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Voigtländischer Anzeiger. Fünfundsechszigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Jährlicher AbvnnementSpreiS für dieses Blatt, auch bei Beziehung durch die Post, ! Thlr. 6 Ngr. — Die JnsertionSgebühte» werden mit 1 Rgr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet, größere Schrift nach Verhälmiß deS Raumes. Sonnabend. 1 2uli 1854. dem heutigen Tage ist die Redaction d. Bl. an den unterzeichneten Verleger übergegangen und wird unter dessen Verantwortlichkeit geführt werden. Alle so zahlreichen literarischen Kräfte des voigtlandischen Kreises überhaupt und der Kreisstadt Plauen insbesondere werden hiermit angelegentlich ersucht, als Mitarbeiter an dem „Voigtlandischen Anzeiger" sich zu betheiligen, damit derselbe immer mehr ein der Provinz würdiges Organ zu werden und wahre Bildung und somit Gutes zu fördern vermöge. Plauen, am 1. Juli 1854. Moritz Wieprecht. Bekanntmachung Die Nachrichten über die NahrungSverhältnistc in den höher gelegenen Lh ilen des Erzgebirges und Voigtländer gestalten sich in neuerer Zeit leider sehr unerfreulich und betrübend. Ist auch in keinem der dort gangbaren Gewerbzweige ein gänzliches Darnicderliegen zu be klagen, fo sind doch die kriegerischen Verhältnisse und Aussichten bereits nicht ohne vielfach nachlheUige Rückwirkung geblieben und die Quellen des Verdienstes fließen in keiner Weise so reichlich, um dem fortwährend hohen, den Mittelpreis weil übersteigenden Stande der Preise der noth- wendigsten Lebensbedürfnisse auch nur annähernd das Gleichgewicht zu halten. Der Druck der lctztcrn macht sich daher in immer weitern Kreisen füblbar und lastet, außer aus der eigentlichen Arbeiterklasse, besonders schwer auf dem unbemittelren Bürger- und Handwerkerstande in den kleinen Gebirgsstädten. Die Winlermonate mit ihren durch die hohen Brod- und Lebensmittelpreise noch außergewöhnlich gesteigerten Bedürfnissen haben die Hilfsquellen der kleinern Haushaltungen aufgezehrt, und wenn man in dieser Voraussicht schon früher darauf gefaßt sein mußte, daß im später» Frühjahr und gegen den Sommer bei fortdauernder Thcuerung ein Zustand erhöhter Bedrängniß in den ärmeren Landesgegenden eintre- ten werde, so hat sich diese Besorgniß vollständig bewahrheitet. Bis dahin aber, wo mit dem gesicherten Ausfall einer hoffentlich gesegneten Ernte, der wir im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung entgegensetzen dürfen, eine entschiedene Wendung zum Bessern erfolgen kann, liegt noch ein mehrmonatlicher Zeitraum in der Mitte. Es wirb daher, wie mehr oder weniger überall im Lande, so doch ganz besonders in den oben bezeichneten Landestheilen in der näch sten Zeit noch vielfacher Opfer und großer Anstrengungen bedürfen, um den erweiterten Anforderungen der öffentlichen Armenpflege zu genügen und einen wirklichen Nothslanb von einzelnen Familien oder ganzen Elasten der Bevölkerung abzuwehren. Das Ministerium des Innern rechnet in dieser Hinsicht auf das eifrige und werkthalige Zusammenwirken der betreffenden Gemeinden mit den für Zwecke der Wohlthätigkeit dort be stehenden Privalvereinen und wirb bie von ihm ressortircnden Behörden anweisen, diese Bemühungen mit Rath und That kräftig zu unterstützen. Da jedoch Jene dieser Aufgabe leicht nicht gewachsen sein könnten, wenn sie sich dabei, außer demjenigen, was vom Staate aus unmittelbar zu ihrer Unterstützung möglicher Weise geschehen kann, blos auf ihre eigenen Hilfsquellen beschränkt sähen, die Privatmildthätigkeit aber, sollte ste von verschiedenen Seiten her für verwandte Zwecke in Anspruch genommen werden, sich nur zersplittern und in ihrer Wirkung geschwächt werden würde, so Hal das Ministerium sich dringend veranlaßt sinken müssen, hierbei vermittelnd einzulreten. Dasselbe wendet sich daher mit gegenwär tigem Aufrufe vertrauensvoll an den oft bewährten hilfreichen Sinn der wohlhabenderen Kreise in den von der Theuerungscalamität minder hart betroffenen Städten und Gegenden des Landes, indem es zu möglichst reichlichen Beisteuern an Gelb oder Naturalien ausfordert, deren Erträgniß zur Unterstützung der nothleidenden und vorzugsweise hilfsbedürftigen Städte und Landgemeinden zunächst in dem obcrn Erzgebirge und Voigtlande, sodann aber auch in andern The'lcn des Landes, wo eine dringende Veranlassung dazu vorliegt, unter Aufsicht und nach Bestimmung der betreffenden Kreiedirectivncn, in möglichst zweckmäßiger und dem örtlichen Bedürfnisse sich anschließender Weise verwendet werden soll. Die Canzlei des Ministeriums des Innern sowie sämmtliche Kreisdirectionen und Amtshauptmannschaften sind beauftragt, die für obi gen Zweck bestimmten Beiträge anzunehmen und weiter zu befördern. Näcbftdem würbe aber das Ministerium eine besonders wirksame Förderung des letztern in dem Zusammcntreten freiwilliger Hilfsvereine erkennen, die sich für einzelne Orte oder ganze Bezirke zu dem Ende bilden wollten, um innerhalb ikrcs Bereichs Sammlungen zu veranstalten, deren Ergebniß sodann direct an die Kreisdirection zu Zwickau oder an die Kreis- direction desjenigen andern Bezirks einzusenden wäre, für dessen Nvthlcidende bie Sammlung zunächst bestimmt sein soll. Indem das Ministerium zu derartigen Sammlungen und darauf bezüglichen Aufrufen hiermit zugleich im Voraus die nach §. 103 f. der Armenordnung erforderliche Genehmigung ertheilt, wird es nicht ermangeln, über die in Folge dieses Aufrufs mittelbar oder unmittelbar zu seiner Verfügung gestellten Beiträge und die Art und Weise der stattgefundenen Verwendung seiner Zeit das Geeignete zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Dresden, den 24. Juni 1854. Ministerium des Innern. Freiherr von Beust. Acr Etanh morftcnlanldischen Arrcgs zösischen Riksenflotte nach wie vor umher, sperrt die russischen Ende Juni. Häfen, kapert friedliche Handelsschiffe, verbrennt hie und da Zu Wasser stehts in der Hauptsache noch beim Alten, in offenen, schütz- und wehrlosen Seestädtchen Vorräthe, und In dir Ostsee segelt Napier mit der vereinigten englisch-fran- macht vergebliche Versuche, sich eines oder des andern wohl-