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Adorfer Grenzbote Fernsprecher Nr. 14. Amtsblatt für den Stadtrat zu Adorf. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Otto Meyer in Adorf. Tel.-Adr. Grenzbote. AH. Kememde-Nirv-Konts 118 Freitag, den 30. Januar M20 B-MHes-Kont« Leipzig 37369 Iahrg. 85. Nachstehend wird die Bekanntmachung de- ReichSwirischaftSministerS Pom 6. Januar . W2V über die Festsetzung von Richtpreise« für den Großhandel mit Wild — R. ; G. Bl. 1920 S. 28 — zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Als Großhandel im Sinne ' ^>er Verordnung gilt jeder Verkauf, der nicht unmittelbar an den Verbraucher erfolgt. Dresden, den 23. Januar 1920. Wirtschaftsministerin»*. Landeslebensmittelamt. Auf Grund des § 1 der Verordnung über die Regelung der Wildpreise von 20 Dezember 1919 (R. G. Bl. S. 2131) wird bestimmt: I. Für den Großhandel mit Wild werden folgende Richtpreise festgesetzt: 1. bei Rehwild je 0,5 kx 4,50 Mart 2. „ Rot-, Dam- und Schwarzwild je 0,5 Lg 4,— „ 3- , Hasen je Stck 24,— . 4. , wilden Kaninchen je Stck 5,— „ 5. „ Fasanen ») Hähne je Stck 14,— „ , d) Hennen „ 10,— „ Die Preise verstehen sich vorbehaltlich einer etwaigen anderweiten Festsetzung durch die Reichsfleischstelle gemäß 8 3 der Verordnung über die Regelung der Wildpreise einschließlich Decke oder Balg. II. Diese Bekanntmachung tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Berlin, den 6. Januar 1920. Der Reichsmirtfchaftsminister. Schmidt. Berkaus von SanitätsMt aus Heeresbeständen in Dresden. Im Sanitäts-Sammel-Lager, Dresden--A., Nosenstraße 65, gelangen am 3., 4. und: 8. Februar von 9—1 Uhr gegen sofortige Bezahlung zum Verkauf: versch. medizinische! Gummiartikel, Bruchbänder, medizinische Spritzen, Schalen, Irrigatoren u. a. m. Die Gegenstände können in diesem Lager vom 29. Januar bis 2. Februar von 9—1 ühr besichtigt werden. Zahlung kann in Kriegsanleihe erfolgen, wenn der Käufer den einwandfreien ch- weis der Selbstzeichnung durch Bescheinigung von der Bank erbringt. Dresden, den 23. Januar 1920. Reichs vrrwerlyngsanN, « - Landesstelle Sacken. FWMsWW IM MUMMM SklM i. 8. In der Woche vom 25. bis'31. Januar 1920 werden auf den Kopf der «er« sorgungsberechtigten Bevölkerung etwa 130 Gramm Riudergefrier» fleisch gegen Reichsfleischmarke ausgegebe«. Der Preis beträgt für ein Pfund 6,10 Mark. Sofern den Schlachtttellen frisches Fleisch zur Verfügung steht, wird solcher bis zur Höchstmenge von 75 Gramm an die Verbraucher gegen Reichsfleischmarke verabfolgt. In der Schlacht stelle Erlbach werden an Stelle von frischem Fleisch 125 Gram« Schweinefleisch ans Hausschlachtnnge« gegen Reichsfleischmarke zum Preise von 5,70 Mark das Pfund ausgegeben. In den übrigen Schlachtstellen wird Schweinefleisch aus Hausschlachtungen abge geben werden, sobald solches dem Kommunaloerbande wieder zur Verfügung steht. Oelsnitz i. V., den 28. Januar 1920. Der Kommnnalverbaud. Lehrlinge in Kiickereibetrieben. Auf Anregung des Fachausschusses für das Bääereigewerbe wird die Bekannt machung der Amtshauptmannschaft und der Stadträte vom 23. April 19tS über da« Verbot der Einstellung von Lehrlingen in Bäckereibetrieben — Nr. 94 der amtshauptmannschaftlichen Amtsblätter - in Erinnerung gebracht. Es ist erwünscht, daß dir Ostern 1920 auslernenden Bäckerlehrlinge - nicht ent lassen, sondern weiter beschäftigt werden, damit sich die Zahl der erwerbslosen Bicker gehilfen nicht noch wehr erhöht. Oelsnitz i. V., 27. Januar 1920. Die Amtshauptmaunschaft. Der auf den Namen der Haustochter Else Meyer, geboren am 4. Dezember 1893 in Adorf i. D, unter dem 5- September 1919 von uns ausgestellte Reisepatz wird hiermit für ungültig erklärt. Adorf, den 28. Januar 1920. Der Stadtrat. Keil gegen Keil. Die Herren von der Negierung sprechen von einer ^gewissen" bedrängten Lage in der Ernährung, im Ar> joeits- und Werkehrsleben. Ungewißheit hat bei uns Lange genug geherrscht, und sie war nicht erfreulich. Alber die heute eingetretene „Gewißheit" ist noch Viet un erquicklicher, denn es ist keine Einsicht, die zur Besserung führen könnte, bemerkbar. Tie Parole ist jetzt Keil »egen Keil! Wenn eine Gruppe der Bevölkerung mit ihren Forderungen einen Keil in den morschen Reichsbau getrieben hat, so erscheint flugs eine andere mit noch weiter erhöhten Ansprüchen auf dem Plan, und so droht Ijeder Keil, von welchen der eine auf den anderen trifft, Die materielle Leistungsfähigkeit des Reiches zu sprengen. Dank der zweifelhaften Wohttat der Papierdruckerei hat fie bis heute ausgchalten. Aber nun will es nicht «mehr gehen, denn die wichtigsten Notwendigkeiten sind schließlich doch nicht mit Geld zu bezwingen, sondern mit Eiser und Treue. Im Kriege haben unsere Feldgrauen fm Schützengraben Uebermenschliches geleistet, aber im Frieden hat das gleiche Beispiel bei der Arbeit zum «guten Teil gefehlt Obwohl es allgemein bekannt ist, wie schlimm es Wit der Ernährung steht, und wieviel deshalb von Der BerkehrSbeschleunrgung und der Steigerung dec fkohlenmenge abhängt, sucht ein Teil der Bergarbeiter durch unerfüllbare Vedrngungen „ihr Mütchen an den Kapitalisten" zu kühlen. Tiefer letzte Keil ist der gefähr lichste, weil er den mUyfam noch verankerten Rest des Äieichsfundaments auseinander sprengen kann. Was Die Grubenarbeiter fordern, lockt auch andere Arbeiter jaus den Plan. Schon oft rst von der obersten Stelle er- Mirt worden, es beginne ftH jetzt endlich eine Besserung Kn unseren inneren Verhaltmffcn zu zeigen. Kaum, baß das das Wort gesprochen war, wurde es durch neue Tat sachen in unliebsamer Weise illustriert. Und dabei Mähern wir uns jetzt dem Zeitpunkt, wo die neue,« Steuern mit ihren Lasten ins Leben treten sollen. Le» densmittelknappheit, Arbeitsflauheit, Mangel an Noh- braterialien, Schulden bis an den Hals, und dazu noch die Ausbringung der neuen Riesensteuern, — wer durch diese Trümmer des einstigen Nationalwohlstaudes hjn«- durck aelanaen will, der soll erst noch gefunden werden, T-ie llcberwachungökommission der Entente in Deutschland sieht die Zustände, die sich bei uns heraus- gebildet haben, bei welchen tatsächlich, nicht bloß figür- Kch gesprochen, der Kalk von den Wänden fällt. Wir stecke» tiefer denn je im Elend, und d a milchte stnr verlangen, daß man uns Kredit gei nährt uud Ver trauen schenkt? Es ist bei solchen Verhältnissen nicht pnzunehmen, daß unseren Wünschen« entsprochen wird. Er Ist von unserer KriegSpokitik gesagt worden, daß Ne den Boden der realen Möglichkeiten verlassen habe. Aa, aber das, was wir seit Neujahr wieder im Innern itenNchlandS erlebt haben, das ist auch nichts weiter, Pir 4» Deraesse» der realen Möglichkeiten, eine spst» matische Beförderung der Katastrophe. Es mutz ein Ende haben mit diesem Treiben, es muß mit starker Faust der Arm festgehaltLn werden, der die Keile in das Reichsfundament hineintreibt, um den ganzen Bäu zum Einsturz zu bringen. Wenn uns die Steine schon auf den Kopf fallen, ist es zu spät, die Mauer zu halten. sVw. Zur Auslieferungsfrage. Eine deutsche Roke gegen die AuslieseruuH. Tie Reichsregierung hat in Paris eine Not« über die Auslieferungsfrage überreichen lassen. Tarin werden alle Momente der inneren und der äußere« Politik, die gegen die Auslieferung der von Ler Entente beschuldigten Personen sprechen und in den letz ten Monaten und WochM den Vertretern der Entente mündlich dargelegt worMr sind, schriftlich noch einmal ausführlich erörtert. Ta nach den Zeitungsmeldungen die Frage der Auslieferung der Schuldigen gegenwärtig von den leietnden Ententekreisen entschieden werden soll, so kommt diese zusammenfassende Darlegung des deutschen Standpunktes hoffentlich noch zur rechten Zeit. Die Entente beharrt ans der Auslieferung -es Kaisers- Ter „Newyork Herald" schreibt: Die holländische Note wegen Auslieferung des Kaisers wurde in der Bot schafterkonferenz besprochen. Tie Vorberatung einer Antwortnote, in welcher neuerdings auf der Aus lieferung beharrt werden soll, wurde einer juri stischen Sachverständigenkommission beim französischen Ministerium des Aeußeren übertragen. Tie Antwort- note wird Freitag fertiggestellt sein. Man erwartet:, daß ein Vertreter der Alliierten sie der holländischen Negierung nach der nächsten Sitzung der Botschafter konferenz am Montag übermitteln wird. Gefährdetes Land. Aus der Nor-mark. Kampf mit unlautere» Mitteln. In Nordschleswig wird jetzt ein zäher Kampf aus- gefochten. Hie Deutsche — hie Dänen! Es muß leider festgestellt Iverden, daß von der feindlichen Seite mit allerlei unlauteren Mitteln gearbeitet wird, um nur ja die nötige Anzahl von Stimmen zusammenzubekom- inen. Nebenbei bemerkt, ein Zeichen, daß die Tönen von einer völlig unbeeinflußten Abstimmung wohl nicht viel für sich erhoffen. Tie Werbeversammlungen, die sie überall veranstalteten, sind jedesmal kläglich verlaufen und gestalteten sich regelmäßig zu Kundgebungen für da»i Deutschtum, während dagegen die Demonstrationen d«: Deutschen überall einen imposanten Verlauf mH men. So versucht vmn e» eben mit Zwang und unlanterertz Mitteln unter dem Schutz der französischen und e g- lisch«» Bajonette. DLuißch» S«in»»euf!ch6«bMWe». .-So werden dein „Beel. Lok.-AM." foiaeude all«? Ungerechtigkeit die Kröne aufsetzende Tatsachen gemek» det: Durch das Stimmreglement wird bekauntl-ch 25. Januar als letzter TÄ für die Einsendung jchr.A» kicher Anträge um Eintragung in die Stimmliste« fefv gesetzt. In Sonderburg und Tori der« M diHe Äs stimmung aber von dänischer Seite einfach durchbräche- worden. Ein dänischer Kurier, der 230 Anträge vo« Kopenhagen nach Sonderburg und TovDern bringe« sollte, verspätete sich und gelange nicht zur angesptz-err Frist au Ort und Stelle. Trotzdem wmrdeu diese 23t Anträge nachträglich in die Listen aufgenommen». Eq ähnlicher Fall wird aus .Hadersleben berichtet. Tv<1 kam das Automobil, das die dänischen Anträge bringe» sollte, zu spät, was die Beamten aber nicht davon abhiell; dennoch die Anträge, über 200 an Zahl, Ml die Liste» aufzunehmen. Es ist ganz offensichtlich, daß ein sotchet Verfahren eine Verschieburrg des Stimmenverhältnisse» zu dänischen Gunsten bedeutet. Natürlich hat «an nicht versäumt, dieser ganz«: Handlungsweise einen Anscheft von Gerechtigkeit zu geben, indem von der Internat»» nalen Kommission plötzlich der 8 12 des NLstimmurqA» reglements so geändert ist, daß Anträge, die auf gewiss» Orte Bezug nehmen, noch bis zum 26. Januar eu» gcgenzunchmen seien. Wir erwarten aber bestimmt von den deutschen zuständigen Behörden, daß sie geg« solche Uebergriffe und gegen die derartige Geriu« schötzung der Abmachungen den allerschärfften Prvtq einlegen. Tie Verlängerung der Frist ist für die Deut scheu gegenstandslos, da die zu spät eingetrofferr« deutschen Anträge bereits zurückgesandt worden sind Tie Pole» in der verlorene» Ostmark. Im verlorenen Osten arbeiten die Polen jetzt siebe» Haft an der vPlonisierung dieser urdeutschen Gebie» So wird dem „L.-A." aus Bromberg geschrie»s«j Schildermaler und Trucker haben schwer arbeiten in diesen Tagen. Alle öffentlichen Gebäud«Env mit nur polnischen Aufschriften versehen tvvrden. WSekann» machungen uud Verfügungen erfolgen in polnische» Sprache mit gelegentlich deutscher Uebersetzung. A« Gericht und alle Behörden sind in wenige» Tagen pof» nisiert worden. Jetzt werden die Schulen vorgevommeM Tie drei höheren Schulen der Stadt erh-elten polnisch» Mitdirektorsn, die beabsichtige», in kurzer Zeit a« polnische Uuterrichtsprache einzuführen. Lie Was schauer Regierung kennt die russischen Methoden. Jnitem essant dabei ist erstens, daß die hiesige OberreaHch,L z. B. unter 500 Schülern nur etwa 20 polnische unterrichtet, mü) daß die polnische Negi er »uz- vor West gen Tagen noch allen Nationalität«« Vvüe FreHest zusicherte, wenn sie ihre Angehörige« »E -« gute» polnischen Staatsbürgern heranbildete«. E» ist gM daß die an sich schon nicht weichherzige« Ostmärker von Anfang an wissen, daß sie von Warschau urö Posen nichts als lügenhafte Phrasen zu er warten haben. Sie werden sich dem polnischen Staat» gegenüber auf deu richtigen Standpunkt zu stell« Wissen. j