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Pulsnitzer Anzeiger Ohorner Anzeiger Haupt- und Tageszeitung für die Stadt und den Amtsgertchtsbezirk Pulsnitz und die Gemeinde Ohorn Nr. 23 88. Jahrgang Dienstag, den 28. Januar 1936 und AwangSoergleich wird der für Aufträge etwa schon bewilligt- Nachlaß hinfällig Anzeigen sind an den Erscheinungstagen bis vormittags 10 Uhr aufzugeben. Verlag: MohrS-Hoffmann. Druck: Karl Hoffmann und E. L. Förster-Erbe«. Verantwortlich für O-rtliche-«. Sächsisches, Unterhaltüngsteil. Sport u Anzetgent^l Karl Hoffmann, Pulsnitz, für Politik und den übrigen Teil Walter Mohr, PulSnttz. D. A. Xll.: 2250. Geschäftsstellen: Albertstr. 2 u. Ndolf-Hitler-Str. 4. Fernruf 518 «. 550. Das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft und des Finanzamtes zu Käme«, . des Stadtrates zu Pulsnitz und des Gemeinderates zu Ohorn behördlicherseits bestimmte Blatt Ar ^gspr^ der gesetzlichen Sonn, und Feiertage. °0 -NP,. LL u^ b-l Lieferung'^i Haus «-triebsstörunge>7ba^^ Sherer Gewalt o^r sonstiger R«ck,ahlung des Bezugspreis!».^ Leitung oder Ölungen nach PreMiste N? » und Nachlastsätze bei Wieder- n°ch Preisliste Nr. 8 (in unseren Geschäftsstellen erhältlich). Bei Konkurs Jugend und Luftfahrt Reichsminister Rust eröffnet die Ausstellung „Schule und Luftfahrt" w „"W" wollen fliegen und wollen weiterarbeiten am Ausbau unserer Fliegerei!" Dieser Ausspruch des ostpreu- Mchen Lehrers und Segelflugweltmeisters Ferdinand Schulz der am 1b. Juni 1929 den Fliegertod starb, könnte als Leit wort über der Ausstellung „Schule und Luftfahrt" stehen o>e am Montag in Anwesenheit des Reichserziehungsmini- >wrs Rust, des Reichsluftfahrtministers General der Flie- Ser Göring, des Staatssekretärs Milch sowie Vertretern des vtaates, der Bewegung und der Wehrmacht feierlich eröff- "et wurde. Reichsminister Rust führte in seiner Eröffnungsrede W a. aus: Es will heute selbstverständlich jeder Junge Flieger Werden: die Schule braucht sich hier nicht anzustrengen, um °>e Neigung zu wecken. Hier gilt es, die wichtige Ausgabe oer rechten und rechtzeitigen Auslese zu erfüllen. Ich habe vor einem Jahr in engster Verbindung mit den zuständigen Stellen des deutschen Luftfahrtwesens einen Erlaß zur Planung der Ausbildung und Auslese kür alle Schularten herausgegeben. Reichsminister Rust versicherte, daß die vorbereitende Arbeit für die Aufgaben am deutschen Flugwesen niemals in Spielerei ausarten werde, sondern mit dem Ernst und der peinlichen Gewis- stnhaftigkeit, durch die die deutsche Arbeit und die deutsche Wehr in der Geschichte groß geworden sind, durchgeführt wird. Reichsluftfahrtminister General Göring erklärte: Als Oberbefehlshaber der deutschen Luftwaffe lege ich Roßten Wert darauf, die deutsche Jugend mit der Luftfahrt vertraut zu machen und eng zu verbinden. Ich habe in kür- )rster Zeit die deutsche Luftflotte schaffen müssen, denn ohne ne wäre der große Freiheitskampf des Führers unmöglich gewesen. „Es wacht die Kraft der Ration in der neugefchaf- Men Luftwaffe". Dieses Wort des Führers muß der deut- Mn Jugend eine Verpflichtung sein. Es ist selbstverständ lich, daß, wenn es nicht gelungen wäre, die Schule für aen Lustsahrtgedanken einzusetzen, nur ein halbes Werk getan würde: daher gebührt Reichsminister Rust für seinen Erlaß ein besonderer Dank. Von jedem in der Luftfahrt wird ein Höchstes an Leistung gefordert. Der Krieg zeigte in dieser Hinsicht Ge waltiges. Jeder in der Luftwaffe wußte, daß die großen Erfolge nur durch die Leistungen jedes einzelnen, durch die starke Kameradschaft und Zusammengehörigkeit möglich wa ren. Ich brauche, so betonte der General, nicht Ingenieure, nie nur ihre Tagesarbeit verrichten, sondern Ingenieure, die große Konstrukteure und Erfinder sind: denn Deutschland tst in der Zahl den anderen Ländern unterlegen. Darum müssen wir gegenüber der Masse einen leistungs- wöhigen Einsatz ohnegleichen erreichen, um der Masse per sonell und materiell überlegen zu fein. Die ganze Jugend Muß dazu die Plattform bilden, aber nur die Besten sollen dann ausaewäbll werden. Ich bin dankbar, so schloß Ge neral Göring, daß die Schule dies erkannt und durch diese Ausstellung ganz besonders bewiesen hat. Der Reichslustfahrtminister nahm im Vorgarten des Hauses die Taufe eines Segelflugzeuges auf den Namen «Ferdinand Schulz" vor. Der Minister drückte dabei seine Freude darüber aus, was er auf der Ausstellung als Erfolg der Arbeit der deutschen Jugend gesehen habe. Landeskultur und Raumordnung Schaffung neuer Lebensgrundlageu. Die knappe Bemessenheit des deutschen Lebensraumes stellt den Staat vor wichtige Ausgaben. Hundert Jahre Jn- dustrieentwicklung in der liberalen Epoche haben Menschen und Wirtschaft verteilt. Daraus ergibt sich die Aufgabe, In dustriegebiete und Großstädte aufzulockern und zugleich die vernachlässigten Räume, besonders den Osten, wirtschaftlich SU erschließen. Um dieses Ziel zu erreichen, muß planmäßige Gemeinschaftsarbeit geleistet werden, die sich nicht auf zen trale Planung am grünen Tisch beschränken kann, sondern alle Kräfte des Landes beteiligt. Ausdruck dieser Gemein- schastsarbeit war die Kundgebung für Landeskultur, die der Verband deutscher Landeskultur-Genossenschaften in Berlin veranstaltete. Im Mittelpunkt der Tagung stand ein Vortrag des Reichsministers Kerrl, dem bekanntlich die Reichsstelle für Raumordnung untersteht. Die Bedeutung der Landeskultur für die Arbeiten der Reichsstelle für Raumordnung ergibt sich daraus, daß sich "vue, Lebensgrundlagen nur am Boden schaffen lassen. Die wichtigste Aufgabe der Landeskultur bei der Ordnung des deutschen Lebensraumes besteht darin, die Ertragsfähigkeit unseres Bodens zu erhöhen. Dabei wird vor allem der volks arme östliche Reichsteil berücksichtigt werden müssen. Ebenso wichkia wie die Verbreiterung der Wirtschaftsgrundlagen bäuerlicher Betriebe ist die Verbesserung der Wohnverhält nisse auf dem Lande, zumal damit auch soziale Probleme des Landarbeiters verbunden sind. Zahlreich sind die Einzelfragen der Landeskultur, die für die Raumordnung Bedeutung haben. Es seien nur Ab wasserverwertung, Bewirtschaftung des Mutterbodens und Großwasserwirtfchast erwähnt. Durch Meliorationen stellt sich die Landeskultur zugleich in den Dienst der Arbeitsbe schaffung. Das Endziel ist aber die stärkere Besiedlung dünn bevölkerter Räume, die vom Kulturzustand des Bodens ab hängig ist. Auf diese Weise hofft man, einen gesunden Volkskörper in einem ausgeglichenen Wirtschaftsraum zu sichern. Der Mumm -er Allen Garde der SA Die in der Frühe des 30. Januar zum Appell vor dem Obersten SA-Führer und zur Wiederboluna des geschicht ¬ lichen Fackelzuges in dreißig Sonderzügen nach Bersin kom menden ältesten SA-Männer Deutschlands werden m drei undvierzig großen Sälen und Turnhallen untergebracht. Die Feldzeichen und Fahnen werden von den Bahnhöfen aus unmittelbar in die Sckloßkavelle aefükrt. Auf dem großen Appell "im' Lustgarten um 13 Uhr, zu dem sich die SA-Einheiten von vier Plätzen aus in Stärke von 25 000 Mann begeben, werden nach einleitenden Grußworten des Stabschefs der SA, Lutze, der Oberste SA- Führer sowie Reichsleiter Dr. Goebbels zur Alten Garde der SA sprechen. Am Abend sammeln sich die durch zehn tausend Berliner SA-Männer und Ehrenabordnungen -er SS, der dienstältesten Politischen Leiter, der NSKK sowie Ler Hitler-Jugend auf 35 000 Mann verstärkten Einheiten in der Siege'sallee, um von dort aus den denkwürdigen Fackelzug vom 30. Januar 1933 zu wiederholen und damit dem Führerund Reichskanzler den Treue- g^ruß zu entbieten. Anschließend wird der sogenannte SA-Ruf, der für die SA den Großen Zapfenstreich ersetzt, zum erstenmal vor dem Führer gespielt. Am folgenden Tag wird den SA-Männern aus dem Reich Gelegenheit zur Be sichtigung Berlins geboten. Die Ausstellungsleitung der Grünen Woche stellte 3000. der Zoo 1500 Freikarten zur Verfüannn Vorstoß auf Addis Abeba? Bedrohung der abessinischen Hauptstadt Entgegen anderslautenden Nachrichten scheint sich der italienische Befehlshaber an der Somalifront, General Graziani, keineswegs mit seinem Erfolg bei Dolo begnügen zu wollen. Aus dem neuen italienischen Heeresbericht geht hervor, daß der Vorstoß über Negelli hinaus fortgesetzt und daneben die vorgeschobene Front verbreitert wird. Allem Anschein nach will Graziani das neu eroberte Gelände zum Ausgangspunkt eines Vormarsches nach Addis Abeba machen. Als nächstes Ziel Grazianis wird die Stadt Allata bezeichnet, von der eine 2Z0 Kilometer lange bequeme Straße nach Addis Abeba führt. Auch in Funksprüchen, die abessinischer Quelle entstammen, wird eine Bedrohung der abessinischen Hauptstadt vom Süden her befürchtet. RasDesta selbst soll sich mit seiner Hauptmacht in den Hügeln der Provinz Sidamo verschanzt haben, um dem weiteren italienischen Vormarsch auf Addis Abeba Einhalt zu gebieten. Es heißt jedoch, daß die italienischen Bomben angriffe den Aufmarsch des Ras Desta gestört und seine Truppen weitgehend zerstreut hätten. Ras Desta verlor 1OVOO Mann Nach dem Heeresbericht Badoglios sind die Ita liener mit einer motorisierten Kolonne bis auf Wadera, rund 70 Kilometer nordwestlich von Negelli vorgestoßen, wobei ihnen Lebensmittel- und Materiallager in die Hände fielen. Ferner hat eine Schwarzhemdenkolonne, dem Lauf des Daua-Parma-Fluß aufwärts folgend, nach Zurückwer- fung einiger von einem griechischen Offizier befehligter abessinischer Streitkräfte Malca-Murri, 210 Kilome ter von Dolo, erreicht. Im Verlauf der von dieser Kolonne bestandenen Gefechte hatten die Abessinier 1467 Tote. Im Verlaus der Schlacht am Ganale Doria und der an schließenden Verfolgung hat der Feind nach neueren Fest stellungen 10 000 Tote gehabt. Die italienischen Verluste aa Offizieren und Hermattruppen sind gering, die Verluste der Eingeborenen-Abteilungen erreichen einige Hunderte an To ten, Verwundeten und Versprengten. Gewaltige Mengen an Waffen, ferner große Schaf- und Rinderherden, Materiallager aller Art, darunter auch eine weittragende Funkstation, wurden erbeutet. Ferner siel das persönliche Gepäck des belgischen Offiziers und militärischen Ratgebers des Ras Desta bei der Schlacht am Ganale Doria ^en Italienern in die Hände. Gesprengte Bauernkundgebung Paris, 28. Januar. In St. Brieuc hatten sich etwa 2000 Bauern versam melt, um ihren Führer Dorgeres zu hören. 500 Kommuni sten suchten die Versammlung zu sprengen und verhinder ten, daß Dorgeres zu Wort kam. Anstatt nun gegen die kommunistischen Ruhestörer vorzugehen, löste die Polizei die Bauernkundgebung auf. Die erregten Bauern rotteten sich daraufhin aber wieder auf dem Marktplatz zusammen, wo 100 Mann Gendarmen und mobile Garde die nicht er laubte Versammlung auseinandertrieben. Es kam zu wüsten Schlägereien, bei denen zahlreiche Personen verletzt wurden. Drei Bauern trugen schwere Verletzungen davon. Der Präfekt des Norddepartements hat nunmehr alle übrigen von der Bauernfront für die nächsten Tage geplan ten Veranstaltungen verboten. Roosevelts Beio überstimmt Washington, 28. Januar. Der amerikanische Senat hat das von Präsident Roose velt gegen das Gesetz über die Auszahlung der Kriegsteil nehmer-Rente eingelegte Veto mit der erwarteten Zweidrit- tel-Mehrheit von 76 gegen 19 Stimmen überstimmt. Damit ist diese Gesetzesvorlage endgültig in Kraft getreten. Meldungen in die SS-Landitzaren Rassische und körperliche Eignung Voraussetzung Wie die Landesbauernschaft Sachsen mitteilt, haben Meldungen zum Eintritt in die SS-Landscharen beim Kreis bauernführer oder Ortsbauernführer zu erfolgen. In die SS-Landscharen können alle Landjugendlichen im Alter von achtzehn bis dreiundzwanzig Jahren eintreten. Bis zum 31. Dezember 1936 ist die Höchstaltersgrenze auf fünfund zwanzig Jahre festgesetzt. Vom 1. Februar bis 30. April 1936 können ausnahmsweise auch Männer bis zum Alter von dreißig Jahren ausgenommen werden, sofern sie vor dem 30. Januar 1933 Mitglied der NSDAP oder des Stahlhelm waren. Vorbedingung für die Aufnahme ist auf jeden Fall die rassische und körperliche Eignung. Es ergeht nochmals der Ruf an alle jungen Männer des Landes, in die SS-Landscharen einzutreten.