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v«j«,»pret»: Kür Dresden vierteljährlich 2 Mark 50 Pf., bri den »oifer- lich deutfchen Poftanstalten vierteljährlich » Mart; außer halb des Deutfchen Reiche» Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: io Pf Erscheinen: Täglich mir Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend». Fcrnspr -Anschluß: Rr 12V.». 146. Dresdner Iommi. Ankündigung»,ebühre«»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile KO Ps Bet Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr 20. Fernspr-Anschluß: Nr.12v.». Freitaq. den 2«. Juni, abends. 189«. Ämklicher Teil. DreS-e«, 23. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule, Baurat Karl Weißbach in Dresden den Tilel und Rang als „Geheimer Hof rat^ in der dritten Klasse der Hofrangordnung zu verleihen. Se. Majestät der König haben dem Postschaffner Johann Ehregott Lamm, dem Postpackmeister Michael Kubasch, dem Briefträger Carl Gotthilf Weber und dem Postschaffner Traugott Wilhelm Kinter, sämmtlich in Dresden, das allgemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Das endgiltige Ergebnis der LerufsMiung im Königreiche Sachsen vom 14. Juni 1895. Die ortsanweseude Bevölkerung Sachsens betrug am 14. Juni 1895 nach endgiltiger Feststellung 3753262 Personen, d. i. 110 Personen weniger, als nach der vorläufigen summarischen Nachweisung angenommen worden waren. Dem Geschlechte nach verteilt sich die Gesamtzahl auf 1824560 Personen männlichen und 1928702 Personen weiblichen Ge schlechts. Auf je 1000 männliche Bewohner kamen somit 1057 weibliche Bewohner. Bei der Berufs zählung i. I. 1882 hatte das Verhältnis 1000:1059 betragen Wie sich diese gesamte ortsanwesende Bevölkerung am Tage der Zählung nach Erwerbsthätigen im Hauptberuf, nach dem im Haushalt der Herrschaft lebenden Dienstpersonal und nach den Angehörigen ohne Hauptberuf verteilt hat, geht aus der nach stehenden Übersicht hervor. Der daneben gestellte Vergleich mit der Berufszählung des Jahres 1882 zeigt eine deutliche Zunahme der Erwerbsthätigen unter entsprechender Verminderung der beiden übrigen Kategorien. Männlich Weiblich Zusammen Prozent Dagegen 1882 Erwerbsthätige im Hauptberuf Dienende, im Haushalt der Herrschasl lebend . . Angehörige ohne Hauptberuf 1205580 »21k 617761 58648» 67 237 1321S82 1742063 68453 IS42 716 46,« 1,8 51,8 44,3 2,, 53,z 1821560 1 928702 3753262 Die sämtlichen Berufs- und Erwerbsarten sind in 6 Ableitungen ä. bis k' geschieden. Hierzu wird be merkt, daß die Abteilung k' aus dem Rahmen der übrigen heraustritt, indem hier Personen sehr ver schiedener Lebensstellung (von eigenem Vermögen, von Renten und von Pensionen lebende; von Unterstützung lebende; nicht in der Familie lebende Studierende und Zöglinge verschiedener Bildungsanstalten; Insassen von Invaliden- und Versorgungsanstalten; Insassen von Armenhäusern, Siechen- und öffentlichen Irren anstalten, von Straf- und Besserungsanstalten, sowie endlich Personen ohne Berufrangabe) vereinigt sind. Die den genannten 6 Abteilungen angehörenden Personen verteilten sich am Tage der Berufszählung auf Grund der Angaben in den Haushaltung- bez. in den Anstaltslisten in folgender Weise. Verufd-Adtetlnuaen I Männlich Werblich Zusammen X Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht, Forstwirtschaft und Fischerei Erwerbslhätige im Hauptbeiuf Dienende, im Haushalt der Herrschaft lebend . Angehörige ohne Hauptberuf 173 940 30» SO 124 117 03t 5 831 178 070 290 971 6 134 268 194 Zusammen 264 »67 300 S32 565 2SS v. Bergbau- und Hüitenwesen, In dustrie und Bauwesen Erwerbsthätige im Hauptberuf Dienende, im Haushalt der Herrschasl lebend . Angehörige ohne Hauptberus 703 568 143 390 198 253 S41 22 151 808 272 957 509 22 294 1 198 470 Zusammen 1 093 SOS I 084 364 2 178 273 0. Handel und Verkehr. Erwerbsthätige im Hauptberuf Dienende, im Haushalt der Herrschaft lebend . Angehörige ohne Hauptberuf 157 117 80 SO «32 54 458 16 402 206 648 211 575 16 482 297 580 Zusammen 248 12S 277 508 525 637 I). Häusliche Dienste «nicht bei der Herrschaft wohnend) und Lohn arbeit. Erwerbsthätige im Hauptberus Dienenl e, im Haushalt der Herrschaft lebend . Angehörige ohne Hauptberuf 8 238 6 631 18 ISS 6» 12 524 26 437 K3 19 155 Zusammen 14 868 30 786 45 655 L Mililär-, Hof-, bürgerlicher und kirchlicher Dienst, auch sogen, freie BerusSarten. Erwerbsthätige im Hauptberuf Dienende, im Haushalt der Herrschasl übend . Angehörige ohne Hauptberuf 87 754 245 26 225 10 548 10 488 66 805 98 302 10 733 93 O.'IO Zusammen 114 224 87 841 202 065 k Ohne Beruf und Berufsangabe. Erwerbsthätige im Hauptberus Dienende, im Haushalt der Herrschaft lebend . Angehörige ohne Hauptberus 74 963 445 13 654 82 306 12 302 52 663 157 269 12 747 66 317 Zusammen 8S 062 147 271 236 333 Der prozentale Anteil für die Erwerbsthätigen, häuslichen Dienstboten und Familienangehörigen der einzelnen Berufsabteilungen zur Gesamtzahl berechnet sich ohne Berücksichtigung des Geschlechts in nach stehender Weise: Beruss- «b- teilung Erwerbs thätige. Dienst boten. An gehörige. Zu sammen. Dagegen 1882. X 16,7 8,0 13,« 15,i 20,» N 55,o 32,« «1,7 58,n 56,» c 12,« 24.. 15,» 14,u 12,« v 1.» 0,1 1,0 »,» t," >: 5,« 15,7 4» 5,' 4,» 9,o 18,« 3,. 6,3 5,, 100,v 100,a 100,» 100,» 100,0 Bei der Berufszählung des Jahres 1882 hatte die der Landwirtschaft angehörenden Personen nach ihrer Stellung im Hauptberufe nebst ihrem Dienst personal und ihren Angehörigen einen höheren Anteil an der gesamten Bevölkerung, als dies bei der vor jährigen Erhebung sich gezeigt hat. Bei den der Be rufsabteilung L und 0 angehörenden Personen tritt dagegen das umgekehrte Verhältnis in die Erscheinung. Zum deutlicheren Verständnis der Abteilungen -X bis O erscheint es indes noch notwendig, auch auf die einzelnen diese Abteilungen bildenden Erwerbsgruppen etwas näher einzugehen. Es genügt indes, hierbei die Zahlen ohne Trennung nach dem Geschlecht wicderzugeben Für die nachstehenden Erwerbsgruppen wurden als dem Hauptberufe zugehörige Personen ermittelt. Nr. Beruf» - Gruppen in Abteilung X, II und 6 Erwerbsthätige im Hauptberus Dienende im Haushalt der Herrschaft Angehörige ohne Hauptberuf Zusammen l. Landwirtschaft, Gärtnerei und Tierzucht 283 201 5 662 251 967 540 830 II. Forstwirtschaft und Fischerei 7 770 472 16 227 24 469 III. Bergbau, Hütten- und Salinenwesen, Torsgräbcrei . . 32 458 362 78 495 111 315 IV. Industrie der Steine und Erden 48 784 874 78 948 128 606 V Metallverarbeitung 77 293 1 322 103 607 182 222 Vl. Maschinen, Werkzeuge, Instrumente, Apparate .... 49 629 1 735 78 491 129 855 VII. Chemische Industrie 6 504 762 10 010 17 276 VIII. Forstwirtschaftliche Nebenprodukte, Fette, Öle rc. . . . 3 65« 349 7 281 11 286 IX Textilindustrie 259 813 3 984 240 296 504 093 X Papier 30 143 781 38 108 69 032 XI. Leder 13 806 535 19 803 34 144 XII. Holz- und Schnipstoffe 61 689 1 169 94 869 157 727 XIII. Nahrungs- und Genußmittel 76 408 5 288 87 084 168 780 XIV Bekleidung und Reinigung 141 834 2 205 12« 156 270 195 XV Baugewerbe 129 377 2 026 209 252 340 «55 XVI Polygraphische Gewerbe 20 995 659 21 821 43 475 XVII. Künnler und künstlerische Betriebe für gewerbliche Zwecke 4 711 234 3 983 8 928 XVIII. Fabrikanten rc, deren nähere LrwerbSthätigkeit zweifelhaft 409 9 266 684 XIX HandelSgewerbe 109 435 12 716 136 645 258 79« XX. BersicherungSgrwerbe 2 69« »14 4 155 7 165 XXI Bertchrsgewerbc 58 272 1 254 119 388 178 SI4 XXII Beherbergung und Erquickung 41 172 2 198 37 392 80 762 Innerhalb dieser 22 Gruppen ist unter den Er werbsthätigen im Hauptberufe die Landwirtschaft (einschließlich Gärtnerei und Tierzucht) mit der höchsten Ziffer vertreten, darauf folgt Gnippe IX iT^kil- industrik), Gruppe XlV (Bekleidung und Reinigung), Gruppe XV (Baugewerbe) und Gruppe XIX (Han- delsgewerbe). In jeder dieser 5 Gruppen sind mehr als INOO<<) Personen nach ihrem Hauptberufe thätig Mit einer über 50000 umfassenden Personenzahl sind 4 Gruppen in absteigender Reihe (Nr. V, Nr. Xlll, Nr. XII und Nr. XXI) vertreten; zwischen 50- bis 30« >00 abwärts liegen die 5 Gruppen Nr. VI, IV, XXII, III und X. Unter den übrigen Gruppen ist (abgesehen von Gruppe XVIII, worin nur die mangel haften, auch durch nachträgliche Befragung nicht fest zustellenden Berufsangaben summiert sind) das poly graphische Gewerbe (Nr XVI) durch die höchste, das Versichcrungsgewerbe (Nr. XX) durch die niedrigste Ziffer vertreten. Noch mag hier bemerkt werden, daß die erste Gruppe seit der Berufszählung des Jahres 1882 in der Zahl der Erwerbsthätigen zwar von 2^6414 aus 283 201 Personen herabgegangen ist, d. i. um 3213 Personen sich vermindert hat, daß aber bei der vor jährigen Zählung sich mehr selbständige Landwirte ausgezeichnet finden, als dies im Jahre 1882 der Fall war. Nach Abzug derjenigen, welche nebenbei landwirtschaftliche Tagelöhnerei treiben, werden näm lich aufgeführt als Eigentümer, Mitbesitzer, Pächter rc. leitende Beamte (Gruppels) Männliche 1882: 65 241 189h: 67 506 Weibliche 5772 6367 Zusammen 71 013 73 873 Zunahme 2 265 595 2860 Von großem Interesse sind die außerordentlichen Verschiedenheiten in dem Verhältnis der Zahl der Angehörigen ohne Hauptberuf zur Zahl der Erwerbs thätigen im Hauptberuf. Nur fünf Gruppen (Land wirtschaft, Textilindustrie, künstlerische Gewerbe, Be kleidung und Reinigung und Beherbergung und Er quickung) haben weniger Angehörige ohne Hauptberuf, als Erwerbsthätige im Hauptberuf. Bei der Land wirtschaft kommen z. B. auf USX) Erwerbsthätige 890 Angehörige ohne Hauptberuf, bei der Textil industrie beträgt das Verhältnis 1000 : 925. Mit anderen Worten: in diesen fünf Gruppen ist ein großer Teil der Angehörigen in einem Hauptberuf thätig. In allen übrigen Gruppen übersteigt die Anzahl der Angehörigen ohne Hauptberuf die der Erwerbsthätigen im Hauptberuf, bei einigen beträgt der Unterschied beinahe das Doppelte und darüber. Z.B. kamen auf je 100 Erwerbsthätige bei Gruppe VIII 199, bei Gruppe XXI 205, bei Gruppe II 209 und bei Gruppe I11 242 Angehörige. Beträchtlich ist auch das Verhältnis bei Gruppe IV und Gruppe XV, nämlich 100 : 162. Auch die Angaben über die Zahl der im Haus halt der Herrschaft lebenden Dienstboten für häusliche Dienste find nicht ohne Wert für die Charakteristik Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. Franz Curtis japanische Märchenoper „Lili-Tsee" fand auch bei ihrer ersten Wiederholung, die mit dem Abschiedsabend des Hrn. Ballettmeisters Köller zusammenfiel, eine ungemein günstige Aufnahme; am Schlüsse wurde wieder der Komponist mehrfach hervor gerufen. Dies läßt im Interesse des liebenswürdigen und eigenartigen Werkes und seiner in hohem Grade gelungenen Gesamtdarstellung dessen baldige Wiederaufnahme nach der nunmehr eintretenden sechswöchentlichen Spielpause erwarten. Curti, den man bisher in Dresden als Lpernkomponisten gar nicht kannte, hat sich jedenfalls mit dieser seiner jüngsten Arbeit als solcher vorteilhaft eingeführt Diese Anerkennung ist schwerwiegend genug, wennschon sie bei schärferer Prüfung deö reinen Mufikgchalts der Oper so manche Einschränkung - der Mangel an plastischen Melodie- gebilden wurde schon betont — erleiden muß — Wer sich näher für das Werk interessiert, sei auf den bei Breitkopf u. Härtel erschienenen Klavierauszug von „Lili- Tsee" verwiesen. Vermag dieser auch nicht da» farbige Bild de» originellen Jnstrumentalwesens wiederzugeben, so zeigt er doch den eigentlichen spielerischen Grundcharaktrr de» Werke», voll rhythmischer Caprice und fesselnder Harmonik -»t. * Zum 70. Geburtstage Adolf Bastians. Am heutigen Tage begeht Adolf Bastian die Feier seine« 70 Geburtstage» Zur Charakteristik Bastian« ist viel leicht keine Tyatsache mehr bezeichnend al« die, daß er sich an dem Tage, an dem er sein 70. Lebensjahr vollendet, inmitten eine« «»zivilisierten Volksstamme« in dem abgelegensten Teile Ostasien« aufhält, um besten Sprache, Religion, Sitten u dgl. m zu erforschen Die Geschichte der Wissenschaften kennt keinen ausdauernderen Forschungsreisen den al» Bastian Gin Sohn der Hanse- stadt Bremen, faßte er bald nach Absolvierung seine« medizinischen Staatsexamen« 1851, damal« 25 Jahre alt, den Entschluß, Sprachen und Sitten der Völker in ihrer genetischen Entwicklung, durch Aufenthalt unter ihnen selbst, kennen zu lernen Als Schiffsarzt auf einem Segel schiffe zog er aus, das nach Australien ging Von da aus zog er im Zickzack acht Jahre lang um die ganze Welt herum; er kam nach Peru, Nordamerika, China, Hinterindien, Syrien, Palästina, Ägypten, HedschaS, Mauritius, Kapland, Loanda, nach dem Nigerdelta, Sene- gambien, Spanien, nach der Türkei, Rußland, Schweden Die Frucht dieser ersten Reise war die Beschreibung des Besuchs in San Sajvador, der Hauptstadt de« König reiches Kongo, sowie das dreibändige Werk „Der Mensch in der Geschichte. Zur Begründung einer psychologischen Weltanschauung " Schon 1861 brach Bastian wieder auf und blieh fünf Jahre unterweg«, und zwar zum Studium des damals noch wenig bekannten Buddhismus Während eines sechsmonatlichen Aufenthalt« in einer altindischen Stadt wurde er von buddhistischen Priestern, deren Vertrauen er gewonnen hatte, in die Mysterien dieser Religion eingeweiht — diese waren eine unerschöpfliche Quelle der Anschauung de« menschlichen Geistes für Bastian Von Indien au« ging er weiter nach dem östlichen Asien und gab in einem fünfbändigen Werk von seinen Forschungen in China und Japan Kenntnis Über Sibirien und den Kaukasus kehrte er in die Heimat zurück Sein wissenschaftlicher Ruhm war so begründet, daß ihm die Verwaltung der König! Museen in Berlin 1868 die Leitung der ethnologischen Abteilung übertrug. 1869 gründete er mit Rudolf Virchow und Robert Hart mann die Zeitschrift für Ethnologie, Anthropologie unv Urgeschichte, zu deren Herausgebern er jetzt noch zählt; er beteiligte sich 1870 an der Gründung der Berliner anthro pologischen Gesellschaft, habilitierte sich 1871 für da« Fach der Ethnologie an der Berliner Universität und schuf dieser Wissenschaft damit zum ersten Male eine akademische Heimstätte in Deutschland, ja er hat die Ethnologie da durch überhaupt erst zu einer Wissenschaft gemacht Denn sie galt bi« dahin al« eine Liebhaberei, die von einigen Wenigen betrieben wurde. Erst Bastian hat durch seine Schriften die hohe Bedeutung der Erforschung unkultivierter Volk«stämme für die Erkenntni« der Entwickelung der Menschheit kennen gelehrt. 1876 wurde er zum außer ordentlichen Professor ernannt Inzwischen war er 1873 zu seiner dritten Reise ausgcbrochen; sie führte ihn an die Loangoküste von Westafrika 1875 durchwanderte er die Kulturländer des allen Amerika: von Peru, Ecuador, Mittelamerika, Kalifornien gelangte er über die Pacific bahn nach den Antillen Eine der an Ergebnissen reichsten Expeditionen Bastians war die dreijährige Reise (1878 bis 1880) noch Persien, Vordcrasicn, Nordamerika und Westindien Sehr wichtige Funde machte er vor allem auf der polynesischen Inselwelt. Durch die Liebenswürdig keit Kalakauas, des Herrschers des Königreiches Hawai, bekam er hier einen Einblick in die originelle Mythologie dieser Völker, — wiederum sehr wertvolles Material zur vergleichenden Reliqionsaeschichte, die Bastian be schäftigte Nach seiner Rückkehr ging Bastian mit Emsig keit an die Durchführung eines Liebiingsplanc«, die viel fach zerstreuten und ungenügend aufbewahrten Materialien zur vergleichenden psychologischen Völkerkunde zu sammeln und an einem würdigen Platze für die Dauer zu erhalten Nach vielem Drängen erbaute die Preußisch« Regierung das Museum für Völkerkunde in der Königgrätzerstraße in Berlin, einen großangelegten Prachtbau, zu besten Leitung natürlich Bastian berufen wurde Hier hat er gesichtet und geordnet und eine Sammlung so vollständig, übersichtlich und kostbar zusammen gebracht, wie es keine zweite der Art giebt Gehen wir von der Schilderung de« äußeren Leben«ganges Bastians auf sein Wirken und seine Erfolgt über, so müssen wir vor allem seiner schriftstellerischen Thätigkeit gedenken Bastian ist daheim im Schreiben stet« so fleißig gewesen, wie draußen im Forschen und Reisen Schier unerschöpflich ist seine Feder und seine Arbeitskraft «Seine Werke füllen gewiß einen großen Bibliothekschrank: wir zählen allein gegen dreißig dickleibige Bände neben unzähligen größeren und kleineren Schriften E» giebt niemand, der sie alle gelesen hätte, und nur wenig«, die Bastian« Schriften ganz verstanden haben Er hat eine ganz eigentümliche «Schreibweise Die Ursache seine« sonderbaren Stile« ist wohl darin zu suchen, daß Bastian die Fülle seine« Wissen* in der Schnelligkeit, mit der er schreibt, nicht zu sichten weiß. Das Material überstürzt sich bei ihm, und so fügt er die Thatsachen einfach so aneinander, wie sie ihm in den Sinn kommen, dabei allerdings immer sofort sich aufdrängende Vergleiche und philosophische Abstraktionen, in denen er Meister ist, einschaltend Da« Material, das Bastian in seinen Schriften angehäuft hat, wird noch mehreren Ge lehrtengenerationen zum Studium dienen können Die Völkerpsychologie ist durch Bastian begründet und auf eine bereit« ziemlich hohe Stute der Entwicklung gebracht worden Bastian hatte die fruchtbare Idee, die der Zivili sation noch nicht zugänglichen Völker in ihren Sitten, Gebräuchen und sittlichen Anschauungen zu beobachten und in dem mannigfaltigen Material, da« er in weit auS- einanderliegenden Gegenden geschöpft hat, gleichartige Züge zu suchen Er fand deren überraschend viele In allen primitiven Institutionen, in den religiösen Vorstellungen, in den RechtSgebräuchcn rc., mögen sie noch so sehr durch Beiwerk verklausuliert worden sein, fand sich überall der selbe Kern wieder. Bastian hat diese allgemeinen Grund züge in den geistigen Beziehungen der Völker als „Völker- gedanken" bezeichnet und sie beharrlich auf sehr verschlungenen Wegen verfolgt Diese Methode der Erforschung d«r Völkerkunde ist recht schwierig, hat sich aber al« sehr lohnend erwie en Ein Leben, reich an Arbeit und Er folgen, liegt hinter dem Forscher Der Samen, den er gestreut hat, wird zum großen Teil erst nach Menschen altern aufgehen Au« Anlaß seines 70. Geburtstage« ist Bastian von seinen Freunden, Verehrern, Schülern eine Festschrift mit einer Reihe wissenschaftlicher Beiträge zur Ethnographie al« Festgeschenk zuqedacht worden Die Mit glieder der Geiellichailen für Erdkunde und für Anthro» pologie, Ethnologe und Urgeschichte haben reichlich Bei träge zu dieser Stiftung hergegeben, die eine Ehrung für den Altmeister und zugleich ein Prachtwerk der Fach- litteratur sein soll („Post" ) * Joseph Joachim in Rom Joachim hat aus einer Reife in Gemeinschaft mit seinen Freunden, dem Ehepaar von Keudell und dem Bankier Mendeltsohn, die