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Dienstag. Nr. 12. 11. Februar 1873. Weißerih-Ieitmrg. Amts-Matt str die Herichts-Aemter «nd Stadträtye zu Dippoldiswalde «nd Kranenstein. Verantwottlicher Redstteur: Carl Ichnc in Dippoldiswalde. Dieses Blatt erscheint wöchentlich zwei Mal: Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Post-Anstalten und die Agenturen. Preis vierteljährlich IS Ngr. 5 Pfg. Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirksame Ver- breitung finden, werden mit 1 Ngr. für die Spalten - Zeile berechnet. Tagesgefchichte. Dippoldiswalde, den 10. Februar. In der recht gut besuchten Versammlung des Gewerbevereins am vorigen Freitag las Herr Kaufmann Billig den, als Separatabdruck aus dem 11. Jahresberichte des Vereins von Freunden der Erdkunde zu Leipzig erschienenen Reisebericht von Eduard Mohr: Von Bremen nach dem Mosiwatunja, den Victoria fälle,, des Zambesi, vor und erläuterte denselben durch die Landkarte. Es würde dem zugemessenen Raume und dem Zwecke dieses Blattes nicht entsprechen, Auszüge aus dem genannten Reiseberichte zu geben, indeß wollen wir nicht unter lassen, zu erwähnen, daß Eduard Mohr und sein Begleiter Adolf Hübner au« Freiberg, von der Capstadt bis an ihr Reiseziel, die Wasserfälle des Zambesi, in verhältnißmäßig zahlreichen Ortschaften und einzelnen Farmen viele deutsche Ansiedler antrafen und daß zu erwarten steht, es werde in Zukunft die Südostküste von Afrika noch mehr deutsche Aus wanderer, als bisher geschehen, an sich ziehen. — Nach der Vorlesung des Herrn Billig recapitulirte der Vorsitzende nach den Landtagsmitlheilungen die Debatten über die Eisenbahnfrage, bezüglich der Linien „Dresden- DippoldiSwalde-Landesgrenze" und „Müglitzthal," konnte auch zuletzt nach kurz vorher eingangenen Nachrichten die erfreu liche Mittheilung machen, daß der Stand unserer Eisenbahn ein sehr günstiger sei, und da bereits nächsten Montag (also heute) die letzten Unterlagen an die Königl. Staatsregierung abgegeben werden würden, so könne die Entscheidung nicht mehr lange auf sich warten lassen. Schließlich beschloß man, die durch die Wiener Welt ausstellung in's Leben gerufene „Allgemeine illustrirte Welt- ausstellungS-Zeitung" auf Kosten des Verein» zu halten und sie bei den Mitgliedern circuliren zu lassen. Es wäre jeden falls sehr passend und erwünscht, wenn die Redaction sich zu zeitweiligen Mittheilungen aus der oben genannten Zeitung entschließen wollte; sie würden zur Belehrung weiterer Kreise über Zweck und Art der Weltausstellung gewiß erfreulich beitragen. *) .*) Soll mit Vergnügen geschehen und war bereits von uns beab sichtigt. Die Nedaction. Dresden. Das Befinden unserer Königin hat sich tagtäglich gebessert; da« Fieber ist nicht wiedergekehrt, und auch der Kräftezustand ist ein besserer geworden. Die Tochter unseres KönispaareS, die Herzogin von Genua, ist am 6. Februar hier angekommen und alsbald von ihrer Mutter empfangen worden. — Großes Aufsehen, jedoch nur beifälliges, macht der, durch eine Vorlage an die Stände an's Tageslicht getretene, schon seit Jahren von den städtischen Körperschaften angeregte Entschluß der Staatsregierung, die bei dem enormen Wachs- thum der Stadt kaum niehr erträglichen Mißstände mehrerer Bahnübergänge in den verkehrreichsten Stadttheilen durch eine kühne That nun mit Einem Schlage zu beseitigen, nämlich durch Verlegung der Sächsisch-Böhmischen Bahntrace auf der Strecke vom hiesigen Bahnhof bis Strehlen hinter letzter» Ort und über den in der Errichtung begriffenen neuen Stadttheil, dessen Mittelpunkte Bismarck- und Lindenau- Platz bilden, hinaus nach der Zschärtnitz, Räcknitz und dem Bergkeller zu, bis an die Grenze des städtischen Bebauungs plans, so zwar, daß das gegenwärtige schöne Bahnhofs gebäude vorläufig noch als Kopfstation Verwendung finden soll. Zu dem Kostenanschlag von 800000 Thlr. werden künftig noch die, zur Zeit nicht genau zu bestimmenden Kosten für die dadurch nöthig werdenden Herstellungen auf dem Personenbahnhöfe hinzutreten. Eine Hinausschiebung dieser für die Dauer unvermeidlichen Maßregeln auf eine spätere Zeit würde nicht allein die jetzt bestehenden Verkehrserschwernngen immer fühlbarer, sondern auch die Ausführung — wegen der beabsichtigten Neubauten auf und in der Nähe der neuen Bahntrace — wesentlich kostspieliger machen. Zwickau. Am Abend des 4. Febr. ist in dem v. Arnim- schen Canzlei-Local in Niederplanitz ein mit raffinirter Berechnung ausgeführter Raubanfall verübt worden. Es drangen 3 Männer in das von der Straße aus zu über sehende Local; zwei überwältigten den Secretär Rudert und den Expedittonsbeamten Kaufmann, während der dritte sich über den offenstehenden Geldschrank machte, worauf sie eiligst verschwanden, ehe die Ueberfallenen um Hilfe rufen konnten. Außer einer Summe von über 39,000 Thlrn., welche sie auf der Flucht verloren und die wiedererlangt wurde, haben sie eine große Anzahl von Talons und Coupons zu Staats papieren, Zinsbogen, Sparcassenbücher und ca. 800 Thlr. baar als Beute fortgebracht. Die Staatsanwaltschaft zu Zwickau setzt eine Belohnung von 200 Thlr. auf Entdeckung der Räuber. Berlin. Die Ansprüche an die französische Kriegs- contribution sind im steten Steigen begriffen, und die frühere Berechnung über die Höhe der Summen, welche zur Vertheilung an die kriegführenden Staaten gelangen sollen, wird wohl eine bedeutende Correctur erleiden. Auch die Neu beschaffung von Gewehren für die Reichsarmee soll aus dem Kriegsfond gedeckt werden und ist diese Ausgabe auf 40 Mill, veranschlagt. — Von den, für den Umbau der Festungen be stimmten 68 Millionen sind für Köln 9,159,000, für Koblenz 309,000, für Mainz 922,000, für Rastatt 43,000, für Ulm 1,210,000 Thlr. angewiesen. Nach den Erfahrungen des letzten Krieges steht es außer allem Zweifel, daß der rasch