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vvlchrin» toqll» «ruii 7 Uür ,n l>kr vxri'ku^'n Marir». slrabr I». Abvnnc. i»rnl>prkit> mc'-vN- I>!>irl>ch >,, S>g>., durch dir Po» 2L N^'.r. Si«tr>»r !I!.r. l Ngr — Ausiork: zv.öao >!rcu!plarc. Jttlrrotr» Annadine ouimortsi Iluluen- ,i„i» L Vu^In, in Hamdurq. Ärrim, rvirn, Lcipii>v i'osrl, vicilau. ,>li»Ni»,l a. M.— »n<I. f,V in Bcr»u,ecy'iC,W>cn. Houibiiii,. siraukiurl n. M.. Mumliru. — D^udotu». in 5r»nt> «»>! a Ü». — Ir. V >iet tn UUrmni,'.— r.Et», Ü,I- u»> L (io. in Pan-. agcülatt für llntcrhaltnnß und Geschäftsverkehr. Druck und Eigenthum der Herausgeber: Licpsch k Neichardt ,n Dresden. Lerantwortl. Nedacteur.- Juiivs Neichardt. Kn1irarr»irr«»L»«r(«»- vratk 1L angr»»»»«« K, «».« Mr. So«-»«» dt, «Mag« 12 >chrH «rusiadk! -r»te -affe ü bi, «bd. De " S S»r. )er Rau« einer et», tbalueen Settt^U« kotzet U Pia. «»,es«»bt dir L-kNS-^ i-Mte »r IW»«»- «Ü» St»e «»ri »«chffk« «cn de, ^ , nicht ,e««d«n. Auswarttze »»««»««. «utlritge »on »„«n»»» kannten tztzrmk» n. P«» tonen tnlertren tote m»r arqen Pranunteit»»«»« Aaktun, durch Srieir marken ober lung. »0 Steden kosten NI, Nor. ««»chck-e können die Aa-Iu»a -»ch aut eine DreidnerWö^, anivcisen. Lee ikM Nr. 18. Achtzchuter Jahrgang MItcckacteur: I)r. Liuil iri«rv>. Für das Feuilleton: H,»tn,«»ui». Dresden. Sonnabend, 18. Januar 1873. Politisches. Nur gering ist heute die Ausbeute an neuen Nachrichte». Das preußische Abgeordnetenhaus ist verstärkt worden durch die Wahl des früheren Nundschauers der Krcuzzeitung, dcü Herrn o. Gerlach, welcher, obwohl eifriger Lutheraner, doch von den Katholiken des Nheinlandcs wegen seiner Gegnerschaft gegen das Bismarckische Deutschland gewählt wurde. Las Haus hat die »ste Lesung der staats- und kirchenrechtlichen Vorlagen des Cul- ousminister vr. Falk begonnen. Gegen den König von Bayern „.acht sich neuerdings eine gewisse Gereiztheit in der preußischen Presse wieder geltend. Man munkelt sogar von dem Nücklritt des jetzigen Ministeriums. Der König konnte sich nicht ent schließen, den Gesandten, den er am päpstlichen Hofe unterhält, dar Grafen Taufskirchen, ebenso anläßlich der päpstlichen Brand rede abzuberufen, wie Bismarck den Vertreter des deutschen Reichs beim Papste, den Unterlieutenant Stumm. In Berlin scheint man das Verbleiben Tauffkirchen's in Rom sehr übel zu empfinden. Zwischen Thiers und dem Verfassungsausschuß herrscht wieder einmal allerschönste Harmonie. Auf wie lange ? darf man freilich nicht fragen. Die zu Ehren des Gedächtnisses an Napoleon in den Pariser Kirchen abgehaltene stille Todtenmesse war wenig besucht; nirgends zeigte sich Aufregung. Die Polizei hatte trotzdem Vorsichtsmaßregeln getroffen, in einigen Vierteln zeigten sich Patrouillen. In Kopenhagen beantworteten die sämmtlichen Baumeister den Versuch der Gesellen, durch partielle Strikes die Meister nach und nach abzuschlachten, durch Einstellung der Arbeiten auf allen Lauten; die Schuhmachergescllcn Berlins haben sich über die Frage: ob Massen- oder Guerilla-Stuke jetzt zu unternehmen seien, noch nicht ganz geeinigt, die Berliner Schuhmachermeister aber «Höhen den Preis aller"ihrer Waaren um 33>/z England wird das dort fast unerhörte Schauspiel eines Preßprocesses erleben. Die türkische Negierung verklagt die „Times" wegen Veröffentlichung einer gefälschten Depesche über Umwandlung der türkischen Staatsschuld. Wer so viel Butter auf dem Kopfe hat, wie die Türkei bezüglich ihrer faulen Finan zen, sollte nicht in die Sonne gehen, besonders nicht wenn die Sonne solche Strahlen werfen kann, wie das Weltblatt, die Ti mes, in ihren vernichtenden Artikeln. Während in ganz Europa das Frühjahr um 2 Monate zu zeitig eingetroffen zu sein scheint, in allen RedactionSstuben täg- üch 3—4 Schmetterlinge hcrumflattern, um sich auf zarte im Freien entsprossene Kinder FlorenS niederzulassen, während die Bauhandwerker die milde Witterung segnen, die Kohlenhändler sie verwünschen, während die sächsischen Brauereien theils nor wegisches, theils erzgebirgisches Eis .letzteres in Scherbeln, ent fahren, während auf der Elbe die Schifffahrt sich regt und lange Floße schon thalwärtS treiben, tritt in Sibirien der Winter mit allen seinen Schrecknissen in ungewöhnlich starkem Maße aus. Der liebe Gott kann's eben nie recht machen. Locales uud Sächsisches. — Der 1. Commissar der Lottcricdirection, Finauzralh Müller in Leipzig, hat das fürstlich reußische Ehrenkreuz 2. E lasse «halten. Lanbtckg. Die Wichtigkeit ker gestrigen Verhandlungen erkannte man nicht nur daraus, daß alle Tribünen überllillt waren (auch die DIplomatcnloge war stark besetzt). sondern daß von allen 80 Abgeordneten nur 2 fehlten und zwar weil ne krank darniederliegen <v. Hausen und Senkel». Abg. Strocdel hatte einen geschäftlichen Aufenthalt in Wien ab gekürzt. um an der Abstimmung thellnebmen zu können. Die Rechte empfing ihn mit Willkommen, aber sie blieb, da obige 2 Abgeordnete fehlten, trotzdem in ter Minderbeit. Die Majo rität gegen die Negierung war jedoch nirgends eine- - Majorität, sodaß daö Schulgesetz noch nicht alö tcnnitlv verworfen gelten kann. Die Debatten «öffneten die Neiercntcn. Vv. Panik kenn- aeichnete von seinem Standpunkte die tt wichtigsten Differenzen zwischen den Beschlüssen der I. und 2. Kammer. Zuerst sei nicht darin nachzugebc», daß die Kinder von Dissidenten l nach der 1. Kammer) wenigstens in einer anerkannten Ncligion Unterricht «halten sollten. Das sei ein uiistatthatt« Eingrits in Ul^kLEenöfreiheit der Eltern. Zweitens werde der ausschließ liche Charakter der Volksschule die unglücklichen confcssioncile» Gegensätze schärten, man solle aber dahin trachte», daß ein Hirt und eine Heerte werde. Die l. Kammer fürchte, daß, wenn evangelische Kinder in katholische Schulen gehen dürfen, Ließ zur Proselvtenmachcrci führe. Daö sei ab« Gcspcnst«- furcht, da die evangclIschen Volksschulen höher ständen, alö die katholischen und Proselntenmacherci mehr in den höheren, starr coniessioneUenGcicllschaitsklasseii vorkomine. alö im Volke. (Bravo!) Das Kultusministerium begünstige den Kaiholicis- muö und seine Geistlichkeit, lasse in der Lausitz von Nonnen, die keine Lehrerprüfung bestanden. VolkSuntcrricht geben, verwehre protestantischen Gemeinden, das Schulgeld autzu- hebcn. gestatte das aber den katholischen Schulen. Auch in Zukunft würden die kati'olisthcn Geistlichen niclU der Schnlvor- kiand, die Lebrcr anstelle«. Drittens düric man nicht die Kirchen, sondern man müsse die bürgerliche Gemeinde zur S chulgenitindc machen. Viertens thue man, wenn man das Privat-Schui- Lollaturrecktt so aushcbc, wie die Negierung Vorschläge, de» ersten Schritt zur Staatsschvlc und führe den Geist des Staats- dienerthuniS in die "ch.rtticffalt ein. Fünstcns gewähre man durch nicht scharfe Ziehung d« Grenzlinie zwischen Kirche und Schul. der Kirche, bcionkcrö im Religionsunterrichte, zu viel Ncchte. DaS ilebcrmaß des NeUgionöuntcrrichtS schädige die Ncligion und slumpse den religiösen Lin» ab. Sechstens müsse dieKamin« daraus bestehen, das, die künitige Lcminarordninig dein Land tag zur Gcnehmigittig. nicht bios, zur Kenntnis), wie die Ne gierung wolle, vorgcicgt werde, iBravo! links.» Vv. H ahn setzt dieser schwarzen Schilderung dcö VolköichulgcietzeS folgende entgegen: Dasselbe hebt den Biidimgosiand dcö Volks, bcireit die Schule von jeder Hemchait ker Kirche, indem es den Superintendenten die Schulaufsicht niunnt und sie weltlichen Bezirksichulinspektoren überträgt. Der »Führer der orthodoren Geistlichkeit Sachsens sagte daher: Das Gerber'sche Schulgesetz „tauge nichts, weil eö die Kirche aus der Schule wirst." Es bietet aber viele Fortschritte, wie Jeder, der nicht die Schute zur Parteisache macht, anzucrkcnnen habe. Das alte Gesetz kennt eigentlich nur die ciniache Dorfschule, das neue eiue, den Verhältnissen entsprechende dreigliedrige Schule, mindert die Schüicrzahi. vermehrt die Unterrichtsgegcnstände, erweitert in den mittleren und höheren Schulen die Schulzeit von 8 aus 0 Jahre, führt obligatorische Fortbildungsschulen ein und er höht daS Schulzlel. Ein bürgerlicher Schulvorstand über- wacht, BczirkSschlilinspektorcn beauisichtige» den Unterricht. Den Lehrern wird endlich einmal die Gleichstellung mit an deren Ständen gewährt. Dankbar erkennen die Lehrer die ihnen gebotenen Fortschritte an; die von 1000 sächsischen Lehrern besuchte Leisnig« Versammlung nahm an keinem wesentlichen Punkte des Gesetzes Anstotz. Dieses Schulgesetz ist daö beste in Deutschland. DaS Volk wünscht eS, unzwei- sclbait freisinnige Männer, wie Uv. Schafsrath, empfehlen die reichen Fortschritte, die eö bietet. Verwerfen Sie cs nicht, um nicht Stillstand in der Schulgesetzgcbung eintrcte» zu lassen. lBravo! rechts.) Präs. Uv. Schaffrath erklärt, er erkenne die vielen großen Vorzüge des Gesetzes gern an und wünsche lebhaft, datz eS zu Stande komme. Doch könne er nicht für alle Punkte desselben stimmen. Abg. v. Zahn: Der Dissidentenparagraph soll verhindern, datz nicht im Volke Kinder aufwachscn, denen nicht einmal der Begriff von einem Gotte bcigebracht werden darf. Irgend ein Religionsunterricht müsse doch den Kindern gegeben werden. Das Gesetz wolle keineswegs, wie man immer auSsprenge, die Kirchengemeiude zur Unterlage für dieSchuie machen, sondern nur die bürger liche Gemeinde. Bei Vorlage der Seminarordnung werde die Kammer alle Wünsche zur Geltung bringen können. Der Redner, der in sehr ruhiger, sachgemätzcr Welse alle Gründe des Uv. Panitz bekämpft, schlictzt: Waö steht aui dem Spiele? Monatelang sind wir beisammen gewesen, heute soll sich'S entscheiden, ob aus unsren Verhandlungen wirklich eine Frucht hcrvorgeht oder sie resultatlos verlaufen! «Bravo!» Uv. Bie dermann hält eine sehr lange leidenschaftliche Nede üb« Allerlei, waö zur Sache und nicht dazu gehört, dann noch über Mancherlei und schietzlich über noch Einiges. Vonseincm Halbbruder, dem Grasen Beust, hat er die Gewundenhcit der Beweisführung. Zunächst verdächtigt er mehrere Artikel untres Blattes, denen er osnziösen Ursprung audlchtet. Dann wirst er dem Cultusminist« Mangel an Entgegenkommen vor. Die Regierung solle mehr Rücksicht nehmen aus die Wünsche der 2.Kammer, nicht so auf die der 1.Kammer, tadle letztere nicht ihre Kinder in die Volksschule schicken, wie die Wähler der 2. Kammer. Tie höchsten Interessen dcö Volkes ständen auf dem Spiele. Der Minist« von Gerb« habe zwar gesagt, das prcutzischc Schulgesetz falle nicht so freisinnig aus, als daö sächsischer-« aber glaube das nicht. Die 2.Kammer solle an Kübnbeit der I. Kann»« nicht nachstchen. Lchlictzlich meint er im Gegensätze zu Uv. Panitz, der den confcssionellcn Frieden als wünschenswcrth bezeichnet hatte: man müsse eintretcn in den Kamp! zwilchen Staat und Kirche. Er beschwört unter Aufgebot lebhaft« Gcbcrtcn die Kammer, das Gerbersche Gesetz zu verweilen. Der Minister Vv. v. Gerber bestreitet, datz die Nezicrnug sich der Presse bedient habe; er erklärt, daß er biö an die Grenze des Möglichen der liberalen Kam- mcr entacgengckommen sei, daß sein Gesetz einen entschie den freisinnigen Charakter trage, datz der conscssionelle Ebarakt« der VoikSscvuic in Sachsen von der Statur ge boten sei, daß daö Gesetz aber mild verfahre und nicht verwehre, datz eine bessere Volksschule auch von Kindern einer anderen Eonsession besucht werde. Irgend einen Religions unterricht müsse man aber doch den Kindern von Dissidenten geben, doch brauchten diese nicht in der bctr. Religion dann connnnirt zu werden. Der RcligionSunterricht solle nicht mehr wie :i-4 Stunde» in der Woche umfassen. Eingriffe der Kirche in die Schule »verte die Regierung nicht dulden. Der Minister schlicht mit einer herzlichen Bitte, doch ein Gesetz nicht zu verwerfen, welches in außerordentlicher Weise die Volksbildung steigern müsse, das aus dein redlichsten Willen hcrvorgcgangen sei uud das dem Volke zum Segen dienen wcrdc. «Bestall.) Der Viccpräsidcnt Streit weist mit Recht die Verdächtigung zurück, alö stabe er sich auf dem letzten Din« beim Könige bestimmen lassen, sich für die conteisionelle Schule auözusprcchcn. Biedermann wolle nur eine Tbeoric aui dem Papiere auKführcn: da sei er aber doch kür praktische Durchführung der außerordentlichen Fortschritte des Schul gesetzes im Leben. In langer, gründlicher Auseinandersetzung sährt er lorr, wie der conicstionelle Charakter der Schule ganz unbedenklich sei, wie er jedoch »ich! für zwangsweisen Rcligions- untcrricht an Dissitentcukind« stimmen könne. «Beifall.) Aus mehrere Fragen von ihm erklärt der Minister, daß die Volks schule eine bürgerliche Institution sc!, datz der Dst'sidcnten- Paragraph in Preußen gelte, datz die katholischen Schulen ebenfalls ihren Schulvorstand erhalten würden, der die Lrstrcr zu wählen habe, datz die katholischen Schulen eben falls unter der Staalöaunicht «testen. Nachdem Inngnickel gegen die Vorlage gesprochen, bemerkt l>v. Panitz stnLchlntz- worte. datz die ga»e Frage letzt eine Macht trage zwischen 1. und 2. Kammer geworden sei und datz die 2. Kämmer nicht den Geist der Beschlüsse der 1. Kammer adoptircn düric. Das Land «»arte, daß die Kammer die Vorlage verwerfe. «Bei fall links, Widerspruch rechts.» In dev Specialdebaltc sprechen Kackersteiu, Walter »uid v. Einstcdcl kür conlem'onelle Sclm- len, Biedermann, Penzig. Vv. Heine und Ov. Wigard energisch dagegen. Gegen Wigards Bemerkung, daß, wer mit der t. Kammer stimme, die Forderungen ker Neuzeit verkenne, prv- tcstirt Günther. Ludwig nennt den betreffenden Paragraphen antiprotestantlsch, versassuugSwidrig und antideutsch. Eö set eine ischande, für ihn zu stimmen. „Damit überschrei ten Sie alle Grenzen der parlamentarischen Freiheit!" rügt vr. Schaffrath. Schließlich verwerfen gegen 37 Stimme» folgende 41 Abgeordnete die confcssionelle Schule: Beck, Vv. Biedermann, Esche, Fahnauer, Vv. Gensel, Haeökrl, Vv. Heine. Heinze-Dolgowitz, Jordan, Israel, Iunänickel. Klemm, Klopfer, Köckerk, Koerncr. Krause, Kretschmar, «rüg«, Kürzel. Lange, Ludwig. May, vr. Minckwitz, Oehmichcn, Vv. Panitz. Penzig, Petri, vr. Pieiffer, Philipp, Pornitz, Vv. Rcntzich. Riedel, vr. Schafirath, Schnoor, Schreck, Schu bart. Schulze, Stauß, Uhle, vr. Wigard. Der Dissidenten- Paragraph wird mit 42 gegen 36, die Regierungsvorschläge, daß üb« die Zahl der Religionsstunden und die Semlnar- ordnung keine Bestimmung in s Geich ausgenommen werde, gegen 36 und 34 Stimmen verworfen. Schluß der Debatte morgen. — Betreffs der jetzt geplanten Reorganisation de» Forst wesens erhalten wir von hervorragender Seite folgend«Zuschrift: Unter den Staatsforstbeamten Sachsens macht sich ein lebhafte» Streben bemerkbar, sich einen ihrer wissenschaftlichen Ausbildung entsprechenden Wirkungskreis, wie auch eine mit dieser in Ein klang stehende äußere Lebensstellung zu erringen. Kein Wund«, endigt doch bei 90 Procent derselben trotz Gymnasialmaturitat, trotz der Studien auf der Akademie und Universität, die Karriere in der achten Staatsdienerrangklasse, während beispielsweise der achtzehnjährige Leutnant die seinige in der fünften Rangllasse beginnt. Daß bei einein solchen Ringen, wenn die Ansichten nicht durch gegenseitigen Austausch modificirt werden, auch über triebene Forderungen gestellt werden, ist natürlich, denn nicht Allen wurde die nöthige Bescheidenheit und die nöthige Klarheit bei ihrer Geburt mit auf den Weg gegeben. Von Unkenntniß der Verhältnisse aber zeigt es, wenn man, wie eS leider geschehen, das aus Ehrliebe hervorgegangene und gewiß ehrenhafte Stre ben dieser anerkannt loyalen Unterthanen des Königs mit socia- listischen Bestrebungen vermengt. Möge daher, wenn auch nur langsam, Wahrheit und Recht auch hier zum friedlich erkämpft« Siege gelangen und die entgegen stehenden Lorurtheile über winden! — Ein Postpacket, enthaltend 10,000 Thlr. Crt., und zwar 1000 Stück L Fünfthaler- und 5000 Stück L Einthalerscheine, ivurde ain ll.d.M. in Leipzig mit Adresse: „An den Chemnitz« Bankverein, Chemnitz" und dem Siegel der Weimarischen Bank zur Post aufgegcben und ist am Bestimmungsorte nicht einge- troffen. Das Packet war bloS mit der Aufschrift „Werth fünfzig Thal«" versehen. Ein Anschlag in Chemnitz fordert nun zur Mitiheilung von Nachrichten, welche zur Wiedererlangung des Geldes führ«: könnten, gegen Zusicherung einer angemessen» Belohnung auf. — Im Interesse unserer Plauenschen Leser haben wir bei der Pferdebahn Dircction Erkundigungen eingezogen, wo denn der Haken eigentlich steckt. Die Dircction erklärte auf unsere Interpellation: 1-Sie beginne die Befahrung der noch nicht einmal ausgebauten Strecke allstundlich, halte aber dies« Zeitabschnitt später für ungenügend; fasse die halbstündliche Be förderung bereits jetzt in'S Auge und werde seinerzeit auch noch öfter fahren, selbst aller zehn Minuten. 2, Der Fahrpreis ab Feldschlößchm-Stadt 15 Pf., Plauen-Stadt 20 Pf., sei für sie eine Frage, die der Praxis unterliege. Mehr ist gar nicht vorge- schlagcn. 3) Das Umstcigen ain Böhmischen Bahnhofe ist un vermeidlich, da die Pferde nicht ^ Meile anhaltend durchlaufen können. Das Umspannen (ivenn es möglich iväre) würde mehr Zeit erfordern, als Umsteigen. Anschluß ist am Böhmischen Bahnhofe immer sich«; die Anschlußwagen sind dort stets «och leer. Durch Umsteige-Marken erlangt der Fahrgast ohne Un kosten das Recht, z. B. bis zum Pirnmschcn Platze zu fahren. 4) In Paris, Wien, Leipzig cristirt dieselbe Einrichtung unbean standet. Ter natürliche Ümstcigepunkt wäre wohl Victoria- Hotel. Daß dort der Play fehlt, steht Zeder ein. Wir rathen unseren Plauenschen Clienten, vorläufig zu nehmen, was geboten wird: Rom ist auch nicht an einem Tage gebaut worden! — Die Lindcnstraße ist nun bis zur Sidonienstraße, die MoSczinSkystraße bis zur Bcuststraße verlängert. — Es ist eine, vielleicht Vielen bekannte Thatsache, baß man einen Ziegelstein trotz seines nicht so gar großen Gewichtes nicht lange, so saß der Stein nach unten hängt, mit denFingern erhalten kann. In einem Restaurant der ZahnSgasse entspann sich vorgestern ein Tiüput über die Schwere und Tragkraft und Fähigkeit des Menschen, und der gemüthliche Wirth behauptete einem der Gälte gegenüber, der sich einer höheren Kraft bewußt, er vermöge nicht in jeder Hand einen Ziegelstein bis zum Geor genthor zu tragen. Lächerlich, meint Jener und nimmt eine Wette unr einen Louisd or darauf hin an. Tie Ziegelsteine wer den gebracht, sechs Mann als Preisrichter ernannt und — der Zug setzt sich in Bewegung. „Wenn es gethan sein soll, so war' es gut, es würde rasch gethan", monologisirt der Steinträg« mit Othello und beginnt in diesem Sinne zum Staunen der Passan ten einen entschiedenen, ausdrucksvollen Geschwindschritt; die sechs Richter natürlich steigen keuchend hinterher. ES schließen