Volltext Seite (XML)
Isptd.«. R,daMo» -pes»«-Neustadt n Meißner Lasse 8. Die Zeitung erscheint i» Dienstag, Dannersta» und Ponnadend früh. Udonuemeutd- Pret-r eierteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- -ustalten und Hurch unsere Boten. -ei freier Lieferung je- Hau» erhebt die «ost noch eine Ge bühr von 25 Pfg. It . > Ir » .. .i - .N H »(.- Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. an« I.: - n - ' II> 1 >.' ' "k" Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmauu Müller in Dresden. Inserate worden bi» Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 1b Pf- Unter Eingesandt: 30 Pf. Inseraten- Annahmestelleur Die Arnoldische Buchhandlung Jnvalidendanr, HaasenfteinL Bögler, Rudolf Mosse, S L. Daube L Lo. in Dre-den, Leipzig, Hamburg, Berlin, Frankfurt a/M. u. s. w. Mr. 94. Sonnabend, den 13. August 1881. 43. Jahrgang. Politische Wellschau. Deuts^eS Reich. Als den Preis ihres ferneren Entgegenkommen- auf kirchenpolitischem Gebiete soll die römische Kurie die Aufhebung des kirchlichen Gerichts hofes in Berlin verlangt und ein darauf bezügliches Versprechen der preußischen Regierung erhalten haben. Nach der Wendung in der Trierer BiöthumSfrage und der mit Bestimmtheit gemeldeten Vereinbarung über die Besetzung des BiSthumS Fulda ist der vollständige Bruch mit der Maigesetzgebung so wie so unausweich lich. Die Basis des Friedens mit der Kirche ist ge funden und daS Ccntrum für die Unterstützung der Re gierung gewonnen, wenn auch einzelne Mitglieder dieser Partei hartnäckig an der Opposition fcsthalten. Während vor Wochen die schlesischen Klerikalen noch die Wahlunter stützung der Konservativen zurückwiesen, hat sich infolge der neuesten Vorgänge in der Kirche, Politik der Wahl ausschuß der ultramontanen Partei in Baden und die am 9. August in Köln stattgefundenc Bertrauensmännrr- Vcrsammlung der rheinischen Centrumkpartei bedeutend regierungsfreundlicher geäußert und den Konservativen, welche die Regierung unterstützen, ihren Beistand in Aussicht gestellt. Wie hoffnungsvoll und regierungs freundlich plötzlich die Stimmung im klerikalen Lager ist, beweist eine Rede, welche der bekannte Abgeordnete Dr. August Reichensperger auf der Kölner Versamm lung gehalten hat, in der er sich unter großem Beifall dahin äußerte: Es sei ein Hoffnungsstern über der altehrwürdigen Kathedrale von Trier aufgegangen. Während die Herzen aller rheinischen Katholiken dem neuen Bischof entgegen schlügen, habe man gewagt, von einem Schrei der Entrüstung zu sprechen, der durch die Rheinlande ginge. Alle Freunde deS Friedens und das seien die rheinischen Katholiken, hegten die Hoff nung, daß der Trierer Fall der erste Schritt zu einem wahren dauernden Frieden werden möge. — Der Reichskanzler, dessen Ankunft in Berlin in diesen Tagen erwartet wurde, wird sofort nach seinem Eintreffen die Feststellung des Termins der Reichstags wahlen in die Hand nehmen, nachdem die Klärung gegenüber Ler römischen Kurie und dem Centrum gesichert scheint. Die direkte Bethciligung des Reichskanzlers an den Verhandlungen, welche der Biswofswahl in Trier vorauS- gegangen sind, stellt ein Artikel deS „Bayerischen Kourr." außer allen Zweifel. ES heißt in demselben: „Die An nahme Korum'S in Berlin geschah auf ausdrückliche Empfehlung deS Statthalters v. Manteuffel, sowie des Reichskanzlers Fürsten Bismarck selbst. Der Einwurf, daß diese beiden Herren in der Person deS Erkorenen sich geirrt oder von Anderen getäuscht worden seien, kann nicht gemacht werden, indem General Manteuffel vr. Korum selbst sehr genau kannte und Letzterer mit dcm Bischof Räß von Straßburg sogar ein häufiger und gern gesehener Gast im Hause de- Statthalter- war. Der Reichskanzler endlich hat durch einen seiner ge wandtesten und hervorragendsten Sekretäre persönliche Informationen über Korum einzirhen lassen und der betreffende Herr hat auf Grund dieser Erklärungen sowie persönlicher Besprechungen mit Korum daS aller günstigste Unheil über diesen gefällt. Der Kaiser empfing am Mittwoch auf Schloß Babelsberg den Besuch der in Potsdam weilenden Mit glieder der königl. Familie und nahm am Donnerstag die regelmäßigen Vorträge entgegen. Nach Berlin wird j der Kaiser voraussichtlich in der nächsten Zeit nicht kommen, da die baulichen Veränderungen, welche da- i selbst während der Sommermonate im königlichen PalaiS vorgenommen wurden, noch nicht beendet sind. Der j deutsche Kronprinz wird in der zweiten Hälfte deS Monats England verlassen, um sich zur Truppenbesich- tigung nach Baiern und Würtrmberg zu begeben. In London widmete er den Verhandlungen des internationalen Aerzte Kongresses um so größeres Interesse, als die deut ! schen Aertte, wie Virchow, Langenbrck u. A. m. dabei allseitige Anerkennung fanden. Virchow sprach am 5. ! August über die Berechtigung der Vivisektion ein ent schlossenes Manneswort zur rechten Zeit und am rechten Orte, dcnn es ist ja bekannt, daß die Hauptwühler gegen ! die Vivisektion in England zu finden sind, welches sich merkwürd gerweise um die Lhierquälereien seiner Sports (Wettrennen, Taubenschießen u. s. w) fast ! gar nicht bekümmert. Bei dem den Koryphäen der Heilkunde gegebenen Bankett unterhielt sich der Kron prinz auf daS Liebenswürdigste mit den deutschen Aerzten, , in besonders angelegentlicher und ei gehender Unter haltung mit dem Professor Virchow. Der Kronprinz hat sich während deS Festes durch den Toast, den er in englischer Sprache auf die Wissenschaft der Medicin aus brachte, die Herzen aller anwesenden Gäste gewonnen. Als das Programm der Gesammtpolitik deS deut schen Reichskanzlers stellt die preußische „Prov.-Korresp." ' die folgenden Ziele hin: „Die nationale Wieder- ! gebürt und innere Erstarkung Deutschlands auf gesunden wirthschaftlichen Grundlagen, die wirthschaft- liche Unabhängigkeit Deutschlands vom Auslande, die Stärkung der Finanzkraft deS Reichs durch eine gr- - rechtere Vertheilung der Steuerlasten, die Erleichterung j der Aufbringung der nothwendigen öffentlichen Abgaben durch Ausbildung des Systems der indirekten Steuern unter entsprechender Verminderung der direkten Abgaben, die Befreiung der Gemeinden von einem wesentlichen Theile der öffentlichen Schul-, Armenpflege und anderen Lasten, die Förderung der landwirthschaftlichen und industriellen Gewerbe, die Fürsorge für daS Wohl de- Handwerkerstandes und der arbeitenden Klaffen gemäß den Geboten deS praktischen ChristenthumS, kurz Schutz der wirthschaftlich Schwächeren durch den Staat, der sich seiner christlich-sittlichen Pflichten bewußt sein und die theilvahmlose Ober-Aufseherrolle aufgeben soll." Trotz aller verneinenden Phrasen der demokratisch-fort schrittlichen Presse müsse und werde diese- Programm da- Ziel deutscher Politik sein und bleiben, gleichviel, ob e- jetzt oder erst später gelingt, die Nation in ihren Ver tretern dafür zu gewinnen. Die „National-Zeitung" meint, sie vermöge sich unter „der nationalen Wieder- ! gebürt", welche im nächsten Reichstage erfolgen soll, ! gar nichts zu denken. Unter der „Ausbildung de- ! System- der indirekten Steuern" könne man eben so gut d e Erhöhung der Branntweinsteuer, wie daS Ta baksmonopol verstehen. Ueber die „Verminderung der ! direkten Abgaben" hätten in der Kommission teS Ab geordnetenhauses sür das Verwendungsgesetz die Ver handlungen in allgemeiner Konfusion geendet, trotzdem sich der Finanzminister und verschiedene Reg'erungS- Kommissarien an der Beralhung betheiligten Mit der „Fürsorge für das Wohl drr arbeitenden Klassen" könne ebenso gut ein brauchbares Unfalloersicherungs-Gesetz, wie ein abenteuerliches Proj-kt allgemeiner Jn?alidiläls- Versicherung gemeint sein. DaS Organ der Liberalen erklärt deshalb, in den Darstellungen der „Prov.-Korr." kein klares sachliche- Regierungsprogramm entdecken zu können. In Hinterpommern und in Westpreußen begannen in letzter Zeit die Judenkrawalle förmlich epidemisch i zu werden. In Jastrow und Falkenburg gab es heftige Tumulte und in Schieoelbein sind am letzten Sonntag sämmtliche jüdische Kauflätrn drmolirt worden. Jetzt ! erachtet es die preußische Regierung für geboten, den skandalösen Vorgängen gegenüber Stellung zu nehmen und daö in einer Weise, welche die Verleumdung, daß sie den Antisemitismus begünstige, zum Schweigen bringen wird. Die halbamtliche „Provinzial Korresp." läßt sich wie folgt vernehmen: „An mehreren Orten der Pronnzen Pommern und Westpreußen haben in der letzten und vorletzten Woche bedauerliche, mit der Be schädigung und Zerstörung von Privateiger.thum ver bundene Ruhestörungen stattgefunden. Dem energischen Einschreiten der OrtSbrhörd/n ist eS — zum Theil aller dings erst nach Verstärkung des Exekutivpersonals und unter Beihilfe deS einsichtsvollen TheilS der Einwohner- j schäft — überall gelungen, die Ercesse zu unterdrücken und die Excedenten zur gerichtlichen Untersuchung zu ! ziehen. Seitens deS Ministeriums deS Innern sind die Regierungspräsidenten der betreffenden Landestheile be auftragt worden, mit allen Mitteln, welche die Gesetze Feuilleton. Wer ist schuldig? Erzählung von Friedrich Friedrich. (25. Fortsetzung.) An UrbanS Seite schritt Heinrich durch den Garten hin. Urbau hatte sich nicht in die Unterredung gemischt, aber Heinrich scharf beobachtet.... „Weshalb forschest Du nach diesen Einzelheiten?" fragte er endlich. Heinrich suchte dieser Frage auszuweichen. Urban'S Blick war indeß zu schqrf. „Antworte mir auf meine Frage", fuhr er fort. „Du hast Wendel verhaftet, allein mehrere Deiner Fragen haben mir bereit- verralhen, daß Du einen Andern alS ihn für den Brandstifter hältst. Auf wen hast Du Verdacht geworfen?'s Noch immer zögerte Heinrich mit der Antwort. ,, „Schenkst Du mir so wenig Vertrauen?" fragte Urban. , >nu , >' »» nv t' „ES ist nicht Mangel an Vertrauen, Onkel", ent» gegnete Heinrich. „Ich habe jedoch verschiedene Gründ^, um gegen Dich Stillschweigen zu bewahr«, doch Du sollst alle- wissen, Du zuerst, de'« Du wirst kein Wort ver- rathen. . I-, ich halte Wendel für unschuldig und bin fest überzeugt, daß ^r »it dem Verbrech« nicht da- jüngste z« schaff« hat." „Aber die Beweise sprechen fast alle geg« ihn," warf Urban ein. „ES ist ein unglücklicher Zufall — vielleicht auch noch mehr", fuhr Heinrich fort. „Ich hoffe auch diese- Dunkel zu lösen!" Urban schüttelte zweifelnd mit dem Kopfe. „Du selbst bist überzeugt, daß daS Feuer angelegt ist", sprach er. „Wer sollte dies gethan haben?" „LoppinS selbst!" entgegnete Heinrich mit leiserer Stimme. Erschreckt fuhr Urban zurück und blieb stehen. Sein Auge ruhte mit starrem Ausdrucke auf Heinrich'- Ge sicht, aber nur einen Augenblick lang, dann glitt ein Lächeln um seinen Mund. „Heinrich, Du läßt Dich durch Dein Vorurtheil und Deine Erbitterung gegen LoppinS zu weit führen", sprach er. „Du weißt, auch ich liebe sie nicht, eS ist Manches zwischen unS getreten, waS mir mißfällt, allein nie würde ich mich durch eine Abneigung so weit hin- reißen lassen, sie eine- solchen Verbrechen- für fähig zu halten!" „Du beurtheilst mich falsch, Onkel", warf Heinrich ein. „Die Abneigung gegen sie hat mich sie vielleicht schärfer beobachten lass«, weiter kommt sie indeß nicht mit in daS Spiel., Ich habe von der ersten Stunde an Verdacht gegen sie geschöpft, ich habe demselben nachge forscht und einen sehr wichtig« Beweis glaube ich be reits gegen fia in den Händen zu haben." ^ »Heinrich, Du vergißt, daß der ältere Bruder nicht hier war zwh daß der jüngere von Anfang an auf dem Balle gewesen ist*, rief Urban. „Ich glaube auch nicht, daß fie da- verbrechen selbst begangen haben, dazu find fie zu klug, fie haben irgend Jemand dafür gewonnen." „Wer würde sich zu einer solchen That hergeben!" „Onkel, Du hältst die Menschen noch immer für viel zu gut; mit Geld läßt sich Alles erreichen!" Urban schüttelte zweifelnd mit dem Kopfe. „LoppinS selbst haben durch da- Feuer ja den größten Schaden", bemerkte er. „Durchaus nicht. Sie haben Dir nur eine sehr geringe Summe angezahlt," fuhr Heinrich fort. „Wenn sie nun nicht im Stande wären, Dir mehr zu zahlen, wenn fie einen Theil der Gelder, welche fie von der Feuerversicherung zu bekommen hoff«, dazu verwenden wollten, um ihre nächsten Verpflichtungen gegen Dich zu decken? Sie haben sehr hoch versichert. Aber ich glaube noch nicht einmal, daß die- ihre Absicht gewesen ist, sondern bin überzeugt, daß fie mit der ganz« Summe verschwinden möchten und daß dieS IlleS von vornherein schon beim Ankäufe der Fabrik berechnet ge wesen ist." „Unmöglich! Unmöglich!" rief Urban, der solchen Gedanken nicht zu fassen vermochte. „Du hältst fie also nicht für reich?' „Durchaus nicht! Ich halte sie für sehr kluge und deshalb für sehr gefährliche Schwindler. Das Feuer ist in den Vorrath-speichern entstanden, sie haben die Vorrätht in einer Höhe von fast dreißigtausend Thalern versichert und Du hast auS Lienau'S Munde gehört, daß er die Lorräthe auf höchstens vier- bi- fünftausend Thaler schätzt. Glaubst Du, daß er die Unwahrheit gesagt hat?" . , . „Nein, für Lienau bürge ich!" sprach Urban. „Oder bist Du überzeugt, daß Lienau sich so irren kann, zumal da er, wie er selbst zugestrht, auf die Zu