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Dienstag. 17 26. Februar 1861. Erscheint . .ZMmßerch-Zeüung.HL Amts- und Anzeige-Matt der Königtichell Gerichts-Ämter Ulld Stadtrathe zu Dippoldiswalde, Fraucnsteia und Altenberg. Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Altenberg. Wir wollen nickt unterlassen, hier nochmals zu bemerken, daß der bisher am Montag nach Oculi in unserer Stadt abgehaltene Jahrmarkt mit Genehmigung der königlichen Kreisdirection wegen des in dieser Jahreszeit in unserer Gegend zumeist noch staltfindenden starken Winters aufgehoben worden ist, daher künftig nicht mehr abgehalten werden wird. Fürstenau. Eine Gesellschaft hat die hiesigen, unweit des Mückcnthürmchens gelegenen, Zinngruben St. Johannes und Thomas erworben, um dieselben mit Aufwendung eines Kapitals von 12000 Thlrn. rationell auszubeutcn. Nach dem im Druck erschienenen Prospekte kommt dem Werk der Centner Zinn nickt höher als 30 bis 35 Thlr. zu stehen, während der Verkaufspreis jetzt ungefähr 47 Thlr. beträgt und man rechnet jährlich 200 Centner zu gewinnen. Außerdem hat man neuerdings noch einen Blei- und Silbererz führenden Gang aufgeschlossen, der im Centner 28 bis 42 Pfund Blei und 19 bis 58 Hundcrtthcil Pfund Silber enthält. Dresden. Am 22. Febr. beendigte die 1. Kammer die Berathung über das Gewerbegesetz und nahm dasselbe bei der Abstimmung mit 62 gegen 5 Stimmen an. — Die Regierung hat den Entwurf einer Kirchen ordnung wieder zurückgenommen. Dresden. Nackdem vor wenig Jahren der größte deutsche Bildhauer, Meister Rauch, seinem körperlichen Leiden unterlegen war, rüste am 21. Februar früh 6 Uhr der unerbittliche Tod mitten im rastlose» Schaffen auch Denjenigen ab, der nach ihm unbestritten für den größten Meister der deutschen Bildhauerkunst galt. Ernst Rietzschel, am 15. December 1804 zu Pulsnitz geboren und seit 1832 Professor an der Kunstakademie zu Dresden, schon seit längerer Zeit an Lungenschwind sucht leidend, entschlief sanft nm Vorabende desselben Tages, an welchem die von ihm modellirten Statuen von Luther und Wiclcf, welche für das von ihm entworfene großartige Lutherdenkmal zu Worms bestimmt waren, in Dresden öffentlich ausgestellt werden sollten. Unter seinen zahlreichen herrlichen Schöpfungen erwähnen wir nur die berühmte Göthe-Schiller-Grnppe zu Weimar, die Statue Lessings in Braunschweig, die Statue Webers in den Promenaden hinter dem Dresdner Hoftheater, die herrliche Gruppe „Marie weinend bei der Leiche ihres Sohnes" in der Friedcnskirche zu Potsdam, wo von sich ein Gypsabguß im Museum zu Dresden befindet, ein Meisterstück, welches durch den Adel und die Naturwabrheit seiner Gestalten von tiefergreifcnder Wirkung ist. Ferner sind die Statuen Göthe's, Schiller's, Gluck'S und Mozart's am Theater zu Dresden, die Büste König Antons in Friedrichstadt, die Statue Friedrich Augusts im Zwinger von Rietzschel. Meerane, 21. Febr. Hente früh hat eine Fran, die verehelichte B., und zwar, wie nach den bis jetzt gemachten Erhebungen anznnehmcn ist, in einem Anfall von Geistesstörung, hervorgerufen durch unglückliche Familienvcrhältnisse und wohl auch eigene Schuld, das eine ihrer beiden Kinder, cirea ein Jahr alt, in dem Dittrichsbacke hier ertränkt, und dann den Versuch gemacht, auf dieselbe Weise sowohl sich, als auch ihrem zweiten Kinde, das Leben zu nehmen, woran sie aber noch rechtzeitig durch herbeigekommene Leute gehindert worden ist. Die sofort eingeleitete Untersuchung wird erst noch Näheres über die Motiven zu der traurigen That festzustellen haben. Oesterreich. Hier ist noch immer wenig Aussickt auf Besserung der bisherigen mißlichen Zustände des Landes vorhanden. Zwar ist der bisherige, jeder Re- formbestrebung abholde, Präsident des Staatsministeri ums, Graf Rechberg, dieser Stellung enthoben und vom Kaiser zum Minister des Auswärtigen ernannt worben. Dagegen ist dem Erzherzog Rainer die Prä sidentschaft des Staatsministeriums übertragen worden, was im Publikum große Unzufriedenheit erregt Hal. Man fürchtet, daß auf diese Weise der Staatsminister von Schmerling mit seinen konstitutionellen Bestrebungen wenig wird aufkommcn können, da die kaiserliche Familie entschieden gegen die Einführung einer konstitutionellen Verfassung in Oesterreich ist, indem sie durch dieselbe die Macht deö Kaiserthums gefährdet glaubt. Die Stimmung in Ungarn wird immer bedenklicher. Die meisten Comitatsbchörden verlangen, daß die Gesetze von 1848 wieder ihre volle Geltung erlangen. In Pcsth, der Hauptstadt des Landes, Haven die Vertreter des Comitats in einer an den Kaiser erlassenen Adresse erklärt, daß nur Gewalt, nicht eigner Entschluß die Vertreter des Comitats von dem legalen Standpunkte verdrängen und nur eine rückhaltslose Rückkehr auf den verfassungsmäßigen Boden König und Vaterland noch retten könne. — Neueste telegraphische Depesche» melden, daß der ungarische Landtag »ach Ofen berufen werden soll. Als Zweck wird angegeben: Feierliche Einweisung und Krönung des Königs, Erlaß des königlichen Juaugural- DiplomS und Palatinalwahl. — AuS Paris schreibt man: Dem Vernehmen »ach beabsichtigt die österreichische Regierung demnächst den Belagerungszustand über Ungarn zu verhängen, namentlich die Städte Komorn, Arad, Peterwardein, Temesvar und Ofen in Be lagerungszustand zu erklären. (?)