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und T « , e r l a t«. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter u. der Stadt räthe zu Freiberg u. Brand. 247. Erscheint i. Freiberg jed. Wochmt.W. 8U. für den <mb. Tag. Jnser. werden bi« B. 11 U. für nächste Nr. mgen. Mittwoch, 2S. Oktober. Prei« »ierteljihrl. 20 Ngr. Inserate werden die gespaltene Zeile oder dem, Raum mit 1 Ngr. berechnet. 1872. -i- Freiberg, den 22. Oktober 1872. Zu der Versetzung unseres katholischen Geistlichen Herrn Hoffmann nach Dresden bemerkt die heutige „Sonst Ztg": „Das sogenannte „Kirchenblatt" des Herrn Stolle bringt in einer seiner letzten Nummern die Mittheilung, daß (natürlich von den hiesigen römisch-hierarchischen Behörden auf der Schloßstraße 18) der zeitherige Pfarr-Administrator zu Freiberg, Herr Emil Hoff mann, nach Dresden an die Stelle eines jungen Kaplans versetzt, dieser aber zum Pfarr-Administrator nach Annaderg befördert wor den ist. Da der Beförderte erst 7 Jahre, der Herr Hoffmann aber ziemlich noch einmal so lange im Amte steht uud also mit viel größerem Rechte von Freiberg nach Annaberg hätte befördert wer den können, so ist seine Versetzung auf die niedrige Dresdener Stelle eine Zurücksetzung, und zwar eine Zurücksetzung mit Osten- tation, kein bloßer Disciplinarfall; denn die oben bezeichneten Be hörden verstehen es, in derartigen ihre hochwürdigen Herren von- snUridu» betreffenden Disciplinarfällen gar meisterlich und brüder lich das Decorum zu wahren. Wir wollen nicht entscheiden, ob diese- Geschick den römisch-geistlichen Behörden zum Vorwurf zu machen ist, wollen uns daher auch nicht in obige Versetzungsan- gelegenheit mengen, wollten wir uns mit solchen Dingen befassen, wir liefen Gefahr, Mücken seihen und Kameele verschlucken zu müssen. Also um die Versetzung des Herrn Hoffmann kümmern wir uns nicht, wohl aber um seine höchst auffällige Zurücksetzung. Sie ist ein in den Kreisen der Katholiken ganz unerhörter Fall und geht weit über das persönliche Interesse des davon Betroffenen hinaus; sie ist eine kühne That, an welcher der kühne Herr Stolle seinen Hauptantheil hat, deren Motiv jedoch klar zu Tage liegt und ernste Beachtung verdient. Herr Stolle wagte einst in seinem .Firchenblatt" zu sagen, er halte keinen katholischen Geistlichen in Sachsen für fähig, dem Unfehlbarkeitsdogma zu opponiren. In seiner früheren Stellung als Leipziger Pfarrer stand er in un mittelbarem dienstlichen und persönlichen Verkehre mit Herrn Hoffmann. Herr Hoffmann aber ist ein Schüler Döllingers, viel leicht der einzige in Sachsen; weit entfernt von römisch-böhmischer Gesinnungsart hat er als Döllingers Schüler und als ehrliches Dresdner Kind nie vermocht und versucht, Herrn Stolle als Ge sinnungsgenosse zu erscheinen und sich ihm angenehm zu machen. Der Herr Stolle mag wohl schon manchmal von leiser Gewissens angst beschlichen worden sein und sich gesagt haben, daß sein kühner Ausspruch bezüglich der Unfähigkeit seiner hochwürdigen Amtsbrüder zum Widerstande gegen die Unfehlbarkeit wenigstens an Herrn Hoffmann noch einst zu Schaden werden möchte; denn der Herr Stolle liebt es nicht, in kleinen Dingen als Lügner zu scheinen. Als nunmehriger erster Consistorialrath mußte er daher sein schärf stes Augenmerk auf Herrn Hoffmann richten, um ihn unschädlich zu machen und mit Hilfe der unfehlbaren Göttin Gelegenheit, ihn zu Boden werfen zu helfen. Entkleidet man sonach das Factum seiner nebensächlichen Formen, so ist die Zurücksetzung des Herm Hoffmann nichts weiter, als die Strafe für seine Opposition gegen den UnfehlharktttSgräurl. Bisher ist eS noch ein Trost für ver- ständnißvolle Katholiken in Sachsen gewesen, daß die sächsische Re gierung der förmlichen Verkündigung des JesuitendogmaS von d« Unfehlbarkeit die Genehmigung versagt hat, daß daher keine kleri kale Behörde sich unterstehen darf, diesem Scheusal einer Lehr« praktische Geltung folgen zu lassen und einen Geistlichen, Lehrer oder sonstigen Beamten wegen des WiederspruchS gegen diese« Jesuitenschwindel zu strafen. — Wir verlangen und bitten daher das hohe Cultusministerium, es wolle die Angelegenheit des Herm Hoffmann einer genauen Untersuchung unterziehen und unter ver gleichender Berücksichtigung anderer Disciplinarfälle mit römische« Priestern nicht dulden, daß Herr Hoffmann eine Zurücksetzung er leide, wie sie anderweit auch nicht erfolgt ist. - - - . Tagesgeschichte. Berlin» 21. Oct. Von der .Kreuzzeitung" wird die Annah«»» der Dresdener Plätter von der Anwesenheit des Kaisers Wilhelm, der Kaiserin Augusta und des Kronprinzen bei der goldenen Hoch zeitsfeier des sächsischen Königspaares als richtig bezeichnet. Die selbe fügt hinzu, daß auch der Besuch des Kaisers von Oesterreich zur selben Zeit in Dresden zu erwarten stehe. — Die „N. P. Z." theilt den Wortlaut folgender EabinetS- ordre Sr. Maj. des Kaisers und Königs mit: Baden-Baden, 15. October 1872. 1) Ich wünsche da- Andenken Meines treu in Gott entschlafenen Bruders des Prinzen Albrecht von Preußen königl. Hoheit und seine Verdienste um Meine Armee noch besonders anzuerkennen und zu ehren, indem Ich hierdurch bestimme, daß das „Littauische Dragoner-Regiment Nr. 1 (Prinz Albrecht von Preußen)" ferner den Namen: „Dragoner- Regiment Prinz Albrecht von Preußen (LittauischeS) Nr. 1" führen soll. Hierdurch wird der Name Meines in Gott ruhenden Bruder» in der Armee, der er mit höchster Treue und größter Aufopferung angehört hat, für alle Zeiten fortleben. 2) Mein in Gott ent schlafener geliebter Bruder, der Prinz Albrecht von Preußen kgl. Hoheit, hat Meiner Armee jeder Zeit mit so warmem Herzen und mit solcher Hingebung angehört, daß dieselbe an Meiner und Meines Hauses tiefer und schmerzlicher Trauer einen besonder« Antheil zu nehmen hat. Ich bestimme demzufolge: 1) Sämmtlich« Offiziere der Armee und Marine legen vom Tome des Eingang» dieser Ordre 14 Tage den Trauerflor um den Arm an. 2) Bei dem littauischen Dragoner-Regiment Nr. 1 (Prinz Albrecht von Preußen) und dem 7. brandenburgischen Infanterie-Regiment Rr. 60 währt diese Trauer 3 Wochen. — Sämmtliche deutsche Bischöfe haben, wie au- Fulda ge meldet wird, an den Bischof Befele von Rottenburg ein Schreiben gerichtet, in welchem sie ihn wegen seiner „Glaubenstreue" (N) be glückwünschen. — Wie in Fragen der Politik religiöses Gefühl selbst da eine mächtige Rolle spielt, wo man es am allerwenigsten erwarten sollte, davon giebt ein Berichterstatter der „Times", welcher Elsaß und Lothringen bereist, ein bemerkenswertheS Beispiel. In der Stadt Sedan — berichtet er — hatten sich die Einwohner mit den sonst in Frankreich verhältnißmäßig populären Hannoveranern der Gar nison so schlecht verstanden, daß man einen Garnisonswechsel ein treten ließ. Zur großen Unruhe der ruhigen Bürger waren die neuen Ankömmlinge Bayern, dieselben Bayern, welche in der Nähe von Sedan die nach Ansicht der Franzosen abscheulichste Unthat des ganzen Kriege» (die Einäschung von BazeilleS) begangen. Hatton und daher den bdsen Spitznamen „l« kampier» sie