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Me Wen Reste des serWcn Heeres gesungen Der Anmarsch auf Monastir Der deutsche Tagesbericht Das Wolffsche Bureau meldet amklich: Gröhes Hauptquartier, 1. Dezember. Westlicher Kriegsschauplatz Westlich von La Basste richtete eine umfangreiche Sprengung unserer Truppen erheblichen Schaden in der eng lischen Stellung an. Ein englisches und ein französisches Flugzeug wurden abgeschofsen, die Insassen sind gefangengenommen. Oestlicher Kriegsschauplatz Keine wesentlichen Ereignisse. Valkankriegsschauplatz An einzelnen Stellen fanden erfolgreiche Kampfe mit feindlichen Nachhuten statt. Bei Prizren nahmen die bulgarischen Truppen 15 000 Serben gefangen und erbeuteten viele Gebirgs geschütze und sonstiges Kriegsgerät. Das unvermeidliche Ende der Serben .«Eigener Drahtbericht fr.) Wien, 1. Dezember. Das „Bolksblatt" berichtet aus Lugano: Mailänder Blätter melden, die serbische Heeresleitung habe die weitere Ausgabe von Presse-Informationen eingestellt. tu. Sofia, 1. Dezember. Die mehr als zehn Tage dauernde Schlacht bei Kossowa- Polje Hal nunmehr zu einer vollständigen Niederlage der zum Kampf gezwungenen serbischen Truppen geführt. Die Kämpfe hatten stellenweise einen äußerst erbitterten Charakter. Sie tobten am hesligslen südlich von P r i st i n a und östlich von Prelou - l a k und des Lab - FlusseS. Die im Kampf» stehenden Truppen der ersten und zweiten bulgarischen Armee batten unter ungeheuren Terrainschwierigkellen zu leiden. Eisige Kälte und Schneeverwehungen hinderten ein rasches Borgehen und stellten an die bulgarischen Truppen die höchsten Anforderungen. Einzelnen bulgarischen Kolonnen gelang es wiederholt, bis Pristina zu kommen und nach einem Ausweg suchende serbische Kolonnen abzuschncidcn, wodurch Unmassen von Traln, Muni tion und sonstiges Kriegsmaterial erbeutet wurde. Doch immer wieder sammelten sich die Serben mit zähester Ausdauer zu heftigen Angriffen. Vergangenen Freitag und Sonnabend erreichten die Kämpfe ihren Höhepunkt. Am Sonntag waren die bulgarischen Truppen bereits un bestrittene Herren der wichtigsten Eingänge von Pristina. Trotzdem hakten sie noch mit an einzelnen Stellen eingenisteter serbischer Artillerie Kämpfe zu bestehen. Der von Norden sich immer mehr fühlbar machende Druck der deutschen Truppen sperrt den zurückflichcn- den Besten der serbischen Armee jeden Rückzug ab. Die in der Schlacht bei Kossowo gemachte Beute ist überaus groß. Von dem Train und der Artillerie vermochten die Serben nur wenig zu retten. Die Zahl der Gefangenen soll bis zur Stunde 20000 betragen. Die in voller Auflösung befindlichen Reste der serbischen Truppen werden aus den Straßen nach Djakovo und Ip.'k andauernd verfolgt. Die Verluste der Serben an Toten und Verwundeten sollen die Ziffer der bis seht gemachten Gefangenen noch übersteigen. Die serbische Regierung befindet sich noch in Skukart. Bulgarischer Tagesbericht Telegraphischer Bericht vtd. Sofia, 30. November. Amtlicher Bericht vom 28. November: In der Rich tung auf Prizrend verfolgen unsere Truppen rastlos die Serben, die sich in großer Unordnung gegen Montenegro zu- rllckziehen. Auf der Straße Pristina—Prizrend liegen allenthalben Ausrüstungsstücke und Kriegsmaterial sowie zahl reiche Tote. Im Laufe des Taaes machten wir 2200 Gefangene und erbeuteten 16 Geschütze und 22 Munitionswagen. Auf der südlichen Front entwickeln sich die Operationen für uns günstig. Die Serben operieren in dieser Gegend nur noch in Kleinen ver einzelten Abteilungen. > Unsere Truppen überschritten die obere Cerna-und bemüch- kigken sich der Brücken und Straßen, die nach Monastir. führen. Die englisch-französischen Truppen, die ihre Opera tionen auf das Cerna-Tal beschränkt haben, konnten keinen ein zigen Schritt Vordringen über ihre Stellungen, die sie zur Zeit der Ankunft unserer Truppen beseht hielten: sie wurden im Gegenteil um einige Kilometer zurückgedrängt. Auf dem linken Ufer der Cerna befindet sich kein einziger Serbe oder Franzose. Die Brücken des Flusses wurden von ihnen bei ihrem Rückzüge zerstört. 17000 Serben gefangen rvib. Sofia, 1. Dezember. Bulgarischer Generalstabsbericht, vom 29. November: Mittags haben unsere Truppen nach kurzem Kampfe von entscheidender Bedeutung die Stadt Prizend genommen. 16 000 bis 17 000 Gefangene wurden gemacht, 50 Feld geschütze und Haubitzen, 20 000 Gewehre, 148 Automobile und eine Menge Kriegsmaterial erbeutet. Die Zahl der Ge fangenen wächst unaufhörlich. König Peter und der russische Gesandte Fürst Trubehkol sind am 28. November nachmittags ohne Begleitung mit unbe kanntem Ziel davongeritten. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Schlacht von Prizrend, wo wir die letzten Reste der serbischen Armee gefangennahmen, das Ende des Feldzuges gegen Serbien bedeuten. Dstcasss gegen Kitchener Von einem besonderen Mitarbeiter (r.) Genf, 1. Dezember. >Der französische Exminister Delcasse hatte neulich Gelegenheit ge nommen, einem ihm persönlich nahestehende l Parlamenlier die Gründe für seinen Rücktritt auseinandcrzusctzen. Ich bin in der Lage, Ihnen aus diesem Gespräche nachstehende Einzelheiten zu über mitteln. «Es ist allgemein die Ansicht verbreitet, daß meine Weigerung, fran zösische Truppen in Saloniki landen zu lassen, der Anlaß zu meinem Austritt aus der Regierung gewesen sei. Diese Ansicht ist vollständig irrig, der wahre Grund ist ein ganz anderer. Der Stein, über den ich gestürzt bin, liegt — oder richtiger gesagt lag — im Londoner Kriegs- Ministerium. Ich kann mit Leichtigkeit aktenmäßlg Nachweisen, daß ich der erste unter den sranzösisen und englischen Ministern gewesen bin, der die Wichtigkeit der gemeinschaftlichen Organisation einer Balkanarmce hervorgchobcn hat. Bereits im Juli habe 'ch darauf hingewiesen, daß das Bedürfnis der Zcntralmächte, sich einen direkten Weg nach Konstan tinopel zu sichern, immer dringender würde, und daß viele Anzeichen dafür sprächen, daß sich Bulgarien auf die Seite der Zcntralmächte schlagen werde. Ich trat damals in einer gemeinschaftlichen Sitzung der französischen und engli'chen Regierung energisch dafür ein, eine Organi sation für ein Balkanexpeditionskorps von mindestens 500 000 Mann zu schassen, das, da an den Dardanellen ein englischer General den Oberbefehl habe, von einem französischen Generale be fehligt werden sollte. Ich fand jedoch mit meinen Vorschlägen wenig Unterstützung, selbst von französischer Seite wurde mir Opposition ge- macht. Hauptsächlich waren aber die Vertreter Englands gegen meinen Plan, und unter den englischen Ministern war eS wieder Kitchener, der meine Absichten am heftigsten bekämpfte. Kitchener stand damals noch auf dem Höhepunkt seiner Macht und seines Ansehens, und cs war gegen sein Veto nichts zu machen, zumal Frankreich schon zu die'er Zeit in finanziellen Dingen — und ohne große Gcldopfcr hätte sich mein Plan nicht durchführen lassen — in er heblichem Maße von England abhängig war. Von englischer Seite wurde mir auch entgegcngchaltcn, daß gar nicht garan zu denken sei, daß sich Bulgarien den Zcntralmächtcn anschließen werde, sondern daß es mindestens dem Vicrvcrband eine wohlwollende Neutralität bewahren werde. Meine Vorschläge fielen also unter den Tisch, statt ihrer wurden bald die ersten Vorbereitungen für die große Offensive in der Champagne getroffen, die ein so wenig erfreuliches Ergebnis für Frank reich haben sollte. Als dann das bulgarische Abkommen bekannt wurde, er neuerte ich wieder meine Vorschläge und Mahnungen. Wenn ich auch diesmal bereits mehr Unterstützung fand, so kam eS doch bet der allge meinen Unentschlossenheit zu keinem festen Entschluß. Kitchener war auch jetzt wieder gegen die Bildung einer Balkanarmee, weil er den Standpunkt vertrat, daß es dem Vicrvcrband sicher gelingen werde, Serbien zu bewegen, die bulgarischen Forderungen auf friedlichem Wege zu erfüllen. Als dann die Ereignisse meiner Voraus age recht gegeben hatten und als das Gefahrvolle der Lage auf dem Balkan allerseits er kannt wurde, verlangten plötzlich alle ein Expeditionskorps zur Htlfe- lelstung für die Serben. Kitchener wurde der lauteste Schreier. Den Engländern kam jetzt die ganze Affäre augenscheinlich sehr gelegen, daS serbische Volk kümmerte sie zwar wenig, sie wollten nur- die gute Gelegenheit benutzen, um dem Ausland gegenüber auf einiger maßen anständige Weise aus demverpsuschtcnDarda n'e l l e n-' unternehmen herauszukommen. Ich durchschaute die Be weggründe der Engländer und hielt auch mit meiner Ansicht nicht hinter dem Berge. Die englische Regierung vertrat zäh und brutal ihren Willen unbesetzte meine Entlassung durch. Die weiteren Ereignisse auf dem Balkan haben immer mehr gezeigt, wie berechtigt meine Warnungen waren. Kitchener befindet sich jetzt in .besonderer Mission' auf dem Balkan. Ich bin überzeugt, datz diese .besondere Mission' nur ein Vorwand ist, und daß Kitchener nie mals als Leiter ins Londoner Kriegsministrrlum zurückkehren wird.' Die allgemeine Kriegslage Bon Major a. D. von Schreibershofen Die große Stärke der Zentralmächte und ihre außerordent lich günstige militärische Lage geht deutlich hervor, wenn man nicht nur die jetzigen Erfolge des serbischen Feldzuges, sondern gleichzeitiaauch die Verhältnisse auf den übrigen Kriegs schauplätzen des Weltkrieges betrachtet. Die Operationen, die sich jetzt in Serbien abgespielt haben, stellen für sich zwar eine ab geschlossene kriegerische Handlung dar, bilden aber Loch nur einen Teil der allgemeinen Kriegshandlung und sind in hohem Maße abhängig von der Gestaltung der Lage auf den übrigen Teilen. Es ist immer zu bedenken, daß die Zentralmächte neben dem Feldzug gegen Serbien noch gleichzeitig auf drei anderen großen Fronten Kämpfen, und daß die ungehinderte Fortsetzung der serbischen Offensive nur möglich war, weil auf den übrigen Fronten alle Stellungen gegen die feindlichen Angriffe unentwegt gehalten und behauptet wurden. Auf der Westfront hat im allgemeinen Ruhe geherrscht. Es fanden dort nur Handgranaten- und Minenkämpfe statt, die lediglich eine örtliche Bedeutung hatten und ohne Einsl iß auf die allgemeine Lage der beiden Parteien blieben. Die Franzosen eröffneten namentlich an klaren Tagen ein lebhaftes Geschütz feuer gegen die deutschen Steilungen. Es ist bisyer aber noch nicyt zu erkennen, weichen Zweck sie damit verfolgten, ob dies als «in« Vorbereitung einer neuen Offensive dienen sollte oder nur der allgemeinen Absicht der Schädigung des Feindes entsprach. Auf der östlichen Front fanden verschiedene russische An griffe statt, sowohl an der Dünalinie als auch bei Smorgon und Baranowitschi, ferner am Styr und an der Strypa und schließlich am unteren Dnjestr. Aber auch diese Vorstöße entsprangen, so weit man dies beurteilen kann, örtlichen Beweggründen und stell ten keine große allgemeine Offensive dar. Auch diese Angriffe konnten überall mit leichter Mühe abgcwiesen werden. Der deutsche Angriff am Düna-Abschnitt gegen Riga und Dünaburg machte weitere Fortschritte. Die Deutschen gehen aber nur ver hältnismäßig langsam und planmäßig vor, um dadurch unnötige Verluste zu vermeiden, und weil die Kriegslage nicht auf eine schnelle Entscheidung an dieser Stelle drängt. Die heftigsten feindlichen Angriffe erfolgten an der ita lienischen Front. Reit außerordentlicher Zähigkeit und Hartnäckigkeit unter Einsetzung starker Kräfte versuchen die Ita liener immer wieder von neuem, die Stellung der österreichisch ungarischen Truppen an der Isonzofront zu durchbrechen. Ihre Angriffe richteten sich in erster Linie gegen die Stellungen bei Görz. Es waren nicht nur rein mititärische Gründe, die dieses erneute Vorgehen hervorricsen, sondern sehr wesentlich inner politische Gründe. Am heutigen Tage wird das italienische Par lament eröffnet werden, und die Regierung wollte zu diesem Ter mine unter allen Umständen mit einem Erfolge aufwartcn, um da mit gewissermaßen den Krieg zu rechtfertigen, sich das Parlament gefügig zu machen und die schon vielfach nachlasscnde Kriegs begeisterung von neuem zu entfachen. Deshalb haben sich die Angriffe gerade in letzter Zeit bedeutend verstärkt. Bei ihrer Ausführung ist gegen früher ein wesentlicher Unterschied zu be merken. Zunächst gehen die Italiener nicht mehr in einzelnen losen Schützenlinien gegen den Gegner vor, sondern sie lassen den ersten Linien zahlreiche tiefgestaffelte Reserven folgen, um da durch den Angriffen von Anfang an eine größere Wucht und Stärke zu verleihen. Wird die vorderste Linie geschlagen und zurückgeworfen, so wird sie sofort von den nachfolgenden Re serven ausgenommen und wieder zum Vorgehen mitgerissen. Ist die erste Staffel auf diese Weise verbraucht, ohne einen Erfolg erzielt zu haben, so fällt der zweiten und nach der dieser der drit ten und vierten Staffel die gleiche Aufgabe zu. So stürzen sich in kurzen Abständen vier, fünf, ja mitunter sechs Angriffskolonnen hintereinander auf denselben Punkt der feindlichen Stellung. Verschiedentlich ist cs auf diese Weise auch den letzten Staffeln gelungen, in die österreichischen Stellungen einzubrechen. Sie haben aber niemals vermocht, sich in ihnen dauernd festzusehen. Bevor sie die eroberte Stellung ausgebaut und befestigt hakten, er folgte der Gegenangriff der schnell herbeigcholtcn österreichischen Reserven, durch den die Italiener jedesmal wieder aus den er oberten Linien zurückgeworfen wurden. Eine bemerkenswerte Eigentümlichkeit des jetzigen Kampfes besteht auch noch darin, daß die Italiener ihre Angriffe nicht mehr aegen die ganze Isonzofront richten, sondern einzelne Punkte aus ihr herausnehmen und dagegen alle verfügbaren personellen und materiellen Ängriffsmlkkel vereinigen. So waren in den letzten Tagen die Gegend von Oslavija, der Monte San Michele und der unmittelbar daneben liegende Monte SanMartino die Richtungspunkte der italienischen Angriffe. Während die Italiener früher aus großer Entfernung zum An griffe i vorgingen und die öslerreichschen Stellungen einfach zu überrennen glaubten, haben sie auch darin ihr Verfahren jetzt ge ändert. Nach französischem Muster bereiten sie den Angriff zu nächst durch ein starkes Artilleriefeuer vor. Das Trommel feuer findet nicyt nur in der Champagne und in Westflandern, sondern jetzt auch in Norditalien statt. Dazu haben die Italiener zahlreiche schwere Geschütze in Stellung gebracht und verfügen