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. I-»te S«Vr. t Sächsische jM-Md-/- 's -ZI ocheilMg Md GbMMejse 70. Jahrg. Sonnabend, den 2. Mai 1908 M. 10 l Ä»t Drt-Kn Nr 80S. BetIagrv: »Illustriertes Unter-altuu-Sblatt" * »Rach steterahend- »Hau»- uud Varteutvirtschaft- » »ftre«de«»Liste". Drvck und Berlag: Elbgau-Buchdruckerri und Berlag-anftaOt Hermann Bever L So. mt < IIIAtt 'ür die Ugl. Umirdauptmannrcdallen vrerdenHilriadl u. keurtadt, das Kgl. Hattrgerlebl vrerdr». M die Kgl. Zupennlendenlur Dresden II, die Xgi. sorrtrenllimter Dresden. Morilrbur- «e 4tr LH»de-»rr romevttr, vodrttr, ükciwtir, vtederpovrttr. ä>orreno»lr, Le«dattr NoorttL und eo§5idi«s«. Ik»llv«r'vrsa» uvd L-RL^uelgek tür VlLLevstr, torchvitt. bochvitr. weirre» Mnch, bükläu. dir törrmlrgemrinden. Vierden 5tti«rn imd veugmnO. Leiegram» - Ldreffi; Lldgauvreflr Vlaiewitz RedaktionSschlntz: ii Uhr Mittag». Sprechstunde der Redaktion: S—6 Uhr Rachmütags. ijuichnjten in redukrionellen Angelegenheiten sind nicht an den >«i?da> k»r p-OSil'L, sondern anHschliehliL an die Redaktion zu adressieren NkUkKe Ereigviffc. 'Auf da? Bismarckdenkmal in (Goslar wurde ein Dnnainitanschlag verübt. - - Der englische neue Kreuzer „Jndomitable" soll mit 28 Knoten Höchst- und 2(0/4 Knoten Dauergeschwindig keit den Marinerekord halten. In Wien ist der deutsche Landsmaunmiuister Peschka heute nacht gestorben. Die Franzosen haben die Aufständischen in Ba- tcnubang (Siam - zerstreut. — Die Mohmands an der indisch-afghanischen' Grenze treten mit England angeblich in Verhandlungen ein. In Fort de Franee (Martinique) brachen politi sche Unruhen aus. Ter Bürgermeister u. a. wurden ge tötet. Die Perser senden 10 000 Mann gegen die Kur den an der Grenze nach Urmia. ssllk Virkuligkn des rulösch-rngWtll Moilinmis in ^sun Als noch manche Zeitungen und Politiker sich äußerst günstig über das zwischen Rußland und England erzielte Einvernehmen über die Abgrenzung ihrer beiderseitigen Interessensphären in Asien aussprachen, haben wir auf die Gefahren aufmerksam gemacht, welche für die übrigen Völker und ihren Handelsverkehr in der Abschließung die ser Länder drohten. Entsprechend ihrer so anerkannten Interessensphäre im Süden Persiens erhoben dann auch die Engländer sofort Anspruch auf den persischen Meer busen als ausschließliches englisches Schiffahrtsgebiet, ge wissermaßen als ein Mare clausum, obwohl sie hierzu in keiner Weise berechtigt waren. Ein solches Vorrecht wäre ganz besonders für die deutschen Handelsinteressen im in dischen Ozean von unberechenbarem Nachteil gewesen, denn der ausschließlich von England beherrschte persische Meer busen würde für die Abschlußlinie des großen deutschen Weltverkehrs-Unternehmens der Bagdad-Bahn die Rolle einer Barre gespielt haben, indem er demselben den Zu gang zum persischen Meere versperrte. Die von uns da mals geäußerten Befürchtungen werden jetzt insofern be stätigt, als die beiden Vertragsmächte augenblicklich von beiden Richtungen, von Norden wie von Süden her, in den von ihnen abgegrcnzten Interessensphären augenscheinlich im Vorrücken begriffen sind. Die Engländer rücken augen blicklich mit vier Brigaden von Peschawar her, angeblich wegen Uebergriffen des räuberischen Volksstammes der Mohmands, in die indisch-afghanischen Grenzdistrikte vor. Auf der nördlichen russischen Seite werden aus Urmia Kurdeneinfälle in den Bezirk Dola gemeldet, wobei viele Dörfer vernichtet und viele Menschen erschlagen sein sollen. Es kommt denn auch schon die bezeichnende Mitteilung, daß eine russische Straferpedition gegen den Organisator der Räubereien an der russisch-persischen Grenze, Khan Mahmed-Kuli, und die räuberische Nomadenbevölkerung, abgegangen fei, die aus zwei Schützenbataillonen, zwei Schnellfeuergeschützcn und einer Kosaken-Sotnie bestehe. Man sieht also, daß vom Süden wie vgm Norden her sei tens beider Mächte die Bewegungen im Gange sind, um ihre Interessengebiete allmählich auch tatsächlich in ihre Abhängigkeit zu bringen. Unruhen und Aufstände unter diesen Völkerschaften bieten den beiden Mächten stets die erwünschte Gelegenheit, unter dem Namen von Strafexpe ditionen ihre Hand auf die ihnen genehmen Ländergebiete zu legen. Die augenblicklichen Verhältnisse in Persien dürften es ganz besonders den Russen erleichtern, in ihrer nördlichen Jnteressenhälfte maßgebenden Einfluß zu ge winnen. Bekanntlich hatte Muhammed Ali, der Sohn des ermordeten Schahs Muzafer-ed-din, widerwillig dem persischen Lande eine Konstitution gegeben, aber, ange stachelt von der Hofpartei, den Orthodoxen, und nicht zum wenigsten von den Russen, hatte er im Dezember v. Is. durch einen Staatsstreich die erteilte Verfassung wieder aufzuheben versucht. Hierbei aber hatte er kläglich Fiasko gemacht und den Mcdschläß, das persische Parlament, nur noch fester begründet. Das tiefe Mißtrauen im Volke machte sich durch ein Attentat im Februar d. I. Luft, dem der Schah nur durch Zufall entging. Seitdem bekämpfen sich in Persien die beiden Parteien, der konstitutionellen Stadtbevölkerung und der religiös-fanatischen Sejjed, der sogenannten Nachkommen des Propheten, im Verein mit der reaktionären Hofpartei. Das Militär aber steht feil dem Staatsstreich auf feiten des Medschläß, nicht auf der des unbeliebten Schahs. So kommt es, daß niemand imstande ist, im Lande Ruhe und Ordnung zu schaffen, zumal in den schwierigen Grenzgebieten. Wenn nun auch in den türkisch-persischen Grenzgebieten, der diese Völker verbindende Islam eine tiefere Feindschaft nicht aufkommen läßt, umsomehr, als die Ueberlegenheit des türkischen Militärs dort schnell Ord nung schafft, so wird doch durch die Zerstreuung der Kara wanen der Handel in Bagdad schwer geschädigt. Viel ge fährlicher aber für Persien ist die persisch-russische Grenze, wo das versöhnende Moment des gemeinsamen Religions bekenntnisses nicht vorhanden ist und wo vielmehr Ruß land noch die Unordnung schürt, um Anlaß zum Eingrei fen in feine Interessensphäre zu erhalten. Sehr bemer kenswert ist es, daß hierbei England den russischen Ver bündeten unterstützt und ihn auch in der Presse in Schutz nimmt nach dem alten Sprichwort: eine Hand wäscht die andere. Besonders auffällig ist es, daß die fast gleich zeitige indisch-afghanische Straferpedition mit so bedeuten den Streitkräften, wie vier Brigaden, ins Werk gesetzt wird. Jedenfalls dürfte mehr, als eine bloße Strafexpe dition gegen den einzelnen Stamm der Mohmands, von England beabsichtigt sein. Es wäre daher im Interesse der offenen Tür, der deutsch-asiatischen und deutsch-persi schen Handelsinteressen und zu Gunsten der Zukunft des gewaltigen Kultur-Unternehmens der deutschen Bagdad Bahn, von Herzen zu wünschen, wenn die traurigen Ver hältnisse der persischen inneren Politik und die erbitterten Kämpfe der beiden Parteien aufhörtcn und Persien auf die Bahn ruhiger, innerer Entwickelung gelangte. Nur dadurch würde Persien den beiden Entente-Mächten jeden Anlaß zum Einschreiten nehmen und seine eigene Unab hängigkeit wahren können. Auf dieses Ziel sollten auch im Interesse des deutschen Außenhandels und der Bagdad- Bahn unsere deutschen Diplomaten scharf achten und jeden Uebergriff der beiden Vertragsmächte kräftig zurückweisen! Dr. B. Km-, Wiffe«schast und Us-d. * Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof- thcater. Die Generaldirektion hat die Geigerin Fräulein Kathleen Parlow zu einem nochmaligen Auftreten (unge laden. Das Konzert findet Freitag, den 8. Mai, in der Hofoper statt. — Die Erstaufführung des Einakterzyklus „Vom andern Ufer" von Felix Salten findet bereits Mitt woch, den 6. Mai, im Schauspielhause statt. * Refidenztheater. Sonnabend und Mon tag finden Wiederholungen der Operette „Ein Walzer traum" statt. — Sonntag nachmittag bei ermäßigten Preisen „Tie Glocken von Corneville", abends wird „Die lustige Witwe" gegeben. Wie bereits mitgeteilt, eröffnet das Deutsche Theater in Berlin (Direktion Mar Rein hardt) am Dienstag sein auf 5 Tage berechnetes Ensemble- Gastspiel und wird am Dienstag und Donnerstag „Ein Sommernachtstraum", Mittwoch und Freitag „Der Kauf mann von Venedig" und am Sonnabend „Frühlings Ei> wachen" zur Aufführung gelangen. o n n a b e n o v e i p e r in oer Kreuzkirche, nachm. 2 Uhr: 1. Mar Reger: 2. Sonate für Orgel D- moll, op. 60, Satz 1 (Improvisation). 2. Friedrich Kiel: „Ter ungläubige Thomas" und „Jesus an, See Gcneza- reth," Szene für Soli und Chor a. d. Oratorium „Chri stus", op. 60. 3. Friedrich Kiel: Psalm 23, v. 4. Motette für stimmigen Chor, op. 82. 4. Oskar Wermann: „Du bist's allein," Hymnus für Tenor mit Orgelbegleitung, op. 84, Nr. 1. 5. Ernst Friedrich Richter: Psalm 100 für achtstimmigen Chor mit Solostimmen, op. 36, Nr. 1. — Mitwirkende: Der Kreuzchor, Soli: Herr Rich. Dreßler, Opernsänger (Tenor) und Herr Curt Hertwig, Konzert sänger (Baß); Orgel: Herr Alfred Sittard. * Das Präsidium der Großen Kunst au s st e l l u n g 1908 veranstaltete gestern Nachmittag eine Führung durch die Ausstellungsräume für die Ver treter der hiesigen und auswärtigen Presse. In den Sei tenflügeln übernahm Herr Geh. Hofrat Prof. Kuehl die notwendigen Erklärungen und im Hauptsaale hatte sich zu dein gleichen Zwecke Herr Stadtbaurat Hans Erlwein zur Verfügung gestellt. Trotz des Automobiltempos der Be sichtigung war es möglich, ein Bild über das diesjährige Ausstellungsunternehmen zu gewinnen, das wiederum einen interessanten Uebcrblick über das künstlerische Schaf fen der Gegenwart gibt, wenn es auch in mancher Hinsicht nicht an frühere Dresdner Kunstausstellungen heranreicht. Tas liegt teils an den engeren Grenzen, die sich die Aus stellungsleitung diesmal gesteckt hat, teils an anderen Gründen, die selbstverständlich anläßlich einer flüchtigen Vorbesichtigung nicht erörtert werden können. Jedenfalls wird die Ausstellung auch den großen Vorzug haben, daß sie bei ihrer Eröffnung fix und fertig ist. Links von der Kuppelhalle, deren Eingang durch die beiden bereits er wähnten prächtigen Löwcngruppen geschmückt ist, dehnt sich in einzelnen Abteilungen die Ausstellung des Deut schen Künstlerbundes, in der Namen wie Slevogt und Lie bermann hervorragend vertreten sind. In der Wallothalle fesselt eine Kolossalgruppe dreier Niesen des jungen Dres dener Bildhauers Lange, wofür demselben das akademische Reisestipendium verliehen wurde. Weiter folgen die Aus stellungen der Abteilungen München, Stuttgart, der Mün chener Schotte, Dresden mit hervorragenden Werken von Hegenbarth, Claudius, Zwintscher und Richard Müller, ferner die Abteilung der Elbier mit einem Kolossalbild von Hans Unger und eine noch etwas im Rückstände be findliche kunstgewerbliche Abteilung (Prof. Groß). Einen imposanten Eindruck macht die große Haupthalle, in der die gesamte Plastik Aufstellung gefunden hat. Nach den Angaben Erlweins ist hier ein offener Hof mit anschic- ßenden Arkaden geschaffen worden, in dem jedes Kunst werk zur Geltung kommt. Hier dominiert das gewaltige Reiterstandbild von Otto von Wittelsbach, das Professor Wrba s. Zt. für München entworfen hat. Im Hinter gründe der Haupthalle ist ein Brunncnhof angeordnet, in dem hauptsächlich Werke von Mitgliedern der „Dresdner Zunft" ausgestellt sind. Von besonderem Interesse sind hier das Modell für den Leipziger RathauSbrunncn von Prof. Wrba und das große Modell der Neugestaltung des Theaterplatzcs mit der neuen Augustusbrücke von Erlwein resp. Kreis. Auf der rechten Seite vom Hauptsaale sind die Einzelgruppen der Allgcm. Deutschen Kunstgenossen schäft, und zwar Dresden, Düsseldorf, Berlin, München, Karlsruhe, ferner eine besondere Abteilung für Kaulbach, daun Königsberg, Leipzig, die Abteilung der Mappe-Dres den und der.Künstlerbund Hagen-Wien untergebracht. Wei ter folgen eine reichhaltige Abteilung Graphik und eine nochmalige Gruppe der Dresdner Kunstgcnosseuschaft. Im „Sächsischen Hause" ist die historische Abteilung der Aus stellung „Kunst und Kultur unter den Sächsischen Kurfür sten" plaziert, die einen Einblick in die Kunst früh. Jahr Hunderte gewährt. Ein prächtiger Waffensaal, eine Jagd halle im Moritzburger Stil und der berühmte Zittauer Brunnen sind hier besonders bemerkenswert.