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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich t Mart 20 Pf. priemimvranäu. Anzeiger Inserate werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit l0 Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Hwömh und Umgegend. Organ für den Stadtgemeinderach, den Kirchen- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Ncdacteur: Bernhard Ott in Zwönitz. .E 2A. Dienstag, den 24. Februar 1880. 5. Jahrg. an hiesige Stadtcassc pünktlich zu entrichten. Zwönitz, am 21. Februar 1880. Bekanntmachung. Die am 20. dieses Monats fällig gewesenen commnnlichen Anlagen pr. I. Termin sind spätestens bis zum L«. März ». v. Der S t a d t g e m e i n d e r a t h. I. V. David Schüller. Tagesgeschichte. Deutschland. Das Attentat auf den Kaiser von Rußland nimmt noch immer die ganze Theilnahme unserer Nation in Ansprch. Von allen Seiten wird der tiefste Abscheu über die verbrecherische That ausgesprochen und dem lebhaften Wunsche Ausdruck gegeben, daß es der russischen Negierung endlich gelingen möge, Herr der be denklichen nihilistischen Bewegung zu werden. — Das sehnlichst er wartete Wuchergesetz soll im Laufe dieser Session dem Reichstag vorgelegt werden, dasselbe soll auch civilrechtliche Bestimmungen um fassen, wozu der Bericht des Oberpräsidenten von Schlesien, über den dortigen Nothstaud, den Anlaß gegeben haben soll, was daraus ge folgert wird, daß der Finanzminister bei Berathung der Nothstands vorlage wiederholt die Wuchererscheinungen betonte. Dortmund, 17. Febr. Die Zeche „Tremonia ist am Sonnabend der Schauplatz einer höchst bedauerlichen Arbeiterrevolte gewesen. Verschiedene Bergleute kamen in die Steigerstube und verlangten die Abkehr. Da sie die bestimmungsmäßige Kündigungsfrist nicht innegehalten hatten, so wurde ihnen die Abkehr verweigert, und hierüber erbost, stürzen sich die Leute aus einen anwesenden Steiger, verwunden denselben mit Messerstichen an Kopf und Unterleib und verletzen auch einen zweiten Steiger mit einem stumpfen Instrument. Glücklicherweise ist den Unzufriedenen ein weiterer Nacheaet nicht gelungen; sie hatten nämlich in der Belegstube eine Menge Spreng pulver, gegen 5 lr-^, ausgestreut, um dasselbe zu entzünden und das Gebäude in die Luft zu sprengen. Die Absicht wurde noch rechtzeitig entdeckt und vereitelt. Die Leute werden jedenfalls einer strengen Bestrafung entgegengehen. Darmstadt. Die zweite Kammer bewilligte 100,000 M. aus den bereilliegenden Mitteln der Staatskasse, zur Abwehr des Noth- staudeS in den ärmeren Gegenden des Landes. Oesterreich-Nrrgartt. Der neue Unterrichtsminister Freiherr von Conrad ist in der letzten Sitzung des ButgetausschusseS über seine Stellung zu der vom Grafen Taasfe abgegebenen verfänglichen Antwort auf die in der Schulfrage an ihn gerichtete Interpellation befragt worden, und er hat sich dahin geäußert, daß er erstaunt sei, wie man Abänderungen der Schulgesetze im administrativen Wege als absolut unmöglich ausehen könne. Graf Taasfe habe nur be hauptet, daß es Pflicht der Regierung sei, Mängel und Lücken im Gesetze zu verbessern und auszufüllcn, und diese Ansicht theile er, wie er auch bemüht sein werde, die Interessen aller Nationalitäten und Völker nach allen Richtungen wahrzunehmen. Das sei sein Programm; was er verspreche, werde er als ehrlicher Mann halten. Neben dem Culturzwecke der Schule sei übrigens auch die Sparsam keit zu berücksichtigen, und er habe in seiner Verwaltung so viel von dem Elende und den schweren, die Bevölkerung niederbeugenden Lasten gesehen, daß er diese Rücksicht ganz gewiß nicht außer Acht lassen werde. Die verfassungstreue Minorität des Ausschusses wurde durch diese ausweichende, die Pläne des Ministers tief verhüllende Antwort in keiner Weise befriedigt, und wir können nur wieder holen: Die Wellen kräuseln sich; man blickt besorgt auf die ver fassungstreuen Minister Horst, Korb und Stremayr. Italien. Die Thronrede, mit welcher das Parlament nach kurzer Pause am 17. wieder eröffnet worden ist, liegt nunmehr im Wortlaute vor. In politischen Kreisen schenkt man der Versicherung, Italien werde nach errungener Einheit das Element der Eintracht und des Fortschrittes sein, gern Glauben, macht aber bemerklich, daß der Begriff der „errungenen Einheit" anders in Italien und anders in Europa aufgefaßt wird und daß bei den heißblütigen Italienern die Einheit Italiens noch nicht als vollendet gilt. Wenn ferner in der Rede gesagt ist, es sei Italien leicht, dieses Versprechen zu halten, so wird hiervon Akt genommen, wofern hiermit auf das ! Pflegen guter Beziehungen mit dem Auslande und auf die Consoli- dirung der inneren Angelegenheiten der größte Werth gelegt ist. Jedenfalls müsse die italienische Regierung immer wieder erfahren, daß man in Europa dem Zwang, welcher bei der heutigen Constellation die italienische Unternehmungslust im Zaume hält, mehr Vertrauen schenkt, als der Loyalität und der Unparteilichkeit der Negierung und daß die friedliche 'Neigung Italiens minder hoch angeschlagen wird, als die Nothwendigkeit, welche Italien zur Wahrmig des Friedens zwingt. England. Mit dem Rückzug der Engländer aus der Haupt stadt Afghanistans hat es vorläufig sein Bewenden. Das Militär- Wochenblatt „Brovd Arraw" erfährt, „daß General Roberts im März ansehnlich verstärkt werden wird. Es sei die Absicht der Regierung, ein weiteres Jahr in Kabul zu bleiben, da man erwartet, am Ende dieser Zeit werde Rußland seine Hand gezeigt haben und der Frieden in Afghanistan wieder hergestellt sein." Auch der „Daily News" wird aus Lahore vom 16. d. M. telegraphirt, daß der Armee in Kandahar der Befehl gesendet worden sei, Anfangs März auf Ghazna vorzurückeu. Es handelt sich also um einen neuen combinirten Feld- zug im Frühjahrs, welcher das afghanische Glacis vor den anglo indischen Grenzpässen ein- für allemal sicher stellen soll. In Afghanisch- Turkestan stehen augenblicklich die Dinge für die Engländer nicht günstig; der von General Roberts ernannte Gouverneur Schazbag Khau steht einer starken feindlichen Streitmacht gegenüber nnd Abdurrhaman Khan, der russische Prätendent, gewinnt 'immer mehr und mehr Boden, da ihm nach der Behauptung englischer Blätter reichliche Subsidien aus russischer Quelle zufließen. — Wie ferner der Wiener Berichterstatter des „Standard" wissen will, setzt Ruß land seine Anstrengungen fort, Persien auf seine Seite zu bringen. Es heißt, daß nicht allein General Jgnatieff sich in Kurzem in einer wichtigen politischen Mission nach Teheran begeben werde, sondern auch, daß der dortige russische Gesandte durch M. Nelidosf, den jetzigen russischen Vertreter in Dresden, ersetzt werden würde. London. Im Gemeindcrath der City brachte ein Mitglied den Antrag ein, dem Czaren eine Sympathie-Adresse zu überreichen, welche dem Entsetzen und der Entrüstung über das versuchte Attentat und den Glückwünschen zur Errettung Ausdruck leihen sollte. Viele Mitglieder bekämpften den Antrag, „da kürzlich mehrfache Attentate gegen Souveräne stattgesunden hätten, ohne daß der Gemeinderath von London eine Sympathie-Erklärung den betreffenden Fürsten über sandte; besonders sei zu bemerken, daß man sich nicht einmal bei den Mordversuchen gegen den ehrwürdigen deutscher: Kaiser in dieser Weise gerührt hätte." Der Antrag resp. die Bewilligung, denselben ohne Vorberathung einzubringen, wurde sodann mit 27 Stimmen Majorität abgelehnt. Rußland. Nähere Nachrichten über das fluchwürdige Attentat