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Amtsblatt der Amtshauptmannschaften Bautzen und Löbau, des Landgerichts Bautzen und der Amtsgerichte Bautzen, Schirgiswalde, Herrnhut, Bernstadt und Ostri^ des Hauptsteueramts Bautzen, ingleichen der Stadträte zu Bautzen und Bernstadt, sowie der Etadtgemeinderäte zu Schirgiswalde und Weißenberg, Organ der Handels» und Gewerbetarurner zu Zittau. Verantwortlicher Redakteur Georg G. Monse (Sprechstunden wochentags von 10 bis 11 und von S bis 4 Uhr). — Fernsprechanschluß Nr. b1. W» «S» Di« Bautzener Nachnckien erscheinen, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage, täglich abend«. PrelS des vierteljährlichen Abonnement« 3 Inferttousgebühr für den Ran» einer PrM- Spaltzeilc aewShnlichen Eakes 12", A, in geeigneten Fällen unter iHewädrung von Rabatt; Ziffern-, Tabellen- und anderer schwieriger Satz entsprechend teurer. Nachweisgebühr für jede Anzeige uns Insertion 20 Pfg., für briefliche Auskuuftserteilung 10 Pig. <und Porto». Lis früh 3 Uhr eingehende Inserate finden in de« abends erscheinenden Blatte Ausnahme. Inserat« nehmen dl« vrpedition uno dl« Annoncenbuieaus au desgleichen die Herren Walde in Löbau, Clauß in Weißenberg, Lippitsch in Schirgiswalde, Bustao Kröltng in Bernstadt, Buhr in Königshain bet OftriA Reußner in Ober-Cunnersdorf und von Lindenau in Pulsnitz. Nr. 145. 1895. Dienstag, den LS. Juni, abeudS. Bekanntmachung. Während der Beurlaubung des Herrn Amtshauptmannö von Erdmannsdorff in Kamenz vom 1. bis 14. nächsten Monats ist die Vertretung desselben Herrn Regierungs- Assessor vr. Niethammer übertragen worden. Bautzen, am 22. Juni 1894. Der Kreishauptmann. von Bosse. Bekanntmachung. Der von Kahlau nach Neschwitz führende Communicationsweg wird nach beendeter Beschüttung für Heu Verkehr wieder freigegeben. Bautzen, am 22. Juni 1895. Die Königliche Amtshauptmannschaft. 1888«.. 0e. Hempel. H. Bekanntmachung, die Ausloosung von Schuldverschreibungen der evangelischen Schulgemeinde zu Bautzen betr. Die planmäßige Ausloosung der mit Schluß dieses Jahres zur Einlösung gelangenden 3>/,o/o Schuld verschreibungen der evangelischen Schulgemeinde Bautze» vom 3. Januar 1887 »ird Parlamentarische Zügellosigkeit. Die ungeheuerlichen Vorgänge in der Sitzung der italieni schen Deputiertenkammer vom 19. Juni, welche dieser einzig, artigen Sitzung ein schlimmes Andenken sichern, weisen auf «ine auch auf die höheren Stände sich erstreckende Ver- rohung hin, die begründete Zweifel an der sittigenden Wirkung unserer modernen „Bildung- hervorruft. Wenn, wie es jetzt in Rom geschehen, die parlamentarischen Ver- rreter der Nation, in denen man doch die Elite des italieni schen Volkes erblicken soll, in rasender Leidenschaft von einem gereizten Wortwechsel zum Austausch unsauberer Schimpsreden und endlich zu einem lang dauernden Hand gemenge, ja zu einer lebensgefährlichen Schlägerei gelangen, dann läßt sich doch in der That ein Unterschied zwischen einer solchen Versammlung und einer Gesellschaft von Straßenhelden nicht mehr erkennen. Die GravitaS der alten römischen Senatoren, die doch Heiden waren, hat hier am Ende des neunzehnten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung ein widerwärtiges Gegenstück gefunden. Nun mag man allerdings fragen, zu welchem Zwecke in einem deutschen Blatte ein Skandal eines ausländi- schen Parlamentes in nähere Betrachtung genommen wird. Man wird aber solcher Frage mit dem Hinweis darauf be- gegnen können, daß zwar Roheiten von der Art, wie sie jetzt im italienischen Parlament vorgekommen, in Europa eine vereinzelte Erscheinung find, daß aber Vorgänge ziem, lich ähnlicher Art, nur von geringeren Excefsen begleitet, in anderen Parlamenten keineswegs zu den Seltenheiten gehören. Wir erinnern besonders an Scenen, wie sie die Volksvertreter in Pefth, in Wien, in Prag, in Paris, ja selbst neuerdings in Brüssel und zuzeiten auch in London hervorgerufen haben, der immerhin bedenklichen Aufregung zu geschweigen, deren Schauplatz gegen Weihnachten vorigen Jahres unser deutscher Reichstag gewesen ist. Man braucht nicht mühsam nach den Ursachen zu forschen, welche derartigen Auswüchsen des ParlamentariS- mus zu Grunde liegen. Die Parteigegensätze, die tief ge. gründete Verschiedenheit der Lebensanschauungen, religiöse Fragen, die ins Maßlose angewachsenen Nationalitäts- fireitigkeiten, die socialistische Jntereffenpolitik geben dem leidenschaftlichen Naturell nur zu leicht Anlaß, die ebene Bahn der ruhigen Erörterung zu verlaffen und die ge- ordnete, auf Ueberzcugung der Gegner abzielende Diskussion mit einer Argumentation persönlicher, injuriöser, ja selbst handgreiflicher Art zu vertauschen. I'aeta loquuutur, wie wir oben gezeigt haben. Wenn nun die Gefahr vorhanden ist, daß dergleichen parlamentarische Exceffe auch in Deutschland zunehmen, wozu namentlich der vermehrte Eintritt socialdemokratischer Agitatoren in den Reichstag und in die Landtage führen kann, so wird es im Hinblick auf die Würde unserer Volks- Vertretungen dringend geboten sein, wirksame Vorkehrungen dagegen zu treffen. Das kann natürlich nur durch eine nachdrückliche Verschärfung der Disciplinargewalt des Kammerpräsidenten bez. der Kammer selbst geschehen, zu welcher sich unsere Volksvertretungen, in denen ja glück licherweise die Störenfriede noch nicht die Oberhand haben, baldigst bequemen sollten, ohne schwächliche Rücksichtnahme auf das zu erwartende Geschrei über Vergewaltigung der Redefreiheit und dergleichen. Eine Verstärkung der Dis. Dienstag, den 9. Juli 1895, Nachmittags 4 Uhr im Geschäftszimmer, Rathhaus 2. Etage, durch den Anleihcausfchuß Vorgenomnien werden. Dies wird mil dem Bemerken bekannt gemacht, daß die AuSlovsung öffentlich erfolgt. Bautzen, am 21. Juni 1895. Der evangelische Schulausschuß. Lindner. H- Auetions-Bekanntmachung. Durch Unterzeichneten gelangen Dienstag, de» 2. Juli 1895, Vormittags 9 Uhr in dein Auctionsloratc an der Pelrikirchc 5, Parterre vier, ra. 109 Flaschen Wein, I Sack Nüfse, 1 Saek Rofincn, 3 Kisten Pfefferkuchen und Evoeoladc, Bis»»», 1 Nävmaschine, > Wiulcrüvcrzicver und ver- jchiedencS Mobiliar gegen sofortige Bezaklung zur Versteigerung, was «»durch zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Bautzen, den 22. Juni 1895. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts daselbst. Secretär Hänsch. 11. öffentliche Sitzung ver Stadtverordneten Donnerstag, den 27. Jant 1895, nachmittags 6 Uhr. Tagesordnung: I. Mitteilungen zur Kenntnisnahme; 11. Beratungsgegenstände: 1) Rechmmgs- sachen; 2) Bauverändernngen am Krankenhause; 3) Gaslaterne auf der Seidauer Brücke; 4) Gustav Adolph Lehmannsches Gestist; 5» Neuwahlen sür den verstorbenen Stadtverordneten Dr. Schottin: 6) Flächenverkaus s am Fußweg nach Schmale; 7) Abänderung der Wasserbezugsordnung vom 25. März 1890; 8) Ankauf des > Mönchskirchenareals; 9) Entwurf zur Gemeindesteuer-Ordnung; 10) Zulage an eineu Rcalschullehrer; ! 11) Pflasterung der Schülergasse; 12) Sedan-Jubelfest. H- Wctzlich. ciplinarmaßregeln, wie sie im letzten Winter mit knapper Not im deutschen Reichstag durchgesetzt worden, genügt offenbar noch nicht: eine wirksame Censur wird sich weiter, selbst bis zur Ausschließung eines unwürdigen Parla- mentSmitgliedes, erstrecken müssen. Diese „tnnerparlamentarische" Frage ist ohne Zweifel sehr wichtig: von ihrer glücklichen Lösung hängt schließlich die Achtung des Volkes vor den Parlamenten ab. ?. Potsdam, 24. Juni, abends. Die vier ältesten kaiser lichen Prinzen trafen um 5 Uhr 20 Minuten mittels Sonderzuges hier ein und fuhren in zwei Equipagen nach dem Neuen Palais. Kiel, 24 Juni, abends. Nach beendigter Regatta kehlte heute der Kaiser nach der „Hohenzollern' zurück, begab sich nach der Mittagstafel mittels Barkaffe nach Kiel, und landete an der Barbarossabrücke, um von hier aus nach dem Schlosse zu gehen. Die Rückkehr nach der „Hohenzollern' erfolgte nach 7 Uhr. Wie», 24. Juni, abends. Die „Neue Freie Presse" meldet aus Sofia: Ein hier erschienenes Extrablatt der „Prawo" bezeichnet als Gebiet des Aufstandes daö Vilajet Ueskueb zwischen der Bahnlinie Ueskueb-Saloniki und der , bulgarischen Grenze. Die Arnauten im Sandschak Pristina hätten Baschi-BozukS entsandt, welche Dörfer überfallen hätten, deren Bewohner in die Berge flüchteten, wo sie mit den Truppen und Baschi-BozukS Kämpfe zu bestehen hätten. Die Bande soll mehr als 100 Mann stark und gut bewaffnet sein. Das Blatt „Mir" bezweifelt die Richtigkeit aller dieser Meldungen. Die „Neue Freie Presse" fügt hinzu, in Wien liegen keinerlei Nachrichten vor, welche gegenwärtig die Schlußfolgerung rechtfertigen würden, daß dem Vorgehen in Makedonien irgend welche ernste Trag- weile zuzuschreiben sei. Die Meldungen würden sür über trieben gehalten und hätten keinen fachlichen Untergrund. Nom, 24. Juni, abends. Heute hat die Zählung der Stimmen für die gestern in Rom stattgehabten Municipal- wahlen begonnen; dieselbe wird wahrscheinlich in dieser Nacht oder morgen tm Laufe des Tages zu Ende geführt weiden. Soviel sich bisher übersehen läßt, sind alle 32 katholische Kandidaten und 48 liberale Kandidaten gewählt. — In der Deputiertenkammer, deren Tribünen über füllt waren, erinnerte Jmbriani bei Beginn der Sitzung an den Jahrestag der Schlachten von Solferino und St. Mar tino, welche den Beginn der Befreiung Italiens bildeten. Er entbiete infolgedessen der französischen Nation einen Gruß. Der Präsident der Kammer schloß sich namens des Hauses dem Gruße Jmbrianis an. Hierauf wurde das Budget- Provisorium auf zwei Monate bewilligt und die Budget- debatte mit der Beratung des Ackerbaubudgets begonnen. Crispi und die übrigen Minister wohnten der Sitzung bei. Bovio und Cavallotti versuchten den Schluß der Sitzung herbeizuführen. Während der Debatte kam ein erregter Zwischenfall zwischen den beiden Genannten und dem Präst- deuten vor, da derselbe ihnen auf Grund der Geschäfts- ordnung das Wort verweigerte. Die Sitzung wurde zwei mal unterbrochen. Zum Schluß stellte Bovio eine geschäftS- ordnungSmäßige Anfrage an CriSpt bezüglich der vor- genommenen Veröffentlichungen. Darauf wurde die Sitzung aufgehoben. Verona, 24. Juni. Der Gedenktag der Schlacht bei S. Marino wuroe heute vier feierlichst begangen. Im Beinhause wurde eine Messe celebriert. Vertreter der Civil- und Militärbehörden von Brescia, verschiedene Ver eine von Verona und Brescia sowie ein Bataillon In fanterie und die Besucher der Kriegsschule, welche einen Kranz niederleglen, nahmen teil. Reden wurden nicht ge halten. Eine große Menschenmenge wohnte der Feier bei. Loudon, 24. Juni, abends. Im Oberhause teilte Lord Rosebery den Rücktritt des Ministeriums mit. Das Haus nahm in erster Lesung das Gesetz an, betreffend die Seehundfischerei an den nördlichen stellen des Oceans, und vertagte sich sodann bis morgen. — Im Unterhause erklärte Schatzkanzler Harcourt, die Abstimmung am Freitag wäre geradezu ein Tadelsvotum gegen den Kriegsminister, den be fähigtsten, populärsten Kriegsminister, den es je gegeben. DaS Kabinett betrachte sich als solidarisch mit dem Minister und habe deshalb seine Entlassung angeboten, die von der Königin angenommen worden sei. Das Kabinett werde bis zur Ernennung des neuen Ministeriums im Amte bleiben. Er bitte das Haus nur, die dritte Lesung des Gesetzes, betreffend die Seehundfischerei im Norden des Stillen Oceans, anzunehmen. Redner dankte schließlich für die ihm zu teil gewordene Unterstützung und für die unver- änderliche Courtoisie der Opposition. Balfour unterzog den Entschluß des Kabinetts einer Kritik und meinte, es hätte dem konstitutionellen Regime mehr entsprochen, das Parlament aufzulösen, als die Last der Geschäfte der Oppo- sition aufzuerlegen. Das Haus nahm hierauf in dritter Lesung die Bill, betreffend die Seehundfischerei, an und ver- tagte sich auf morgen. Das Haus war überfüllt. DaS Auswärtige Amt erhielt aus Zanzibar eine Drahtmeldung vom 23. dss., welche besagt, daß bei dem Angriff auf die Gtreilkräste Ka bare gas der Major Cunningham und der Hauptmann Dunning verwundet wurden, als sie den Angriff in einem Boote auf dem Flusse Meuli leiteten. Hauptmann Dunning starb infolge seiner Verwundung, Major Cunningham befindet sich auf dem Wege der Besserung. Petersburg, 24. Juni, abends. Die Kaiserin-Witwe ist heute abend aus dem Kaukasus nach Peterhof zurück gekehrt. * Leipziger Börse, 25. Juni. kTel.) König,, sächs. 3 z Rente 97,90 B do. 3 z Anleihe von 1855 S8,9O G do. 3t k «nl. ar. v. I8z» 103,30 G do.3t»«nl. kl. v. 18» 1O3.3O G do. St ß Landrenteobrtefe 101,10 « do. 4 z LandeSkulturrtsch I0S G 3» Laufitzer Pfandbriefe 103,75 <8 Dresdner 4 z Stadt-Ani Allg dtsch. Kreditanstalt Sächfifche Bank Oberlaufitzer Bank Oesterr. Banknote» Auf.-Tepl. 4,Pr. 188(1 Baltz. K.-S.-B. 4» Pr. Loodo» 3 Monat 104,50 G 201,50 B 125« 125« 168,50« 103,40 « 93,20« 20,38 B »«Atsch-» Mich. Bischofswerda, 24. Juni. Der „Sächsische Erzähler kann berichten, daß Se. Majestät König Albert unser» Reichstagsabgeordneten Herrn Heinrich Gräfe bet Gelegen heit der Festlichkeit in Hamburg durch eine längere An sprache ausgezeichnet hat. Dresden, 24. Juni. Se. Majestät der König kehrte, wie schon erwähnt, in bestem Wohlsein gestern vormittag»