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Dresdner Journal : 23.02.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-02-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186902236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18690223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18690223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1869
-
Monat
1869-02
- Tag 1869-02-23
-
Monat
1869-02
-
Jahr
1869
- Titel
- Dresdner Journal : 23.02.1869
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MMxmrnlspreistr n> tritt MrUad L rkir. 8d-wo«l-«KIU»r. »u»»ert»»Id a«> kiorää. «uock«» ?«tt unä Stomp« I»a»eöl»L lüoia. -»drliok- erUr-«xr ^M.rlivk: 1 .. 1» „ Uoimiüok:— „ 1b „ Linrelu« dtummcru: 1 „ Lnscrütrn-rrls«: ktir äco 8»um einer ^s»p»lteu«li 2eil«: 1 K^r. Vater „Lioeesauat" äie Teile: 3 K^r. erscheint«: IHlllck, mit Xu,o«kw« äer 800a nnS r-l-rt.««, ^benäe Mr äen kolxenäe» Dienstag, den ZS. Febrnar. —— i — - ' —— * Ik" Dres-imKimml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. 1869. Sastraienannahmt auswärts: K». veLnoerirrei,, OvolioieeloaTr <Ie, vre»<in»r aoure»I»z eirenäel.! H. Kuoris, 1'vnri 1'oer; ULmkar^-IeriiL* Vi,ll-L«ipiix-8»-ei-rr»oicturl »H.: L VvanLe, Neriin. Onopive selis tNiatiö., Ua^«>tLv«L'> Nureen, Kvour.?» ^o-sin Ursweoi L. 8cni.orr»t 8r„I»a: v. Lriiroiiü'o Xnnonceukure»», F^xeL, L i^exvxv! kr»n>ctnrt ». H.i ^^eoxe'eelie UttcöU.; Lei»! 8/loxilx», k»rr»: IltVLi, l.xrr>rx, Itvi-i-ixn L i o., (8, ?Iite, ä« I» Luuree); krex: k'» Lmil-rc«'» Uuehl»., Vie»: äa. Orrel.1«. Hrrausgebrr: KLoixt. Lipsältioo äe» l>rs»<iner ^oornal«, vreeäeo, Llerienrtr»»», di» 7. —.— Amtlicher Theil. Dresden, 22.Februar. Seine Majestät der König haben Sich gestern A cnd !L7 Uhr nach Leipzig be geben. Seine Durchlaucht der Erbprinz zu Hohen- zollern-Sigmaringen ist gestern früh 4Uhr, Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin heute Nachmittag 3 Uhr nach Berlin abgereist. Bekanntmachung. Die dießjährigen Aufnahmeprüfungen der an gemeldeten oder noch anzumeldenden Aspiranten für das Königl. Sächs. Cadetten-Corps sollen den 31. März beginnen. Für die Anmeldung der Aspiranten, für deren An sprüche auf Cadctten- oder Pensionärstellen und für die bei erfolgter Aufnahme in das Cadettcncorps zu leistenden Erziehungsbeiträge rc. ist das von Sr. Ma jestät dem König unter dem 22. dH. bestätigte Regu lativ für das Königl. Sächs. Cadetten-Corps nebst UebergangSbestimmungen «maßgebend. Der gedruckte Auszug aus dem nur erwähnten Re gulativ, sowie gedruckte Schemata zur Anfertigung der nothwendigen Nationale sind durch die hiesige Buch handlung von C. Höckner käuflich zu beziehen. Dresden, am 28. Januar 1869. Kriegs-Ministerium von Fabrice. Nichtamtlicher Theil. Uebersickt. TageSgeschichte. Berlin: Vom Bundcsrathe. Ver handlungen des Abgeordnetenhauses. Tagesbericht. — Bremen: Nordpolexpedition. — München: Kammerverhandlungen. — Erlangen: Bürgermei ster wiedcrgewählt. — Stuttgart: Eröffnung der evangelischen Landcssynode. — Karlsruhe: Der Großherzog krank. Processe.— Wien: VomReichs- rathe. Vermischtes. — Prag: Tagesbericht. — Triest: Fregatte in die Luft geflogen. — Pesth: Anncelieferungen. Verhandlungen mit Serbien. — Agram: Majestäten erwartet. Auszeichnung. — Pa ris: Tagesbericht. Aus Monaco. — Brüssel: Aus demScnate.— Florenz: Kammerverhdlgn. Broschüre Ullor's. — Rom: Verhaftung. — Madrid: Von den CortcS. Aus Havana. — London: Tagesbericht. --Stockholm:Verhaftung. Excesse. —Warschau: Stegierungsmaßregeln. — Konstantinopel: Insel Symi besetzt. Diplomatisches. — Bukarest: De menti. Proccß. — Athen: Ruhe nicht gestört. Räubcrunwesen. Ministerielle Proclamation. Telegraphische Nachrichten. Kremen, Sonntag, 21. Februar. (W. T. B.) Die Nordpolcxpcdition des Dampfers „Bienen korb" ist heute Morgen von Bremerhafen aus in See gegangen. (Vgl.'unter „Tagcsgcschichte.") Wien, Sonntag, 21. Februar. (Tel. d. Bob.) Die Katastrophe der Fregatte „Radetzky", Capi- tän Daufalik» (vergl. die „Tagcsgcschichte" unter Triest) bestätigt sich. Bisher wurden 1 Lieute nant und 20 Äiann auSgesischt. Triest, Sonntag, 21. Februar. (Corr.-Bür.) Eine Deputation der Gemeinde Lissa bat den Ort besucht, wo der Dampfer „Radeyky" verun- glückte; dieselbe meldet: von 364 Mann der Be mannung haben sich nur 23 durch Schwimmen ge rettet. ES geht das Gerücht. daS Unglück sei da- dadurch entstanden, daß in dem Kohlenmagarine Feuer ausbrach, welches sich unbemerkt der Pul verkammer mittheilte. Paris, Sonntag,21.Februar, Abends. (W.T.B.) Die Rcqicrunflsblätter sprechen sich über dic Erklä rungen deS Ministers Fröre-Orban im belgischenSe- nate anläßlich der Berathung deS Eisenbahnge- setzes (vgl. die „Taaesgcsckicdte" untcr Brüssel) sehr kühl aus. Die „France" sagt: Um unser Miß ¬ trauen zu verwischen, sind Tbatsachen nöthig, nicht Worte. Die „Patrie" findet, daß die Situation dieselhe wie bisher sei und daß das Recht der Ost bahngesellschaft unverändert bleibe. Der „Public" betrachtet die Erklärungen deS Ministers als einen Rückzug. Der „Etendard" schreibt: Angesichts der ern sten Situation auf Cuba hat die Fregatte „Se- miramiS" Befehl erhalten, sich zum eventuellen Schutze der französischen Staatsangehörigen dort hin zu begcben. Konstantinopel, Sonntag, 21. Februar. (Corr.-Bür.) Aus Athen vom In. d. M. wird ge meldet: Der König wird den Peloponnes bereisen. — Alle Jnsurgentenchefs auf Kandia haben sich erbeben. — Die Wahlen wurden suSpcndirt. — Die Eisenbahn vom PiräuS nach Athen wurde dem öffentlichen Lerkehre übergeben. — Die Ruhe in den Provinzen wird nicht als gesichert betrachtet. Konstantinopel, Montag, 22. Februar. (W. T B.) Alle türkischen Häfen sind den griechischen Schiffen wieder geöffnet und die Maßregeln gegen die Untrrthanen griechischer Nationalität auf- gehoben worden. Athen, Sonntag, 21. Februar, Abends. (W.T. B.) Heute bat der König daü Decret unterzeichnet, welches die Kammern aüflöst. Die Neuwahlen sind für Anfang Mai anberaumt worden. New-Aork, Sonntag, 21. Februar. (W T.B., Kabcltclegramm.) Das Repräsentantenhaus hat mit 140 gegen 33 Stimmen den Senatsbeschluß, be treffend daS unbeschränkte Wahlrecht der Farbi gen, angenommen. In Mexico sind Aufstände auSgebrochen. Ne grete hat Puebla überrumpelt. Aus Cuba wird gemeldet, daß viele Jnsur- gentenhaufen die Waffen gestreckt haben. Tagesgtschichte. * Berlin, 20. Februar. An den in vorlgcr Num mer gebrachten Mittheilungcn über die Zusammen setzung der Ausschüsse des Bundcsraths des Nord deutschen Bundes tragen wir heute nach dem „St.-A." noch Folgendes nach. Es wurden für die diesjährige Session gewählt in den Ausschuß für die Geschäfts ordnung: der Präsident des Bundeskanzleramtes, wttkl. Geh. Nath Delbrück, der königlich sächsische Staats- ministrr Freiherr v. Friesen, der fürstlich schwarz- burgsche Staatsminister v. Bertrab; m den besondern Ausschuß für die Gewerbeordnung: der Präsident des Bundeskanzleramtes, wirkt. Geh. Rath Delbrück, der königlich sächsische Ministerialdirector, Geh. Rath vr. Wcinlig, der großherzoalich mccklcnburgsche Staats minister v. Bülow, der fürstlich reußische Staatsmink- ster v. Harbou und der Hamburgsche Bürgermeister vr. Kirchcnpauer. Dieser letztere Ausschuß hielt heute eine Sitzung ab. — In dem Entwurf des Etats der Postverwaltung des Norddeutschen Bundes für 1870 sind, der „N. A. Ztg." zufolge, die Einnahmen auf 21,970,170 Thlr. (75,640 Thlr. weniger als für das Vorjahr), die Ausgaben auf 21,586,899 Thlr. (89,608 Thlr. mehr als für das Vorjahr) veranschlagt. Es bleibt also ein (Überschuß von 383,271 Thlr. Unter den Einnahmen sind auf das Briefporto 16,817,120 Thlr., auf das Pcrsoncngeld 3,068,900 Thlr, auf die Gebühren für die Bestellung von Postsendungen am Orte der Postanstaltcn 421,350 Thlr., und auf die Gebühren tür diese Bestellung im Umkreis der Post- anstalten 671,870 Thlr. gerechnet. — Das Staats ministerium trat heute unter Vorsitz des Minister präsidenten Grafen v. Bismarck Schönhausen zu einer Sitzung zusammen. — Die Eröffnung der Vorberathung des Entwurfs der Kreisordnung feiten der hierzu eingcladenen Mitglieder des Herrenhauses, wird heute Abend unter Vorsitz des Ministers des Innern statt- finden. — Die amtliche „Wiener Zeitung" berichtete untcrm 16. d., daß die kirchlichen Altcrthü- mer des Welfenschatzcs, welche zumeist „aus dem Dome zu Braunschweig und der Michacliskirche zu Lü neburg stamm, n", inr kaiserliche« Musenm zu Wien zeitweilig für Kunstfreunde ausgestellt seien. Die mi-' nisterielle „Nordd. Allg Ztg." b merkt heute au her vorragender Stelle zu dieser Nachricht: „Wir möchten den Ncchtsgrund kumcn, nach welch m diese ausgestell ten Schätze und Alterthümer der Kirchen eines Landes In den fürstlichen Privatbesitz gelangen konnten. Bis jetzt sind die Altcrttümer der Kirchen wohl noch nic- Nrals als Privalbcsitz eines Souveräns betrachtet wor den. Sollten unter den ausgestellten kirchlichen Altcr- thümern sich auch Knnstgcgcnslände b-finden, welche dein WZfinrnusevm zur Aufstellung von Kirchengcmcin- dcn über wies, n waren, so ist >s selbstverständlich, daß diese Gegenstände nickt im Privaibtsitze ecs Königs Georg verbleiben können, sondern den Kirchen zurück- aegcben werden müssn." — Bei den Consistorien waren Zweifel darüber entstanden, ob bei den Wahlhand lungen zur Ergänzung der Genreindckirchcnräthe dem Vorsitzenden Pfarrer unbedenklich ein eigenes Siimm- pecht bcizumcsscn sei. Auf betreffende Anfrage hat, der „V.ss. Ztg." zufolge, der evangelische Oberkirchenrath 'diese Frage jetzt bejaht, da der Pfarrer nicht außerhalb, 1vcnn auch über der Gemeinde stehe, ihm also auch Rechte nicht versagt werden könnten, welche jedes ein fache Gemeindeglicd genieße. Dagegen ist die Mei nung einzelner Prediger, daß ihnen bet Stimmengleich heit in solchen Wahlhandlungen eine Schicdsstimme zu- stche, vom Oberkirchenrathe als irrig verworfen wor den. — Aus Ostfriesland, wo bekanntlich zahlreiche Wünsche für den Anschluß dieses Landestheils an die Provinz Westfalen laut geworden waren, sind jetzt auch eine Anzahl Petitionen gegen diesen Uc Hergang von der Provinz Hauncvcr an die Provinz Westfalen der Staatsrcgiernng zugcgangen. Wie sich ergeben hat, sind letztere Petitionen von der sogenannten particula- ristischcu Partei ausgcgangen. — Der Transport dampfer „Rhein" ist am 1. d. Mts. in Kiel am her Dienst gestellt. — Bei der mit der in England er bauten Panzerfrcgattc „König Wilh.lm" abgehal- tencn Probefahrt hat dieselbe 14,7 Knoten gelaufen. — In der heutigen Sitzung des Abgeordneten hauses bildete den ersten Gegenstand der Taacserd- nung die Cchlußberathung über den aus dem Herren- Hause zrnückgckommcncn Gcs.tzcntwurf, betr.ffeud die. Uebereignung des Dotationsfonds der Hilfs kassen an die provinzial- und communalständischcn Verbände der 8 ältern Provinzen der Monarchie. Das Herrenhaus M bekanntlich dw Fassrntg der Regierungs vorlage wiederhergestcllt; die Referenten Abgg. v. Brau- chitsch (Flatow) und Twesten schlagen ein Compromiß vor, welches darin besteht, dem Gesetzentwürfe einen neuen § 3 hinzuzufügcu welcher lautet: „Nach der im Art. 105 der Versa ssungsurkundc vorgesehenen neuen Organisation der Provinzen und ihrer Vertretungen werden denselben die Bestände der Hillskassen im Wege der Gesetzgebung übcrwi.sen." Abg. v. Brauchilsch empfiehlt die Annahme dieses Com- promisses; es werde dadurch die Absicht des damaligen Hover- bcck'schen Antrags erreicht, daß durch dieses Gesetz dem Ueber- gange dieses Vermögens aus die neu zu orgamsilendcu Provin zialverbände keine Schwieri keilen bereitet werden möchten. Redner erläutert darauf die EntvehungSgeschichie des Art. >05. Abg. Twesten: DaS Gesetz werde gegenüber der reichen Dotation der Provinz Hannover wenn befriedigen; nichtsdesto weniger empfehle eS sich, dasselbe anzunehmen. Durch den neu vorgeschlugenen 8 8 sei ein Hindernis! beseitigt, welches später vielleicht gegen die Ueberlrazung deS Vermögens auf die neu zu bildenden Verbände erhoben werden möchte, obgle ch die künftige Gesetzgebung auch ohne einen solchen Vorbehalt über das Vermögen der jetzigen provinzial- und communalständischen Verbände, wie über das jeder andern Corporation bei deren Aufhebung zu gleichartigen Zwecken verfügen könne. Nach der Verfassung „sollen G.setze erlassen werden, welche die Vertre tung und Verwaliuna der Gemeinde, Kreise und Provinzen näher bestimmen". Die Sache sei endlich in Fluß gekommen, man sei dadurch veranlaßt, bei dieser Gelegenheit die Siaats- regierung zu erinnern, daß Art. >05 noch seiner Ausführung harre. Der Minister des Innern Graf ru Eulenburg empfiehlt Ablehnung des § 3; derselbe sei übeiflüisig, insvsern damit das Recht der Eigenlhum?Übertragung gewahrt weiden solle; dage- gen verhindere er das Fortbestehen besonderer Specia'sondS, die es vielleicht auch bei der neuen Organisation der Provin zen sich empfehle, einzelren LandeStheilin zu übe. taffen, welche dieselben bei etwaiger Ausscheidung aus dem bisherigen Pro- vinzialveiband in den neuen übermhmen wüiden lz. V. die Grafschaft Hohnstein leim llebergang von der Prov in Hanno ver an die Provinz Sachsen'. De, § 3 p,äjuoir>re d.r künf tigen Vermög'Nsauseinauderietzunj zwischen Prov nzial und Communalverbänden und löse eine lheoict.scheFront lob näm lich künstig noch besondere Communalverbäude fortbestehen tol lens vorweg, die eine viel liefere Erörterung erheische. Das HauS würde, wenn durch seinen Beschluß daS Ge etz mch» zn Stande komme, den Dank der alten Provinzen sich schwer! ch verdienen. Abg. Frhr. v. Haverbeck weist aus die Widerspruche in der Rede des Min sters hin; die Bereitivill gkeit, den Piovin- zen ru helfen, drücke das Haus durch Annahme des Antrages der Referenten ans, obwohl ihm die Zustimmung ru demselben schwer falle. Wenn das Henenhauo an Z r solchen Anstoß nehmen sollte, um das G setz fallen zu lassen, so möge es die Verautworin g vor dem Lande traieu. Abg. Frhr. v. Palvw tritt sü das wohlerworbene Recht der communalständischen Verbände ein, deren Dauer die P o- Mnzial und SlaatSverfassung um Iah,Hunderte üb,rtreffe, und welches durch Z 3 verletzt werde; man muffe denn auch den communalständischen Verbänden ihre Kriegsschulden abnehmen. Um ein dloses Cvmpelle auszuülnn, dürse man eines solchen Eingriffs in wedle,worbene Rechte sich nicht schuldig machen. Abg. v. Kardorsf kann die Bedenken des M nisters uud des Herrn v Patow nicht theilen; es werde durch § 3 der spätern VermöaenkauScinanderletzung zwischen Provinzial und Communalverbänden nicht prajudiciri; er schiebe die Verant wortung dem Herrenhause zu. Abg. Scharnweber lullet die R gTrung, dem Gesetze in der Fassung deS Referenten zuzustimmen; die co serva ive Par tei habe ein viel größeres Julereffe am Zustandekommen des Gesetzes als die liberale; die Besorgn ffe, die aus 8 3 hergelei- M würden, könne er nicht theilen. Abg. Gras Schwerin: Er könne nicht begreifen, welches Interesse daS Land daran habe, dajj der Gesetzentwurf in die ser Session noch zu Stande komme. Bei der neuen Organisa tion der Provinzen würde sich eine anderweitige Abgrenzung empfehlen, dann wäre im Gesetze selber der Uebergang der VermögcnSantheile zu oidnen und nicht erst künftiger Ausein andersetzung vorzubehalten; käme das Gesetz in dieser Session nicht zu Stande, so sei laS e n v el zu geringer Schaden, als daß v-.ele andere Gesetze gar nicht einmal zur Vorlage kämen. (Sehr gut.) Referent Abg. v. Brauchilsch Protest rt gegen den Vor wurf des Abg. v. Patow, daß § 3 einen Rechtseingr ff ent halte; ders.lbe rübre wohl von seiner Vorliebe für d e Com- munalstände der Niederlausitz her. Ein Gesetz sei nicht der Ort, ein Monilorium an die Slaalsregierung zu richten. In der Spccialbcrathung werden ohne Debatte die Kß I und 2 mit großer Majorität angenommen, des gleichen § 3 und das ganze Gesetz, welches infolge der Annahme des tz 3 an das Herrenhaus znrückgeht. Es folgt darauf die rachträgllche Abstimmung über die Amendements von Richter und v. Bötticher zu § 14 des JndigcnatsgesetzcS. Leide weiden mit sehv^roßcr Majorität genehmigt, desgleichen der so abzeändcrte § 14 und ebenso das ganze Gesetz. —Die Novelle zur Fischerciordnung für den Regierungsbezirk Stralsund, vom 30. August 1865, wird in der Fassung des Herren hauses en bloo genehmigt, nachdem Referent v. Bötti cher auf die Bedeutung der von Duncker und Harkort empfohlenen Nolhhäfen, Abg. Harkort auf die Noth- wcudigkcit der Revision des Eisenbahngesetzes mit Rück sicht auf den Transport von Fischen, und Abg. Schmidt (Stettin) auf die bedauerliche Lücke in den noblen Pas sionen unsrer Aristokratie im Gegensatz zur englischen hingewicsen, welche letztere eine sehr heilsame Vorliebe für Meer nnd Fischfang habe. Unter Heiterkeit des Hauses bittet der Justizminister um die Erlaubniß, noch ein paar Gesetzentwürfe einbringen zu dürfen. Der erste derselben betrifft die Einführung kürzerer Ver jährungsfristen im Bezirke des Appellationsgcrichls zu Frankfurt a. M. durch (Übertragung der Verordnung vom 6 Juni 1845. Es wird Lchlußderathung beliebt; zum Referenten wird Abg. l)r. Kugler (Frankfurt) er nannt. Der zweite Gesetzentwurf betrifft das Civil- proccßverfahrcn im Geltungsbereich der Verord nung vom 24. Juli l867 (Appcllationsgerichte Kassel, Kiel und Wiesbaden); den aus dieser Verordnung her- vorgegangencn Uebclständcn soll dadurch abgcholfcn werde«. Es wird Schlußbcrathung beliebt; die Er nennung des Referenten bleibt vvrb.hrlten. Ohne De batte wird der Gesetzentwurf, betreffend die Ausgabe Feuilleton. Musikalische Literatur. Eduard Devrient s (Leipzig bei Weber) erschienenes Buch „Meine Er innerungen an Fe lixMendelssohn-Bartholdy und feine Briefe an mich " gübt eine so erscköpftnde und biographisch wcrthvolle Ergänzung zu „Mendels- sohn's Briesen", daß die bisher fehlende umfassende Lebcnsgeschichte dieses Tonmeisters, dessen Werke uns so klar das Streben und Schaffen seines Geistes aus- sprrchen, wohl kaum nrch vermißt werden kann. Denn nur für die treue und geistig eingehende Schilderung seiner Persönlichkeit, für die Kenntniß feiner Jugend, seines frühesten Bildungs- und Entwickelungrganges war eine Lücke geblieben, die nun durch Devrient's Mittheilungcn ausgefüllt wird. In jener geklärten, ruhigen, gewissenhaft und taktvoll behandelten Darstel lung, die nur Zeit und Entfernung des Gegenstandes gewinnen lassen, erzählt er uns den lebendigen Verkehr mit dem Freunde, mit dem er von dessen zwölftem Jahre an bis zu dessen frühem Tode in vertrauter inniger Verbindung blieb. Es ist vor Allem die Er füllung historischer Wahrhaftigkeit, die Devrient's „Erinnerungen" so werthvell macht und von manchen andern Schriften über Mendelssohn vortbrilhaft unter scheidet. Sein Bild läßt uns den liebenswürdigen, fein gestimmten edeln Menschen auch in seinen Schwächen und Fehlern erkennen, zeigt die Einflüsse seiner Er ziehung, seiner glücklichen LebenSverhältnisse und trägt dadurch wesentlich dazu bei, seine künstlerische Thätig- keit zu erklären, auch dir Einseitigkeit seiner Richtung und seine sprcieuen musikalischen Neigungen zu verstehen. Von höchstem Interesse ist in dieser Hinsicht die Schilderung der trefflichen Aeltern und der Geschwister Mendelssohn'», seiner ErztehuugSwrise, seiner frühen musikalischen, auch schöpferischen Thätigkcit, bei welcher ihm auch die aus führenden Kräfte zu Gebote standen, des Gesillschaftskreiscs im vätcrlichcn Hause, welcher in Berlin Capacitätcn der Wissenschaft, Literatur und Kunst vereinigte. Dcvricnt sagt: „Wenn man zu den ausgezeichneten Persönlichkeiten, welche bestimmt ver pflichteten Einfluß auf Felix hatten, noch die Einwir kung der alten und jungen Hausfreunde, der ange- schcncn und merkwürdigen Fremden hinzuzählt, welche das Haus vorübergehend besuchten, so kann man sagen, daß wir unter allen hervorragenden Männern unscrs Volkes kein zweites Beispiel einer so begünstigten Ju gend aufzuweiscn haben." Als Beispiel, wie wahrheitsvcll und zugleich fein fühlend er Mendelssohn charakterisirt, sei Folgendes angeführt. „Für Freundschaft war er vcn Natur be sonders glücklich angelegt; er besaß schon früh einen seltnen Schatz von vertrauten Freunden, der sein Leben lang immer anwachsen sollte. Seine Freundschaft war von rffener Hingebung, vcn zarter Aufmerksamkeit, ja von süßer Zärtlichkeit; cs hatte etwas Beglückendes, von Felix geliebt zu sein. Aber hier muß gesagt wer den, seine Liebe war mehr als naturgemäß parteiisch, sie war Partrisache. Er liebte nur Den, der ihn wie der liebte. Hier lag der einzige dunkle Punkt seines sonnenhellen Wesens; ihn hatten die glücklichen Ver hältnisse, in denen er erwuchs, genährt. Er war ein verwöhntes Schooßkind des Glückes, und cs blribt be wunderungswürdig, daß der Adel seiner Seele dem Egoismus der Bevorzugung doch verwehrte, einen weit größern Einfluß auf seinen Charakter zu rrlangcn. Die Atmosphäre der Bewunderung und Liebe, in der er aufgewachsen, war ihm zum Bedürsniß der Exi stenz gcwordrn; wer sich kalt oder gar ablehnend gegen ihn und seine Musik verhielt, der berührte ihn feind lich, und die Empfindlichkeit darüber ging zum Ver kennen dcs Werthes, den ein silchcr Gleichniltiger außerdem haben konnte. Auch das verkehrte Benehmen eines Menschen oder cine einzelne Aiußernng, die ihm gegen den Strich ging, konnte ihn ganz abwindig machen, und er war dann widerwärtig nnd unaussteh lich. Seine En pfintlich'cit, sein Mißtrauen, selbst seinen Vertrautesten gegenüber, waren gclegintlich kaum zu begreifen Diese Eigenheiten machten, daß, so viel er geliebt, er auch vielfach ungünstig beurlhcilt worden ist; wer ihn aber genau kannte, der nahm diese in seiner Lebenslage schwer vermeidlichen Fehler willig in den Kauf bei so viel Trefslickkeitcn." Bekannt ist Mrndclssohn's Ausführung der gleich sam neu aufgesundencn grcßcn Matthäus Passion von Bach (1829 in Beilin) und ihre wcitgrcifcnde Bedeu tung für die Kunst und den Kunstgeschmack. Devrient stand ihm dabei mit Rath nnd Tlat zur Seite. Er götzlich ist erzählt, wie Beide dem alten knorrigen Zelter — Mendklssthn's Lehrer — die Einwilligung zu die sem Unternehmen mit der Cingakadimie abrangcn. Diese Persönlichkeit, scwie andere Berlins sind so trcu nach dem Leben gezeichnet —.wie ein Zeitgenosse hier mit bezeugen kann —, daß darin eine Gewähr für die Genauigkeit der übrigen Schilderungen liegt. Ucber das Zerwürfniß mit Jmmermar n in Düsseldorf em pfangen wir eine genügendere Aufklärung als bisher. Die Schuld daran log hauptsächlich an Mendelssohn, der unstatthafte Forderungen mochte, in der Verwöh nung, daß alle Dinge noch seinem Sinne gingen. Auch das intrigante und vvrurlbcilsrolle Cotertrwcscn Ber lins wird dargclegt, das Mendelssohn bet seiner Be werbung um die Dtrlgentenstelle an der Singakademie nach Zeltrr's Tode durchfallen ließ und dadurch die- Institut selbst dcm Verfall zuführte. Nicht minder werden die spätern Versuche dargcstellt, Mendelssohn — dcm seine Vaterstadt sich stets widerstrebend und lähmend erwies — auf allerhöchsten Entschluß in Ber lin eine cinflnßrcicke Stellung zu schaff.n, wäh rend alle sonst dabei Bethciligtcn sich darin vereinigten, dies mit bestem Willen oder mit Ungeschick zu erschweren. Mendclssohn's Mißtrauen und Abneigung gegen die Berliner Zustände, seine ungeduldige Reizbarkeit, seine Unlust zu organisatorischen Geschäften, seine durch glückliche Verhältnisse genährte Neigung, nur zu thun, was seiner Natur gemäß, und nichts darüber, endlich seine Anhänglichkeit an Leipzig traten hinzu, um alle Projccte scheitern zu machen. Was in den „Briefen Mendclssohn's" über diese Angelegenheiten aus rück sichtsvollen Beschränkungen bei deren Herausgabe sich nur angedcutct findet, wird hier mit Offenheit auf geklärt. Ucber die Entstehung mancher Composttionen er halten wir interessante Notizen, und als ein Haupt- thcma durch den mündlichen und schriftlichen Verkehr zwischen den Frcundcn zieht sich Mcndclssohichs sehn süchtiges, aber kritisch wählerisches V rlangen nach einem Operntexte, und Dcvricnt's nie ermüdendes Streben, ihm einen solchen zu verschaffen, sei's von eigner oder von fremder Hand. Sein Glaube, daß Mendelssohn zum drav aiischen Componistcn berufen sei, stand von früh an fest; ein verzeihlicher Fr. undcsirrthnm. v. Holtet sollte indeß mit seinem Woite Recht bch.lten: „Men delssohn wird niemals einen Opcrnstoff finden, der ihm genügt; er ist viel zu gesLciet dazu." Die einglstnuten Briefe Mendclssohn's vollenden das künstlerische Lebensbild, welche- diese Erinnerungen vor unS entfaltcn; sie seien der Beachtung aller Musik- freunde warm empfohlen. B.
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