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Nummer 288 — 27. Jahrgang IvLetni 6ma, «Scheut:. ml, den lllukki. GraurbeNagen ,D>« Veit' »nd ,k1ür untere kleinen Leut»' lowie de» Teilbettanen ,8t. Venno-VlaN'. .llnterdaltung und Willen', .Die Wen der slrau' .AerzMcher Ratgeber' Das gute Buch' .llilmrund- tibau'. Monatlicher BezugSveets lk Mt. eintchl. RelteNgeld. »lnzelnummer X» 4 Sonnabend- u. Sonntagnumme, ltv 4. Halwttchritttetter De. iS. DeSezvk. Dresden. Dienstag, den 18.Dezember 1928 tvertagSor«, DrrSde» An,et«envreis«r Die tgelvaltene Petttzetle »«» 4. ^amtlleii- anreigen u.Stellenaetuche NN 4 Die Petttretlame^ell» nn mm breit I gNr Anrelge» aicherbalb des VerbreNungSgebleteS ck<»4 dtePetttreklamezellel.!«»^. Vr,e«aeb.!tt»4 Imgnlle böderer Gewalt erlttch« >ede Verblltchtun« aus vieterung towie ttrüilluni v. A»,eigen-Rutlrtlaen u. Netltuna n, Schadeneiwtz. lSelchSNNchei Teil Artur Lenz. Dresden. > iSelchiift-ftell«. Druck u.Verlag: Gennania »l^G. tür Verlag und Druckerei. Filiale Dresden. DreSdeu-Sl.I. PolierltrasreN. ^enirutsiois. Poltichecktonto Dresden -0?» «uiikfnnto »eadtba«»' Dee«r>e»> »>» »N'll' Für christliche Polilil» und Kultur Redastton der. Sächsischen AolkSteitung DreSden-Altstadi l Polierltrahe t7. ssernni« 2MI1 „nd »im?. Das KVO-Millionen-DefiZlk im Kaushatk für 1929 — Die Kafseniage aufs äuherfte angefpannk Kilserding vor dem Reichslag Berlin, 17, Dezember. Die Neichshauptstadl bat in der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ein seltenes Schauspiel genossen. Zum erstenmal seit seinem Bestehen hielt der R e i ch s ta g eine N ach t- sitzung ab. Diese Nachtsitznng war erzwungen worden durch den Einspruch der W'rtsckzaftspartel gegen eine sofortige Be ratung des Nachtragsetats kür 1998. Bezeichnend war. dass der Neichstagspräsident Lobe für die Dauer dieser Nachtsitzung ver fügt hatte, daß iw Reichstogsrestaurant kein Schnaps ver schenkt werden dürfte. Der Grund dafür war. daß der Reichs tag während der Nachtsitzung einen so starken Besuch auf wies, daß sogar die Tribünen gesperrt werden mußte». Es sollte verhindert werden, daß von Freunden und Bekannten der Abgeordneten die Nachtsitznng des Reichstages als Vor wand genommen würde, um in bequemer Weise die Polizei stunde zu überschreiten. Um 10 Uhr abends fand zunächst eine kurze Sitzung statt, in der kleine Vorlagen erledigt wnr-den. Ein kommunistischer Antrag, sofort die Not der Arbeiter «er SchickauwerN, von denen neuerdings 1509 entlassen werden Men, ZU behandeln, scheiterte am Widerspruch der übrigen Parteien, Auf der Tagesordnung steht die zweite Beratung eines Gesetzentwurfs, der das Gesetz über den Verkehr mit un edle» Biel allen um ein weiteres Jahr verlängern will. Der Ausschuß hat die Vorlage abgelehnt, so daß das Gesetz Ende dieses Jahres außer Kraft treten würde. Nach kurzer Aus sprache wurde aber gegen die Sozialdemokraten und Sozialisten der Antrag des Ausschusses abgelehnt. Angenommen wurde ein Antrag Findcisen (Deutsche Volkspartei), das Gesetz über den Verkehr mit unedlen Bietallen noch einmal bis zum 30. Juni 1829 zu verlängern. Gleichzeitig wird in einer Entschließung die Rcichsregier-ung ersucht, die Vorschriften des Gesetz,s baldigst in die Gewerbeordnung oder in das neue Reichsgcfetzbuch ein- zuarbciten. Auch in dritter Lesung wurde der Vorlage dann zugestimmrt. Es folgte die Beratung einer Anzahl von Ausschußanträgen über verschiedene Maßnahmen zugunsten der besetzten Gebiete. Die Reichsregierung wird u. a. ersucht, bei den Verhandlungen über die vorzeitige Räumung keine weitere Belastung des Reiches anzunehmen und insbesondere die sranzöfische Forde rung einer Feststellung«- und Vergleichskommission über das Jahr 1SZS hinaus abzulehnen. Von der Platzwahl für ein Neichschrenmal soll solange Abstand genommen werden, bis der deutskl-e Boden restlos von der Besatzung befreit ist. Weiler wird die Regierung ersucht, die stärkere Verwendung von Saar kohle zu erwirken. Feiner werden Wünsche auf Durchführung von Notstandsarbeiten, Eisenbahnbauten usw. geäußert. Die Dorlckläae des Ausschusses wurden gebilliat. Auf Vorschlag des Präsidenten wurde die nächste Sitzung ans 5 Minuten noch Mitternacht festgesetzt und ans die Tages- crdnung die erste Beratung des Nacht ragsetats geiteilt. Zu Beginn der Nachisilznnq. in der Hans und Tribünen «all besetzt waren, gab der Relchssinonzminiller Hilserding die Aegründnng des Nacktragsetats kür 1998. Er betonte, daß es sich um einen reinen Personaletat handele, von der Einbringung eines nachträglichen Sachetats habe das Finanzministerium ab sichilich abgesehen. Der Nachtrag des Haushaltes beschränkte sich znin überwiegenden Tell auf zwanglänsige Mehrausgaben, dafür seien 36 Millionen Mark einaestellt. Weitere 14 Mil lionen seien erforderlich, um die Reichsboamten mit den preu ßischen Beamten oleichzustellen. Dieser Mehrbedarf von 14 Mil lionen werde durch Kürzung von verschiedenen Ausgaben von rund 16 Millionen und durch Erhöhung verschiedener Einnoh- men um 34 Millionen gedeckt. Der Gesamthoushalt erböhe sich also auf der Einnahmen- und Ausgabenseite um 34 Mil lionen. Hervorzuheben sei, daß dieser Nachiragsetat zugleich der Personaletat für 1929 sei. Damit werde eine doppelte Bera tung vermieden. Die Vorlage des Sachetats für 1929 werde mit möglichster Beschleunigung erfolgen. Die Verzögerung dieses Sachetats erkläre sich aus sachlichen und politischen Gründe». Durch den Fortfall der einmaligen Einnahmen von rund 309 Millionen und durch die Sielgerung der Reparationslasten um weitere 399 Millionen. Hab« der Etat für 1929 von vornherein mit einem Defizit von 999 Millionen Mark zu rechnen. Die Deckung Könne allein in neuen Steuern nicht gefunden werden. Es müsse versucht werden, durch Abstriche im Etat das Defizit unter allen Umständen zu verringern. Das treffe naturgemäß aus den Widerstand aller Ressorts, was umso begreiflick>er sei, als es sich um Verringerung von Ausgaben für Zwecke handele, die nicht „nr wünschensivert, sondern durchaus gerechtfertigt erscheine. So stelle sich trotz Verbesserung der Finanzlage der Eta« 1929 als der schwerste dar, her seit dem Jahre 1924 auszu stellen gewesen sei. Dazu komme die angespannte Kassenlage, da für den außerordentlichen Etat von 659 Millionen noch immer keine Deckung gesunden sei. Dr. Hilferding schloß: „lieber die Schmierigkeiten neuer Steuern brauche ich nicht eingehend zu reden. Die Gesamt stenorlast des deutschen Volkes ist so hoch, und sie wiegt umso schwerer, als die 2^ Milliarden Reparationen keine Verschie bung innerhalb der dculschen Wirtschaft zulassen, sondern eine Verkürzung unserer an sich zu kurzen Kapitaldecke bedeuten. Ich bin mir voll bewußt, welche Bedeutung die Vermehrung dieser Last bei sinkender Konjunktur in sich schließt. Aber auch die unabweisbare Verringerung der Ausgaben erscheint in solcher Lage gerade auch für die Wirtschaft nicht ohne Beden ken. Sehr sorgfältige Abwägung und Auswahl sowohl aus der Einnahme- als auf der Ausgabenseite ist deshalb nötig. Die Parteien trage» dabei Heine geringere Verantwortung als die Neichsregierung." Abq. Falkenberg (Soz.) betonte, daß für seine Frakiion das wichtigste die Gleichstellung der Reicksbeamtcn mit den preußischen Beamten liinsicktlich der N-'i'ggung sei. Auch in der Arbeitszeit müsse eine solche Gleichstellung erreicht werden. — Abo. Graf Westarp sDnat.) erhob Einspruch geoen die ge schäftliche Bebandlnng des Etats Bei der Verabschiedung der Besoldungsordnung habe der vorioe Reichstag auch Ersparnisse durch Verwoltungsreform'n. insbesondere durch Zusammen legung von Behörden, beschlossen. Davon sei ober in der Vor lage noch nichts enthalten. In eine unmögliche Lage werde der Reichstag dadurch gebracht, daß er bereits den Personal- Dresden. 17. Dezember. BekonnMrk batte die sächsische Regierung auf (6rnnd des Artikels 13 Abs. 2 der Reichsverfassnnq die Entscheidung des Reicbsgerichts darüber anaerufen, ob die umstrittenen Punkte des siirbsischen Wahlrechts mit dem Rek-bsrecht vereinbar sind oder nicht. Am 13. De zember ist nnnmekr. wie von amtlicher Seite gemeldet wird, der Regierung die Entscheidung des Reichsgerichtes zuaegangen, die dabin lau tet. dak die fraal'chen Bestimmnnaen des sächsischen Wahlrechtes nicht mit dem Reichsrecht ver einbar sind Leider beschränkt sich die amtliche Mel dung auf diese kurze Angabe und verzichtet unverständ- licherweise darauf, auch nur einen Satz aus der Begrün dung der Reichsgerichtsentscheidung wiederzugebcn. so daß man fast annebmen muß. daß die ergangene Be gründung der sächsischen Regierung unangenehm ist. Man darf nunmehr erwarten, daß der Landtag alsbald nach seinem Wiederzusammentritt die Aufhebung jener Bestimmungen des Wahlgesetzes entsprechend der be kannten Regierungsvorlage beschließen wird. EisenWedsspruch am aachslea Freitag Letzte Düsseldorfer Besprechungen Severings. Düsseldorf, 15. Dezember. Am Soiinabend vormittag kurz nach lü Uhr begannen im Gebäude der Regierung zu Düsseldorf die letzten Düssel dorfer Besprechungen des Neichsinnenministers Seve- ring und zwar mit den Arbeitgebervertretern der nordwest lichen Gruppe. Seoering wird sich nach Beendigung dieser Be sprechungen voraussichtlich nach Berlin zurückbegeben, wo er das bei den Besprechungen mit den beiden Parteien und den Werks besichtigungen gewonnene Vild zusammen mit den schon vorher von den Beteiligten eingereichten schriftlichen Unterlagen ver arbeiten und zur Grundlage seiner Entscheidung machen wird. Wie die T. U. erfährt, hat Seoering die Vertreter der beiden Parteien auf den 21. Dezember, nachmittags 4 Uhr. »ach Dortmund eingeladen, wo er ihnen seinen Schiedsspruch Mit teilen wird. etat für 1899 mit einer Mehrbelastung von 166 Millionen be raten solle bevor ihm durch die länost fällige Vorlage des Ge- samtciats sür 1999 ein klares Bild über die Finanzlage gewährt wecde Die Finanzlage des Reiches sei geradezu katastrophal. Der Finonzminister babe vorgestern im Haushaitungsausschuß erklärt, die Reichskasse habe nicht mehr die Mittel zur Ver fügung. nin am 1. Januar tue Gekillter und Löhne auszurable», und müsse sich das nötige Geid bei der Reichspost und Reichs eisenbahn leiben. Das vermutete Etatdellzlt von 960 Millionen scheine nock überschritten zu werden. Dadurch, daß man der deutschen Oessentlickkeit und dem Ausland die Klarheit über den finanziellen Zusammenbruch vorcnthalte. schalle man diese Tatsache nicht aus der Welt, deren genaue Kenntnis gerade jetzt für die Neparationsverhandlungen von höchster Wichtig keit sei. Für das Zentrum ivandie sich der Abgeordnete Groß gegen die Ausführungen des sozialdemokratischen Redners. Es sei merkwürdig, deiß der Redner der größten Partei die Schwierig keiten der Finanzlage übeichannt nicht gewürdigt habe. Statt dessen habe er nur neue Forderungen für die Beamtenscliasl onfoestellt. Es sei aber unverantwortlich, ans agitatorischen Gründen den Beamten Versprechunaen z» wachen, die anaesicbts der traurigen Fingnzlage doch nickt erfüllt werden könnten. Mas möglich gewesen sei, habe die Besoldungsordnung, die der Zentrnmswinister Köbler 1927 vorgelegt babe. gebracht. Der Kommuntst Torqler übte heftige Kritik am Etat. Die Sozialdemokraten wollten die Beratungen der neuen Stenern dnrckveitschen. damit man nickt merke, wie die Arbeiterschaft belastet werden solle — Aba, Dr. Cremer lD. Vn.) wies darauf bin. daß schon im normen Winter das Defillt für 1929 auf 609 Millionen geschaßt worden se>. Das Defizit könne leicht dazu sichren, daß die Reickskalle eines Tages nicht mekr flüssig sei. Das könne nur durch eine energische Snarvalitik verlündert werden. Neben der Garantie einer gewillen Höhe der Steuer- Überweisungen an die Länder, sei p>öll»'ckt auch eine Bearen- zung nach al'en erforderlich. — Abo. Drewitz (Wirtsckaftsp.) erbab Einsrmuch gegen d>e verspätete Einbringung der Vorlage durch die Regierung. Aul Einrelbeiten des Etats könne er nickt einashen. weil er keine Zeit gehabt habe, fick damit zu beschäftigen. (!) — Abg. Bernhard (Dem.) forderte Abstrich im Heeresetat. Der Nachtraasetat wurde dann an den Haushalt,,nas- onsschnß verwiesen. — Die Sitzung ivnrde Sonntag früh !i-4 Ilhr geschlossen. Der Reichstag vertagte sich bis Mitte Januar: das Datum der nächsten Sitzung bestimmt der Reichstagspräsident. Zlaggensrlede in Heidelberg Heidelberg. 14. Dezember (W. T. BI. Wie wir zu dem Flaggen st reit. der in Heidel berg anläßlich des studentischen Fackelzuges sür Botschafter Shurman entstanden ist erfahren, ist es den zuständigen Stel len gelungen, die Schwierigkeiten zu beseitigen. Ein deutscher Student wird die deutsche Reichs» sahne, ein amerikanischer Student die amerikanischen Farbe« Eisenbahnunglück in Pv'en Warschau, 17. Dezember. Auf der neugebauten eingleisigen Berbindunnsbabn, welche unter Umgehung Deutsck-Oberschlesiens Kattowitz und Pose» anf der Strecke Ka'ety—Podzamcze verbindet, stießen Sonntag abend 9 Uhr zwischen den Stationen Mielun und Vontnow zwei Güterziige zusammen. Die beiden Lobomotivsübrer und zwei Mann des Begleitpersonales wurden sofort oetötet, sechs wei tere Beamte wurden schwer verletzt. 44 Güterwaaen wurden zertrümmert. Das Gleis ist ans eine lange Strecke zerstört. Die Strecke wird längere Zelt gesperrt bleiben. Der Krieg in Südamerika Blutige Kämpfe zwischen Bolivien und Paraguaq. Ne » qork, 17. Dezember. Nach südamerikanischen Zeitungsmeldung haben zwiick^n bolivianischen und paraguayischen Truppen blutig« Kämpfe statgesunden. Die bolivianischen Truppen haben die Forts Boqueron und Rosas Silva besetzt. Bolivianisch« Flugzeuge bombardierten die Stellung der Paraguayer am User des Pilcomayo-Flusses. Wie aus La Paz gemeldet wird, erschien der Präsident von Bolivien zunächst im Kongreß und später vor einer 30 009 Köpfe zählenden Menge, um unter dem Jubel der Bevölkerung Mitteilung von dem Sieg zu mache». Die Regierung Paraguays hat am Sonntag einen Erlaß veröffentlicht, durch den die Mobilisierun« von 19 Jahrgängen, die die Altersgruppen von 18 bis 28 Jahren umfassen, angeordnet wird. In Asuncion herrscht aus Grund des Mobilisierungsbefehls größte Erregung. Die Ent- fcheidnna der Regierung wird von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt und durch Freiwilligengestellungen unter, stützt. Das Reichsgericht erklär! die riuiskrttkenen Bestimmungen -es Landeswahlgesetzes für ungültig