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Alk 418 Haupkschriftleiter: Dr. Everlh, Leipzig Akkitag, dkN 16. AttgUfi Verlag: Dr. Reinhold L To., Leipzig 1818 Schwere Kämpfe um Laffigny Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, 16. August 1918. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Vorseldkämpfe am Kemmel und bei Vieux Ber- quin. Stärkere Vorstöße des Feindes südlich der Lys, bei Ayette und nördlich der Ancre wurden abgewiesen. Heeresgruppe Boehn. Westlich von Roye und südwestlich von Royon heftiger Feuerkampf, dem beiderseits der Aore, gegen Lassigny und auf den Höhen westlich der Oise feind liche Angriffe folgten. Südlich von Thiescourt blieb das Gehöft Atteche in Händen des Feindes. Zm übrigen schlugen wir seine Angriffe vor unseren Kampfstellungen teilweise im Gegen flog zurück. Schwere Verluste erlitt der Feind in den Kämpfen um Lassigny. Hier stürmte er bis zu sechs Malen vergeblich an und wurde nach zehnstündigem erbitterten Kampf in seine Ausgangsstellungen zurückgeworfen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. An der Vesle nahm die Feuertätigkett am Abend zu und blieb auch die Nacht hindurch lebhaft. * Wir schossen gestern 24 feindliche Flugzeuge ab. Die Kaiserzusammenkunst im Hauptquartier ntb. Großes Hauptquartier, 16. August. (Amtlich.) Die erneute Zusammenkunft der erlauchten Souveräne hat das innige Einvernehmen und die völlige Uebereinstimmunq in bezug auf die politischen und militärischen Aufgaben wieder zutage treten lassen, auch die gleiche und treuste Auslegung des Bündnisses festgestellt. Das Zusammensein der Monarchen war von der Herzlichkeit getragen, die ihren persönlichen Beziehungen wie den Interessen ihrer Völker ent sprechen. Die leitenden Staatsmänner und die militärischen Spitzen haben eine gründliche und fruchtbare Aus- spräche gepflogen. Der k. und. k. Minister des k. und k. Hauses und der Minister des Aeußern Graf Burian und der General- obcrst Freiherr von Arz sind von S. M. dem Deutschen Kaiser in besonderer Audienz empfangen worden. Desgleichen hat E. M. der Kaiser und König Karl den Reichskanzler Grafen Hcrtling und Generalfeldmarschall von Hindenburg c.np fangen. Das Nrteil im Chamberlain-Prozeß 1500 Mark Geldstrafe. Frankfurt o. M., 16. August. (Lig. Drahtbericht.) In dem Prozeß der „Frankfurter Zeitung" gegen Houston Thamberlain erfolgte heule mittag die Urteilsverkündung. Der Beklagte wurde wegen Beleidigung im Sinne des 8 186 des Strafgesetzbuches zu 1500 M. Geldstrafe verurteilt, eventuell für 10 M. je einen Tag Gefängnis. Auf Antrag der Privatkläger ist innerhalb eines Mo nats der Urteilstenor in 21 Zeitungen, die von dem Privatkläger am Gericht genannt worden sind, zu veröffentlichen. Die Geldstrafe von 1500 M. ist die für die Beleidigung höchstzulästige Geldstrafe. In der Begründung hat daS Gericht ausgesprochen, daß für die von Chomberlain vorgedrachten Anschuldigungen auch nicht der Schatten s mcS Beweises erbracht worden sei. In normalenZeit'en hält« as Gericht nicht n m hin gekonnt, ans eine Freiheits- st c a f e z n e r k e n n e n. In der gegenwärtigen Zeit, wo alles auf den <wf gestellt sei und all« Begriffe sich verwirrt hätten, habe das Gericht ? zn einer Freiheitsstrafe abgesehen und die hochstzulässig« Geldstrafe in Anbetracht der Schwer« der Beleidigung als aus reichende Sühne erachtet. Sie sravMchen GewerkWsieu und dle Septemberlmserexz der MentejWliften Genf, 16. August. (Eig. Drahtbcrickti Der städtische Ver- weltungsausschuß der s o z i a l i st i s ch e'n Partei Frankreichs beriet über die von dem amerikanischen Gewerkschaftsführer Gompert neu vorgeschlagenc Konferenz der Ententesozialisten, die am 17. September nach London einberufen wird. Die französische Parteileitung hat sich im Prinzip mit der neuen Konferenz einverstan- en erklärt, stellt aber fest, daß das Recht der Einberufung im allgemeinen den französischen Gewerkschaften zusteht, und daß der Generalsekretär bereits die Vorbereitungen getroffen habe, daß dle Konferenz gegen den 15. September in Paris zusammen treten kann. Auf den Vorschlag des Abg. Longuet beschloß der Parteiausschuh ferner, darauf zu bestehen, daß diesmal alle So zialisten und Arbeiterorganisationen, ohne- Rücksicht auf ihre Stellung zum Kriege, etngeladen werden. Insbesondere wird die Zulassung der offiziellen italienischen Sozialisten und der ver- lchiedenen Gruppen des russischen Soz'alismus verlangt, sowie eine Ein ladung der amerikanischen Sozialdemokratie. Amsterdam, 16. August. (Drahtbericht.) Aus Washington wird gemeldet: Die amerikanisch« Sondergesandtschaft zur Teil nahme an dem britischen Gewerkschaftskongreß im September, an deren Spitze Gompevs stehen wirk W Wb WOU ans Leutnant Übet errang feinen 54. und 55., Oberleutnant Koenneke und Lörzer errangen ihren 30., Leutnant Neckel seinen 22. und 23., Leutnant Roeth seinen 21. Luftsieg. Der Erste Generalquartiermeister. Ludendorff. (W.T.B.) * * * Basel, 16. August. (Eig. Drahtbericht.) Die .Times" schreiben: Die Hauptschlachten an der englischen Front sind vorüber gehend abgeschlossen. Die weitere Ausnutzung unserer Erfolge muh einer neuen Kampfphase vorbehalten bleiben. 22000 Tonnen versenkt vtd. Berlin, 16. August. (Amtlich.) 2m Mittelmeer ver- senkten unsere U-Boote aus stark gesicherten Geleitzügen sechs wertvolle Dampfer von zusammen rund zwelundzwanzigtaosend Br.-Aeg.-To., darunter einen vollbesetzten Truppentransporter von mindestens 6000 Br.-Reg.-To. Der Chef des Abmiralstabes der Marine. Zwei britische Torpedoboote versenkt Haag, 16. August. (Eigener Drahtbericht.) «Hol- landsch Nieuwe Bureau" meldet aus Hoek van Holland: Zwei britische Torpedoboote, die de« gestern in Holland an gekommenen britischen Geleltzug beschützt hatten, wurden nach der Uebergobe des GeleitzugoS auf der Höh« von Scheveuingen tor pediert. Mer Mann sind dabei umgekommen. Bowen vom FreimcmrertwNld, Frey vom MHvkilbüomrten Metall- arbetterverband, Palne.vom Schuhmacheroerbaud und Wallace, dem Redakteur d«S Bergarbetterblattes, zusammen. Die Abordnung beabsichtigt, Italien zu besuchen, um Arbeiteraugelegenhetteu zu be sprochen, dann noch London zurückzukehren und sich ferner nach Frankreich zu begeben. Gompers hatte gestern eine Konferenz mit den Arbeiterführern und erklärte, das Ziel dor Reise wäre, dem Lon doner Kongreß beizuwohnen. Es wurden aber verschiedene wichtige KriegSziele gleichfalls besprochen. I Lord Leeil und der Völkerbund Haag, 16. August. (Eig. Drahtbericht.) Reuter meldet aus London: Lord Robert Cecil hielt am Donnerstag anläßlich des vierten Jahrestages der Gründung der internationalen Lebensmittelversorgungs kommission eine Rede. Er führte u. a. aus: „Diese Kommission war die erste Genossenschaft der Organisationen der Alliierbsn während deS Krieges. Jetzt bilden wir sozusagen eine Allianz, eine Genossen schaft von Nationen. Wir sind in ein gewaltiges Unternehmen verwinkelt, das die Aufbietung aller geistigen Kräfte der Menschheit erfordert. Die Leiden und der große Druck, der auf unseren Hilfs quellen lastet, kann nur dadurch vermindert werden, daß wir gemein schaftlich einem Ziele zustreben. Nur wenn wir alle Hilfsquellen ge- meinschaflich verwerten, können wir dem Druck Widerstand leisten. Großbritannien und die Vereinigten Staaten haben nicht so sehr unter der Last des Krieges gelitten, wie einige Bundesgenoss:n, und ihnen blieb das Elend eines feindlichen Einfalles erspart. Die schönsten Pro vinzen unserer Bundesgenossen sind aber durch die Tyrannei und die Grausamkeit des Feindes verwüstet worden. Deshalb muß der Kräfte aufwand für die gemeinsame Sache verdoppelt werden. Jeder Mann weiß, daß England große Opfer an Geld, Blut, Schiffen usw. gebracht hat, daß es weitere Opfer bringen wird. Die Einheit bei den Alliierten ist dadurch begründet worden, daß man sich überall klar geworden ist, daß der Kampf für ein« große gerechte Sache geht, daß es ein Kamp für das Recht und gegen die Gewalt ist. Wenn durch den Steg die Welt in dem Zustand wiederhergestellt werden soll, in dem st« vor dem > Kriege war, dann würde das zwar nicht bedeuten, daß man vergeblich gekämpft habe, aber wir hätten dann die beste Gelegenheit versäumt, eine internationale Ordnung aufzubauen» dir jemals einem Geschlecht gegeben worden ist. Deshalb glaube ich, daß die Kommission für die Lebensmittelversorgung eine Organisation ist. die vielleicht als Grundlage für den Völkerbund dienen kann. Wenn wir dazu kommen, dann wird das große Ideal der Menschheit verwirklicht werden: Friede und Wohlgefallen unter den Menschen." Lenin und Trotzki in Pskow? Basel, 16. August. (Lig. Drahtbericht.) Die «Reue Korr«. spondcnz" meldet über Stockholm, daß laut elngetroffeuen Nachrichten sich Lenin und Trotzki dem deutschen GesandfchafkS- personot angescklosscn haben, das nach Pskow üdergesiedelt sei. (Wir geben diese Meldung wieder, bemerken aber dazu, daß über Lenin und Trotzki in der letzten Zeit soviel Wiedersprechendes gemeldet worden ist, däß man allen derartigen Berichten sehr skeptisch gegen übertreten muß. — Die Schriftltg.) Ruffische Vertreter auf dem Londoner Kongreß Haag, 16. August. (Eig. Drahtbericht.) Revier meldet: Ls steht nunmehr fest, daß auch Vertreter der russischen Sozialdemokraten und der russischen Sozialrevolutionäre dem Arbeiterkvngreh am 17. Sep tember beiwohnen werden. Herzog Adolf von Mecklenburg in Helfingfors Basel, 16. August. (Lia. Drahtbericht.) Di« «Reu« Korrespondenz" meldet über Stockholm, «S werd« versichert, daß la der letzten Woche d«r Herzog Adolf von Mecklenburg-Schwerin inkognito in Helfingfors eingetroff« fei, wo er lang« Unter redung«» mit den führende» fimrische» Persönlichkeiten hatte. Von autorisierter Seit« verlautet, daß er in erster Ltzche.sHr h« THgotz in Betracht komme, u. Königswahlen im Osten l. L. 2. So sonderbar es klingt, im Osten scheint gerade in den letzten Wochen neben den unheildrohenden Bewegungen, die sich ankündigen, eine Welle monarchischer Gefühle durch eine ganze Anzahl von Völkern, ehemalige Angehörige des russischen Reiches, zu gehen. Die Beschlüsse gewisser Vertretungen von Litauen und Finnland, einen Fürsten zu wählen, deuten wenig stens scheinbar darauf hin. Jedenfalls zielt von manchen Stellen Deutschlands und anderer Länder des Vierbundes dynastische Sehnsucht dorthin, mehr sogar, als auch lm besten Falle erfüllt werden könnte. Eigentlich etwas merkwürdig, dieser Drangst« Anwärter, am Rande der Revolution sich als angebliches Boll werk gegen ihr weiteres Umsichgreifen aufzustellen. Wenn dqr Kaiser Karl an den König von Rumänien geschrieben haben soll: «Dies ist eine Zeit, da die Fürsten Zusammenhalten müssen", so kann man das verstehen; aber man versteht nicht ohne weiteres, ob dies eine Zeit der Fürsten in dem Sinne sei, daß ihr Kreis — vom Zaren abgesehen — sich beträchtlich ausdehnen und daß die bereits bestehenden Häuser umfänglich ausgebaut werden müssen. Dennoch spielt Zweifel s etwas von jenem karolingischen Gedan ken mit, wenn jetzt manche deutschen Kreise die offiziösen, deshalb jedoch noch nicht durchweg volkstümlichen Wünsche nach'Fürsten hüten, die nicht mehr nur in Polen, Kurland und Lwlaiw,In dern auch in Litauen und Finnland kundgeworden sind, qtS Vor zeichen besserer Zetten und wiedererwachender Vernunft be grüßen. Die internattonale Solidarität der Fürsten, die zu Anfang deS Krieges gesprengt wurde, soll in anderen Zusammenhängen wiedergewonnen werden, und gerade am Rande der Revo lution sollen auf steiler Höhe Fürsten stehen, eine «Sicherung", eine «reale Garantie" für alle Fürsten, damit die Revolution nicht etwa weiter oordringe. Mer solche Aengste für Deutschland nicht teilt, wird schon dadurch etwas kühler in das geschäftige Treiben blicken. Es gibt aber auch in Deutschland, und nicht bloß unter den Regierenden, Leute, denen die Vorstellung eines Republikenkranzes an Deutschlands Ostgrenze unbchaOickes Frösteln verursacht, die deshalb den monarchischen Gedanken auch anderswo als in Deutschland selber hochhalten wollen und als ein Mittel dazu die Schaffung unsicherer Fürstensttze ansehen, deren etwaiges Wackeln schließlich doch auch für den Eindruck der unerschütterlichen Festigkeit besser begründeter Throne nicht sonderlich stärkend sein würde. Jener Gedanke einer mon archischen Gemeinbürgschaft hat, wenn nicht an maßgebenden deutschen Stellen, so doch in diplomatischen Kreisen Deutsch lands — warum aber nicht auch an maßgebenden Stellen? — mitgespielt bei der monarchischen Richtung, in die man zum Beispiel den neuen Polenstaat von Anfang an einstellte, und er wird ebenso seinen Anteil gehabt haben bei den immer noch nicht ganz durchsichtigen Beschlüssen der litauischen Taryba und des finnischen Landtages. Denn überall haben wir insonderheit mit den Minderheiten zusammengearbeitet, die für den monarchischen Ge danken gewonnen oder zu gewinnen waren. In Finnland hat sogar nach dem Berichte des deutschen halbamtlichen Telegraphen bureaus -er Ministerpräsident, als er die Regierungsvorlage dem Landtage ans Herz legen wollte, ausgesprochen, daß deutsche ein flußreiche Stellen im Lande für diese Regierungsform seien. So entsteht der Eindruck, daß von feiten der Mittelmächte in einem doppelten dynastischen Interesse an der Förderung solcher Ent wickelungen gearbeitet wird: nicht allein um des unmittelbaren Zuwachses willen, den einzelne Fürstenhäuser dadurch erfahren können, sondern auch wegen des mittelbaren Schutzes, der sich -en Dynastien überhaupt daraus zu ergeben scheint. Wir betonen: scheint. Denn man wiegt sich doch in Einbil- düngen, wenn man etwa sagt: «Die Vorgänge in Rußland zeigen, daß der Osten für die Republik nicht geeignet ist; ohne eine starke Staatsgewalt erscheint es unmöglich, so etwas wie eine politische und wirtschaftliche Entwicklung im Osten in Fluß zu bringen." Gewährt denn die monarchische Form ohne weiteres eine starke Staatsgewalt? Ist diese Form an sich, als solche, fester als irgendeine andere Staatsform? Bei uns ist sie besonders fest, dank einer langen und eigenartigen Geschichte, aber hat sie heut etwa bei allen Völkern den Nimbus, den sie bei uns mit Recht und nach Verdienst besitzt? Glaubt man, daß Völkern, die zum großen Teile gar nicht monarchisch gesonnen sind, wie z. B. dem finnischen oder litauischen Volke, der bloße Name einer srisch errichteten Monarchie Ehrfurcht und heilige Scheu etnflößen wird? Oder rechnet man vielmehr auf die Hilfe der Verwandten, dle der neue Fürst in Deutschland haben wird? Die Minderheiten in den neuen Staaten, die diese Politik machen, werden jedenfalls mit solcher Unterstützung rechnen, mehr, als dem deutschen Volke recht sein kann. Gewiß könnte eS uns allen recht sein, wenn die Randvölker unbeeinflußt eine dauerhaft« Ordnung in monarchischer Form zu finden suchten, da eS uns ja vor allem aus den Bestand geregelter Ver hältnisse ankommt; aber daß man deutsche Fürsten heranzieht, daS eben gibt der Sache doch neue Seiten, das zieht unter Umständen auch deutsche Dynastien und deutsches Volk in Mitleidenschaft. Vielleicht besteht deshalb ein deutsches Interesse daran, falls dies« Königs- und Fürstenwahlen alle vollzogen werden, dann wenig- stens nicht gerade Mitglieder der größten regierenden Häuser wählen zu lassen. Mögen wir auch sagen und selbstverständlich sagen müssen: «Die Fürsten, die dorthin gehen, tun das auf eigen« Rechnung und Gefahr", — nun, dann nützt uns aber ihre Thron besteigung auch nicht sonderlich viel; denn der Gewinn, den sie derp Deutschen Reiche etwa zuwenden könne«, wird bestenfalls Verhältnis stehen zu der linterW-W^ tzte ih^q» da»