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. M2 ....... . D-iaer-t-^ «l. LOS. M L^U^FU ., 4. De««h« 187n. - - DtuWt Allamtiiic Zeitung. AßtrKljahLli^ 7 M. 50Ps. N-°' .Wahrheit »»d Recht, Freiheit >°d «esth!» Mit Ende dieses Jahres wird die Deutsche Allaemetue Zeituug nach mehr als vierzigjiihrigem Bestehen anshören zu erscheinen. Die BerlaaS- baudluna derselbe» hat zu verschiedene« Zeiten, namentlich während der letzten, der Zeitunaspresse überhaupt uicht günstigen Jahre, erhebliche Opfer aedracht, um da- Blatt der Sache zu erhalte», der es anerkanntermaßen mit Erfolg gedient; fle fühlt sich aber bei der unzureichenden Förderung, die ihr Bestreben gefunden, uicht verpflichtet, dies noch länger zu thun. Die Idee, au Stelle des Blattes eine größere Zeitung in Leipzig unter Betheiligung »eiterer Kreise ins Leben zu rufen, hat sich trotz des lebhaften Anklanges, dem ste auf competeuteu Sette» begegnet, bis jetzt »icht verwirkliche» laÜtü. Jude« die «erlagShaudlang den Lesern der Deutschen Allgemeine« Zeitung diese Mittheilung macht, spricht fle deuselbe«, zugleich i« Name» der Redaetion, für das dem Blatte wiitzrend seines langjährigen Bestehen- bewiesene Vertrauen wärmsten Dank aus. Telegraphische Depeschen. Posen, 2. D«c. Einer von der polnischen Grenze soeben «ingegangenen Nachricht zufolge ist durch per- sSnliche Anwesenheit deS preußischen Grenzthierarztes Kampfmann constatirt worden, daß in Warschau sowie in ganz Congreßpolen die Rinderpest immer mehr um sich greift, sodaß eine militärische Grenz sperre preußischerseitS erwartet wird. («Post».) *StraAkurg t. E., 2. Dec. Der Bezirkstag für Unterrlsaß ist heute, nachdem er die Berathung der Vorlagen beendet und der Präsident Klein den Mitgliedern für ihre Hingabe gedankt hatte, durch den BezirkSpräsidenten Ledderhose unter Worten deS Dankes und der Anerkennung geschlossen worden. * Budapest, 2. Dec. Das Oberhaus nahm unter Ablehnung sämmtlicher Amendements da- Wehr gesetz in der Fassung der Regierungsvorlage an. * Ludapest, 2. Dec. Im Unterhause wurde heute das Resultat der gestrigen Delegationswahl ver kündet; dasselbe entspricht der Candidatenliste der libe ralen Partei. Der Ministerpräsident TiSza legte einen Gesetzentwurf vor betreffend die Verlängerung des finanziellen Ausgleichs mit Kroatien auf ein Jahr. * Lom, 2. Dec. Die Deputirtenkammer wählte Spantigati und Tajani zu Vicrpräsidenten und setzte sodann die Berathung deS Budgets deS Ministeriums des Ackerbaues und Handel- pro 1880 fort. * pari«, 2. Dec. Iv der heutig«« Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Ministerpräsident Waddington, daß da- Ministerium da- Verlangt» stelle» müsse, dass tnä» 1»«Mßche> vte «m» t« de» Journalen und Vorsälen verbreite, auch hier auf der Tribüne zur Sprache bringe. ES sei im Interesse de» Lande« geboten, daß bekannt werde, wer regiere. Kein Ministerium werde sich ein Programm aufdringen lassen. Das Parlament habe sich kurz und bündig darüber zu erklären, ob das Ministerium sein Ver trauen besitze oder nicht. Sollte diese- Vertrauen kein vollkommenes sein, so werde sich das Cabinet un mittelbar zurückziehen; er verlange, daß die Kammer sich vollständigst ausspreche und ihre etwaigen Be schwerden und Angriffe hier auf der Tribüne zur Sprache bringe. Unter lebhaftem Beifall sowol aus dem Centrum wie auch von einem Theile der Linken verließ der Präsident die Tribüne. * London, 2. Dec. Dem Daily Telegraph zufolge besteht da« Unwohlsein der Königin in einer leichten Erkältung, die keinerlei Besorgnisse «inflößt. — Da» Cabinet tritt heute zu einer Sitzung zusammen. *Äus dem Haag, 2. Dec. Die H Kammer nahm heute das Budget für da- Ministerium de- Aus wärtigen an. Im Laufe der Debatte erklärte der Minister de- Auswärtigen, van Lynden, er hoffe, daß der Au-lieferungSvertrag mit Amerika demnächst ab geschlossen werden würde. Der Minister vertheidigte sodann die Handelspolitik der Niederlande und hob hervor, die günstige Lage der Niederlande sei ein« Garantie dafür, daß die auswärtigen Mächte erforder lichenfalls mit den, Interesse der Niederlande rechnen würden. Die Niederlassung Overbeck'« im Norden von Borneo habe keinen politischen Charakter. Die Re gierung sei wachsam und habe die Ueberzeugung, daß England nicht gegen den Geist des Vertrages von 1824 handeln werde. * Moskau, 2. Dec. Gestern Abend, als der Kaiser sich bereits hier befand, verunglückte ein zweiter noch unterwegs befindlicher kaiserlicher Zug durch Explosion; ein Bagagewagen wurde in die Luft ge sprengt; sieben Waggons entgleisten; Menschen wurden nicht verletzt. * Lukarest, 2. Dec. Da« amtliche Blatt veröffent licht ein Communique des Finanzministers, welches erklärt, daß die Regierung keine neue Staatsanleihe emittirm werde, und die Gerüchte, die in Betreff einer neuen Emission von HypothekarbilletS und an derer gleichartiger Effecten verbreitet worden sind, al» bö-willige und unrichtige bezeichnet. *Wsch, 2. Dec. Dir Stupschtina »ahm mit 1t » gegen »- Stimme* j» weich« sie dem Fürsten ihre vollste Ergebenheit und der Re gierung warme Anerkennung ihrer Thätigkeit ausspricht. * Kairo, 2. Dec. Da- amtliche Blatt wird in diesen Tagen den Bericht der Fiuanzrontroleure veröffentlichen. Dieselben ersuchen darin den Khedive, das Ministerium zu beauftragen, daß dasselbe ein Reglement in Betreff der finanziellen Lage seststelle, und versprechen hierzu ihre Beihülfe. Dieses Regle ment soll dann der Liquidationscommission, wenn die selbe bis dahin zusammengetreten ist, unterbreitet werden, andernfalls empfehlen die Controleure, mit der Aus führung des Reglements bezüglich der Gläubiger, welche ihre Zustimmung erthcilt haben, zu beginnen. Weiter verlangen die Controleure, daß der Finanzminister das Budget zur Einsicht vorlege und zwar den Voran schlag der Einnahmen wie der Verwaltungsausgaben für das Jahr 1880, um daraus einen Ueberblick zu gewinnen, welch« Ueberschuß sich für die eonsolidirte Schuld al- verfügbar «gebe. * Washington, I. Dec. Die Staatsschuld der Vereinigten Staats hat im Monat November um 800000 Doll, abgenommen. In der Staatskasse be fanden sich ultimo Novemb« 207,218000 Doll, ia Metall. Die Friedensepoche. ---Leipzig, 3. Dec. E- ist jedenfalls eins der dankbarsten Geschäfte der TageSpreffe, alle Anzeichen zu sammeln, welche auf eine Befestigung deS allgemei nen Frieden-, auf eine Belebung des Verkehrs und eine Sicherung der Wohlfahrt der Völker hindeute«. Wir haben uns diesem Geschäft stet- mit größter Freude unterzogen. Um sp tröstlicher ist e« uu», einer solchen Friedensstimme auch in einem Blaste zu begegnen, daö durch seine notorischen Beziehungen zu diplomatischen Kreisen eher als manches andere in der Lage ist, in die allgemeinen Staatenverhältniffe eine» Einblick zu erhalten. Unter der Uebrrschrift „Di« FriedenSepoche" bringt die -Post» eine» Artikel, worin sie zuerst die FriedenSepoche von 1815—48 schildert^ die, nach außen zumeist nur die Frucht einer allgemein nen Erschlaffung, nach innen durch Unterdrück»»»- der Dölkerfreiheit getrübt worden fei. Dann fährt fle sort: Diese FriedenSepoche, au« der da« Wort Reaction in seiner heutigen Bedeutung stammt» ging mit der Regierung de» dritten Napoleon zu Ende. Halb ihr Zerstör«, halb ihr Bewahr«, ist da« pvaitr Kaiserreich bet dem «er» ter Zerstörung dieser Epoche selbst zu Grunde gegangen. Da« Europa der Verträge von 1815 existirt nicht mehr. Ein neues Europa hat sich gebildet. Die Frage war uur bis vor kurzem, ob die momentane Lage der europäische» Staaten ein bloßes Augenblick«bild in einem noch nicht ge schlossenen UmwandlungSproceß barbiete, wie e« solch« früh« eine ganze Reihe gegeben. Seit den Wiener Sep- tewbertagen von 187S, die als ein herrschende« Monument Per europäischen Zukunft immer höher emporragen werden, ist diese Frage gelöst. Die deutsch-österreichische Freund schaft, welche in diesen unvergleichlichen Tagen geklart und befestigt worden, bildet den Kern de» Beharren«, um wel chen die bi« dahin beweglichen Atome der europäischen Laar sich mit unerschütterlicher Festigkeit krhstallifiren. „Ich bm nach Men gekommen", soll Fürst Bismarck gesagt haben, „um mit Hülfe meine« Freundes Andrässh eine Magnet nadel zu finden, »selche alle Friedenselemente anzicht und zusammenhält." Die «Post» bescheidet sich, in den authentischen . Berliner Briefe. O Lerlin, im November. In KönigS-Wusterhausen, wo Friedrich Wilhelm I. sich ein stattliches Jagdschloß Lauen ließ, wo er, wenn ihn die böse Gicht plagte, seiner Liebhaberei als Maler fröhnte und die meisten der dort aufbewghrten Gemälde mit der Inschrift: „pinxit in tormentw" eigenhändig versah, wird alle Jahre «in stattliches Jagdfest abgchalten, welchem dies mal auch der Kaiser beiwohnte. Dann herrscht in dem stillen Städtchen rege-Leben, wenn der kaiserliche Extrazug in 30 Minuten auf der Görlitz« Bahn die hohen Gäste von Berlin hinüberführt. Die alten Zeiten de» sparsamen, strengen Soldatenkönigs wurden diesmal wieder wach, denn e- wurde eine Sitzung de alten, berühmten Potsdamer TabackScollegiumS in optima korwa rrfieuert. In dem einen alterthümlichen Saale hielt uns« Kaiser mit seinen Gästen am Abend vor dem Aufbruch zur Jagd ein solches heitere» Col legium ab. Man rauchte, wie damals, au» langen Thonpfeifen, trank aus den mächtigen Humpen den «dein Gerstensaft, der freilich besser gebraut war wie das damalige berliner Dünnbier vom Jahre 1720, und mochte vielleicht inmitten der heitern Stimmung an den alten, dicken Spaßmacher Gundling denken, der die heitere Tafelrunde deS alten Soldatenkönigs so belebt zu machen wußte. ES ist ganz bewunderungs würdig, wie frisch, ich möchte sagen verjüngt unser Kaiser stets von diesen Iagdausflügen, die doch manche Strapazen mit sich bringen, zurückkehrt. Kaum von solchem AuSfluge heimgekommen, findet er noch Zeit, auch der Kunst sein Augenmerk zuzuwenden. Die be- rühmte Adelina Patti mit ihrem Gatten, dem weniger berühmten Nicolini, konnte sich zweimal im Opernhause der Ehre des kaiserlichen Besuches rühmen. Ich glaube, die Initiative des Kaisers hat das meiste dazu beigetragen, daß die Berlin« die Patti in diesem Jahre wieder hören konnten. Das Angebot von 10000 M. für jeden Abend «ar dem General- intendanten anfangs doch zu kolossal, um darauf ein zugehen. Erst als im vorigen Winter dem Director Bial vom Kroll'schen Theater da- Wagniß mit d« Patti glückte, konnte man mit ziemlicher Gewißheit daS Facit ziehen, daß die berlin« donne sooiet6 doch nicht so miserabel arm fei, um nicht eine solche kolossale Summe zu erschwingen. Bial machte an drei Abenden ein gewagtes, aber doch profitables Geschäft, und ein solches hat auch diesmal bei dem biSjetzt dreimaligen Auftreten die Generalintendanz gemacht. Am ersten Abend, als die Patti die Traviata sang, kamen 15000 M. ein, der zweite Abend, an welchem „Lucia" gegeben wurde, blieb nicht hinter dieser Einnahme zu rück. Da eS nun durchaus zum bon ton gehört, die Diva gehört zu haben, so kann sich daS rentable Ex periment noch öfters erneuern. Aber im Interesse all« hart mitgenommenen Portemonnaie» darf die Göttliche nicht wieder heiser werden wie da» zweite mal, wo die „Lucia" angesetzt war und wegen dieser fatalen Heiserkeit vom Repertoire abgesetzt werden mußte. Denn wer gelangt heutzutage noch zu Billets zn dem reellen, an sich schon so hohen Tagespreise? Durch die Hinterthüren gelangen nur wenige Bevorzugte und leider da» Gros der Billethändlcr. Diese modernen Harpyien förderten mit größter, schon an Frechheit gren ¬ zend« Seelenruhe für einen Parketsitz bi» 150 M. und sie fanden auch für diesen horribeln Preis willig« Abnehmer. Und nun denke man sich eine abgesagte Vorstellung, zu der Leute von außerhalb mit Kuri«, zügen herbeigekommen waren, um vor dem stockfinstern Opernhanse die unangenehme Entdeckung zu machen, daß sie einen schauderhaften Reinfall «lebt hatten! Wer aber so glücklich war, die Patti zu einem weni ger unverschämten Preise und unberührt von all«» Reise- und Geldfatalitäten zu hören, der wird diese» Lei oanto sein Leben lang nicht vergessen. Die Zei tungen haben sich die übrigen» wenig galante Mühe gegeben, den Taufschein d« Patti auSzuspüren. Rach diesen» Scheine hat die große Sängerin nicht in eine« stillen Thäle bei Hirten, aber in ein« kleinen italie nischen Stadt da- Licht dies« für sie so schönen Welt erblickt, und nach demselben steht sie in einem Alt«, wo die Frauen im Hochsommer deS Leben- nach dem Ausspruche der meisten Kenner am interessantesten zu sein pflegen. Spuren der Ermüdung zeigt diese g«- radezu phänomenale Stimme nicht. An blendendster Technik in den allerschwersten und allergewagtesten Coloraturen, Cadenzen und Fiorituren überragt fle alle jetzt lebenden Sängerinnen, und geradezu univer sell steht sie da in der dramatischen Behandlung de» Gesanges. Die Violetta, die Lucia, die Rosina und die Gounod'sche Margarethe sind gewiß weibliche Ge gensätze von ganz diametral auSeinandergchend« Art, und doch, wie versteht eS diese prims Donns »88o- luts, einem jeden Charakter da- ihm eigenthümliche Colorit zu geben, des Componisten geheimste Inten tionen in ihnen darzulegen. Sie, die sich im Leben