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OL. Jahrgang. AL L7V AMttwoch, IO. Ottover IvrT. Du»ht«i>sch>Mr Armsprecha-Saimnelm»«««: Nur fvr Nachtgesprüch«: »0011. »n Dr«d«> Mid «,»»<»» »»< Zutra^m, <«, Smm. «Id «« g««al) I»wt, d«t «tnniav,» Zustellung durch dl« Post ,»hn« ««stellgrld) ,.«o M.. mmmlllch 1.« «. »u^tge«.Prell«. Dt« elnju-lllg« Zelle letwa 8 Sllden» »d Pf. vorpig^tze u. «neigen «n Nummern nach ««».. u. 8«I«rw,»« le.2«tf. ro«/,Te»enm,»,»lchl»,. — «ui».«ustr. geg. «orautbczahl. — B«Ie,bl. lüPk. S-Mekkmg und HauptgisHSstdstell« Mm^ikustratze 38/4«. Druck u. »erlag von «lepsch « Reich«»« in Dresden. «Pchdruck nur mit deuülcher Qurllenanvb« <^vr««diirr R-chr.»> pillllst» — Uiwerl-ngt« Schrlftlwck« werden nicht -ufbewa-r«. KIOS fürsten 8l.S?s. Welt-Msclit e Nuto-Klul» MvlLr» 10 KSroKlud 12 - UVllökrn« » l»otk«p Lsi^chnnekIchPel«. fiüdnerauaen, fiornftam werden in wenigen Isgen debeitigt ciucck II»vnpt1u»t«v. siequem in der Anwendung, unübertroffen in der Virlrunx- Karton mit genauer Anweisung. Versand nscb auswirtt als Muster. Lebt mit Vsppenmarlce. l ü^«»-^potlivlL«, Vrvsä««, Der Reichstag über die auswärtige Politik «e dlrierllche» Parteien und die llaadWagiien Sarlaldemokraleu. — AUchnun, der sozialdemokratischen Mißtrauensvotum» durch de» Reichstag.—Sine neue Schlacht la Slandera. — Geringe Sewiane der kagliinder.—Nalirulsche Schlavve» am gsanza- Ser deutsche Adeadbericht. verll«, v. Oktober, abends. (Amtlich. W. T. B.) Sa Flundern entwickelte sich anö de« Frühkämpseu eine nene Schlacht, die zwischen Draaibank (nordöstlich von Bixschotes «nd Ghclnvelt (18 Kilometers «och andauert. Trotz mehrmaligem Ansturm beschränkt (ich der Geländc- gewin» des Feindes nach den bisherigen Meldungen ans eine« schmale« Streifen zwischen Draaibank «nd Poel- eapeLe. Im übrige« wnrden die Angriffe ab. geschlagen. Sonst nichts von Bedeutung. Sesierreichisch-uugarischer lirieg,bericht. SSi« », 0. Okt. Amtlich wird »erlantbart: Oestlicher Kriegsschauplatz. NnverSnbert. Italienischer Kriegsschauplatz. vel Kal ans der Hochfläche von Bainfizza»HeiNg«»« -eist wurde gestern ei« italienischer ««griff unter starke« Feindverlusten abgeschlagen. 18« Gefangene «ud 7 Ma- schineugewehre bliebe» i« «userer Hand. Bei Costa«, jevi tza brachte uns et« erfolgreiches Uuteruehme» 18« fvefaugeue ei«. ^ Albanien. Oestlich ,»« Wal » ua wurde el« italleuifcher Heber» guugSoersuch über die Bofnsa vereitelt. 1S.T.V.I Der Chef beb Geueralftab». «e »asm l« frei! Dte Forksetzmrg der Jnterpellationsdebatte über die all deutsch« Agitation in -er gestrigen Vollsitzung des Reichs tage» hat insofern ein durchaus günstiges und bcgrühens- werteS Ergebnis gehabt, als die Darlegungen -es Reichs kanzler» diesmal ganz klar und unzweideutig heraus- gemetßelt waren und die Kraft und Entschiedenheit atmeten, welche die Nation von einem mit -er Fähigkeit zur Führung ausgerüsteten Manne an -er Spitze -er Reichs- geschäfte erwarten darf. Was -er Kanzler über die vater ländische Aufklärungsarbeit im Heere sagte, läßt keinen Zweifel darüber bestehen, -aß diese keinerlei parteipolitische Ziele nach irgendwelcher Richtung verfolgt, sondern lediglich dazu bestimmt tst, den patriotischen Geist bei unseren Sol daten lebendig zu erhalten un- ihnen eindringlich vor Augen zu führen, worum sie kämpfen, welch« hohen Güter e» t« diesem gewaltigen Ringen um Deutschlands politische m»L wirtschaftliche Existenz zu schützen gilt. Dtese Ange legenheit ist völlig erledigt, un- die eingehenden Aus einandersetzungen -es Kanzlers darüber haben den Erfolg gehabt, alle objektiven Beurteiler davon zu überzeugen, -atz di« ganze Interpellation «in Schlag ins Wasser war. Ihr« Urheber beabsichtigten offenbar, die Regierung zu einer offenen Kampfansage gegen die Deutsche Vater- lan-spartei auf der ganzen Linie zu zwingen. Das war der eigentliche Zweck der Hebung, der aber nach keiner Rich tung erreicht worden tst und auch nicht erreicht werden konnte, wenn die Reichsregierung ihre über den Parteien stehende Selbständigkeit wahren und sich nicht einfach zu einer gehorsamen Vollstreckerin des parteipolitischen Sonder- wtllenS der Mehrheit machen wollte. Nach dieser Richtung tst also die Bahn frei geworden, aber nicht nur nach dieser. Auch in bezug ans unsere Friedensbestrebungen hat Herr Dr. Michaelis Anschauungen vertreten, die von allen An hängern eines starken deutschen Friedens voll unterschrieben werben können. Ein »wirklicher Friede Ser Kraft" ist es. den der Reichskanzler gestern ohne Umschweife proklamiert, für Len er sich eingesetzt hat. Die Aeutzerungen des Kanz lers über diesen Punkt sind so gehalten, Latz sich tatsächlich a« ihnen nicht rütteln und deuteln lätzt und daß in ihnen die volle Gewähr für ein zielsicheres Auf treten der Regierung auf der so vorgezetchneten Grund lage erblickt werden muß. Mit hoher Genugtuung wirb allenthalben in deutschen L-nden die Erklärung des Kanzlers ausgenommen werben, batz wir „so lange unser« Friedenshand tn den verschränkten Armen bergen werden", alS unsere Feinde noch aus ihren VernichtungSplSnen uns gegenüber beharren und ihre dreisten Einmischungsversuche tn unsere innerpvlitischen Verhältnisse fortsehen. Damit ist klipp und klar gesagt, daß cS fortan mit allen weiteren Friedensangeboten unsererseits ein Ende haben wird, bis unsere Feinde zu der Erkenntnis gelangen, -atz sic uns selbst ans einer für uns annehmbaren Grundlage den Frieden anbieten müssen. Hiernach darf man wohl die Bedeutung der gestrigen Kanzlerrrde dahin zusammcn- fassen, daß sie endlich die ersehnte völlige Einheit zwischen Politik und Strategie bet uns herstellt, und daß künftig für die deutsche Neichspolitik"unseren Feinden gegenüber allein die Worte Hindenburgs maßgebend sein werden: „Sic sollen nur kommen! Die verbündeten Heere sind nicht zu schlagen. Wir werben die Feinde so lange hetmschicken, bis sic etnsehen. Satz wir den Krieg gewonnen haben. Dann werden Deutschland, Oesterreich-Ungarn, Bulgarien und die Türkei den Frie den bekommen, den wir nötig haben zur freien Entfaltung unserer Kräfte." Wenn die Anhänger der Reichstags- entschlietzung vom l«. Juli trotzdem behaupten wollen, -atz der Kanzler sich mit seinen gestrigen Ans lassungen entschieden auf den Boden dieser Entschließung gestellt habe, so kann man ihnen das Vergnügen ia lassen. Man braucht aber wirklich nicht erst zwischen den Zellen zu lesen, um zu erkennen, daß der Geist, aus dem heraus der Kanzler gestern gesprochen hat, ein wesentlich anderer ist als der in der ReichStagsentschlietzung herrschende, und daß dir Art, wie der Kanzler die Äesolntton auffatzt, sich von der Auffassung der Mehrheit recht gründlich unterscheidet. Bon einem schrillen Mißklang bliev das Hanö nach der erfreulichen Rode des Reichskanzlers leider nicht ver schont. Herr Dr. Michaelis hatte bereits im Eingang seiner Ausführungen darauf hingewtesen, daß derAbg. Dittmann der letzte sei, dem er das Recht zugestche, über Agitation im Heere und in der Marine zu sprechen. Die inhalts schwere Begründung dieser Worte gab dann der Staats sekretär des Reichsmarineanrts Lurch die verblüffende Ent hüllung, daß in unserer Marine eine allerdings aus einen ganz geringen Kreis beschränkte Verschwörung bestanden habe, welche die Mannschaften zur Gehorsams verweigerung „erziehen", dadurch dte Flotte lahmlcgc» und den Frieden erzwingen wollte. Diese Leute haben — Herr v. Capelle beruft sich dabei ausdrücklich auf aktcn- mätzige Feststellungen — zu den unabhängigen Sozialisten Beziehungen unterhalten, und der ansgehcckte Plan ist sogar im Fraktionszimmcr der Partei den Abgg. Ditt mann, H aase und Vogthe'rr vorgetragen und von ihnen durch dieZnsagcderLieferungaufreizen- üen Materials unterstützt und gefördert worden. Die unabhängigen Sozialdemokraten haben sich gegen diese niederschmetternde Anklage in parlamentarischer Gegenrede zu wehren versucht, aber damit ist dte Sache selbstverständ lich nicht abgetan. Eine einwandfreie Klärung dieser schweren Anklage, die jeden Winkel der aufgedecktcn Umtriebe deutlich erhellt, mutz unbedingt erfolgen. Das ganze deutsche Volk hat ein Recht darauf, genau zu erfahren, ob die Partei der unab hängigen Sozialisten den Bestand des Deutschen Reiches gefährdende Ziele verfolgt und sich dadurch außerhalb des Rahmens der Parteien stellt, von denen das Wort des Reichskanzlers gilt, daß er ihnen mit voller Objektivität gleichmäßig gegenüberstehc. Daß im übrigen unsere Flotte in ihrem Kern von derartigen verwerflichen und verächt lichen Machenschaften unberührt geblieben ist, bedarf keiner besonderen Betonung. Deutscher Reichstag. (Fortsetzung aus Sem Vorabend-Blatt.) Drahtmcldung unsrer Berliner Schrtftlettung. Abg. Dr. David (Soz.): Staatssekretär v. Capelle hat soeben eine außerordentlich schwere Anklage gegen Mit glieder des Reichstages erhoben. Es fällt mir schwer, zu glauben, Satz diese Anklage in Ser vorgetragenen Form begründet ist. Der Reichskanzler hat erklärt, er betrachte dte Partei der unabhängigen Sozialdemokraten als eine Partei, dte jenseits der Grenzen der Gleichberechtigung stehe. Wir erklären dazu: Wir müssen für jede Partei volle staatsbürgerliche Freiheit verlangen. Wenn Handlungen nachweisbar sind, die gegen die Gesetze des Staates ver stoßen, so fallen die. die sie begangen haben, selbstverständ lich unter diese Gesetze. (Zustimmung.) Die Ausnahme- behandlung (I) einer Partei war niemals eine gute und kluge Politik. Redner polemisiert weiter gegen die All deutschen und auch gegen Großadmiral v. Ttrpttz. Der Alldeutsche Verband und die Baterlandspartei sind Hilfs truppen deS feindlichen Auslandes. (!) Eine Verteidigungsrede des Unabhängige» Haase. Abg. Haase (Unabh. Soz.):- Der Staatssekretär deS Reichsmarineamtes hat eine Reihe aufsehenerregender Mitteilungen gemacht. Ich will alles offen klarleg,». Der Matrose, von dem er gesprochen hat. hat tatsächlich mit mir im Fraktionszimmcr eine Unterredung gehabt, unrichtig ist aber, daß er mir einen solchen Plan vorgetragen Hot. wie ihn Herr v. Capelle erwähnt. (Hört! Hört! bei den Sozialdemokraten.) Ich ersuche den Staatssekretär, für seine entgegengesetzten Behauptungen den Beweis zu er- bringen, erkläre aber schon jetzt, daß er keine Beweise hat, weil es keine Beweise dafür gibt. lHLrt! Hört^ bei den Sozialdemokraten.) Znr vollen Aufklärung des Tachver- Haltes erkläre ich noch: Häufig haben mir Matrosen oder Angehörige des Landhecres solche Beschwerden vorgetragen. Wie alle Mitglieder des Reichstages empfange ich diese Besuche in der Wandelhalle, den Besuchszimmern oder im Fraktionszimmer. Also im Sommer dieses Jahres hat mich der erwähnte Matrose hier ausgesucht und mir bittere Klagen geäußert über die Zustände, unter denen er und seine Kameraden litten. Er hat mir berichtet von der starken Unzufriedenheit und der großen Erbitterung unter den Matrosen und hat dabei folgendes erzählt: Die Ma trosen, namentlich die, die schon lange Zeit Dienst täten, litten an dem Mangel an geistiger Anregung, hätten setzt aber in großer Zahl die „Presse der unabhängigen sozial demokratischen Partei" bestellt, dte ihnen Anregung gäbe. Ihr Plan sei, sich weiter fortzubilden und in Zusammenkünften im Lande politische Unterhaltungen zu pflegen. Zn diesem Zwecke wäre es ihnen erwünscht, Literatur zu haben. Obwohl diese Unter haltungen am Lande gesetzlich erlaubt sind, habe ich den Matrosen wegen der Bedingungen, unter denen wir leben, zur Vorsicht gemahnt und gewarnt. Ich weise daher die entgegengesetzte Behauptung des Staatssekretärs entschieden zurück. Dem Andenken dieses Matrosen bin ich schuldig, zu sagen, daß ich, obwohl ich sonst gar keine Beziehungen zu ihm hatte, aufs tiefste erschüttert war, als ich hörte, daß er wegen seiner politischen Ideale den Tod hat erleiden müssen. (Hört, hört! hei den Sozialdemokraten.) Der Zweck der Ausführungen des Staatssekretärs liegt ja klar zutage. Nach der Praxis der Behörden gegen meine Partei und zahl reichen gestrigen Erklärungen des Kanzlers habe ich nichts anderes erwartet, als daß die Herren jetzt das rote Tuch schwenken zu müssen glauben, um die anderen Par teien zur Unterstützung der unglücklichen Negiernngs- pvlitik, die uns ins Verderben gebracht hat und nur immer weiter ins Verderben bringen muß, zu einem festen Block zusammenzuschlicßen. Der Kanzler beweist mit seiner Erklärung, in Ser er uns außerhalb der Gesetze stellt, nur, daß ihm und allen Anhängern seiner Politik das Wasser bis an der Kehle sitzt. (Sehr wahr! bei den nnabhängigen Sozialdemokraten.> — Abg. Vogtherr tnnabh. Soz.): Wenn die Soldaten Vertrauen zu der Negierung hätten, dann würden sie nicht zu uns kommen. Der ober flächliche Hörer müßte aus den Aeutzerungen des Staats sekretärs entnehmen, als ob aus unserem Material der Plan zur Lahmlegung der Flotte hcrvorgcgange» ist. Man weise uns eine einzige Schrift oder einen einzigen Satz ans einer Schrift nach, der darauf Vcznq haben kann. Redner schließt mit der Prophezeiung des Bankrotts der Politik des Reichskanzlers. — Abg. Dittmann (unabh. Soz.): Wenn das ivahr wäre, was Herr v. Capelle hier angedeutct hat, warum ist dann nicht öffentlich gegen uns Anklage erhoben worden? Staatssekretär deS ReichSmarineamtS v. Capelle: Auf die ersten Ausführungen des Abg. Dittmann blieb mir nichts anderes übrig, als die Sache so klarznstellen. wie sic sich bei den gerichtlichen Be r h a nd l u n g e n hcrausgcstellt hat. Der Abg. Bogtherr hat aber eine Reihe von Behauptungen aufgestellt, die sich mit meiner Rede nicht decken, und hat die Sache so dargestcllt, als ob ich gesagt hätte, die unabhängigen Sozialisten hätten ge wissermaßen die Pläne ausgeheckt und den Matrosen im putiert. Davon habe id) nichts gesagt. (Widerspruch bei den unabh. Sozialdemokr.) Der Staatssekretär verliest die betreffenden Stellen aus dem Stcnogrannn. Ich habe dann auf die aktcnmüßige Feststellung verwiesen, daß ein Matrose im Fraktionszimmcr dem Abgeordneten seine Pläne vorgctragcn und diese Billigung ge sunden haben. (Unruhe bei den unabh. Sozialdemokr.) Die Abgeordneten haben zur grüßten Vorsicht gemahnt. Ein mir vorliegender Auszug aus den aktenmäßigen Verhand lungen erbringt den vollen Beweis für daS, was ich vorgetragen habe. (Hört! Hort! rechts, lebhafter Widersprich und Lärm bei den unabh. Sozialdemokr. Vizepräsident Dr. Paasche: Der Herr Staatssekretär hat jetzt das Wort.) Ich will Ihnen nur eine Vernehmung verlesen. Einer der Hauptangeschuldigten sagte aus: (Zuruse bei den unabh. Sozialdemokr.: Wie heißt er? Unruhe links. Vizepräsident Paasche: Ich bitte, den Herrn Staatssekretär nicht zu unterbrechen.) Auch ich per sönlich habe den Abg. Dittmann im Hause ausgesucht, nach dem Retchnih bei ihm gewesen war. Ich habe mich ihm gegenüber dadurch legitimiert, daß ich aus Reichnitz hin- wtes und sagte, daß ick in derselben Angelegenheit käme. Er zeigte sich unterrichtet und erfreut und sagte: Wir möchten so weiter machen, aber große Vor sicht üben. (Lebhaftes: Hört! Hört! rechts. Unruhe bei den unabh. Sozialdemokr.) Er ist nicht allein bei Dittmann gewesen, sondern es hat eine Art Parteikonferenz stattgcfunden. an der die Herren Dittmann, Vogt. Herr und Haase teilgcnommen Häven. Retchnitz hat