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Sächsische Mit B-eiblatt: „Der Glbbote." VcmnrwEichcr VcL» clcur u. Vrrt^rr. Ludwig poiialh 'm Kchandn«. Xl.43. ^citag, »cn 26. Gctbr. 18551 Die Sonne geht vorwärts und macht den Tag Heller. Hier und da wird in der Presse von gewisser Seite her eine Freude darüber laut, daß in Preußen die Kammerwahlen für die oppositionelle Seite nicht so günstig ausgefallen sind, als mau anfangs gefürchtet hat. „Man findet dies auch sehr erklärlich und den Grund davon in dem verlorenen Credit der liberalen Parthci. Denn aus die schönen Verheißungen einer zoldnen Zeit höre das heutige Geschlecht nicht mehr. WaS eine gewisse Parthei mit solcher Phrascnmacherei zu erzielen strebt, kennt man. Es ist ei« altes verbrauchtes Kunststückchcn, womit sich der denkende Theil der Staatsbürger nicht mehr bedienen läßt. Die von einem Augustin Theiner*) gehegten süßen Hoff- lungcn gehen noch lange nicht in Erfüllung, trotz aller Ercr- eitlen, wie sie hier und da z. B. in München, wo aus dem Geiste eines Gärmennädchen der Geist Salomos und des hei- stgeü Augustin reden und Tobte beschwören soll, zum Vorschein jommen, so daß es den Leuten ob derselbe» mit den Worten les Voigtländischen Wochcnblattschveibers zu reden — ordent- ch dämmerig und duselig zu Muthe wird und man sich fragt: .855? Wir lasse» unS deshalb den Kopf nicht mit verdrehen. Lir sagen vielmehr: CS ist alles vergebliche Arbeit. Früher ' er später wird man inne werden, daß man sich umsonst ab müht hat und daß alle süße Träume leere Schallen waren, egen die Ideen der Zeit kämpfen zu wollen, ist mehr als crkulcs-Arlcit. Mag eine gewisse Parthei über eine noch > große Macht und Gewalt verfügen können und mit ihren Waffen siegreich kämpfen, ihr Gcjchütz reicht nicht hinauf zu cn Regionen, wo jene Ideen ihre Festungen haben. Die Ci- *) Theiner als Anhänger bcü Jesuitcr-OlbenS sagt in seiner -cschichte der geistliche» DildungSanstalten: Die Gegenwart schreitet it Riesenschritten dem feierlichen Momente entgegen, wo der ewige ichtcrsprnch der Gottheit sich für den Sieg und den alleinigen Fort- stand für den Bund der Reformatoren oder für die Gesellschaft der suite» oder für eins oder das andere Prinzip derselben in der Welt schichte auösprechcn wird. Aus der Haliung des Ganzen erficht ru aber, dast Theiner der Ilcbcrzcugung lebt, wie das Prinzip der "uiteu siegen wird. vilisation der Europäische» Welt )st zu weit vorgeschritten, um nicht mit Sicherheit auf neue Nahrung für diese Ideen rechnen zu können. Jeder, der denken kann, ist auch ein An hänger des in der Gcistcrwelt erwachten Lebens; die Verehrer der tobten Vergangenheit und der Finsterniß müssen das grö- ßcre Talent fürchten und müssen wohl oder übel gerade die größten Talente aus ihrer Mitte verbannen. Sonach arbei ten sie selber an ihrem Untergang; denn die sichere Ueberlcgcn- heit ist nur von dem moralischen intellektuellen Wissen in der Staatsgescllschaft zu erwarten. Oft will cs bcdünkcn, als könne in Deutschland bei der scheinbaren Theilnahmlosigkeit an allen staatlichen Einrichtun gen und wichtigen Ereignissen ein Kampf für Grundsätze mit Erfolg nicht unternommen werden; aber es liegt dies in der alten deutschen Bedächtigkeit. In großen Zeiten wägt und sichtet der Deutsche ruhig, beobachtet lange und erklärt sich nicht; aber hat -w das Wahre erkannt, dann verfolgt er den richtigen Weg mit aller Energie und verfehlt nicht die richtige Wahl der Mittel zur Erreichung seines Zieles, mit Entschie denheit geht es „Vorwärts", trotz aller Hindernisse, aller Ver schleierungen des Entgegcnwirkenö von andrer Seite her. Denn wenn man des Morgens auch die Sonnenuhren in Schatten stellt, die Sonne geht doch vorwärts und macht den Tag Heller. Am 16. bis 18. October 18L8 oder: Heute vor 42 Jahren (Schluß.) „Die Folgen dieser Schlacht", — sagt ein Geschichts schreiber — „sind von unberechenbarer Wichtigkeit für die Zeitgeschichte, ganz besonders aber für Frankreich und Deutsch land. Der größte Held der modernen Welt sah alle seine Niesenplänc vernichtet, das deutsche Volk glaubte sich von aller Unterdrückung befreit; Europa meinte, das goldene Zeit alter des Friedens sei auf immer zurückgckehrt!" Und weiter fährt derselbe fort: „Mit gewaltigen Schritten ging das Welt- gcschick fort und begrub in den Trümmern eines großen Reichs die Zukunft des deutschen, wie des französischen Volkes. Die