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Dresdner Journal 1912. Nr. 141. königlich Sächsischer StKKtsKnzeiger. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- nnd Mittelbehörden Bezugspreis: Beim Bezüge durch di« Expedition, Groß« Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mark vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittags. — Fernsprecher: Expedition Rr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat DoengeS in Dresden. < Donnerstag, 20. Juni Ankündigungen: Lie Ispaltige Grundzeile oder deren Naum im Anlündigungsteile 30 Pf., die Ispaltige Grundzeile oder deren Raum im amtlichen Teile 75 Pf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 150 Pf. Preisermäßigg. aus Geschästsanzeigen. — Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Der Reichskanzler v. Bethmann-Hollweg ist gestern abend in Kiel eingetroffen und hat auf der „Hohenzollern" Wohnung genommen. * Gestern abend gegen 8 Uhr ist in Gaschwitz der von Leipzig kommende Perfonenzug Rr. 214 auf den aus Gaschwitz auSsahrenden Perfonenzuge Rr. 2599 auf- gefahreu. Dre» Personen wurde» getötet, etwa 19 mehr oder weniger schwer verletzt. Ein Hilfszug mit Ärzten und Samaritern war schnell zur Stelle. Der Staatssekretär der Reichskolonialamtes vr Solf ist in Swakopmund angekommen. An Bühl bei Gebweiler stürzte ein Gebäude der Manufatturfirma Rogelet ein. 60 Arbeiter wurden unter den Trümmern begraben. Zwei Arbeiter und zwei Frauen find tot, 16 Personen wurden verletzt, davon zwei oder drei schwer. Nichtamtlicher Teil. Bom Königlichen Hof«. Dresden, 20. Juni. Se. König!. Hoheit der Prinz Johann Georg hat sich heute 7 Uhr 20 Min. vorm. in Begleitung des persönlichen Adjutanten Hauptmann v. Elterlein nach Chemnitz begeben, um die 4.Graphische Ausstellung des Deutschen Künstlerbundes zu besichtigen. 11 Uhr 34 Min. reiste Se. Königl. Hoheit zurück nach Freiberg, wo 12 Uhr 2 Min. auch Ihre Königl. Hoheit die Frau Prinzessin in Begleitung Ihrer Exzellenz der Frau Oberhofmeisterin Freifrau v. Finck aus Dresden eingetroffen war. Hier folgten die Höchsten Herrschaften einer Einladung des Hrn. Amtshauptmann vr. Vollmer zur Mittagstafel und besuchten danach die Erzgebirgischc Ausstellung. 4 Uhr 25 Min. reisten Ihre Königl. Hoheiten wieder nach Dresden zurück. Die ungarische Regierung hat dem Abgeordnetenhause einen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach Abgeordnete, die vom Prafidenten ausgewiesen find, aber trotzdem im Sitzungssaale erscheinen und einer neuerlichen Aufforderung sich zu entsernen nicht Folge leisten, ihres Mandal» ver lustig erklärt werden und ihre Wählbarkeit für die laufende Legislaturperiode verlieren. Rach einer Blättermeldung aus Mogador ist der Prätendent de» SuSgebieteS Hrib» zum Sultan von Agadir ausgerufen worden. * Wie au» tzetinje gemelvet wird, ist da» Kabinett Tomanowitsch znrütaetrrten. Der König hat den Rücktritt angenommen und mit der Bildung eine« neuen Kabinetts den General Martinowitsch beauftragt. Amtlicher Teil. Ministerium de» Königlichen Hause». * Dresden, 20. Juni. Se. Königl. Hoheit der Kron prinz ist gestern abend 7 Uhr 18 Min. nach Tübingen g-reist. Ministerium de» Annern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Rat für Veterinärsachen im Ministerium des Innern und Landestierarzt, Geh. Medizinal rat Prof. vr. Edelmann den ihm von Sr. Majestät dem Kaiser, König von Preußen verliehenen Kronenorden 2. Klasse annehme und trage. Die Prüfungen für Radelardeitslehrerinnen und für HaushaltungS« und Kochlehrerinnen nach den Prüfungsordnungen vom 13. Februar 1911 sollen kurz vor Michaelis 1912 abgehalten werden. Gesuche um Zulassung zu diesen Prüfungen sind nebst den nach A 6 der Prüfungsordnungen beizufügenden Unter lagen sowie einem Staatsangehörigkeitsausweise bis spätestens den 15. Juli 1912 an den Vorsitzenden der Prüfungskommission, Bezirksschul inspektor Oberschulrat vr. Prietzel in Dresden, einzu senden. 848 Sem. Dresden, den 19. Juni 1912. 4430 Ministerium -eS Kultus und öffentlichen Unterrichts. Öffentliche Sitzung des Kreisensschusses Freitag, de« 28. Juni 1V12, vormittags ^12 Uhr, im Sitzungssaale der Königlichen Kreishauptmannschaft — Schloßstraße 34/36, II. Geschoß —. Die Tagesordnung hängt im II. Geschoß des Dienst gebäudes zur Einsicht aus. 11431 Dresden, den 17. Juni 1912. 4432 Königliche KreiShauptmannschaft. Herr Bezirkstierarzt Veterinärrat Hartenstein in Döbeln ist vom 27. Juni bis mit 27. Juli 1912 beurlaubt. Die Vertretung erfolgt durch Herrn Bezirkstierarzt Beterinärrat Deich in Grimma. HL801 Leipzig, den 14. Juni 1912. 4433 Königliche KreiShauptmannschaft. Born diplomatischen Korps. Dresden, 20. Juni. Der Kaiser!, und Königl. Öster reichisch-Ungarische außerordentliche Gesandte und bevoll mächtigte Minister, Graf Forgäch v. Ghymes und Gäcs, ist vom Urlaub zurückgekehrt und hat die Leitung der Kaiserl. und Königl. Österreichisch-Ungarischen Ge sandtschaft wieder übernommen. Mitteilungen aus der öffentlichen Verwaltung. Das Ministerium des Innern hat folgende mit Ersatzbezeichnungen für die Ausdrücke „Schweizer", „Stallschweizer", „Oberschweizer" sich beschäftigende Verordnung an die Kreishauptmannschaften erlassen: Die Ausdrücke „Schweizer", „Stallschweizer", „Ober- schweizer" als Berufsbezeichnungen für das Stallpersonal können den Anschein erwecken, als ob es sich hierbei aus schließlich oder überwiegend um aus der Schweiz gebürtige oder dort staatsangehörige Personen handle und als ob unser einheimisches Personal dem aus der Schweiz stammenden in seinen Leistungen nachstehe oder seine Kenntnisse von den Schweizern entlehnt habe. Da aus diesen Auffassungen nicht selten Unzuträglichkeiten und Mißstände entstehen, hat der schweizerische Gesandte in Berlin beim Auswärtigen Amte befürwortet, daß jene Ausdrücke wenigstens im amtlichen Sprachgebrauche ver mieden und durch andere Bezeichnungen ersetzt werden möchten. Als Ersatzbezeichnungen hat das preußische Landes-Okonomiekollegium die Ausdrücke: 1. „Kuhmeister" für geprüftes leitendes Personal, 2. „Kuhwärter" oder „Melker" für gelerntes, nicht leitendes Personal und 3. „Stallgehilfe" für Hilfspersonal ohne besondere Aus bildung vorgeschlagen. Die preußischen Minister der Justiz, des Innern und für Landwirtschaft, Domänen und Forsten haben diese Ersatzbezeichnungen angenommen und den ihnen Nachgeordneten Behörden zum Gebrauch im amt lichen Verkehr empfohlen. Der Reichskanzler hat die sächsische Regierung ersucht, in der gleichen Weise wie in Preußen vorzugehen. Das Ministerium des Innern glaubt diesem Ersuchen stattgeben zu sollen, weil es ihm wünschenswert und geboten erscheint, daß im ganzen Reiche einheitliche Ersatzbezeichnungen gebraucht werden. Die Kreishauptmannschaften werden daher veranlaßt, die ihnen Nachgeordneten Behörden anzuweisen, daß die oben erwähnten Ersatzbezeichnungen im amtlichen Verkehr in Zukunft nach Möglichkeit verwendet werden. — Eine weitere ebenfalls an die Kreishauptmannschaften gerichtete Verordnung des Ministeriums des Innern han delt von dem Ausschuß für den Vogelschutz. Sie lautet: Auf Antrag des Landeskulturrats hat das Ministerium des Innern beschlossen, einen Ausschuß für den Vogel schutz im Königreiche Sachsen zu berufen, dessen Aufgabe ist, im Einvernehmen mit den Behörden die Maßnahmen zu ergreifen und anzuregen, die neben den geltenden Ge setzen und Verordnungen über den Schutz der Vögel zur Erhaltung und Vermehrung des Bestands an nützlichen Vögeln beizutragen geeignet sind. Durch Abhaltung von Lehrgängen und Vorträgen in Tharandt, dessen Forstrevier zu einer Lehr- und Versuchsstation für Vogelschutz aus ersehen ist, sowie in den verschiedensten Teilen des Landes soll der Sinn und das Verständnis für die Vogelschutz frage in den weitesten Volkskreisen geweckt und eine größere Zahl von Personen in der Handhabung des Vogelschutzes ausgebildet werden. Der Ausschuß Hoist, auf diese Weise in allen Landesteilen Sachverständige sowohl zur Beurteilung örtlicher Verhältnisse, als zur Belehrung und zur Durchführung organisatorischer und praktischer, auf die Wiederherstellung der natürlichen Lebensbedingungen der Vögel gerichteter Maßnahmen zu gewinnen. Der aus fünf Mitgliedern bestehende Ausschuß ist ermächtigt, zur Durchführung seiner Maßnahmen mit den öffentlichen Behörden ins Benehmen zu treten. Er soll ferner Behörden und Privaten Gutachten abgebeu und bei Anlage von Vogelschutzeinrichtungen mit Rat an die Hand gehen. Der Vorsitzende des Ausschusses, an den alle Anfragen bezüglich des Vogelschutzes zu richten sind, ist der Rittergutsbesitzer Geh. Okonomierat Andrä auf Braunsdorf bei Tharandt, der Sitz desAusschusses ist Tharandt. Die Kreishauptmannschaften werden daher veranlaßt, die ihnen Nachgeordneten Behörden anzuweisen, die Bestre bungen des Vogelschutz-Ausschusses im Hinblick auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Vogelschutzes zu unter stützen und den Anregungen des Ausschusses nach Möglich keit nachzukommen. Die Mittel, die sich zur Durchführung der Maßnahmen des Vogelschutzes notwendig machen werden, können nicht ausschließlich durch Staatszuschüsse ausgebracht werden. Der Ausschuß wird daher mit Gesuchen um Gewährung von Beihilfen an die Gemeinden heran treten. Es ist zn wünschen, daß diesen Gesuchen möglichst entsprochen werde. Deutsches Reich. Kaiserlicher Hof. Kcel, 19. Juni. Se. Majestät der Kaiser hörte auf der Fahrt durch den Kaiser Wilhelm-Kanal die Vorträge des Chefs des Zivilkabinetts, Wirkl. Geh. Rats v. Valentini, und des Chefs des Marinekabinetts, Admirals v. Müller. Außer den genannten Herren meldete sich nach dem Festmachen der „Hohenzollern" auch Prinz Adalbert bei Sr. Majestät dem Kaiser. Alsdann machte der Kaiser Besuche bei dem Staatssekretär des Reichs marineamts, bei dem Flottenchef nnd auf den Geschwader- slaggschiffen. , . Der Reichskanzler und in seiner Begleitung Ober leutnant Frhr. v. Sell ist um 6 Uhr 33 Min. hier ein getroffen und hat aus der „Hohenzollern" Wohnung ge nommen. Prinz Joachim ist hier eingetrosfen und hat sich an Bord der „Iduna" begeben. Um 8 Uhr war Abend täfel bei Sr. Majestät dem Kaiser an Bord der „Hohenzollern". Hierbei saßen rechts vom Kaiser zunächst Prinzessin Heinrich, Prinz Eitel Friedrich, Admiral v. Müller und Hofmarschall Frhr. v. Seckendorfs; links Prinzessin Eitel Friedrich, Prinz Joachim, Admiral Coerper und Oberpräsident v. Bülow. Gegenüber dem Kaiser saß Prinz Heinrich; rechts von ihm zunächst der Reichskanzler, Generaloberst v. Plessen, Admiral Graf Baudissin und Wirkl. Geh. Rat v. Valentini; links Großadmiral v. Tirpitz, Oberhofmarschall Gras zu Eulenburg, Admiral v. Holtzendorff, Admiral v. Usedom und Vizeadmiral v. Heeringen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin sind im Automobil hier eingetroffen und haben beim Prinzen Adalbert Wohnung genommen. In den Abendstunde» zogen mehrere Flieger über der „Hohenzollern" ihre Kreise. Hamburg, 19. Juni. Se. Majestät der Kaiser hatte gestern auf dem Dampfer „Victoria Luise" nach dem Diner eine lange Unterredung mit dem früheren Chef konstrukteur der britischen Marine Sir William White und mit dem Erbauer der „Titanic" Lord Pirrie über die aus der Katastrophe der „Titanic" für die Schiffahrt zu ziehenden Konsequenzen. Kommisfion zur Beratung über Sicherungen der Bauforderungen. Von zahlreichen großen Organisationen des Bau- marktes ist vor einiger Zeit eine „Kommission zur Beratung über Sicherungen der Bauforderungen" eingesetzt worden, die eine Denkschrift vorlegt. Die Denk schrift verwirft die besonders von Handwerkerkreisen geforderte Einführung des zweiten Abschnittes des Gesetzes über die Sicherung der Bauforderungen und empfiehlt einmal Maßnahmen der Selbsthilfe, dann aber auch eine Verschärfung des ersten Abschnittes des Gesetzes und eine strengere Beobachtung des 8 35 Absatz 5 der Reichs gewerbeordnung. Uber diese Möglichkeit, die Verhältnisse auf dem Baumarkt zu bessern, heißt es in der Denkschrift: Nach § 35 Abs. 5 der Reichsgewerbeordnnng kann „unzu verlässigen" Bauunternehmern der Gewerbebetrieb untersagt werden. Bon dieser, für eine Besserung der Verhältnisse auf dem Bau- markte äußerst wesentlichen Befugnis ist in Berlin seit dem Be stehen der Bestimmung bedauerlicherweise nur in 21 Fällen Ge brauch gemacht worden, bei weitem häufiger dagegen in anderen Teilen deS Reiche-: z. B. in Dresden in einem Jahre über 50, in Hamburg sogar in 180 Fällen. Nach Mitteilungen aus dortigen Interessentenkreisen ist die Besserung daselbst dem entschlossenen Einschreiten der Behörden zu verdanken. Eine schärfere AuSlegun- des Begriffes der „Unzuverlässigkeit" durch die Polizeibehörden und die Bezirksausschüsse ist dringend erwünscht, nachdem die Er kenntnis, daß da- Treiben gewissenloser und auch mangel» jeglicher