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«htn-Aussahe vstnAas. 8. WM 1SZ0 «.Saß»,«». Str. I«7 Drahtaolchrlft: Nachrlchtr» Dre«dr» Arrnlprecher-Sammelnummer: 33 »41 Nur für «achlgelprrche: Nr. »oo«t SchUIUeiiung «. Hauvl«eIch3I>»stklce: Dresden-A. l, MaUenstrabe 33/43 «e,-g^«ba»r ««« 3. »4» »». Nprü 1«v b«i tügNch »wrtm-No« «ufteünng Ire« Han» 3.W «. B-slbezugtpreil für Mo«-« «prU 3.40 «k. e«n<»l. »3 PIg. Postsebahr lohn« PoIttuIUllirng«gebühr>. stnjelnummer lv Psg. «Njelgenvretle: Dir ««zeigen werde« »ach «oldmarl derechnei: die rtn- ip-lttg« »0 mm drei«» Seil« 3» Big., fiir -uiwLri« 40 PIg. Familienan,eigen «nd G«-Nengeiu»e ohne «-»-««i» «ig., -utzerh-Ib rs PIg., die so mm breite Reklame»-»- roo PIg., -uberh-lb rso PIg. vlleriengebüdr 30 PIg. AutwSrlige AusirSge gegen Lorauiibezahlung Druck ». »erlag: Sieplch t «eichord», Dresden. Postscheck-»«». «0«3 Lresde« Nachdruck nur mit deutl.Ouellenangab« «DreSdn. Nachr.i zuILIlig. Unverimrgte Lchrillstück« werde» «ich« aulbewahr« Pazifisten im Dienste Polens Ae .Km stir MeMennible am Mager vrnsttmelckung nnnerer SerUner SostrUUeltnag Ser LandeSbürgrrrat für elne ntchtmarrtjttlchr Regierung m SaAsea Berlin. 8. April. Bei der Beratung des Etats des Aussen- ministers im polnischen Haushaltauoschuss hatte der Aba. Dombski eine» Propaaandasvnds von 500 6t>6 Zloty für ^Studienreisen auswärtiger Politiker und Gelehrter tn Polen" bemängelt und die Frage gestellt, ob aus diesem onds auch die Reisen der bekannte» deutschen Pazifisten .von G c r l a ch, G r o ss in a n » und General von Schön aich nach Pulen im vorigen Jahre sinanzicrt morden seien. Der polnische Auftenmiiiister hatte daraushin erklärt, dass die BvrtragSreise» dieser Herren unter den Auspizien der pol- »ischen Regierung vor sich gegangen seien, die fi« als Freunde des polnische« Volkes tu jeder Weise »nterstützt habe «nd auch in Zukunst unterstützen würde. Das Zentrumsblatt „Germania" hatte In diesem Zusammen hang an die genannte» Persönlichkeiten die Frage gerichtet, was sie zu diesen Erklärungen zu sagen Hütten. Zunächst liegt eine Antwort von G c r l a ch s vor, in der er mitteilt, dnft er >626 keine» Bortrag tn Pole» gehalten und niemals eine Bortragsreise nach Polen mit Hilfe der polnischen Negierung unternommen habe. Bor vier oder snns Jahren habe er auf Einladung pazifistischer Organisationen in Warschau zwei Borträge gehalten, wobei diese Organisationen seine Reise- vnd Geldkosten gedeckt hätten. Honorar habe er weder be ansprucht noch erhalten. Kurt Groftmann teilt mit, daß er tm vorigen Jahre dicht zu Vorträgen in Polen gewesen sei, während allerdings Die Verteilung der Diersteuer Berlin, 8. April. Dem Reichstag ist nunmehr auch der Gesetzentwurf zur Uebergangsregelung des Finanzausgleiches zwischen Reich, Ländern und Gemeinden, dessen erste Beratung bereits am Dienstag erfolgen soll, zugegangcn. Zwischen der Retchsregterung und dem Reichsrat ist lediglich über die Ver teilung der Biersteuer keine Uebereinstimmung zustande gekommen. Der Neichsrat hat beschlossen, die Ueberwcisung in Höhe von einem Siebentel des Aufkommens an Bicrsteuer zu zwei Dritteln nach dem Verhältnis des Aufkommens und zu einem Drittel nach dem Verhältnis der BevölkerungSzahl zu verteilen. Er begründet seinen Beschluß damit, daft die Bicrsteuer eine Verbrauchssteuer sei. Die Verteilung dürfe daher nicht ausschlieftlich nach dem Aufkommen erfolgen, es müsse vielmehr auch dem Verbrauch Rechnung getragen werden. Die Länder, die Bier Erzeugungsländer seien, führten in nicht unerheblichen Mengen Bier nach anderen Ländern aus. Diesem Umstand sei dadurch Rechnung zu tragen, daft die Verteilung der Ueberwcisung an Biersteuer zu einem Drittel nach dem Verhältnis der Bevölkerungszahl erfolge. Demgegenüber hält die Neichsregierung an ihrer ursprünglichen Vorlage fest, da sie die von dem Reichsrat vor gesehene weitgehende Abänderung des Verteilungsschlüssels zugunsten der Bier-Erzeugungsländer für sachlich nicht ge rechtfertigt hält. Die Folge roter Mißwirtschaft vrndtmolcknng nnsorvr vorUner Sestrlktloltnng General v. Schönaich im Aufträge der deutschen „Liga für Menschenrechte" mit einem anderen ReichötagSabgeordncten an einer deutsch-polnischen Vcrständtgungsretse tcilgenommen habe, die von der Liga finanziert worden sei. Zu diese» Erklärungen stellt die „Germania" folgendes fest: Die sehr vorsichtigen Feststellungen der genannten Herren kaffen die Frage ungeklärt, wieso der polnische Gtaats- haushaltsachverständige und ein polnischer Außenminister dazu kamen, von erheblichen Zuwendungen au deutsche Pazisisten- kreise zu sprechen und die genannten Herren als Empfänger zu bezeichnen. Wir selbst haben lediglich über die Warschauer Ausschnftvorlagen referiert und die Frage selbst osfengelaffen, ob diese Mitteilungen den Tatsachen entsprechen. Die Bitte um Richtigstellung müssen die genannten Herren schon an die zuständigen Warschauer Persönlichkeiten richten, deren Aus führungen unsere Fragestellung veranlaßt haben. Erst da durch dürfte unseres Ermessens eine Angelegenheit ihre Auf klärung erfahren, die in der deutschen Oefsentlichkeit begreif liches Aufsehen erregt. Ein Kommentar zu diesen Erklärungen dürste sich wohl erübrigen. Die Dementis der Herren v. Gerlach und Grob mann sind so fadenscheinig, daft jeder aus ihnen herauslcsen mutz, daß die beiden Herren zwar offiziell keine Vorträge gehalten haben, daß sie sich aber mit finanzieller Unterstützung der polnischen Regierung tn Polen aushielten und was sic dort gemacht haben dürsten, wird bei der Gesinnung der ge nannten Herren wohl auch kein Rätsel sein. rnng der Zahl der Beamten und Angestellten zu erreichen gewesen. Der ursprüngliche Fehlbetrag von SO Millionen sei dadurch bis aus 8,8 Millionen gesenkt worden. Der Nest müsse durch neue Steuern ausgeglichen werden. Von diesen soll die Erhöhung der Mietsteuer 6,1 Millionen erbringen, etwa die Hälfte zugunsten des Wohnungsbaues. Eine Kopfsteuer von 6 Mark jährlich soll 2,4 Millionen, eine Warenbaussteuer mit Hilfe der Lohnsummc für Beschäftigte 0,5 Million, eine Berufssteucr für freie Berufe 0,2 Million abwerfcn. Für die von der Zwangswirtschast befreiten Miet räume soll, wo sie höheren Mietertrag bringen, eine besonderer Zuschlag eingefllhrt werden. Der ordentliche Haushaltplan gleicht sich mit 176120166 Mark aus, gegenüber 167 824 666 Mark im Jahre 1626. Für Verzinsung und Tilgung der Staatsschuld sind 1 602 060 Mark erforderlich. Eingespart gegen 1628 sind bei den Volks schulen 1265 380 Mark, bei den Bcrusspflichtschulen 446 000 Mark, bet den höheren Schulen 183 600 Mark, bei den Theatern 273 000 Mark. Bet den Forsten sind 2100 060 Mark weniger eingestellt infolge des Rückganges des Hiebsahes um 5060 Festmeter wegen sinkender Baukonjunktur und Rückganges der Holzprctse. Zur Anschlußsrage bemerkte der Minister, bei der gegenwärtigen Finanzlage brauche Thüringen keinen Anschluss bei einem anderen Lande zu suchen, denn auch jedes andere Land habe wie das Reich mit grössten finanziellen Schwierigkeiten zu rechnen und würde in Kürze den gleichen Weg gehen müssen, wie ihn Thüringen jetzt mit seinen Sparmaßnahmen beschrittcn habe. Zur Frage der Regierungsbildung in Sachsen hat der Gesamtvorstand des L a n d c s b ü r g e r r a t s tn Sachsen in seiner am 6. April stattgcsundenen Sitzung einstimmig nach stehende Erklärung angenommen: Der Landcsbürgerrat Sachsen hat bei den letzten Land- tagswahlen alles getan, um eine nichtmarxistische Mehrheit im Landtag und eine dementsprechende Regierung zu er- reichen. Er bedauert deshalb lebhaft den Sturz der bürger lichen Regierung und fordert tm Interesse des sächsischen Bürgertums, daft schnellstens wiederum eine nicht, marxistische Negierung gebildet wird. Das sächsische Bürgertum versteht nicht das wochenlang«: parteitaktische Hin und Her im Landtag: es fordert vielmehr eine entschlossene uns stetige Führung der Staatsgcschäste zum Wohle des ge samten Volkes. General». Aalkenliauien nicht RMiwlsorlalist Das nationalsozialistische Hauptorgan, der „Völkische Beobachter", hat, wie wir gestern berichteten, die Meldung gebracht, der bisherige Kommandeur der tn Dresden befind lichen Jnfanterieschule, General v. Falkenhausen, sei Mitglied der Nationalsozialistischen Partei geworden Wie uns hierzu von zuständiger Seite mitgeteilt wird, beruht diese Meldung aus einem Irrtum des Parteiorgans. Sie ent spricht tn keiner Weise den Tatsachen. ReiiWiM Echiilerllrkik macht Schule Berlin. 8. April. Rach dem Vorbild des Schülerstrei» in Neukölln haben jetzt auch die Hamburger Kommunist«» Versuche eingeleitet, „revolutionäre Kinderaktto» nen" in den Schulen des Stadtteils St. Pauli durch» zustthrcn. Zu diesem Zweck sind kommunistische Schüler» zcitungen zur Verteilung gelangt, in denen den Schüler« nahe, gelegt wird, den Gehorsam zu verweigern »nd offen gegen ihre Erzieher zn rebellieren. Der Schulstreik tn Berlin-Neukölln ist, nachdem die Polizei in scharfer Weise gegen die Eltern vorgegangen war, jetzt vollkommen zusammengebrochen. Auch die kommunistische Streikleitung hat ihn offiziell abgeblasen. Die Kommunisten hielten Montagabend eine Versammlung ab, in der man zu der Ansicht kam, daft ein weiteres Durchhalten keinerlei Erfolg mehr haben könne. Die polizeilichen Strasbefehle werden jedoch trotz dieses Rückzuges der radikalen Elternschaft Lurch- gesührt werden. Gin neuer Desfe-owski-Fall? Berlin, 7. April. (Eigene Drahtmeldung.j Ein neuer Bessedomskt-Fall wird jetzt aus Stockholm berichtet. Der 1. Legationsrat der dortigen russischen Ge sandtschaft, D i m t t r i e w sk i, hat sich nach ersolgter Ab berufung geweigert, nach Rußland zurückzukehren. Er wünscht vielmehr tn Europa seine historischen Studien fortzusetzen. Der Grund der Abberufung ist vermutlich ein Buch Dimitrieivskis über Lenin und die Revolution, das das Missfallen Stalins erregt haben soll. Das Manuskript wurde vor einiger Zeit nach Moskau zur Veröffentlichung gesandt und ist seitdem verschwunden. Als Dimitriewskt nach seiner Abberufung die Stockholmer russisch« Gesandtschaft auf suchte, um Privatpapterc abzuholcn, wurde er von drei Herren der Gesandtschaft mit vorgehaltenem Revolver daran gehindert. Hier und da wird in Stockholm allerdings be hauptet, die ganze Angelegenheit sei ein abgekartetes Spiel, nm Dimitriewskt die Möglichkeit zu geben, in unverdächtiger Weise in Europa propagandistisch tätig zu sein. Etatsorgen m Reich un- Lan-ern Berlin. 8. April. Für die Misswirtschaft tn der Stadt- Verwaltung Berlins wird jetzt der Bürgerschaft ein« un- erhörte Steuerrechnung präsentiert. Der Stadtsyndikus wird am Donnerstag Vorschlägen, die Gewerbesteuer von 425 auf 866 Prozent und die GrundvcrmögenSsteuer von 200 auf 800 Prozent zu erhöhen. Die letzte Stenererhöhung würde eine Erhöhung der Friedensmtete um 4 Prozent ausmachen. Der Magistrat erwartet daraus eine Mehreinnahme von 13 Mil lionen Mark tm lausenden Jahre, dann schien noch 7 Mil lionen Mark zur Deckung der vorgesehenen städtischen Aus gaben, die durch höhere Einnahmen aus andern Steuer einkommen gedeckt werden sollen, die vom Reich beschlossen werben. Die Ausdehnung der Gewerbesteuer auf die freien Berufe würde nach städtischen Schätzungen Berlin etwa 6,8 Million Mark einbringen. Bei der Zirsammensetzung des städtischen Parlaments ist cs zweifelhaft, ob sich im Rathaus «tue Mehrheit sür diesen Etatsvorschlag findet. Der neue Saushaltplan Thüringens Algeoer Vredtdorlvstt cker „vreeckoer dloobrtvkten" Weimar, 8. April. Im Landtag von Thüringen legte Finanzmtntster Baum den HavShaltplan für 1630 vor. Unter höhnischen Zurufen von der Linken her betonteer, dieser Entwurf bedeute eine Tat, denn zum ersten Male sei eS seit dem Bestehen Thüringens, «nd zwar unter besonders schwierige« Verhältnissen» gelungen, Einnahmen und Aus gabe« klar auSzugleichsn. Das sei nur unter beträchtlicher Einschränkung der Staatsausgaben und unter weitgehender veschneidung der BerwaltungSorgantsatto» mit Bermtnde- Das Rätsel -er Düssel-orser Mor-e Bier verschiedene Täter - Line Denkschrift der Polizei vrnütmelcknwg uwearar Berliner SvstrUllottuug Berlin, 8. April. Ueber den Stand der Ermittlungen in den bisher noch ungeklärten Düsseldorfer Mordfällcn er scheint dieser Tage eine Sondernummer des Krimtnalpolizct- blatteS, die allen Polizetbeamten und Polizeistationen zu- gelcttet werden wird um ihnen die weitere Verfolgung der selt samen Angelegenheit zu erleichtern. Die Denkschrift befasst sich zunächst mit der mutmaßlichen Entwicklungsgeschichte des Täters und hält es für möglich, dass dieser schon früher durch seine Neigung, andere Lebewesen grausam zu quälen» aus gefallen sein muh. Wahrscheinlich sei der Täter in seinem Vorleben mit Behörden einschlägiger Art in Berührung ge kommen, seien es Gericht oder Polizei, Erziehungsanstalt, Ge fängnis, Nervenkltnik ober Irrenanstalten. Wenn das irgend wo über den Täter schon vorhandene Material bisher tn einer außerordentlichen Bedeutung nicht erkannt worben sei, o suche jene Denkschrift die Ursachen in den grundlegenden alschen Vorstellungen, die gerade über Persönlichkeit und Auf treten von Lustmörbern beständen. Man glaube tm all- gemeinen, baß derartige Persönlichkeiten brutale, rohe oder gewalttätige Naturen seien. Seltsamerweise treffe meist ge rade das Gegenteil zu. ES handele sich säst stet» um Menschen, die Ihrer Umgebung sanft oder gutherzig erschiene». Dafür seien die Massenmörder Haarmann in Hannover und der Sexualvcrbrecher Böttcher tn Berlin charakteristische Bet- spiele gewesen. Die Sondernummer gibt weiter eine Zusammenstellung der tn Betracht kommenden Düsseldorfer Verbrechen. In dieser Stadt sind t» der Zeit von Februar bis Ende 1626 ins gesamt 15 Schwervcrbrechen der erwähnten Art vorgekom men. Da in einem der Fälle zwei, tn einem anderen drei Opfer zu beklagen sind, beträgt die Gesamtzahl 18 Personen. Hiervon sind getötet neun Personen, und zwar ein Mann, vier erwachsene weibliche Personen und vier Mädchen tm Alter von 5, 6. 8 und 14 Jahren. Die Schrift kommt bann zu folgendem Ergebnis: Es komme« mindestens vier verschiedene Täter in Frage. In erster Linie der seinerzeit festgenommene Geisteskranke St. Auf sein Konto dürften die ersten fünf der seinerzeit vor gekommenen Verbrechen mit zwei Todesopfern, zwei Schwer- und einem Leichtverletzten entfallen. Das Verfahren gegen St. ist eingestellt, „weil er auch zur Zeit der Begehung der Handlungen geisteskrank war". St. befindet sich zur Zeit al» gemeingefährlicher Geisteskranker ft» der Irrenanstalt,