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Dresdner Journal : 29.01.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-01-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189701298
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970129
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-01
- Tag 1897-01-29
-
Monat
1897-01
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 29.01.1897
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Atr Dresden vierteljährlich: , «ark 59 «f., bei den Snii«. kch deutschen Postanstallea ine»ciahU:q«Mark; außer- halb »et Deutschen Reiche» Laß- und Ltempelzuschlag. Uinjtlne Nummern: 19 Pf Erscheine»: DLgtich mit Lusnahme der Sonn- und Feiertage abend», gernspr -Lnschluß: Nr 12-5 Dresdner M Murnal. v»tü»tztg»»,»«e»üh»««^ Für den Raum einer aespal- tenen Zeile kleiner Schrift 29 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Ä Lei Tabelleu- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Küuigliche Expedition de« Dresdner Journal» Dresden, Zwlngerstr 29. ^rnspr.«nschlub:Nr.ir-L. 1897 23 Freitag, den 29. Januar, abends. Amtlicher Teil. Dresden, 29. Januar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Veränderungen in der Armee zu genehmigen: GWere, Portepeefähnriche u. s. w. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Ten 27. Januar 1897. Schmidt, Prem.-Ltnt. vom 1. Jäg.-Bat. Nr. 12, unter Beförderung zum Hauptm. und Komp.-Cyef, vorläufig ohne Patent, in das 4. Jnf.-Regt. Nr. 103, v. Tümpling, Prem.-Ltnt. vom 11. Jnf.-Regt. Nr 139, in das 1. Jäg-Bat Nr. 12 — versetzt. Funke, Sek.-Ltnt. vom 11. Jnf.-Regt. Nr. 139, zum Prcm.-Ltnt., vorläufig ohne Patent, befördert. K. AbschiedSbewilligungeu. Im aktiven Heere. Ten 27. Jauuar 18V7. B. Leber, Hauptm. und Komp.-Chef vom 4. Jnf.- Regt. Nr. 103, in Genehmigung seines Abschieds gesuches, mit Pension und der Erlaubniß zum Forttragen ker bisherigen Uniform mit den vor- gefchriebenen Abzeichen, zur Disp. gestellt. Ce. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Mitglied? der Gcneraldnektion kcr Staats eisenbahnen, Finanzrath Peters den Titel und Rang eines „Qberfinanzrathes" zu verleihen. Erneuuungen, Versetzungen re. im öffentliche» Dienste. Tcpartement SeS Kultus und öffentlichen Unterrichts. Angcstellt wurden im IV Vierteljahre 1896 im Schul- inspektiens-Bezirke I. Annaberg: 1) Karl Hugo Hillig, bisher provisorischer Lehrer in Scheibenberg, als stand. Lehrer daselbst; 2) August Karl Friedrich Schäfer, bisher Schulvilar in Nünchritz, als üänd. Lehrer in Königswalde; 3) Richard Wilhelm Georg Äoite, bisher Lehrer in Tellerhäuser, als ständ. Lehrer an der oberen Schule in Bärenstein; 4) Max Julius Lehmann, bisher Lehrer, in Kühnhaide, als ständ. Lehrer in Jahnsbach; 5 Adolf Florentin Göbel, bisher Hilfslehrer in Eibenstock, als ständ Lehrer an der Kirchschule in Bärenstein. II. Auerbach: ü) Bertha Gertrud Platz, bisher Hilss lehrerin in Auerbach, als ständ. Lehrerin daselbst; 7) Franz Moritz Bräunlich, bisher ständ. Lehrer in Auerbach, al- ständ. Lehrer in Lengenfeld UI Bautzen: «) Ernst Andreas Pohl an, bisher Schulvikar in Wurschen, als ständ. Lehrer daselbst; 9) Gustav Hermann Berndt, bisher Schulvikar in Sohland, als ständ. Lehrer daselbst; 10) Johann Ernst Pan nach, bisher Schulvilar in Göda, al- ständ. Lehrer daselbst. IV. Borna, il) Wilhelm Immanuel Dalmer, bisher Filialkirchschullehrcr in Mautitz, als Kirchschullehrer in Kitzscher; 12 Friedrich Oskar Walther, bisher ständ. Lehrer in Hart mannsdorf, als ständ Lehrer in Groitzsch. V. Chemnitz I: 13) Wilhelm Julius Otto, bisher Direktor der IX. Knabenbezirksschule in Chemnitz, als Direktor der lX Mädchenbezirksschule daselbst; 14) Karl Julius Voigt, bisher Bezirksschul-Oberlehrer in Chemnitz, als Direktor der lX Knabenbezirksschule daselbst; 1b) August Ernst Oskar Dietze, 16) Karl Aljred Krause, bisher Hilfslehrer in Chemnitz, als ständ. Lehrer daselbst; 17) Gustav Arno Leonhardt, bisher ständ. Lehrer in GornSdors, als ständ. Lehrer m Hohenfichte; 18) Otto Kamillo Hähner, 19) Friedrich Richard Röber, 29) Julius Kurt Wieland, 21) Edgar Alfred Lange, 22) Karl Rickard Rich tcr, 23) Gustav Otto Müller, 24) Bern hard Oswald Weise, 2b) Paul Georg Granz, 26) Max Linus Richter, 27) Bruno Meyer, 28) Bernhard Alfred Pelz, bisher Hilfslehrer in Chemnitz als ständ. Lehrer daselbst; 2S RudolsKarl Wilhelm Ritter, bisher Bezirksschul-Oberlehrer in Chemnitz, als Direktor der V! . Bezirksschule daselbst; 39) Louis Paul Rockstroh,., bisher ständ. Lehrer in Berlheisdorf, als ständ. Lehrer in Öderan; 31) Friedrich Hermann Grunewald, bisher Kandidat der Pädagogik, a!S ständ. Lehrer in Chemnitz. VI Chemnitz II: 32) Friedrich Ernst Leitert, bisher ständ Lehrer in Euba, als ständ. Lehrer in Borna; 33) Gustav Emil Müller, bisher ständ. Lehrer in Langenchursdorf, als ständ. Lehrer in Limbach; 34) Wilhelm Bruno Hochmuth, bisher ständ Lehrer in Untersachfenberg-Georgenthal, als ständ Lehrer in Neukirchen; 3ü) Paul Friedrich Krauße, bisher ständ Lehrer in Furth, als Kirchschullehrer in Mittelbach VII. Dippoldiswalde: 36) Eduard Otto Burkhardt, bisher ständ Lehrer in Kemnrtz, als ständ. Lehrer in Kreischa; 37) Friedrich August Zill, bisher ständ Lehrer in Dittersdorf, als ständ. Lehrer in Glashütte. VIII. Döbeln: 38) Otto Arno Wagner, bisher ständ. Lehrer in Schmalbach, als ständ Lehrer in Haßlau; 39) Ernst Rohland Schütze, bisher ständ. Lehrer in HinterhcrmSdorf, als ständ Lehrer in Gersdorf b. L.; 40) Karl Herm August Heinzel, bisher Hilfslehrer in Liebethal, als ständ. Lehrer in Heiligenborn; 41) Karl Friedrich Paul Friedemann, bisher ständ. Lehrer in Hundsgrün, als ständ. Lehrer in Neudorf. IX. Dresden I: 42) Paul Bergmann, bisher ständ. Lehrer an der 1. kathol Bezirksschule in Dresden, al- Leiter der 4 kaihol. Bezirksschule daselbst; 43) Ernst Streubel, bis her ständ. Lehrer an der 1. kathol. Bezirksschule in Dresden, als ständ. Lehrer an der 4. kathol Bezirksschule daselbst; 44) Martha Friedrich, bisher Hilfslehrerin an der S.Bezirls- schule in Dresden, als ständ Lehrerin daselbst; 45) Georg Clemens Vogel, 46) Paul Martin Gerlach, bisher Hilfs lehrer an der 19. Bezirksschule in Dresden, als ständ. Lehrer daselbst; 47) Max Meyer, bisher Kirchschullehrer in Spittel, als ständ Lehrer an der 4. kathol. Bezirksschule in Dresden; 48) Paula Johanna Kummer, bisher Hilsslehrerin an der Ehrlichschen GcstiftSschule in Dresden, als ständ. Lehrerin an derselben Schult; 49) Gustav Marlin Putzer, bisher Hilfs lehrer an der IX. Bürgerschule in Dresden, als ständ. Lehrer an derselben Schule; 59) Wilhelm Alexander Lange, bisher Hilfslehrer an der 9. Bezirksschule in Dresden, als ständ. Lehrer an derselben Schule; bl) Robert Dold, bisher Lehrer und Organist in Grimma, als ständ. Lehrer an der 4 kathol. Bezirksschule in Dresden X. Dresden II: S2) Johannes Kilian, bisher ständ. Lehrer in Haßlau, als ständ. Lehrer in Weißig; b3) Ernst Alwin Hübner, bisher Hilfslehrer in Gaußig, als ständ. Lehrer in Kaditz; 54) Karl Richard Kleber, bisher Hilfslehrer in Trachenberge, als ständ Lehrer daselbst; 55) Theodor Johannes Thomas, bisher Hilfslehrer in Meißen, al- ständ. Lehrer in Trachenberge; 56) Friedrich Gustav Kurt Lutz, bis her ständ. Lehrer in Sohland a. d Spree, als ständ. Lehrer in Lausa; 57) Paul Richard Arnold, bisher ständ Lehrer in Markersdorf, als ständ Lehrer in Altkoschütz; 58) Joseph Schröter, bisher Lehrer in Bickenriede (Thüringen), als ständ Lehrer an der kathol Schule zu Radeberg. XI. Freiberg: Vakat. XII. Glauchau: 59) Julius Paul Dippmann, bisher ständ Lehrer in Wechselburg, als ständ. Lehrer in Waldenburg; 69) Robert Paul Fischer, bisher Kirchschullehrer in Lob-dors, als Kirchschullehrer in Niederlungwitz; 61) Georg Martin Ritschel, bisher Hilsslehrer in Porschdorf, als ständ. Lehrer in Remse; 62) Karl Gustav Schlund, bisher Bezirksschul- lehrer in Chemnitz, als Schuldirektor in Waldenburg: 63) Otto Paul Hertel, bisher ständ. Lehrer in Werdau, als Schul direkter in Mülsen St. Jacob; 64) Franz Albin Jähnert, bisher Schulvikar in Meerane, als ständ Lehrer daselbst; 65) Paul Richard Fischer, bisher ständ. Lehrer in Lichtenstein, als Kantor in Callnberg; 66) Hermann Walter Baltin, bisher ständ. Lehrer in St- Egidien, als ständ Lehrer in Lichtenstein; 67) Max Emil Müller, bisher Hilfslehrer in Gersdorf, als ständ. Lehrer daselbst; 68) Ernst Paul Oettel, 69) Hermann Hugo Ernst Wohlfarth, 79) Louis Richard Ziergiebel, bisher Hilfslehrer in Glauchau, als ständ Lehrer daselbst. (Schluß folgt.) Zu besetzen: die Lehrerstelle an der Schule in Zjchockeu o. T. Kollator: das König!. Ministerium de-Kultus und öffent lichen Unterrichts Einkommen: neben freier Wohnung und Gartennutzung 1999 M Gehalt und bis aus weiteres 216 M. für Ueberstunden und 72 M. für Fortbildungsschulunterricht Gesuche sind unter Beisügung sämtlicher Prüflings- und Amlssührungszeugnisse bis zuni 14 Februar bei dem Königl Bezirksschulinspektor, Schulrat Lohse in Zwickau einzureichcn; — die 4. ständige Stelle in Leubnitz Kollator: das König! Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Die Stelle gewährt neben freier Wohnung ein Anfangsgehalt von 1299 M. mit Anspruch aus die ortsstatutarischen Zulagen bis 2159 M. Gesuche sind bis zum 13. Februar an den Königl. Bezirksschulinspektor sür Dresden-Land, Schulrat Grüllich ein zureichen; — die 9. Lehrerstelle an der Schule zu Schlettau. Kollator: der Stadtrat daselbst. Einkommen: 1959 M. Jahresgehalt und von 3 zu 3 Jahren Zulagen von je 129 M, bis daS Gehalt 2910 M beträgt. Dazu 159 M. WohnnugS- geld sür einen unverheirateten und 225 M sür einen ver heirateten Lehrer. Vorschriftsmäßige Bewerbungen sind bis 8. Februar an den Stadtrat zu Schlettau einzurcichen Nichtamtlicher Teil. Zur türkischr» Fräste. Aus Wien wird uns geschrieben: Auf dem Wege über Wien wird aus finanziellen Kreisen der französischen Hauptstadt das Gerücht ver breitet, daß eine Einigung der Mächte über die Garantierung einer neuen türkischen Anleihe bereits erfolgt sei. An hiesigen maßgebenden Stellen findet diese Meldung vorläufig eine skeptische Aufnahme, und cs ergiebt sich so zwischen den in sehr bestimmter Fassung auftauchenden Meldungen und den fast ebenso bestimmt lautenden Dementis ein anscheinend schwer erklärbarer Gegensatz. Man wird aber vielleicht der Wahrheit nahekommen, wenn man annimmt, daß die erwähnten Nachrichten eben nur teilweise den Schleier des Geheimnisses lüften, durch welchen die jüngste Phase der Entwickelung in Konstantinopel bisher dem Einblicke des großen Publikums entzogen ward. In soweit die Verhandlungen der Botschafter das finanzielle Gebiet berühren, konnte jenes Ge heimnis aus naheliegenden Gründen nicht streng gewahrt bleiben. Tie Diplomaten mußten bei der Besprechung der spezifisch finanziellen Reformpläne Fühlung mit jenen Kreisen suchen, deren Mitwirkung bei einer finanziellen Hilfsaktion z« gunsten der Türkei unerläßlich ist, und durch die Erörterungen mit den betreffenden Faktoren wurde eiu Bruchstück aus dem Bcratungsprogramm der Mächte enthüllt. Wenn aber nun durch die neuen Mitwisser die Auf merksamkeit der Öffentlichkeit gerade auf dieses Bruch stück gelenkt wird, so darf man nicht übersehen, daß es sich nur um eine völlig einseitige und lückenhafte Publikation handelt Den finanziellen Kreisen mag die Frage der Begebung einer neuen ottomanischen Anleihe als das wichtigste Moment des gesamten türkischen Reformproblems erscheinen und diese Kreise mögen daher auch die nahegerückte Lösung jener Frage als gleichbedeutend mit der Erledigung aller Aufgaben der Botschafterkonferenz auffassen. That- sächlich verhalten sich die Dinge aber wohl ganz anders. ES ist allerdings richtig, daß die Aufgabe der Botschafter bewältigt sein wird, wenn die Welt authentische Kenntnis von einer Einigung über die finanzielle Sanierung empfängt. Dies gilt aber keineswegs in dem von Finanzleuten vorausgesetzten Sinne, sondern vielmehr in der Weise, daß die Einigung über die Geldfragen erst dann ein Faktum werden kann, wenn die Mächte auch bezüglich der politischen und administrativen Reformen zu einem Einvernehmen gelangt sind. Aus allen bisherigen Informationen über den Verlauf der Konstantinopeler Beratungen war zu ersehen, daß mehrere Kabinette den Standpunkt ver treten, die finanziellen und die administrativen Reformen seien als ein untrennbares Ganzes zu behandeln. Dieser Standpunkt ist durchdiesachlichen Verhältnisse vollkommen begründet. Man kann der Pforte unmöglich die Durchführung umfangreicher und zum Teil kost spieliger Neuerungen im Verwaltungsdienste und im Justizwesen zumuten, wenn man ihr nicht die dazu erforderlichen Geldmittel verfügbar macht; man würde aber den Zweck des europäischen Eingreifens gänz lich verkennen, wenn man diese Mittel ohne Gewähr für die wirkliche Durchführung der notwendigen Re formen bieten wollte. Die finanzielle Frage steht sonach in Verbindung nicht nur mit der An gelegenheit der administrativen Reformen, fondern auch mit der Forderung nach Garantien für die thatsächlichc Aniführung der Neformpläne. Diese Auffassung wurde bisher von einigen Regierungen beharrlich festgehalten, nnd es spricht vorläufig kein Anzeichen dafür, daß die Anschauungen der betreffenden Kabinette neuestens eine durchgreifende Änderung erfahren hätten. Wird nun auf publizi stischem Wege eine Einigung der Mächte über die finanziellen Probleme angekündigt, so kann man nach dem hier Gesagten diesen Nachrichten nur unter der Voraussetzung Glauben schenken, daß auch eine Einig ung über die sonstigen, von den Botschaftern erörterten Fragen bereits gesichert oder zumindest ungebahnt wäre. Trotz dieser Einschränkung dürfte man aber Ursache haben, die erwähnten Meldungen nicht als vollkommen unbegründet zu betrachten. Es wird in denselben lediglich eine Entwickelung antizipiert, die vielleicht schon binnen kürzester Frist erfolgen kann Die Aussichten auf ein ersprießliches Ergebnis der Konstantinopler Beratungen sind heute unzweifel Haft sehr günstige. Der Wert dieses Resultats ist ganz und gar davon abhängig, ob die Einigkeit der Mächte mit Bezug auf die Verhandlnngsgegen stünde ernstere Proben vertrügt. Die^Veröffenilichung des britischen Blaubuches hat die in weiteren Sphären verbreitete Meinung bekräftigt, daß die Einmütigkeit der Kabinette im Verlauft der Beratungen häufig in recht bedenklicher Weise gestört war, und dieser Eindruck hat die skeptischen Auffassungen der ge samten diplomatischen Aktion in der türkischen Frage wesentlich verstärkt Die Aktenstücke, welche im Blaubuche mitgeteilt wurden, entstammen aber einer Phase, die nun doch schon überholt ist Wir glauben mit der Annahme nicht zu irren, daß die in jenen Dokumenten gekennzeichneten Gegensätze mittlerweile eine Milderung erfuhren und daß ein völliger Ausgleich der etwa noch bestehenden Meinungsvelschiedenheiten im Bereiche der Möglich kcit, ja der Wahrscheinlichkeit liegt. Der Gedanke, daß die allgemein friedlichen Tendenzen der Mächte in der Form des gegenseitigen Entgegenkommens auch angesichts der Konstantinopler Verhandlungen unzwei heutig zur Geltung kommen sollen, hat den Gang der Pourparlers neuestens vorteilhaft beeinflußt, und die Hoffnung auf einen baldigen befriedigenden Abschluß der letzteren wird heute selbst in jenen Kreisen geteilt, in welchen man sich verpflichtet fühlt, voreilige An gaben über eine schon erzielte Einigung zu korrigieren. Auch die einmütige Entscheidung der Mächte über ein ausgedehntes Reformprogramm wird noch keine Sicherheit gegen die Wiedeiholung von Zwischenfällen bieten, wie sie sich in den beiden verflossenen Jahren im ottomanischen Reiche abspielten. Man wird auch nach einer solchen Entscheidung mit dem Eintritte kritischer Ereignisse im Osten zu rechnen haben. Wenn sich aber die Einigkeit der Mächte in der jetzt schwe benden heiklen diplomatischen Auseinandersetzung be währt hat, so wird man an derartige Störungen keine so ernsten Befürchtungen knüpfen wie bis her. Man wird dann darauf vertrauen, daß die Friedensliebe der Mächte nicht durch den Ver lauf der Begebenheiten im türkischen Reiche er schüttert werden kann, daß die Ruhe Europas nicht von den Temperamcntswallungen der Unter- thanen des Sultans abhängig ist. Die Anfänge eines erfreulichen Umschwunges in diesem Sinne waren schon im Laufe des letzten Jahres in der allgemeinen Stimmung und Anschauung zu beobachten. Die er wünschte Wandlung dürfte im Jahre 1897 weitere Fortschritte machen, und zwar vermutlich auch unter dem Eindrücke neuer Momente, welche die Welt von den friedlichen Bestrebungen der leitenden Faktoren Europas nnd von dem guten Einvernehmen zwischen diesen Faktoren überzeugen werden. Lunk und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 2«. Januar: „Fräulein Wittwe", Lustspiel in einem Aufzuge von Ludwig Fulda (Zum ersten Male) — „Die Ro mantischen", Berslustspiel in drei Aufzügen von Edmond Rostand. Deutsch von Ludwig Fulda. (Zum ersten Male.) Das Lriginallustspiel Ludwig Fuldas und seine Über tragung des französischen BerSlustsptels „üoü Itomanesgue«" (I8S4) von Edmond Roftand stehen insofern in einem ideellen Zusammenhang, als in beiden eine gewisse Art der Phan tasieliebe, die holde Selbsttäuschung, die bei so vielen Neigungen verwirrend mitspielt, hier feiner, dort derber und wirksamer ins Komische gezogen wird. In „Fräulein Wittwe" versucht ein liebenswürdiger Chemiker I)r. Albert Funk, ein braver Mann, der nicht yur eine Frau ver sorgen kann, sondern das auch weiß und sagt, vergeblich das Herz der spröden Emilie Reichardt zu gewinnen. Diese hat sich als halber Backfisch mit em"i verbummelten Corpsstudenten Bruno verlobt, in dem si gS Ideal und die Poesie aller Männlichkeit verehrte ? Bruno ist aus ehrlichem tiefem Abscheu vor allen Exam« ch Afrika ge gangen, dort bei einer Expedition vermen.^A erschlagen worden, jedenfalls verschollen, seitdem betrachtet sich die schöne Emilie als seine trauernde Witwe und lebt im schwarzen Kleide der Erinnerung an ihn Just im rechten Augenblick, da vr Albert Funk sich erklärt hat und ab- -ewiesen worden ist, kommt besagter Bruno als Abu Abdallah aus Afrika heim, ist zum Islam übergetreten, sührt eine schwarze Tante seiner verstorbenen schwarzen Frau und ein geschecktes Kind mit sich, die von seinem ge- lubten Deutsch nur da« Hauptwort „Bier, Bier" gelernt baden, zeigt sich auch in halbafrikanischer Tracht al« der Alte, stürzt Emilie aus allen ihren Himmeln, läßt ihr ihre Liebe, ihre Trauer und ihren Erinnerungskultus so lächerlich erscheinen, daß sic schließlich Gott dankt, sich sofort in Albert Funks Arme flüchten zu können Um den drastischen Schwankcsfekt des ersten Auftretens der Afrikaner könnte Hr. v. Moser den poetischen Fulda beneiden, das Ganze ist flott, wirksam und lebendig, auch in den Eingangsszenen nicht ohne einen Hauch feiner Ironie, ein Leckerbissen für Liebhaberbühnen, nachdem die Typen auf einem wirklichen Theater so vor trefflich und vorbildlich dargestellt worden sind, wie dies durch die Herren Bauer (Abu Abdallah), Paul (Di. Albert Funk) und Frl Tullinger (Emilie Reichardt) geschah Das französische Berslustfpiel „Die Romantischen" von Edmond Rostand, das, in Paris seiner Zeit als eine Perle phantasievoller Anmut und zierlicher Bers behandlung gepriesen, ein uraltes Thema neu zu verkörpern sucht, könnte zuvörderst Anlaß zu einer ein gehenden litterarischen Studie geben. Das Motiv und eine Reihe von Einzelheiten zeigen eine so überraschende Ähnlichkeit mit dem 1843 gedichteten Lustspiel Otto Ludwigs „Hans Frei", daß ich auf den Gedanken einer Be nutzung des Ludwigschen sehr lebensvollen, nur zu breiten Stückes durch Nostand kommen würde, wüßte ich nicht am besten, daß Ludwigs Lustspiel erst achtundvierzig Jahre nach seiner Entstehung in der von Erich Schmidt und mir 18S1 herausgegebenen Gesamtausgabe der Werke Otto Ludwig« veröffentlicht worden ist. So liegt « nahe, an eine gemeinsame Quelle beider Stücke zu denken, eine solche kann, sie braucht aber nicht vorhanden zu sein, weil die bloße Anregung eine« halben Dutzends spanischer Stücke bei dem deutschen und, ein halb Jahrhundert später, bei dem französischen Dichter genügt haben dürste, eine mannichfach verwandte und doch auch wieder mannichfach verschiedene Erfindung zu zeitigen. DaS aber ist charak teristisch für unsere Litteratur- und Bühnenzustände, daß nach Ludwig« unendlich bewegterem, frischerem, lieben«- würdigeren Lustspiel kein Hahn gekräht hat und daß da« Werk des Jungfranzosen, das mit dem Ludwigschen alle Mängel zu großer Symmetrie des Aufbaus und zu breiten Ausspinncns teilt, mit einer Beflissenheit aufgegriffen, übertragen, gepriesen, einstudiert, auf- gcsührt wird, als hätten wir nicht entfernt etwas Derartiges aufzuweisen. Es fehlt Rostands Lust spiel namentlich in den ersten beiden Akten nicht an einer Reihe hübscher und überraschender Szenen, aber je länger, um Io mehr wandeln sich die Gestalten in Marionetten, in Typen der Maskenkomödie, je länger, je mehr verläßt sich der Dichter auf die Wirkung der cinbezogenen possen haften Elemente, die doch gegen den Schluß ganz wirkungs los werden, während der Widerspruch der derb unwahr scheinlichen Handlung und der spielenden klingenden Verse immer stärker hervortritt. Während Otto Ludwigs „HanS Frei" durch das Kostüm des Reformationsjahrhunderts einen Zug naiver Wirklichkeit erhält, die bewegende Ge stalt des mackern Land?kncchtshauptmanns Hans Frei echt veutschen Charakters ist, wandelt Rostand mit dem Rokoko kostüm und der Figur des komödiantischen Fechtmeisters Straforel die realistische Wirkung durchaus in eine thea tralisch phantastische Die vermeintliche geistige Überlegen heit, die dieser Parnassien zur Schau trägt, ist eitel Schein und Schaum Die Übertragung Fuldas ist gewandt und lebendig, die vom Original gerühmte blitzende Zierlichkeit der Form läßt sie nur stellenweis erkennen. Die Auf führung, durch eine Ausstattung von malerischem Reiz getragen, zeigte erwartungsvolle Hingabe der Darsteller vor einem großen Erfolg, der diesmal doch nur in beschei denen Grenzen eintrat. Das Liebespaar durch Frau Basts (Sylvette) und Hrn Wiecke (Percinet) gewinnend und mit lebendiger Anmut, das Väterpaar durch die Herren Swoboda (Bergamin) und Müller (Pa-quinot) charakteristisch karikiert dargestellt, der prahlerische Fecht meister und Entsührung«arrangeur, dem Hr. Wiene (Straforel) gleich von vornherein einen parodistischen Grund ton gab, halfen dem Stück zu schallenden BeilallSbezeig- ungen, der beabsichtigte lyrische Ausklang dcS Ganzen ging in der Unruhe des Aufbruchs unter, würde aber wohl auch sonst seine Wirkung versagt haben. Adolf Stern Konzert. Ter Dresdner Mozart-Verein bot seinen zahlreichen Mitgliedern und Freunden als Er- mnerungsseicr zu Mozarts Geburtstag eine wohlgelungcne, manch seltene Gabe vermittelnde Musikausfübrung im Ver einshaussaale. In erster Linie gilt dies von den beiden Orchestermerten aus des Meisters jugendlicher Schaffenszeit (1772 und 1773), deren reiche Ergebnisse erst die monumentale Breitkopf u. Härtelsche Gesamtausgabe völlig aufgeschloffen hat Zu den Schöpfungen, welche das Bild des in seiner künstlerischen Frühreife einzigartigen Musik- genieS zu ergänzen geeignet sind, zählt das gestern abend erstmalig hier gehörte Divertimento in v-clm. Ganz ab gesehen von seinem reizvollen, schon echt Mozartischen Musikgehalt fesselt es durch die bei einem Sechzehnjährigen erstaunliche Freiheit in der Behandlung der Kunstmittel, durch den Reichtum instrumentaler Kombinationen Neben dem Saitenquartett sind — eine bei Mozart fast ganz vereinzelte Erscheinung — vier Hörner aufgeboten, ferner Flöte, Oboe und Fagott So ist das erste Adagio für die Streichinstrumente, das tiefausdrucksvolle zweite für die Blasinstrumente, die sämtlich konzertant gehalten sind, allein geschrieben. In dem köstlichen ersten Menuett de« siebensätzigcn Werkes — das zweite wurde weggelassen — ist nur daS Saitenquartett beschäftigt, in den drei Trios wechseln die Blasinstrumente miteinander ab, treten schließlich zusammen, um sich in der Coda mit den übrigen zu vereinigen. Auch der erste und der letzte Satz bieten ein Zusammenwirken aller Instrumente, während im Allegretto die Flöte obligat behandelt ist An dem Ver gnügen der Hörer hatte die in jedem Betracht gut geratene Wiedergabe durch die VereinSmitgliedcr unter der straffen und lebendigen Leitung de« Hrn HoskapellmeistcrS a D.
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