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Lokalblatt für Aue, Auerhammer, Zelle«Klöfterlein, Nieder, u. Oberpfannenstiel, Lauter, Bockao und die umliegenden Ortschaften. Erschein! Pltttw»«», Freitag» u. Tonntag», «donnement-prel» tncl. der 3 werihvollen Beilagen vierteljährlich mit Bringerlohn t Mk. SV Pf. durch die Post 1 M. W Pf. Mit 3 issustrirten A-iölaitern: Deutsches Aamikienvlatt, Knie Heister, Keitspieget. Verantwortlicher Redakteur: Emil Hegemeister in Au « (Erzgebirge). Redaktion u. Erpedition: Asse, Marktstraß«. Inserat« die einspaltige Evrpuszeile Ist Pf., Pelitsatz wird nach Petitzeilen, Nonpareille sah nach dieser berechnet. Bei Wiederholungen hoher Rabatt. All« Postanftallen und LandbriestrLger nehmen Bestellungen an. WM—. ^-WWWMWM^»W No. 150. Mittwoch, den 20. December 1893. 6. JqhMng. Okftktlilhe MtomrhnktrilfitzMg st Aue, Mttwoch, den 20. December 1893, Abends 6 Uhr. Die Sparkaffe -er Stadt Aue ist an Wochentagen von 8—12 Uhr Vormittags und 2—6 Uhr Nachmittags geöffnet un verzinst die Einlagen mit 3'/, Prozent. Die Meter Spione sind nach dem Antrag des Reichyanwalt» in Leipzig, mit 6 bez. 4 Jahren Zuchthaus bestraft morden. Ihre Schuld legte. Reichsanwalt Treplin folgendermaßen bar: „Es ist sestgestellt, baß sich die Angeklagten auf die Reise gemacht haben, um die im französischen Ministerium em pfindlich gefühlten Lücken über die Kenntnis der dentschen Küstrnverteidigung auszusüllen. Beide find Offiziere, ak tiv, einer soggr dem Ministerium attachiert. Dem höch sten Gerichtshöfe ist diese Erscheinung nicht neu — man twt eine Kette von solchen Prozessen vor sich. Seit ca. 9 Jahren haben wir zum neunten Male französische Spione vor uns. Jenseits der Vogesen unterhält man ein Heer von Spionen. Neu ist mir die Unbefangen heit, mit der zwei aktive französische Offiziere aus ihrer Lustyacht in unseren Gewässern erscheinen, mit dem aus gesprochenen Zwecke, ihre Karten zu korrigieren. Ich wi derstehe Her Versuchung» die Sache umzukehrrn, welchen L.'-druck es in Frankreich gemacht haben würde, wenn zwei unserer deutschen Oifizirr« auf einer Lustyacht im Hafen von Cherburg erschienen wären? Die Absicht, welche die Angeklagten verfolgten, ist klar. Vor zehn Jahren bereit- sind genau dieselben Gegenden ausspioniert wor den — jetzt handelte es sich darum, da» gewonnene Ma terial nach den Reutzerrichtungen zu ergänzen. Der höchst« Gerichtshof hat sich bereits im Prozesse gegen Sarauw mit diesen Dingen beschäftigt. Daß im Falle des Krieges Bojen und Baken beseitigt «erden, ist selbstverständlich — die Angeklagten wollten di« Fahrwasser re. studieren und ihre Karte korrigieren. Zum Vergnügen sind die Angeklagten doch wahrlich nicht an den Küsten herumgefahren— sie wollten dieselben f-r den Ernstfall kennen lernrn, namentlich 1) den Platten weg von Neuwert über Thune, 2) da« Gloßner Fahr wasser, 8) di« Lage der submarinen Kabel. Wa» die Berichte über die Kriegöfähigkeit des Panzer« „Köniz Wilhelm" und eines zweiten betrifft, so ist da- doch für eine kriegführende Macht wesentlich. Im Ganzen hat da» Reichsgericht bereit» über franzö sische Spione achtmal gerichtet — 80 Jahre Zuchthaus sind deswegen erkannt worden. Welche finanzielle Un summen die Folgen solcher Spionage von Deutschland erfordert, ist klar. Man kann bedauern, daß di« Ange klagten in der Gesellschaft solcher Leute benannt werden, wie wir sie bisher hier sahen. Die Gründe der Ange klagten für ihr Thun entspringen nicht der Gewinnsucht, das sei anzuerkennen. Auch seien Beide hochgebildete Leute, doch sei e» erforderlich, daß Deutschland sich ener gisch gegen das Unwesen der Spionage schütze." Politische Nachrichten. Deutschland Berlin, den 17. December. Als ein politische» Ereignis allerersten Range» gilt die Annahme de» rumänischen HauptMerttage« durch den R«tch«tag. Di« Mehrheit betrug in der namentlichen Ab stimmung 24 Stimmen. Da« waren mehr, al» man in den letzten Stunden vor der Entscheidung angenommen hatte, tu welcher die polnischen Abgeordneten, die Mann sür Mann für den Vertrag «intraten, den Ausschlag ga ben. Die Bänfe, aus welche« die Gegner de» Vertrages ihre Plätze haben, waren außerordentlich gut besetzt, und da auch im Zentrum eine größer« Strömung gegen den VertragSschluß herrschte, so fehlt« es nicht an Stimmen, < welche die Ablehnung de» Vertrage» sür recht leicht mög lich hielten. Wa» wär« geschehen, wenn die Dinge eine derartige Wendung genommen hätten? Man sagt, der Reichskanzler sei entschlossen gewesen, sofort die ReichS- tagSauflösung zu verkünden, bei welcher also dann di« konservative Partei in schärfste Opposition gegen die Re gierung geraten wäre. Bisher standen die Konservativen in Neuwahlen immer auf Seiten der Regierung; wer will ! sagen, wie das Ergebnis der Wahlen sich gestaltet hätte, swenn da» umgekehrt« Bild Geltung gewonnen hätte? Vielleicht ist man trotz der schweren Meinungsverschieden ¬ heit bei den Gegnern der Vorlage sehr froh, daß der äußerste Konflikt vermieden ist. Von einer erhebliches. Zahl von Volksvertretern, die sür den rumänischen Ver trag gestimmt Haden, ist aber aus ihren eigenen Heuße- rungen bekannt, daß sie einen russischen Vertrag mit er mäßigten Kornzollsätzen nie bewilligen würden. Und da rum hat da» Stimmenverhältnis benn rumänischen Ver trage auch bewiesen, daß sür «inen deiUsch-russtschen Ver trag keine Mehrheit im heutigen Reichstag« vorhin»«» ist. Vorläufig macht bei dem Handelsverträge Rumänien da» beste Geschäft. Die Zngcstänvniss-, die e» un» machte, betragen 30—60 Prozent der Zölle de» sehr hohe» Gene» raltaris» und bleiben bei manchen Artikeln unter dem früheren Vertragstarife. Sie umfassen eine Warenmenge von etwa 18 Millionen MaA^Pihrend dir deutsche La» rifherahsetzung auf Getreide fich,qlleinll auf 60 Millionen beläuft. Vielleicht aber gelingt e» der Rührigkeit unserer Industrie, doch etwas Vorteil au« der Sache z»f ziehen. - , ... Der Kaiser ist sehr für die altniederlandischen Volks lieder eingtnopimen. Der Hannoversche Mannergesang verein mußte sie mit auf das Programm de» Hofkonzrr- teS setzen, und mehrere Gymiiasialdiceltoren wärest zu diesem bloß deshalb eingcladen, um sich von der Trefflich keit der Lieder zu überzeugen un» sie in den Schulen ein- zuführen. Der Kaiser hat den Reichskanzler Grafen Caprivi und den Staatssekretär Frhr. v. Marschall nach Annahme de» rumänischen Vertrages auf telegraphischem Wege beglück wünscht und gleichzeitig seine Genuglhuung über tie ge schickte Verteidigung der Handels-Verträge ausgesprochen, Der Bund der Landwirt« beabsichtigt, demnächst in Berlin eine billige politische Tageszeitung herauSzugebrn, die im Verlage von Fel x Telge erscheinen und den Na men „Deutsche TageSzeirung" führen soll. E» muß je doch erst eine halbe Million Kapital hierzu rufgedracht werden. Laut dec Berliner Börs.-Ztg. wird die Sonntag-ruhb sich auch auf die Gastwirtschaften erstrecken. Sie sink von sNachdruck verboten. Iieuilleton. Die Gouvernante. Roman von Rudolf Scipio. (Schluß.) Der Tag nach Gerda'» Verlobung war ein trüber Re gentag; doch da» unfreundliche Wetter vermocht« heute keinen Einfluß auf ihre Stimmung auszuüben, 'er Son nenschein in ihrem Herzen war mächtig genug, um den Eindruck der grauen Regenwolken da draußen aufzuheben und keine Macht über die Seele der glücklichen Braut ge winnen zu lassen. Der einzige Schatten, welcher heute Gerda'» Freude streifte, w»r der Gedanke, daß sie Niemanden habe, mit dem sie ihr Glück theilen und den sie daran Antheil neh men lasten könnte. Da» zurückgezogene stille Leden ihre» verstorbenen Pfleg«, «ater» hatte es zu keinem Verkehr mit ihren Alter-genos- isinnen und Mitschülerinnen kommen lasten, und wie ste seither ihre Sorgen und Kümmernist« allein getragen, so «ußtr sie nun auch ihr Glück in sich verschließen. Seltsamerweise ist da» menschliche Herz danach ange- hegt, daß, wenn sich auch viel Trübniß hineinschlteßen läßt, für da» Glück kein Raum darin ist. Herd» ließ jetzt ihren Bekanntenkreis an ihrem Ge- dächtntß vorüberziehen. Sr »ar sehr klein und «» war Niemand da, dem sie wirklich nah gestanden hatte und bet de« st« auf «ine reg« Antheilnahme an ihrem Glück« hätte rechnen können. Leonore, ihre ehemalige Schülerin, würde allerdings hiervon «ine Ausnahme gemacht und sich von Herzen mit ihr gefreut haben; Gerda konnte je doch nicht wohl eine Anzeige an sie richten und mußte e» Felden überlasten, Leonoren» Vater die Anzeige zu machen. Sie erinnerte sich in diesem Augenblicke jemandes, an den ste unbegreiflicher Weise bi- jetzt nicht gedacht hatte; ihre» Freunde» Buchholz, und sie setzte sich sogleich hin, um ihm einige Worte zu schreiben. AI- sie im Begriff «ar, den Brief zu schließen, vernahm sie vom Korridor her die Stimme de» Kommerzienrath». „Hier Frieda, ist eine Nachricht, die auch Dich interes- siren wird," sagte er zu seiner lhm entgegenkommenden Tochter. Gleich darauf trat er in Gerda » Zimmer. Gerda erkannte sogleich au» der feierlichen Miene, mit welcher er auf sie zuschritt, den Zweck seine» Kommen» und entging rhr dabei nicht der tief« Ernst, welcher au» seinem ganzen Benehmen sprach und welchen st« sonst au dem tm Kreise seiner Haulgenvsten stet» jovialen Manne nicht -ewohnt «ar. „Ich habe heute Morgen die Anzeige Ihrer Verlobung empfangen," sagt« er, Gerda'» Hand ergreifend, „lasten Sie mich der erst« sein, der Ihnen dazu seinen Glück wunsch darbringt." Es wßren nur dies« wenigen Worte, die er sprach; ste verstanden sich eigentlich von selbst und doch fühlt« Gerda sich seltsam davon berührt; denn der ernst traurig« Ton, und der wohl unbewußte Au»kruck der Hoffnungslosigkeit und Entsagung, welcher ste begleitete, ließen ahnen, wa» den Kommerzienrath dieser Glückwunsch gekostet hatte. Gerda suchte vergeben» nach einer Antwort, doch die Befangenheit, welch« sich ihrer bemächtigt hatte, macht« sie für den Augenblick zu einer solchen unfähig. Zu ihrer Freud« wurde ii- durch Frieda'» Erscheinen au» ihrer peinlichen Lage erlöst. Die Herzlichkeit, mit welcher da» junge Mädchen ans sie zueilte, sie in ihr« Arme schloß und ihr Glück wünschte, hatte gerade in Ger da'» gegenwärtiger Stimmung etwas ungemein Wohlthu- ende» sür sie und sie war Frieda von Herzen dankbar dafür. Auch Heinz erschien bald, um zu gratuliren; dann ging «» zu Tisch. Der Kommerzienrath, welcher sonst während de» Mit- tagejsen» stet» so aufgeräumt zu sein pflegte, war heute anfangs etwas einsilbig und man konnte aus seinem B«^ nehme« merken, daß etwa- Wichtige-, wenn auch nicht Unangenehme- ihn lebhaft beschäftigte. Erst al-die Mahl zeit fast zu Ende >aar, wandle ec sich an seine Tochter. „Du hast bisweilen den Wunsch ausgesprochen, auf Lande leben zu können," sagte er, indem er sein« bi» dahin ernste Stimme zu einem freundlichen Lächeln zwang. „Dieser Wunsch wird jetzt in Erfüllung gehen, denn wir werden noch vor Beginn de» Wtntrr» nach Tiefenau übersiedeln." „Ich kann mir denken, daß Euch diese Nachricht über rascht," fuhr er, die erstaunten Gesichter seiner Kinder be trachtend, fort, „UnserejUebersitdelung hingt mit den augen blicklichen Geschäst-verhältnisten zusammen; zugleich aß« fange ich seit einiger Zett an zu fühlen, daß ich alt «erde. Wir gehen einer Zeit entgegen, welch« lebhaft« Kämpfe in ihrem Gefolge Haden wird, denen ich mich nicht mehr wie bisher gewachsen fühle. Ich fange an, mich Nach mehr Ruhe zu sehnen und habe deshalb meine hiesig« Fabrik heut« an «ine Gesellschaft von Kapitalisten verkttush welch« mir schon vor einiger Zeit «in Gebot darauf gemacht hatten. Ich werde," fuhr er, zu seinem Sohne gewandt, fort, „meine Thätigkeit von jetzt an autschlirtzltch der