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MlsdmfferÄlgeblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und »Wilsdruffer Tayeblatt' erscheint an allen Werktagen nachmitlags Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— NM, jeei Haus, bei Postbestellung 1,80 NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern l0 Rpfg. Alle Postanstatten und Post toten, unsere Austräger u. , ...... Geschäftsstelle, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Wochenblatt fUk WllsVrUfs U. UMflkfleNd gegen. Im Falle höherer »Gewalt, od. sonstiger > > - Betriebsstörungen besteht Wein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beilieg». alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut aufliegendem Tarif Nr. 4. — Nachweisungs-Gebühr: 20 Rpfg. — DorgeschriebenE Erscheinungstage und Platzvorschriften werden noch Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen « Annahme durch Fernruf übermtt- Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.806ttlt^n Anzeigen überneh. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadt rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 219 — 94. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Telegr.-Adr.: „Tageblatt* Postscheck: Dresden sa^o Donnerstag, den 19. September 1935 Neuregelung der StMsjlW-tM Bummel durch die Kriegshäseu des Mittelmeeres. Genua — Barcelona — Algier — Malta. Von Walter Möller. Auf Malta, im September 1935. Nach den Reden der Vertreter derjenigen Länder, die direkt oder mittelbar an dem italienisch-abessinischen Streitfall interessiert sind, und den Pressemeldungen wer den viele Zeitungsleser annehmen^ daß es hier unten auf dem herrlichen, seit Wochen tiefblauen Mittelmeer nur so von Kriegsschiffen wimmelt. Nichts dergleichen kommt in Frage. Um der Wahrheit die Ehre zu geben — denn man liest hier in den Zeitungen, die an den An liegeplätzen angeboten werden, allerlei Übertreibungen in großer Aufmachung —, sind wir in den etwa zwei Wochen, die der Lloyddampfer „General von Steuben" mit uns unterwegs ist, bisher nur einem kleinen Kreuzer begegnet. Inwieweit die Kriegsschiffbewegungen auf den hier stark befahrenen Schiffsrouten nachts erfolgen, mag allerdings dahingestellt bleiben, ebenso wie viele von den uns ziem lich zahlreich begegnenden Frachtdampfern verschiedener Nationen Kriegsgut befördern. In den Hafenstädten hat man schon eher Gelegenheit, Kriegs- oder zumindestens Sicherungsvorbereitungen zu beobachten» obwohl auch hier die Mehrzahl der Ver ladungen ans naheliegenden Gründen in der Nacht er folgen dürfte. In Genua geht das immer stark pulsierende Leben seinen Gang. Leb hafter Straßenbahn-, Autobus- und Kraftdroschkenverkehr, Scharen von Fußgängern auf den Straßen, unter denen die kosmetisch sehr stark interessierte Damenwelt auf fällt. Im Hafen selbst habe ich nur ein Kanonenboot ent decken können, wohl aber wurde mir von den verschieden sten Seiten übereinstimmend bestätigt, daß bereits von hier ziemlich erhebliche Truppentrans porte abgegangen seien, und die vielen größeren und kleineren Frachtdampfer, vor denen die Kräne ununter brochen in Tätigkeit sind, verladen augenscheinlich nicht nur Zitronen, Orangen und Ol. Das militärische Bild der Stadt hat sich nicht wesent lich verändert. Man sieht wie in allen italienischen Garnisonorten immer wieder kleinere Abteilungen der verschiedenen Truppengattungen in dem hier und in Spanien charakteristischen kurzen und raschen Stechschritt. Im Gegensatz dazu marschieren die Alpenjäger (Bersag- lieri) mit dem Filzhut und der Feder auf dem Kopf in langsameren, weiter ausholenden Schritten. Von ihnen scheint man allerdings hier stärkere Formationen zu sammengezogen zu haben. Sehr auffallend beleben mar schierende Sportabteilungen in rotem Dreß das Stadtbild. In Barcelona wimmelt es von Militär, das allerdings in seiner Hal tung, vor allem in bezug auf den uns merkwürdig an- mutenden Umgang mit dem Gewehr, einen etwas sonder baren Eindruck macht. Eigenartig auch das Salutieren des Soldaten oder Unteroffiziers vor dem Offizier. Wäh rend der Offizier den Gruß durch Anlegen der Hand an die Mütze erwidert, legt der Soldat, der das Gewehr mit der linken Hand an das linke Bein hält, die Rechte wie beteuernd auf die Brust. Schon unser Schiff, das mit dem Fridericus-Rex- und Hohenfriedberger Marsch der Kapelle festmacht, wird hier, im Gegensatz zu anderen Häfen, ziemlich stark be wacht. Auf den Ramblas, das sind die schönen, breiten, in der Mitte mit Palmen oder noch mehr mit Platanen bewachsenen Promenaden- und Geschäftsstraßen, sieht man mitten im Publikum auf Schritt und Tritt einzelne und doppeü besetzte Militärposten mit Karabi nern, und es gibt hier sowie auf der Plaza de Cata- luna, der Calle de Palage und der Calle de las Cortes, den hauptsächlichsten Brennpunkten des Verkehrs, kein öffentliches, aber bezeichnenderweise auch kein Bank gebäude, die kleineren Bankgeschäfte mit einbegriffen, das nicht starken militärischen Schutz hätte. Daß es bei den Straßenkämpfen der letzten Unruhen recht heftig her gegangen sein muß, sieht man an den zerschossenen Ge bäuden, deren Zustand an die Gegend um das Berliner Schloß herum nach der Novemberrevolte 1918 erinnert. Im Gegensatz zu Barcelona ist in Palma auf der märchenhaft schönen Mallorcainsel wenig Militär zu sehen, und die spanischen Soldaten »assen hier den Frem den unbehelligt das Kasernentor passieren, ja, setzen sich auf den Kasernenhof mit freundlichster Miene in Positur, um sich photographieren zu lassen. Es gibt Bilder L la „Carmen" erster Aufzug: „Wenn die Wache auf marschiert —" Algier. Hat man also in Spanien, oder wenigstens in der Provinz Katalonien, augenscheinlich zahlreiches Militär Einführung des gleitenden Sechs-Tage-Planes. Amtlich wird mitgeteilt: Um den durch den Staars- jugendtag entstandenen Störungen vorzubeugen und um Schwierigkeiten für die Führer des Jungvolkes zu be seitigen, hat Reichsminister Rust durch Erlaß vom 14. Sep tember 1935 angeordnet, daß am Sonnabend in allen Schulen grundsätzlich kein lchrplanmäßigcr Unterricht erteilt wird. An den Bestimmungen des Staatsjugcndtages wird hier durch nichts geändert, d. h. nach wie vor gelten alle zum Jungvolk und Jungmädel gehörenden Schüler und Schüle rinnen einschließlich der Führer an diesem Tage als be urlaubt. Für alle übrigen Schüler und Schülerinnen findet an diesen Tagen nationalpolitische Schulung durch die Schule statt. Durch die Hitler-Jugend wird der Staats- jugeudtag also wie bisher nur für das Jungvolk und die Jungmädel gestaltet, da die Frage der Beurlaubung des Jungarbeiters und des Lehrlings bisher noch nicht gelöst ist. Der Erlaß hat folgenden Wortlaut: Nm eine bessere Durchführung des Staatsjugendtagcs und eine geregelte Unterrichtsführung zu gewährleisten, ordne ich an, daß nach den Herbstfcrien in den Volks schulen (Grund- und Hauptschulen), in den mittleren und höheren Schulen am Staatsjugendtag kein lehrplanmäßi- ger Unterricht mehr erteilt werden darf. Der Staatsjugcndtag soll in Zukunft ausschließlich der nationalpolitischcn Erziehung dienen. Eine Uebertragung der dadurch ausfallenden Unter richtsstunden auf die übrigen fünf Wochentage ist für die mittleren und höheren Sckmlen auf die Dauer nicht tragbar, vielmehr muß der bisherige Wochenstundcnplan auf sechs Tage verteilt bleibeu. Taher mutz ein weiterer, sechster Unterrichtstag als Ersatz für den Staatsjugendtag angefügt werden. Das hat zur Folge, daß die sechstägige Schulwoche fortan ständig um je einen Tag weiterglcitet. Dieser „gleitende Sechstagcplan" wird sowohl den Unter richt zu seiuem Recht kommen lassen wie auch einer Ueber- lastung der Schüler Vorbeugen; er ist mit Beginn des Unterrichts nach den Herbstferien an allen mittleren und höheren Schulen durchzusühren. Die Schulwoche hat mit dem neuen Erlaß wiebis - her sechs Schultage, sie deckt sich aber nicht mehr mit der Kalenderwoche. Der Stundenplan gleitet mit dem Staatsjugendtag als siebenten Tag jeder Woche um einen Tag weiter. Von den 40 Schulwochen sind künftig 33 Lernwochen und 7 nationalpolitische Schulungswochen (jeder Sonnabend Staatsjugendtag). Die Erziehung ist im Nahmen des Ganzen zu betrachten: Unterricht und dazu nationalpolitische Schulung. An den Lehrplänen für jede Woche ändert sich nichts. Der Sonnabend ist nur schulunterrichtsfrei, aber nicht Unterrichts- und er ziehungsfrei. Da der Sonnabend stets Staatsjugendtag ist, wi^d nach dem „gleitenden Sechstageplan" die erste Unterrichts- Woche z. B. am Dienstag, dem 10. Oktober, beginnen und zur Sicherung des Landfriedens aufgeboten, so gibt dem Hafen Algier das französische Militär, vor allem die Zuaven-Regimenter und die Fremden legionäre, ein starkes Gepräge. Soldaten und Kaser nen machen einen ausgezeichneten Eindruck. Es scheint scharfer Drill , zu herrschen, und was so ein armer aus nördlichem Klima stammender Fremdenlegionär hier aus halten muß, begreift man erst, wenn man selbst jetzt, Mitte September, in leichtester Bekleidung durch die glühend heißen, baumlosen Straßen geht, deren Weiße Häuser, auf deren Helle Wände die Sonne in unbeschreiblicher Glut herunterbrennt, die Hitze zurückstrahlen. Nur ein Tag Algier, und kein deutscher junger Mann würde dem ver lockenden Angebot irgendeines Legionärwerbers folgen. In Malla, dem nach Gibraltar wichtigsten englischen Flottenstütz punkt mit seinen großartig ausgebauten Hafenanlagen und den vielen, größtenteils aus der Zeit der Malteserritter stammenden Bastionen und sonstigen Befestigungen, sieht man zunächst so gut wie nichts von militärischen Siche rungen. Zwar gibt es hier wie im französischen Algier sehr viele Soldaten in Tropenhelmen auf den Straßen, und die recht sauberen Kasernen scheinen bis unter Dach gefüllt, jedoch liegt in dem großen vorderen Hafen kein Kriegsfahrzeug. Erst wenn man den Ort durchstreift hat, mutz man feststellen, datz der Engländer in dem Hinteren kleineren Hasen ein ziemliches Kontingent von großen und kleinen Kriegsschiffen zusammengezogen hat. So wenig auffällig diese im Hintergründe postierte Flottille in dem bis zum Dienstag, dem 22. Oktober, laufen. Vom Mitt- woch, dem nächsten Tage, bis zum darauffolgenden Mitt woch läuft dann die nächste Unterrichtswoche usw.-Am Sonnabend, dem Staatsjugendtage, findet kein lehr planmäßiger Fachunterricht mehr statt. Der Staatsjugendtag dient fortan nur noch der natio nalpolitischen Erziehung. Soweit die Jugend noch nicht in der Hitler-Jugend ist, erfolgt die Betreuung durch die Schule. Auch die Grundschüler sind in die Neuregelung einbezogen, damit schon die früheste Schul jugend erfaßt wird. Die Schulung am Staatsjugendtage erfolgt in der jeder Altersklasse gemäßen Form. Schul unterricht und Staatsjugendtag sind durch die neue Rege lung scharf voneinander abgegrenzt. Bisher hatten sich durch den Staatsjugendtag starke Störungen des Unterrichts ergeben. Es ist nun ein Irr glaube, daß die Jugenderziehung nur im Rahmen der Familie und Jugend möglich sei. Die Schulreform soll nicht nur eine Reform der Schulformen, Stundentafeln und Lehrpläne darstellen. Außerhalb des Unterrichts und der Schule ist ebenso wichtig die nationalpolitische Erziehung Daher wurde schon im Juli 1934 durch eine Vereinbarung zwischen dem Reichserziehungsminister und dem Reichsjngendführer die Einführung des Staats jugendtages beschlossen. Damit wurde der Staatsjugend tag grundsätzlich aus dem Schulbetrieb herausgelöst; aber da nur das Jungvolk erfaßt wurde, blieb ein großer Teil der Schüler in der Schule. Dadurch entstand ein Hin und Her zwischen Staatsjugendtag und Unterricht. Die Folge war eine Schädigung der Hitler-Jug end. Es ist nun ein entscheidender Sch r i't 1, in der Geschichte derdeutschenJugen d er zieh» ng, wenn durch den neuen Erlaß die ganze deutsche Schuljugend von dem Staatsjugendtag erfaßt wird. Bei der Neuregelung des Stundenplanes war die Frage zu verneinen, ob fünf Wochentage für den ganzen Unterricht als genügend anzusehen seien. 30 bis 35 Wochenstunden hätten dann auf fünf Tage zusammen gedrängt werden müssen, was bedeutet hätte, daß sechs bis sieben Stunden täglich Unterricht hätten gegeben werden müssen. Eine Kürzung der Stundenzahl war aber bei den mittleren und höheren Schulen unmöglich, weil die Zweistuudenfächer nicht weiter gekürzt werden können. Starke Abstriche bei den wissenschaftlichen und technischen Fächern waren ebenfalls nicht möglich. Daher hat man die Sechslageunterrichtswoche beibehal ten. Da aber die Kalenderwoche durch das Einschieben des Staatsjugendtages nicht reicht, mutzte über den Sonn tag hinausgegriffen werden. Die neue gleitende Schul- Woche von sechs Tagen ist also nicht gleich der Kalender woche. Sie rückt immer um einen Tag weiter. Mögliche technische Schwierigkeiten sind leicht durch entsprechende Stundenpläne zu überwinden. Die Vorzüge sind, daß jetzt die Unterrichtsfächer wieder im rechten Verhältnis zueinander stehen und einer Überla st ung der Schüler vorgebeugt wird. Es gibt künftig 33 Unterrichtswochen an Stelle der früheren 40. Da jedoch ein Teil der früheren Jugenderziehung nur verlegt wird, so bleibt es praktisch bei der Zahl der bisherigen Unter im übrigen sehr regen Hafen hier wirkt/hat man doch den Eindruck: hier steht England Gewehr bei Fuß. In dem vorderen großen und landschaftlich sehr schönen Hafenbecken ist soeben eine stark beschickte Regatta beendet worden. Es wimmelt von Gondeln, Booten, Dampfern und Motorfahrzeugen auf der- blauen, leicht bewegten Fläche. Bald sammeln sich alle die vielen hundert Fahrzeuge in einer Hafenbucht, an deren Ufer einige Bastionen steil emporsteigen. Eben bei Eintritt der Dämmerung, als unser Schiff im Begriff ist, die Anker zu lichten, kracht es aus der Uferbefestigung los. Hunderte von Kanonenschlägen dröhnen über das Wasser, bald liegt eine dicke Rauchwolke von Pulverdampf über den Festungszinnen, und immer wieder blitzt es darin auf, und Salven peitschen durch die Luft. Ein großes Feuer- werk beendet auf der Festung die Regatta. EL blitzt und kracht noch lange hinter uns, als der Dampfer schon auf flotter Jabrt ist. Kanonendonner über Malta. Ganz hinten im dunklen Kriegshafen aber steht die englische Flotte, die Mündungen der Geschützrohre sind zugedeckt. Dämmerndes Schweigen spinnt um die grauen, schlanken Schiffsleiber. vT cteutlebe Kauer beteiligt lieb am 6. Oktober am Lrnleäanktag aut ctem EE— küekederg bei Hameln. —E»