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Weißeritz-Zeitung Inserate werden mit 8 Pf. für die Zeile berechnet in allen Ex- pedtttonen an genommen. Ein unterhaltendes Wochenblatt für den Bürger und Landmann. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstal- len. Preis pro Quart. lONgr. Verantwortlicher Redacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Tagesgeschickte. -j-* Geising, am ConstitutionSfeste. Am 2. Sep tember, Nachmittags 2 Uhr, wurde bekanntlich die Gedächtnißpredigl für Se. Königliche Majestät, den verewigten König Friedrich August gehalten, und wurde diese Todtenfeier, als Beweis unserer Ehrfurcht, Liebe und Dankbarkeit für den Dahingeschiedenen, in unserer Kirchengemeinde durch einen langen Trauer zug, an welchem sich die Lehrer und Kinder hiesigen OrtS und die Lehrer und Schulkinder von Zinnwalv und Georgenfeld, die Bergleute, Schützen und Bür ger sehr zahlreich beiheiligten, auch äußerlich festlich erhöht. Auch war daS Innere der Kirche mit pas sendem Trauerschmuck zu decoriren nicht vergessen wor ben. Den darauf folgenden Tag aber wurde in unserm Sachsen bekanntlich bas Constil utio nsfest feier lich in den Kirchen begangen. Wer hätte aber heute vor 23 Jahren unter dem allgemeinen Jubel bei Ue- gabe der Constitution ahnen mögen, daß nach 2 Jahr zehenden zwischen der Todtenfeier veö nun höchstseli gen Königs und dem Constirutionsfeste eme so kurze Spanne Zeil liegen würde. So ruhe der höchstselige König sanft in der kühlen Gruft; er selbst aber hat dafür gesorgt, daß seine Sachsen ihn nie vergessen werden, denn er hat durch seine Liebe, Treue und Frömmigkeit sich in ihren Herzen Säulen erbauet, die nie wanken können. Seine angeborene Güte, womit der Hochselige alle seine Unterthanrn, auch viele Treu lose wieder, unter den glorreichen Mantel seiner Milde aufnahm, und der seine Liebe auch darin bewies, daß er die Schwächen deren vergaß, die mehr aus Nach äfferei, als aus Bosheit und Nichtswürdigkeit, von dem Wege der Treue und der Unterwürfigkeit, wozu sie verpflichtet waren, abgekommen waren, wird ge wiß jedem gefühlvolleren Herzen unvergeßlich bleiben und diese Güte geht auS den Worten des Eingan ges Seines eigenhändig abgcfaßten Testaments: „Al len denen, die mich im Leben betrübet und gekränkt, verzeihe ich von ganzem Herzen," wiederum kräftig und deutlich hervor. — Die Nachricht „aus Altenberg" von der aus Gei sing stammenden Kaden, die beim Herabfallen von ei nem hoch beladenen Bretwagen verunglückte, ist nun dahin zu ergänzen, daß dieselbe vorige Woche mit Tode abgegangen ist. Dresden. Die Faeade des neuen Museums wird nun bald in ihrer ganzen AuSdehung dem von der Elbbrücke her kommenden Beschauer sichtbar sein. Die zwischen demselben und dem königl. Schauspiel hause von dem vormaligen italienischen Dörfchen noch stehenden Baulichkeiten werden nämlich am 14. dsS. MS. — und zwar wie nicht anders anzunehmen alö zum Abbruche — versteigert werden. - Die fünfte Einzahlung auf die Actien der AlbertSbahn ist höchst günstig ausgefallen. Auch die Nachzügler haben alle bis aus eine Actie eingezahlt, deren Ausschließung ausgesprochen worden ist. — Im benachbarten Plauenschen Grunde, wo bereits seit Jahren eine Glasfabrik, die rühmlichst be kannte Roscher'sche in Döhlen, arbeitet, ist in neuester Zeit eine zweite, und zwar in Potschappel entstanden, welche die Herren Lieritz u. Comp. unter dem Na men „Hütte GolteS Segen" in diesen Tagen eröffnet haben. In dieser neuen Fabrik werden, wie in der bereits bestehenden ältern, alle Sorten von grünem HohlglaS und Medizinglas gefertigt werden. Berlin, 3. Septbr. Ich bin heute im Stande, Ihnen die verbürgte Nachricht mitzutheilen, daß der Kaiser von Rußland sämmtliche vier von den Westmächken ausgestellte und von Oesterreich und Preußen unterstützte FriedenSbebingungenrund- weg abgelehnt und weiter keine neuen Vorschläge gestellt hat. Die Räumung der Donaufürstenlhümer wird weiter keine weitere Verzögerung erleiden und Rußland dann, auf die Defensive beschränkt, dem be vorstehenden Kampfe entgegenseben. Mainz, 3. Sept. „Ein ruchlose That, ver übt vor einer Stunde an einem unserer geachtetsten Bürger, setzt die ganze Stadl in die größte Aufregung. Ein Schlosser, Namens Schmitt, fiel seinem langjäh rigen Wohlthäter, den Bauunternehmer Christian Lo thary, einen der größten und unternehmendsten Ge schäftsleute unserS Landes, der dabei durch seine fle ckenlose Rechtschaffenheit und große HerzenSgüte all, gemein bekannt und geachtet ist, vor dessen Hause meuchlerisch an und versetzte ihm sechs Stiche, vavon mehre in Leib und Lenden. Der Verbrecher, längst in übelm Ruse stehend, ist in den Händen der Ge rechtigkeit. Paß sein schändliches Werk nicht gelun gen sein möge, ist zwar der innigste Wunsch der ge summten Bevölkerung; noch aber ist eS ungewiß, ob nicht daS Aergste zu befürchten steht. Spanien. Aus Madrid vom 29. August wird geschrieben: „Die gestern Morgen erfolgte Abreise der Königin Maria Christina hat hier eine nicht ge ringe Aufregung zu Folge gehabt. AIS sich gegen II Uhr daS Gerücht davon verbreitete, und man bald nachher die Wahrheit desselben nicht mehr bezweifeln konnte, entstand ein fürchterlicher Tumult, der durch daS Geschrei: Zu den Waffen! sein Vorhaben ver kündete. Man hörte auch rufen: Nieder mit ESpar-