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iw ch' 13 Mittwoch, 17. Januar 1906, avendS - Säuren aus. Das Oel werde dann kalten Wasser gewaschen, in breite zurückgebracht, abgedämpft und der Schleim stelle die erwartete KokoS- -> oi l« rr< «nd Anzeiger Wrdlitt Md Wtl-tt). ei. cei besonders guter Kokosbutter auS dem Fett der Kokospalme, dem Kopra, gipfelte. Er besuchte auch viele Krämer und Kaufleute, denen er seine Erfindung anprieS und mehrere Bäcker ließen sich bestimmen, daS Berfahren zur Bereitung der Kokosbutter, die sich nach der Krugschen Erfindung insonderheit durch vorzüglichen Geschmack und große Halt barkeit auSzeichnen sollte, zu erwerben. Hinterher erwü s sich dann, daß das Herstellungsverfahren nicht den gehegte u Erwartungen entsprach und mehrere Käufer des Krugschen Verfahrens sahen sich dann veranlaßt, gegen den „Erfinder" Anzeige wegen Betruges zu erstatten. In der Hauptver- Handlung vor dem Dresdner Landgericht behauptete der Angeklagte Krug, daß seine „Erfindung" auf langjährigen Erfahrungen und Beobachtungen beruhe und daß bei rich tiger Anwendung seines Verfahrens sich aus dem Kokosöl eine vorzügliche Butter Herstellen laste. In seinem Labo ratorium habe er die besten Erfolge erzielt. Einer der jenigen, die das Krugsche Verfahren erworben halten, der Kaufmann Nieschling auS Görlitz, bekundete, daß nach dem von Krug angewendeten Verfahren das Kokosöl zunächst in einem Doppelteste! geschmolzen werde, bis es eine be stimmte Temperatur erreicht habe. Wenn das Oel flüssig sei, scheiden sich die filtriert, mit reinem Gefäße — Kessel — dann zurückbleibende butter dar. Die gemachten Versuche hätten nicht den von Krug behaupteten Erfolgen entsprochen. Wenn man größere Posten Kokosbutter Herstellen wolle, versage das Verfahren vollständig, nur bei Gewinnung kleinerer Quantitäten sei dasselbe anwendbar. Bei Herstellung größerer Mengen werde das Verfahren komplizierter und die Butter schlechter. Aus deutschem Oel lasten sich überhaupt keine Erfolge er- zielen, nur aus gutem importierten Oel bei Versuchen in kleinem Maße habe man gute Butter Herstellen können. Nach dem Gutachten deS Direktors deS chemischen Unter suchungsamtes der Nahrungsmittel-Abteilung der Stadt Dresden, Dr. phil. Beythien, läßt sich aus dem Kokosöl ein Fett von gntem und reinem Geschmack Herstellen, das aber schnell verderbe und ranzig werde. DaS Krugsche Ver fahren sei wohl in kleinen Betrieben anwendbar, dann könne aus gutem Cochinöl brauchbares Speisefett hergestellt werden. Für Großbetriebe sei jedoch daS Herstellungsver fahren ein zu kostspieliges. Der Fabrikant müsse schon wegen des Kostenpunktes von der Verwendung des Ver fahrens Abstand nehmen. Im übrigen seien die Vorzüge des Krugschen Verfahrens schon seit dem Jahre 1882 be nutzt und letzteres auch patentamtlich geschützt. Wenn also ein Kaufmann, Drogist oder Bäcker daS Herstellungs verfahren erwerbe, um nach demselben Kokosbutter herzu stellen, so mache sich derselbe eines Vergehens gegen daS Patentgesetz schuldig. Es sei nichts Neues, waS Krug den Gewerbetreibenden zum Ankauf angeboten habe, jeder Fa brikant kenne es und in der Fachliteratur stehe es verzeichnet. DaS Krugsche Verfahren sei nur aufgewärmt, es könne den Erwerbern keinen Vorteil bringen, der innere tatsächliche Wert sei nur ein. unbedeutender. Obgleich daS Gut achten deS Sachverständigen zu Ungunsten deS Angeklagten lautete, erkannte dennoch daS Gericht auf Freisprechung deS letzteren von der Anklage deS Betruges, indem eS annahm, daß der „Erfinder" in gutem Glauben gehandelt habe und von der Vorzüglichkeit seine- Verfahrens überzeugt gewesen sei. Pirna, 15. Januar. Das Testament des Dresdner Fabrikbesitzers Greif/ durch welches der Stadt Pirna ein DerMögenswert von über 800000 Mark züfiel, soll nach einer an den Rat gelangten Mitteilung angefochten tver- den, da sich der Erblasser nach der Behauptung der Ver wandten bei der Abfassung der letztwilligen Bestimmungen nicht im vollen Besitze seiner geistigen Kräfte befunden habe. Tie Verwandten wünschen zünächst/daß mit ihnen wegen Gewährung einer ,-angemessenen Abfindung" in Verbindung getreten werde. Vom Rate kann hierauf nicht eingegangen werden. Auch bieten die eingezogenen Er kundigungen keinen Anlaß dafür, daß der Verblichene bei Errichtung des Testaments tatsächlich nicht mehr im vollen Besitze seiner geistigen Kräfte gewesen sei. Htnterjessen. In der hiesigen Filiale der Copitzer Papierfabrik geriet am vergangenen Sonnabend ein d-selbst beschäftigter Maschinengehilfe zwischen zwei Walzen der Maschine. Er hatte versucht, einen Bindfaden, der sich um Geschwister des Beurlaubten zu verstehen. Die Dringlich keit der SchnellzugAbenutzung mich jedoch vom Truppen teile aus dem Urläubslpasse bescheinigt sein; 2) den Un teroffizieren (Feldwebel bis Untewfsizier abwärts) bei einem! Urlaube bis zu 14 Tagen^wenn die anfangs erwähn ten Voraussetzungen zutreffen, also außerhalb der Fest zeiten bei einer Entfernung des Urlaubsortes über 300 Kilometer. , . — ES bleibt immer daS alte, ewig gleiche Lied, es sind immer dieselben Klagen, die die Menschen anstimmen, wenn einmal der liebe Gott nach seiner Weisheit das Wetter etwas anders machte, als eS dem Kalendermann und Wettermacher paßt, der der Zuverlässigkeit seines Wetterkalenders traut und an der Zuverlässigkeit deS himm- lischen Wetterkalenders zweifelt. Auch schon früher ging eS verkehrt, wie ein Würzburger Benediktinerpater aus dem Jahre 1713 in einem feinen, zierlichen Gedichte bezeugt: „Der Winter ist ohne Kält, Der Frühling ohne Blüht, Der Sommer ohne Hitz Dem Herbst ganz gleichen tut. Die Nachten seynd gantz kalt, Die Winde immer wehen, Es regnet immerhin, Auch hat man Schnee gesehn. Die Zeiten dieses Jahres Seynd gäntzlich umgewendt. Mein Gott! WaS ist doch das? Geht denn die Welt zu End!" Noch steht die Welt, wie sie vor 200 Jahren stand und wird noch manches Jahr stehen, ehe sie nntergeht, noch manchmal wird sie sich mit frischem Grün schmücken, wird das Welken und Vergehen sehen, Schnee und Eis aus schütten und dann doch wieder solches versagen. Wir müssen es eben nehmen, wie es halt kommt. )-( Dresden, 17. Januar. Heute vormittag 9 Uhr 48 Min. traf auf dem hiesigen Hauptbahnhofe Prinz Lud wig von Bayern ein. Zum Empfange hatten sich (unge sunden der König, der die Uniform"seines 15. bayer. In fanterieregiments „König Friedrich August von Sachsen" angelegt hatte und mit dem Bande des St. Hubertusordens geschmückt war, Prinz Johann Georg von Sachsen, die Staatsminister u. a« Im Gefolge des Prinzen, der die bayrische Generalunifvrm trug, befanden sich Generalleut nant v. Zwehl, Rittmeister und Kämmerer Frhr. v- Leon- vod und Oberleutnant und Kammerjunker Frhr. v. Rvthen- hahn. Nach herzlicher Begrüßung und Vorstellung des Gefolges begaben sich die höchsten Herrschaften durch den Königspavillon nach denk Wiener Platz/ wo eine. Ehren- lompagnie des in Zittau gernisvnierenden 3. sächs. In fanterieregiments Nr. 102 „Prinzregent Luitpold von Bayern" mit Fahne und Musik Aufstellung genommen hatte. Auf dem rechten Flügel der Kompagnie befanden sich die direkten Vorgesetzten des Regiments, auf dem linken die Generale und! Stabsoffiziere der Garnison. Nach Abschreiten der Front der Ehrenvompagnie und deni Vor beimarsch derselben begaben sich die hohen Herrschaften in einem ä la Taumvnt bespannten von Garderettern es kortierten Wagen nach dem königl. Residenzschlvß, über all vom Publikum herzlich begrüßt. Im Schlvßhofe hatte eine Ehrenkompagnie des 2. Jägerbataillvns Nr. 13 Auf- stellung genommen. Nach dem Abschreiten der Front der selben begaben sich die Allerhöchsten Herrschaften, am Vestibül vom königl. großen Dienst empfangen, nach den Genueser Zimmern iml. Stockwerk Kes Residenzschlvss-'s. wo der Prinz von der Königin-Witwe und der Prinzessin Mathilde begrüßt wurde. Mittags fand Familien- und Marschallssrühstück statt. Der dem Prinzen Ludwig zugc- teilte Ehrendienst^, bestehend aus, den Herren Generalleut nant d'Msa, Oberst, v. Kaufmann und Hauptmann v. d Foehr und der bayer. Gesandte aM sächsischen Hof, Graf MontgelaS, waren dem Prinzen bis Chemnitz entgegen gefahren. 8Z Dresden, 15. Januar. Ein interessanter Straf prozeß gegen den in Weinböhla bet Dresden wohnenden Kaufmann und Drogisten Ernst Moritz Krug beschäftigte die 5. Strafkammer de- Dresdner Landgerichts. Krug hatte schon vor einigen Jahren in verschiedenen Tage-- -ritungen die Detaillisten aus eine von ihm angeblich ge machte Erfindung hlngewiesen, die in der Herstellung von rttegrmmv.Adrrssk: FernspnchsteZr »age att « e,L «r. der Körrigl. AmtShauptmannschast Großenhain, des Königl. Amtsgerichts und des SMtraths zu Riest, 5U.Jahr- DaS Riesaer Tageblatt erschetttt jede« Tag abends mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlicher Bezugspreis bei Abholung in der Expedition in Riesa 1 Mark 50 Psg., durch unsere Träger PA tu» Hau» 1 Mark SS Pf*, »et Abholung am Schalter der laiserl. Postanstalten 1 Mark SS Pfg., durch den Briefträger frei ins Hau» 2 Mark 7 Psg. Auch Mmiattabonnement» werde» angenommen. -bHtige»-bumhW< st? dl, -dummr deS Ausgabetage- bis psrmittng S llhr ahne Gewähr. OerritcheS und Sächsisches. Ries«,! 17. Januar 1906. —V. Wie uns heute nachmittag auS Bautzen gemeldet ird, verlaute dort zuverlässig, daß Herr Kreishauptmann > von Schrieben in Bautzen von Sr. Maj. dem König zum Kultusminister ernannt worden sei, an Stelle deS erkrankten Herrn Ministers Dr. von Seydewitz. Als neuer KreiShauptmann für Bautzen komme Herr Geh. Re- gierungSrat von CrauShaar, seither AnttShauptmann von Dresden-Neustadt in Betracht. — Der beim hiesigen Pionier-Bataillon Nr. 22 früher in Dienst und vordem in hiesigen Geschäften als Kaufmann in Stellung gewesene Zahlmeisterasptrant Arthur Schröder, geboren am 21. Juni 1877 zu Pieschen, ist am 11. Januar im Feldlazarett Lüderitz-Bucht an Herzmuskelschwäche ge storben. — Unserer Schutzmannschaft gelang eS gestern, einen Fahrraddieb festzunehmen, als derselbe daS gestohlene Vehikel eben für 15 Mark in einem hiesigen Geschäft „ver- ilbern" wollte. Der Verhaftete ist ein 15jähriger Bäcker ehrling auS Geringswalde, der seinem Meister einen beim AuStragen von Backwaren erhaltenen Geldbetrag unter schlagen hatte und damit durchgegangen ist. Auf der Reise hat dann der Bursche in Plotitz das Fahrrad gestohlen. Eine am Rade befindlich gewesene neuere Petroleumlaterne will er kurz vor Riesa abgenommen und vor eine Haus tür gestellt haben. Sollte die Laterne gefunden werden, so wolle man Nachricht an die hiesige Polizeiwache gelangen -1 lasten. — Gestern nachmittag wurde in einer Strohfeime auf Nickritzer Flur der Leichnam eines neugeborenen KindeS weiblichen Geschlechts aufgefunden. Diese Leiche, welche anscheinend nur einige Tage gelegen hat, ist polizeilich auf gehoben worden. Nach der KindeSmutter wird gefahndet. — Se. Majestät der König hat bestimmt, daß die aus der Untervfsizierschule und Untervffiziervorschule Marien berg als für dort ungeeignet entlassenen Schüler und Zög linge, die als Freiwillige bei den Königl. sächsischen Trup pen eingestellt werden, nicht vor deM 1. Oktober des Jah res/ in welchem' ihre ehemaligen Klassengenossen in die Armee übertreten/ zu Unteroffizieren befördert werden dürfen. — Tie Vertreter der größten deutschen Bundesstaaten, der bayrische Gesandte Graf Lerchenfeld und der sächsische Gesandte Graf Hvhenthal,fsind geborene Berliner, da ihre Väter in den fünfziger Jahren Gesandte am Berliner Hofe waren. Graf Hohentyal ist in dem jetzigen Gebäude des auswärtigen Amtes geboren- das damals im" Besitze der Deckerschen Buchhandlung war, die iM Erdgeschoß ihre Geschäftsräume hatte- während der erste Stock dem sächsi schen Gesandten zur Wohnung diente. Ein besonderes sächsisches Gesandtschaftshotel gab es damals noch nickst. Ein Zufall fiigte.es vor einiger Zeit, daß bei einem Mi nisterdiner die Vertreter Sachsens und Bayerns die ein zigen geborenen Berliner waren, während sich unter den preußischen Ministern keiner befand. — Dem' Vernehmen dess^ „Dresdner Journals" nach wird vom 1. März ab der Amtshauptmann Heink in Leip zig unter Ernennung zum Vortragenden Rate und mit dem Titel und Range eines „Geh. Regierungsrates" in das Ministerium des Innern versetzt weckden. Dem Anttshaupt- mann v. Beschwitz in Zittau und dem Oberregierungstat Dr. Blase bei der Kreishauptmannschaft Dresden ist vom 1. März ab der Titel und Rang als,-Geh. Regierungsrat" verliehen worden. — Nachdem bisher den beurlaubten Mannschaften bei kürzerer — bis einschließlich achttägiger — Urlaubs dauer die Benutzung der dritten Wagenklasse von Schnell züge» nur dann freigegeben war, wenn es sich um eine Fahrt nach dem UrlaubSstrte von über 300 Kilometer han delte (jedoch nur außerhalb der großen Feste), ist neuer dings die Benutzung der Schnellzüge auch auf weitere Fälle ausgedehnt worden/ und zwar 1) bei schwerer Er krankung oder Todesfall in der Familie der zu beurlauben den Mannschaften ohne Rücksicht auf die Urlaubsdauer und die Entfernung des Urlaubsortes^ zu jeder Zeit, also auch während der Festzetten. Unter Mannschaften find die Mi- litärpersvnen vom Feldwebel abwärts) unter Familie die I Ehefrau- die ehelichen Kinder, die Eltern, Pflegeeltern und