre zu Rosamunde, die unvoll endete Symphonie v-moll und die große O-äur-Symphonie bringen wird. Von den Romantikern begegnet unS Schumann mit seiner kleinen Symphonie op 52 (Ouvertüre, Scherzo und Finale) und Mendelssohn mit der italienischen Sym phonie ^-ckur, welche sich der im Vorjahre gehörten schottischen vor anderen Werken des Komponisten in dieser Form an Wert und Wirkung am meisten nähert. Von den Ton dichtern, die das Gebiet der großen Symphonie der Programmmusik eröffnet haben, findet man das Haupt dieser Richtung, Hektor Berlioz, zwar nicht mit einer der bahnbrechenden Produktionen, doch mit drei sehr inter essanten Stücken au» „Fausts Verdammnis", ferner Franz LiSzt mit der Dante-Symphonie, die zum ersten Male an dieser Stelle zum Vortrag gelangt, und Joachim Raff mit der Symphonie „Leonore"' vertr^en, welche letztere die beste Leistung des Komponisten auf symphonischem Felde, wenn nicht seine reifste überhaupt darstrllt Ter größte lebende Tonsetzer unserer Zeit, Johannes Brahms, wird nut seinem mächtigen symphonischen Erstling (O-moU-Symphonie) zu Worte kommen; von den anderen Tondichtern, die in ihren Werken häufig nationale Elemente als Basis oder als Zierrat verwertet Haden, begegnet uns Rubinstein mit einem Klavierkonzert, Dvorak mit symphonischen Variationen und mit der Karneval-Ouverture, die beide den Dresdner Musikfreunden noch unbekannt sind Earl Goldmark er scheint mit seiner Ouvertüre „Im Frühling ", welche die Königl. Kapelle vor sechs oder sieben Jahren mit großem Erfolge gespielt hat. Auch die Suite eines anderen Wiener Komponisten, Richard Heuberger, dürfte in diesen Konzerten schon früher einmal vorgeführt worden sein Im Zusammenhänge damit ist Smetanas symphonische Dichtung „Richard 111." zu erwähnen, ein nachgelassenes Werk des tschechischen Meisters, von dessen jungem Landsmann, E N. Reznicek wir eine Lustspiel - Ouvertüre, hoffentlich ein gutes Seitenstück zu dem bekannten effektvollen Vor spiel zur Oper „Donna Diana", hören werden. Wie mit dieser Komposition ist die jüngste Produktion noch mit zwei Stücken aus „Die Königskinder" von E Humperdinck, mit drei Sätzen aus einer Symphonie in 0-moII von G Mahler, auf den eine Bearbeitung des Weberschen Opern fragments „Die drei Pintos" zuerst die Aufmerksamkeit des musikalischen Publikums gelenkt hat, ferner mit der neuesten symphonischen Dichtung („Zarathustra") des auf absonder liche Stoffe erpichten geistvollen Richard Strauß, mit der symphonischen Dichtung „Scheherazade" (nach 1001 Nacht) des Rusten Rimsky-Korsakow, mit einer Passacaglia und Fuge des in Dresden ansässigen Percy Sherwood und zuletzt mit zwei Sätzen aus der Wallenstein-Trilogie von Vincent d'Jndy entgegenkommend und reichlich genug berück sichtigt. Zur solistischcn Mitwirkung in den Konzerten der Serie II werden Frau Lilly Lehmann-Kalisch, Frau Ellen Gulbranson, eine schwedische Sängerin, die ihren Ruf im Dienst der Wagner scheu Tonmuse (in Bayreuth) fest- gestellt hat, der Kölner Pianist vr. Otto Neitzel, der Klavier virtuose Josef Lhcvmne unv der ausgezeichnete Cellovirtuose D. Popper verpflichtet werden. Im Aschcr- mittwoch-Konzert gelangt die Totenmesse von Berlioz, im Palmsonntags-Konzert neben Bruchstücken aus „Paisisal" Beethovens Neunte Symphonie zur Ausführung. So bleibt für diesmal kaum ein Wunsch übrig, cs sei denn, daß mancher den Altmeister Bach in dem Programm vermißt. Bei der Rührigkeit und bei dem Geschmack der mit der Auswahl der Stücke Betrauten läßt sich erwarten, daß wir später auch wieder einige Tondichter beachtet sehen werden, die in den letzten Jahren und jetzt noch etwas stiefmütterlich behandelt worden sind, so E. M v. Weber, besten liebenswürdige zweite O-äur-Symphonie noch immer der besten Aufnahme sicher ist, di. W Gade, Saint-Sav'n«, F. Lachner — wir zitieren hier nach kunst geschichtlichem Gesichtspunkt —, R Volkmann, N. Fuchs (Serenaden), Max Bruch und H. Götz, besten k-ckur- Symphonie nicht in Vergessenheit geraten sollte. P Neue Romane. Der gleiche Herbstwind, der draußen die Bäume leer fegt, fährt mit weit vernehmbarem Geraschel durch den Litteraturwald und wirft uns neben wenigen reifen und süßen Früchten, genug unreife, herbe und wurmstichige vor die Füße, von den dürren Blättern gar nicht zu reden. Es ist schon oft an dieser Stelle betont worden, daß um die Herbstzeit die Zahl der neuen belletristischen Werke, der Romane zumal, schier unabsehbar wird. Schon lange können die Schriftsteller und Verleger nicht mehr hoffen, daß die Lesewelt so ungeheure Vorräte, als auf den Markt geworfen werden, für den Winter einheimsen wolle, und da es unmodisch und unmodern sein soll, sich mit einem verständnisvollen aber engeren Leserkreis zu be gnügen, so kann die Hoffnung ungezählter Erzähler nur daraus beruhen, daß sie mit der Macht ihrer Erfindung — oder der Macht der Reklame die erforderlichen Masten hinter sich drein ziehen. In diesem Sinn liegt auch der eigentlichen Modelittcratur wenig genug an einem Urteil, selbst an einer Empfehlung, wenn sie nicht von der Ver sicherung begleitet sein kann, daß dieser oder jener Roman welterschüttcrnd, phänomenal, epochemachend erscheine, daß mit diesem Schriftsteller oder jener Schriftstellerin ein neues Zeitalter unserer Litteratur beginne Dergleichen tönende, dröhnende Anpreisungen stehen in gar wunderlichem Widerspruch mit den Werken, denen sie gelten. Was sind denn unsere Romane jetzt meist als gedehnte Novellen, breit ausgesponnene Episoden, wodurch suchen sie sich auszuzeichnen als durch eine neue Figur, durch Entdeckung und getreue Photographie einer bisher verborgenen Ecke des Lebens, am liebsten des großstädtischen Lebens? Selbst ein so guter, charakteristischer, von ge sundem Geiste erfüllter Roman wie „Arme Thea" von Rudolf Stratz (Berlin, F Fontane u. Eomp., 1896) führt in solche Ecke Er setzt vorzüglich ein, der Held, ein junger Offizier, der es durch leichtfertige Verschwendung zum einfachen Abschied gebracht hat, ver schmäht den wörtlich und pantomimisch erteilten Rat der Kameraden und Verwandten, sich eine Kugel durch den Kopf zu jagen Er geht nach Berlin, um irgendwie sein Glück zu machen, sich wieder emporzubringen, außer einem starken Willen zum Leben bringt er eigentlich nichts mit, als die Fähigkeiten eines eifrigen Sportsman. Auf der wunderlichen Fahrt in das neue unbekannte Leben hinein, wirst er sich zum Beschützer einer reizenden jungen Dame aus seinen bisherigen Lebenskreisen auf, die ent fernten Verwandten entflieht, um zu ihrem Vater, einem ehemaligen Kammerherrn, zu gehen, ahnungslos, daß sie diesen ersehnten Vater in den traurigsten Verhältnisten und der unheimlichsten Herabgekommenheit wiedcrsinden wird In der plötzlichen Neigung, die Georg für die» Mädchen faßt, in dem treuen Festhalten an ihr, als sie wirklich „Arme Thea" genannt zu werden verdient und alle Schreckniste de» Elend» und der Entwürdigung auf
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