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„Weißeritz-Zeitung" erscheint wöchentlich drei- ,nnl: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich I M. 25 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfa. Einzelne Nummern 1V Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. MHmtz-MiW. Amtsblatt Inserate, welche bei d« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirt« Inserate mit entsprechen dem Aufschlag. — Einge sandt, im reoaktionellim Theile, die Spaltenzeil« 20 Pfg. für die Königliche Umtshauptmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Verantwortlicher Redaeteur: Mut Ikhllt in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten UnterhaltungSblatt." Mit land- und hauswirthschastlicher Monatsbeilage. Änlet'all» litt* die Weibot'ib-Al'ilnnn" nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Altenberg: Buchbindermstr. Schütze, — in Frauenstein: Nadlermstr Hardt. AUsltlNt fUt Vll mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, — in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Thcu erkauf. Nr. 98. > Donnerstag, den 20. August 1891. 57. Jahrgang. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 19. August. Nach längerer Pause fand am Montag eine sehr gut besuchte Versammlung des Gewerbevereins statt, in welcher zunächst, nach Erledigung mehrerer, ein allgemeines Interesse nicht in Anspruch nehmender Eingänge, Herr Schneider meister Emil Heinrich Bericht erstattete über den am 7. und 8. Juni d. I. in Stollberg abgehaltenen Ver bandstag sächsischer Gewerbe- und Handelsvereine. Hierauf beschäftigte die Versammlung ein die zufolge Reichsgesetzes mit nächstem Jahre in Kraft tretende Sonntagsheiligung betreffender Antrag, der nach längerer Debatte endlich nach folgender von Herrn Stadtrath a. D. Bucher vorgeschlagenen Fassung genehmigt wurde: „Die übrigen Gewerbevereine Sachsens zu veranlassen, mittelst Eingabe das König!. Ministerium des Innern zu ersuchen, die in § 105b der Reichsgewerbeordnung über die Sonntagsruhe vorgeschriebene Schließung der Verkaufsläden im Handelsgewerbe, dahin Bestimmung treffen zu wollen, daß im Verordnungswege für Stadt und Dorf gleiche Schließungszeit vorgeschrieben werde, da, wenn die Wahl der Zeit den einzelnen Orts- bez. Polizeibehörden überlassen wird, große Ungleichheiten entstehen, die für die Geschäftsleute einzelner Ortschaften zum Schaden gereichen würden. Sollte dies jedoch nicht angänglich sein oder sollte das König!. Ministe rium nicht in der Lage sein, diesem Wunsche für das Königreich Sachsen zu entsprechen, beim hiesigen Stadt rath dahin vorstellig zu werden, daß derselbe bei der hiesigen König!. Amtshauptmannschaft dahin wirkt, daß wenigstens in den Städten und Dörfern des amts hauptmannschaftlichen Bezirks eine gleiche Schließungs zeit angeordnet werde." — Der 1. Theil des vor stehenden Antrags soll dem Verbandsorte Zittau zur Erledigung übergeben werden. — Schließlich beschloß man noch im Laufe der nächsten Woche eine Nachmit tagsexkursion, wenn möglich nach Rabenau-Coßmanns- dorf, sonst aber nach Schmiedeberg zu unternehmen. Zahlreiche Betheiligung, auch seitens der Frauen, wurde gewünscht. Die Bekanntmachung des Tages und der Abgangszeit erfolgt durch die Zeitung. — 19. August. Unter Verwaltung deS hiesigen Stadtrathes besteht seit 1831 eine von der verstorbenen Frau verw. Bäckermeister Schneider und deren Sohn begründete Stiftung in der Höhe von 75 Mark, deren Zinsen von 5 zu 5 Jahren zum Ankäufe noth- wendiger Schulmaterialien für arme Kinder, welche die hiesige Schule besuchen, zu verwenden sind. Schon manch' bedrängtem Elternpaar, mancher armen Wittwe ist durch diese Stiftung eine Erleichterung verschafft worden. Aber die Mittel sind nur allzu bescheiden und reichen bei Weitem nicht aus, dort helfend ein zugreifen, wo eS wirklich noth ist. Sehr erwünscht wäre es, wenn die Stiftung insoweit erweitert wer den könnte, daß es alljährlich möglich wäre, den ärmsten und würdigsten Kindern, für welche die Armen kasse nicht eintreten kann, die nothwendigsten Schul bücher zu beschaffen. Mancher schwere Seufzer und vielleicht auch mancher laut werdende Unwille gegen an sich berechtigte Forderungen der Schule würden damit unterdrückt werden können. Mit Freuden ist es darum zu begrüßen,' daß am 2. September von Seiten der hiesigen Stadtschule ein Kinderconcert zum Besten dieser Stiftung abgehalten werden soll. Zur Aufführung wird eine für den Nationalfesttag ge schaffene Komposition von Jul. Otto — „Das Vater landsfest" — gelangen. Es ist wohl zu hoffen, daß sich diese Aufführung, namentlich in Anbetracht des edlen Zweckes, eines zahlreichen Besuches erfreuen wird, und gewiß dürfte sich mancher Freund der Schule finden, der gern ein Mehr als das bescheidene Ein trittsgeld opfern wird. — Nach den alten Wetterbüchern ist der 19. August in sehr regnerischen, als in sehr heiteren und warmen (nur nicht ganz dürren) Sommern ein ent scheidender Tag. In sehr regnerischen Sommern mit bedeckten Sonnenaufgängen und fahlrothen Sonnen untergängen, mit vielen völlig wolkenbedeckten Tagen, wobei die Wolken fast stets in großen Lagern geballt erscheinen, kann man mit Bestimmtheit darauf rechnen, daß an diesem Tage eine oft durch ganz besonders schönes Wetter ausgezeichnete Pause im Regen eintritt. Selten dauert jedoch diese Pause länger als acht bis zehn Tage. In warmen und heiteren Sommern tritt, falls nicht Gewitter in größerer Zahl in der ersten Hälfte des Monats stattgefunden haben, mit dem 19. August Regenwetter, meist sogar starker Landregen ein, welcher dann, gleich dem schönen Wetter im vorher erwähnten umgekehrten Falle, acht bis zehn Tage an hält. In veränderlichen Sommern dagegen ist dieser Tag niemals von irgend einer Bedeutung für das Wetter. — Das zur Feier des Tages von St. Privat vom Militärverein im Bödichen (Friedewalde) veranstaltete Picknick war, wie wir hören, mäßig, dagegen die spätere Vereinigung in Malter sehr gut von den Vereins gliedern und ihren Frauen und Töchtern besucht. Im Bödichen hat Herr Vereinsvorstand Lotze eine auf die Feier des Tages bezügliche Ansprache gehalten. -j- Frauenstein, 18. August. Das diesjährige Vogel- und Reiterschießen der hiesigen Schützen gesellschaft war, obwohl es am Sonntag früh fürchter lich regnete, doch am Nachmittag und am Montag den ganzen Tag vom Heuer so seltenen herrlichsten Wetter begünstigt, so daß „ausnahmsweise" die Schützen dieses Jahr ihren Aus- und Einzug halten konnten, ohne die übliche Negenportion zu empfangen. Das an genehme Wetter, das nach so langer Regenzeit doppelt wohlthut, hatte sehr viele Gäste herbeigelockt. Daß Herr Braumeister Emil Ryssel ein Schütze eomme il kaut ist, bekundete derselbe an beiden Festtagen, denn am Sonntage erwarb er sich die Würde eines Vogel- und gestern die Würde eines Reiter-Königs. Der doppelten Majestät, welcher vor 8 Tagen das Vor standsamt des hiesigen Militärvereins übertragen wurde, sei ein Glückauf zur glücklichen Regierung dargebracht. — Bei der vor 8 Tagen stattgefundenen General versammlung des hiesigen Militärvereins wurde dem Fleischermstr. Albert Kaden, welcher dem hiesigen Militärverein 22 Jahre lang angehört hat (11 Jahre als gewöhnliches Mitglied und 11 Jahre als Vorstand), in Anerkennung seiner Verdienste um den Verein ein prächtiges Ehrendiplom überreicht. — Mit Genehmigung des evang.-luth. Landes konsistoriums werden während des Winterhalbjahres Abendgottesdienste eingeführt und an den Buß tagen, am Palmsonntag und am Neformationsfest die Nachmittagspredigten um 5 Uhr gehalten werden. Altenberg. Der sogen. Zweckschuß der hiesigen priv. Schützengesellschaft, mit Aus- und Einzug der Kompagnie, wird am nächsten Sonntage abgehalten werden. Lauenstein. Auf Ansuchen des Stadtgemeinde raths zu Lauenstein und mehrerer Gemeindevorstände des oberen MüglitzthaleS ist mit Genehmigung des kgl. Ministeriums des Innern von jetzt ab das Ein bringen von Nutz- und Zuchtvieh an Rindern aus Böhmen über die Grenzeingangsstelle in Müglitz für den Wirthschaftsbedarf der Bewohner der kgl. Amts hauptmannschaft Dippoldiswalde unter einigen Be schränkungen an dem ersten Freitage jeden Monats gestattet worden. In heutiger Nummer erläßt die königl. Amtshauptmannschaft diesbezügliche Bekannt machung. Dresden. Der außerordentlich günstige Erfolg, welchen der vorjährige Aufenthalt der Königin in dem Seebade Blankenberghe für das Allgemeinbefinden der Monarchin hatte, giebt jetzt, wie verlautet, die Veranlassung, daß dieselbe Ende dieses Monats sich wieder auf einige Wochen nach genanntem Kurort begeben wird. Die frische Seeluft übte im vergangenen Jahre den günstigsten Einfluß aus, wie überhaupt die dortigen Verhältnisse in ihrer wohlthätigen Wirkung auf das gesummte Nervensystem ganz dazu geeignet waren, den befriedigenden Verlauf der Kur zu unter stützen und dabei zu dem erwähnten erfreulichen Re sultate zu führen. — Prinz Georg wird in seiner Eigenschaft als Generalfeldmarschall und Generalinspekteur der zweiten Armeeinspektion (V., VI. und XII. Armeecorps) in der Zeit von Donnerstag, den 20., bis Dienstag, den 25. d. M., zum Zwecke von Jnspizirungen im Bereiche des VI. Armeecorps verweilen. Nähere Bestimmungen über die zu inspizirenden Truppentheile und über den Zeitpunkt der einzelnen Inspektionen stehen noch aus. Wie verlautet, wird der Prinz in Leobschütz bei Ratibor wohnen. Am Abend deS Ankunftstages soll ein großer Zapfenstreich sämmtlicher Musikkapellen der manövriren- den Truppentheile stattfinden. — Die Vermählung des Prinzen Friedrich August mit der Erzherzogin Louise wird voraus sichtlich am 21. November stattfinden. Kaiser Franz Josef, die sächsische Königsfamilie, sowie andere fremde Fürstlichkeiten werden der Hochzeitsfeier beiwohnen. — Die keramische Ausstellung des Gewerbe vereins zu Dresden im Gewerbehause geht ihrem Ende entgegen, da der Schluß derselben am 31. August er folgt. Gegenwärtig ist der Lotterie-Ausschuß beschäf tigt, die für die Verloosung angekauften Gewinne, so weit dies noch nicht in den Ausstellungsräumen ge schehen, im kleinen Saale aufzustellen, weshalb die in diesem bisher ausgestellten antiken Gegenstände den Besitzern wieder zugestellt worden sind. Zur Ver loosung kommen 40 Speiseseroice, 650 Kaffeeservice, 200 vollständige Waschgarnituren, 900 Vasen und Blumenhalter, 80 Bowlen mit je 12 Gläsern, 400 Figuren, 250 Biersätze, 200 Tafelaufsätze, außerdem eine große Anzahl der neuesten Luxus- und Gebrauchs gegenstände, als Leuchter, Uhren in Porzellangehäuse, Wandplatten, Palmenständer, vollständige Theetische mit Servicen, Servirtische, vollständige Waschtische u. s. w. Das Loos kostet nur 1 Mark. Meißen. Am vergangenen Sonnabend wurde hier wieder einmal ein Bäcker wegen Minderge wichts seines Brodes angezeigt. Das eine 6-Pfund<- brod wog 170 Gramm, das andere 110 Gramm weniger, als das Gewicht betragen sollte. Hartenstein. Die hiesige Sparkasse erhöht vom 1. Januar ab den Zinsfuß für alle Spareinlagen auf 3'/, Prozent. Aus dem Bogtlande. In Schöneck ist zur großen Freude der Bewohnerschaft an der Bahnhof straße der umfangreiche Bau einer Cigarrensabrik von der Firma Heinrich Koch in Bernburg in Angriff ge nommen worden und soll derselbe noch bis Ende Oktober dieses Jahres fertiggestellt werden. Dieser Bau umfaßt in drei übereinander gelegenen Geschossen mehrere große, angenehme und gesunde ArbeitS- und Aufenthaltsräume mit ausgiebiger Ventilation. Zur Erwärmung und Ventilation der ArbeitS- und Aufent- haltssäle ist von der Firma E. Kelling in Dresden eine Damps-Niederdruckheizanlage eingerichtet worden. — In Roßbach sind von einem Jltispaar, welches Junge mit Fleisch zu versehen hat, in kurzer Zeit über 100 junge und alte Hühner getödet und in ihr Ver steck getragen worden.