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Drahtanschrtst: 8trnspr«ch«r.TamnieInumm«r- »»»LI. Nur für Nachtgesprich«: »0011. ,t«rt«It»hr>tch I« D«,»«n »«t p»«im»Ii^k «an Tonn- und Montagen nur ein- mal« r.N M,, in de« Vararien Z.30 M. Bei einmaliger Zusielung durch die Pest »,R> M (ahne Bestellgeld«. Anzatge» - pretI«. Die etnstmliig« Zeile <«t»a » Tilden« » Pf., vorjuge»«»»« und Zeigen in Siummern nach««»»» und gtelert«,»» laut Tarif.—«luemlirii,« »ufirgge nur gegen voraued,Zahlung. — Belegdlatt ISPf. Sonnabend, IS. Juni 1-17« Schristtntung und Hauptgftchäftfttell«: Mari an strafte S8/L0. Druck u. Bulag von Lirpsch L Reichard« in Dresden. Nachdruck nur mit deutlicher Quellenan^tb« (.Dieedner Nachr.'« zulllistg. — Unaerlangie Schriftstücke werden nicht auldewahrt. Der Regierungswechsel in Griechenland. Abreise der griechischen ASnlgrsamille von Athen. — Rnßlaud gegen Statten in Griechenland. — Ser Einfluß des lluterseekrieges ans dev Landkrieg.—SranzSIsche «inifter in London. — Sie Lebensmittelversorgung in England.—Sie österreichischen Finanzen. Ser deutsche Abevddericht. »-r 1 i». IS. Juni, abends. l«mtlich. W. T. B.j I« Flandern Feuertätlgkeit «vechselnder Stärke. ,1« Srtaid sind «orgeus bei 8»»S und Bulecanrt eng. lisch« »««riss« gescheitert. Sonst keine »«sondere» Ereigniff«. Der Ssterreichischungarifche Kriegsbericht ist bereits im Borabend-Blatte enthalten. Rußland und die Weftmöchte. Die durch den Zweibund geschaffenen Beziehungen zwischen Rußland und Frankreich waren von jeher un natürlich. Es gab und gibt keine wahre innere Gemein- schaft zwischen den beiden Böllern, die nach Sprache, Kultur. Weltanschauung und Veraanaenheit grundverschieden sind und bis vor ganz kurzer Zeit auch in ihren Vcrfassungs- wständen grundverschieden waren. Wenn eS in letzterer Hinsicht jetzt anders geworden ist, so können damit die dauernden, weil in der menschlichen Natur, in Sitte und Lebensführung begründeten Artverschicbenhcitcn der beiden Völker nicht beseitigt werden. Der Zweibunb ist ein Werk, das der zarischen Zeit und Herrschaft angehört. Als er zustande gebracht wurde, ist das russische Volk nicht um seine LillenSmeinulig befragt, nicht um seine Zustimmung an gegangen worden: es gab keine russische Volksvertretung, folgerichtig müßte jetzt, wo die zarischc Regierung abge wirtschaftet hat, von den neuen russischen Machthabern in eine Nachprüfung der Voraussetzungen und Grundlagen dieses Bündnisses cingctreten werden, wenn sic sich nicht etwa mit dem Vvrwand. es sei zwischen innerer und äußerer Politik zu unterscheiden, ausrebcn wollen. Eine solche Trennung ist niemals und nirgends denkbar, und gerade die russische Demokratie, die die Geschicke des Landes in die Hand genommen hat, hätte sich die Frage vorzulegen, vb das Verhältnis zu Frankreich den politischen und wirtschaft lichen Interessen Rußlands im Sinne einer gesicherten und gedeihlichen Wohlfahrt des russischen Volkes entspricht. Die Milliardenkreditc, die Frankreich an Rußland ge- aeften bat, haben beide Länder zu einander geführt und hatten sie zusammen. Aber die Summen, um die es sich bandelt, haben angesichts der Hunderte von Milliarden, die de, Aneg verschlungen hat. entfernt nicht mehr die Bedeu tung wtc vor fünf oder zehn Fahren. Unter allen Um randen nnrd Rußland nach dem Kriege weit höhere Sum men. als die Schul- an Frankreich auömacht, für seine Biederaufrichtung und die Versorgungsmahnahmen auszu bringen haben. Das kann, «nenn Rußland den Weg einer noch schwereren und drückenderen Verschuldung vermeiden vftll. nur durch kraftvolle und allseitig? Entwicklung keiner wirtschaftlichen Fähigkeiten gelingen, und dazu vermögen ihm nicht Frankreich und nicht Eng- land, sondern einzig ^und allein Deutschland und Oester reich-Ungarn in zweckmäßiger Weise behilflich zu sein. Der natürliche Lauf der Dinge hat den beiden Nachbarn, den beiden von altersher befreundeten Nachbaon Deutschland und Rußland, zu der besten gegenseitigen Kundschaft ver- holfen. Eine engere wirtschaftliche Verbindung zwischen Rußland und den Weltmächten, die sich unter Ausschaltung Deutschlands über Skandinavien oder Italien vollziehen müßt«, wäre ein sehr künstliches Gebilde, baö gar bald unter dem unwiderstehlichen Einfluß des Natürlichen un-Naturnot- wendlgen zusammenbrechen würde. Bon deutscher Seite sehr oft, dann und wann auch von russischer Seite, ist aus gesprochen worden: Deutschland braucht Rußland und Rußland braucht Deutschland. Zwischen beiden Völkern und Ländern ssibt es gewiß auch viel Fremdes und Trennendes, aber in wirtschaftlicher Hinsicht können sic einander ergänzen und sich gegenseitig vortreff, iiche Dienste leisten. Es kann nicht auSbleiben, daß dies auf russischer Seite mehr und mehr erkannt wird in dem Maße, wie der demokratisch« Gedanke in freier Entwtck- lung sich weiter durchsetzt, und es ist vielleicht als eine so geartete Wirkung in die Ferne anzusprechen, wenn sich nach Meldung Petersburger Blätter di« französische Heeres- lettung genötigt gesehen hat, dir auf dem westlichen Kriegs- schauplatz eingesetzten russischen Truppenverbände aus der vordersten Kampfltnie zurückzuztehen. Die hier sich aus- prägende Erkenntnis, daß für die Russen kein Anlaß be steht, sich für französische Interessen und französische Kriegs- ziele etnzüsetzen, kann durch einige Erinnerungen gefördert und dem sttele näher gebracht werden. Der Krieg, in dem bisher Rußland die weitaus grüßten Lasten getragen und die weitaus größten Opfer an Blut «pb Gut aedracht hat wird einzig und allein für französische und englische Kor derungen geführt. Das ist über jeden Zweifel klargestellt durch die ganz kürzlich bekannt gewordene Aeußerung des vor einigen Monaten verstorbenen russischen Botschafters in London Grafen v. Benckendorff: „Frankreich — um nicht zu sagen. Saß es Sen Krieg wünscht — würde ihn jedenfalls ohne Bedauern kommen sehen." Das war der Eindruck, den Graf Benckendorff bereits im Fahre 1918. in den Tagen der Londoner Balkankonferenz, empfing! Fetzt, wo die Entscheidung naht, wo Frankreich den höchsten Einsatz braucht, tritt es mit seiner wahren Absicht, mit seinem ersten und einzigen Kriegsgrund offen hervor: Elsaß-Lothringen, das urdeutsche Land, soll aufs neue, und diesmal für alle Zeit, französisch werde». Fn Frankreich selbst hegt man starke Zweifel, ob Rußland für dieses Kricgszicl zu haben sein wird. Wenigstens schrieb der Pariser „Temps" in seinein Leitartikel vom 1. Funi bei Erörterung der Paksrage für die Stockholmer Konferenz, daß die französische Kammer geradezu vor die Entscheidung gestellt sei, ob sie aus die fernere Bundesgenvssenschaft Rußlands oder aus die Wiedergewinnung Elsaß-Loth ringens verzichten solle. Also: bei Verweigerung der Pässe kein Festhalten Rußlands an dem Bündnis mit Frank reich. Die Pässe find verweigert worden. Wolle» jetzt die neuen russischen Machthaber französi scher als die Franzosen sein? Fetzt werden von Seiten der Entente die weitest gehenden Zugeständnisse an Rußland gemacht, wird die neue russische Regierung mit allen Mitteln umschmeichelt, um Rußland zur Fortsetzung des Krieges, zur Vornahme einer neuen Offensive zu veranlassen. Will sich das russische Volk jetzt, «vv cs nach eigenem Willen und in voller Freiheit über seine Geschicke bestimmen kann, von neuem in die Falle locke» lassen? Auch die russischen Demokraten haben sich zu de», Worte bekannt: Die Demokratie ist der Friede. Wenn dieser Satz mehr als ein tönendes Schlagwort sein soll, wenn er Inhalt bekommen und der Demokratie das Ansehen ver schaffen soll, das sie selbst für sich beansprucht, dann müßte dieneuerussischc Regierung jedes weitere Zusammengehen mit den West machten ab lehnen, die sich um die entscheidenden Lebensfragen Ruß lands nicht einen Deut kümmern, sondern nur darauf be dacht sind, wie sie diejenige Macht, bei der allein Rußland volles Verständnis und Entgegenkommen für seine politische und wirtschaftliche Zukunft erivaric» darf, dauernd schwächen können. Der RegiermigSwechfel in Griechenland. Agence Havas meldet: Fn Athen herrscht vollkom mene Ruhe. Die Straße» haben wieder ihr gewöhnliches Aussehen angenommen. Die Ausschiffung der Truppe» der Alliierten aus der Landeiigc von Korinth hat feincrlci Zwischenfall hervvrgcrufen. Am Donnerstag morgen 11 Uhr haben sich König Konstantin, Königin Sophie, der Thronfolger, Prinz Paul und die drei Prinzessinnen nach Tarent eingeschisft. lW.T.V.) Eine Entschließung im österreichischen Abgeordnetenhaus« Über die Bergewaltignng Griechenlands. Fn der Dicnstagsitzung des österreichischen Abgevr ü- netcnhauses stellte der Abgeordnete Wilhelm Neu mann folgenden E n t sch l i c ß u n g s a n t r a g: Das österreichische Abgeordnetenhaus, in dem Vertreter aller Völker des Reiches zu verfassungsmäßiger Arbeit vereint sind, erbebt Protest »egen die Vergewaltigung der Rechte eines Volkes, die unter Führung der britischen Tyrannei auf der griechischen Halbinsel vor sich geht. Die schmachvolle planmäßige Erniedrigung des hellenischen Volkes, die in der erzwungenen Abdankung seines helden haften konstitutionellen Führers den krassesten Ausdruck findet, steht in offenkundigem Widerspruch mit dem von England und seinen Verbündeten so oft proklamierten Ein treten für das Selbftbestimmungsrecht der Völker. Das österreichische Abgeordnetenhaus spricht die tiefste Ent rüstung aus über die Unterdrückung des verfassungs mäßigen Rechtes des hellenischen Volkes durch die imperia listischen Pläne Englands und seiner Verbündeten und erklärt, daß die Gegner der Mittelmächte infolge ihres Vorgehens gegen das Hellcnenvolk, dessen einstige Befrei ungskämpfe die Begeisterung ganz Europas erregten, nicht berufen sind, sich weiterhin irgendwie als Anwälte der Freiheit und Demokratie aufzuspielen. lW. T. B.) Rußland gegen Italien i» Griechenland. Wie uns ein Stockholmer Mitarbeiter meldet, hat in den Petersburger RegicrungSkreisen SaS Vorgehen Italiens in Albanien nicht nur größten Unwillen, sonder»: auch Bestürzung erregt. Die Stellung -er russi schen Regierung war durch die Forderungen der Extre misten, sofort einen Frieden ohne Annexionen und ohne Entschädigungen herbeizuführen, sowieso schon äußerst heikel geworden, zumal auch große Teile des Arbeiter und Soldatenratrs zu einem Sonderfrieden drängen. Nun aber hat Italien den Gegnern der Regierung in Peters- bürg neue Waffen in di« Hand geliefert. ..Wie aus Be richten an hier lebende russiAe Politiker klax hervorgcht." heißt e« in -er Stockholmer Mitteilung weiter, „hat dt«. Petersburger Regterm»« mrter dem Druck der öffentlichen Meinung sofort nach Bckauntwerdcn der Selbstäiiöigkcits» erklärung vv» Albanien einen geharnischten Pro test dein italienischen Botschafter überreicht und die Re gierungen in Paris und London in nicht mißzuverstehen- der Weise darauf aufmerksam gemacht, daß die Folgen des Vorgehens Italiens sehr wahrscheinlich verhängnisvoll nicht bloß für den Bestand der Negierung in Rußland sein würden. Man ist an der Newa einig in der Auffassung, daß Italien livvhl infolae der unterbliebenen russische» Offensive) einen grvbcn Verstoß gegen alle bisherigen Ab machungen begangen hat, unter denen die einstweilige russische Regierung am 1. Mai sich verpflichtet hatte. Be strebungen zur Herbeiführung eines Svndcrfriedcns- schlusscs Widerstund zu leisten. An jenem 1. Mai war auch Italiens Regierung ausdrückliche Mitteiluna gemacht worden, daß Rußland nur unter der Bedingung feinest bisherige» Verpflichtungen gegenüber den Bundesgenossen treu bleiben könne, daß alles unterlassen würde, «vaS dt« Stellung der russischen Negierung gegenüber der mächtig gewordenen Friedensströmung im Volke schwieriger ge stalten könnte. Insbesondere ist das russische Ziel eines »tinexivnsloicii Friedensschlusses von dem Außenminister Terestschcnko in einer Unterredung mit dem Botschafter Italiens Earlotti mit einer solchen Schärfe betont worden, daß irgendwelche Zweifel in Rom nicht mehr bestehen konnten. Daß Italic» trotzdem anders gehandelt hat, «Ir in Petersburg als ein schwerer Schlag ins Gesicht emp funden. Es ist allerdings kein Geheimnis, daß die Beziehungen zwischen beiden Neichen im Verlaus des Krieges immer gespannter geworden sind. Die Vertreter der serbischen Interessen waren und bleiben an der Newa von größter Rührigkeit, während auf seiten des russischen Osfizierkorps die italienischen militärischen Leistungen mit zunehmender Geringschätzung betrachtet wurden, so daß der Botschafter Italiens wegen gewisser Vorkommnisse, in deren Mittel punkt seine Militär-Nttachss stehen, bei der Petersburger Regierung bereits Verwahrung cinlcgen mußte. Eine bk friedigende Antwort hatte er nicht bekommen, und man glaubt in Petersburg, daß man cs in Rom darauf ab gesehen habe. Rußland mit Absicht zu brüskieren. Ein russischer Diplomat, der ein ausgezeichneter Kenner der Balkanvcrhältnissc ist und sich auch in Rom aufgehalten hatte, erklärte, daß es durchaus irrig wäre, anzunehmen, daß mit der Absetzung des Zaren in Rußland die. Sym- pathicn für Griechenland geringer geworden wären. Nach wie vor betrachte Rußland die Ausdehnmigsversuchc Italiens auf dem Balkan mit unverhohlenem Mißfallen und wünsche vor allem dir volle Unver sehrtheit Griechenlands. Eine Antastung griechi schen Bodens und Eigentums durch Italien würde zweifels ohne zu den folgenschwersten Schritten der Petersburger Regierung führen. Der Einfluß deS UntcrseekriegcS auf den Landkrieg äußert sich nach Angaben von zuständiger Seite. vornchmUch ne der Störung der Trupven- undKriegs- m a t e r i a l t r a » s p o r t e. Infolge der zahlreiche«' Ver senkungen und des immer knapper werdenden Schiffs raumes enthalten die feindlichen Frachtschiffe nur poch die unbedingt notwendige» Stoffe, wie Kohlen. Eisenerze. Maschinen nnd Lebensmittel Durch die zahlreichen Ver senkungen wird nicht nur die ieindliche Kriegswirtschaft sehr geschädigt, sondern auch direkt die feindliche Heeresversorgung in Mitleidenschaft gezogen. Di- Frachtschiffe werden setzt hälftig durch Geleitzüge zu ichützen versucht. Auf diese Weise wird viel Schiffsraum und Per sonal dem Heere entzogen und geht den direkten Kamps- zweckcn verloren. Die englische Offensive hei Ar ras und im W n l i ch a e t e - B v g e n Höfte sicher wirkungsvoller sein können, wenn die zahlreichen Perionalverbände und Geschütze ans Handelsschiffen direkt in den Kamps hätten eingreifen können. Dieselbe Wirkung haben auch dir Luftangriffe aus England, wodurch die Engländer gezwungen sind, ebenfalls viel geschultes Personal und Geschvßmassen der Front zu entziehe». Durch die Ver senkungen wurde bisher in der Hauptsache der im freien Handel tätige Schiffsraum betroffen. Aber auch dieser läßt sich nur bis auf die unbedingt notwendig vorhandene Menge reduzieren. Daß dieses Ergebnis bnld eingetreten sein wird, zeigt schon heute der Mangel an Kohlen in Italien und an Lebensmitteln in England. Unter diesem Gesichtspunkte muß auch das Eingreifen Amerikas in den Krieg betrachtet werden. Es würde un geheuren Schiffsraum brauche», um das Heer und die Mittel für die Versorgung desselben nach Europa zu schassen. Woher dieser Schiffsraum aber genommen werden: soll, ist der Entente bisher noch nicht klar geworden. Die Wirkung des Unterseeboot-Krieges auf die gesamte Krieg führung läßt sich vielleicht durch einen Vergleich mit dem Abbruch der Zufuhrstraße» zur feindlichen Front on- beuten. ES wird eine Bahnlinie nach der anderen ab gebrochen, die Zufuhr und die Verpflegung des HeereK immer mehr verringert und das Heer non der eigene« Volksgemeinschaft immer mehr isoliert. Wann die letzte- Bahnlinie abgebrochen und das feindliche Heer ganz iso liert dastehen und auf sich selbst angewiesen sein wird, läßst sich heute noch nicht Voraussagen. Wenn diese Isotterung aber eingetrcten sein wird, wird uns ein Dcus-scherr Friede nicht mehr fern sein Französische Minister in London. b. Aus London meldet das „Berner Tagbloft": Wt« im Kriegsministcrium verlautet, treffen nächster Tag« französische Minister in London ein. um die zu* nehmenden Schmierigkeiten zu besprechen, die der Untersee boot-Krieg für Frankreich mit sich bringt. Weiter soll die Lage des russischen Heeres besprochen werden. In mtlÄäri»