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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Enthält die amtlichen Bekanntmachungen fiu den Stadtrat, das Amtsgericht, das Hauplzollamt Vad Schandau und das Finanzamt Sebnitz. — Bankkonten: Sladtbank — Sladtgirokassc Nr. 12 — OstchlWche Genossenschaftsbank Zwcignicdcr- lassung Bad Schandau — Postscheckkonto: Dresden 33 327 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Drahtanschrift: Elbzeitung Vad Schandau Erscheint täglich nachm. 5 Uhr mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage. — Bezugs preis (in NM.) halbmonatlich ins Haus gebracht 90 Pfg., für Selbstabholer 80 Pfg. 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Wie die „Türkische Post" weidet, werden alle englischen Truppen im Irak bis auf ein englisches Infantericregiement, das in Bagdad bleiben soll, abiransportiert werden. Me unv See GsMM-ÄreMerusM. Aon l)e. W. Hesse n. Als sich im Oktober 1017 .Ruhland in einen sogenannten „proletarischen Staat" umwandeltc und die Sowjctmachthabcr die Parole verbündeten „Alles für das Proletariat, nieder mit der Aaurgcoisic!", da muhte sich wohl Jeder fragen: Um wen ivlll die neue Negierung sich eigentlich sorgen, wem will sie Ihre Wohltaten erweisen? Ruhland ist ein ackerbauendes Land, von 140 Millionen Bevölkerung kommen nur cliva 4 Millionen auf die städtischen Arbeiter, d. h. das Proletariat im engeren Sinne, während 80 Prozent der Bevölkerung aus die Bauernschaft ent fallen, die nickt zum Proletariat gehört. Soll die neue Regie rung aus einer Mindcrhcilsgruppe bestehen, die das Wohl eines verschwindend kleinen Teiles der Gesamtbcvölkcrung zum Ziele macht? Mau Halle glauben müssen, dah eine „proletarische" Revolution in Ruhland überhaupt ein Unding sei. Aber schon der ermordete Ministerpräsident Stolypin erklärte s. Zt. in der Reichsduma, Ruhland sei das Land der unbegrenzten Möglich keiten, und er Hal Recht behalten — das Undenkbare geschah. Das für sozialistische Experimente nm wenigsten geeignete Land wurde zum Aorposteu der Weltrcvolution. Nachdem die Bolschewisten die Macht an sich gerissen hatten, wurden sie sich ihres Irrtums sofort bemüht. Die neue Negie rung wurde aus einer „proletnrischen" in eine „Arbeiter- und Bnuern"-Ncgicrung umbenannt, und sie wurde sich klar darüber, dah sie einen Rückhalt nicht nur bei der Arbeiterschaft, sondern auch bei den Bauern finden müsse. Mit einem der ersten De krete wurde der gesamte Landbesitz der Bauernschaft übereignet. Dadurch sollte bei diesem Teil der Bevölkerung gute Stimmung gemacht werden, die Bauern sollten eine zuverlässige Grund lage der Republik bilden. Zunächst gelang dies auch, und wäh rend der ersten drei Jahre, als die Negierung sich der Ein mischung in das Leben und Treiben der Bauernschaft enthielt und sich daraus beschränkte, das städtische Proletariat zu be- gliicken, hatte die Bauernschaft Keine Beranlassung zur Unzu friedenheit, umsomehr, als sämtliche Steuern und Gebühren ab- geschafst worden waren und jeder Bauer tun und lassen konnte, Ivas er wollte. Diese Lage währte bis 1922, bis die Bolschewisten dle Ver derblichkeit ihrer anfänglichen Wahlsprüche cinsehon und ihre kommunistischen Gcdnnkengängc zum Teil aufgeben muhten. Eine neue wirtschaftliche Politik, der sogenannte „Nep", wurde proklamiert, und die früher so verhassten kapitalistischen Wahl sprüche kamen wieder an die Tagesordnung. Zu ihrer Rechtferti gung erklärte die Regierung, der neue Kapitalismus werde einen „Staatskapitalismus" darstellen. Aon diesem Augenblick an trat eine Aenderung in der Stel lung der Bauernschaft ein. Um die zerstörte Industrie und das Währungssystem wieder aufzubauen, benötigte die Negierung grohe Mittel. Da sie über solche nicht verfügte, muhte sie ihre Zuflucht zur Besteuerung nehmen. Naturgemäh wurden in erster Linie die Bauern van diesen Steuern betroffen, denn die Negie rung kannte nicht anders vargchen: die Baugeoisie war ver nichtet, eine Arbeiterklasse bestand insalgc der Zerstörung der Industrie fast gar nicht mehr, besonders da während des Bür gerkrieges und der Hungersnot die Arbeiter nach ihren Heimnts- dörsern zurückgeslutet waren, wo es nicht so unruhig war: so mit war nur noch die Bauernschaft als Objekt zu gebrauchen, und sie wurde zur Zielscheibe aller steuerlichen Massnahmen der Negierung, die sich sowohl in Natural- wie auch in Geldsteuern auswirkten. In der ersten Zeit suchte die Bauernschaft sich damit abzu- Unden, indem sie die Sleuerabgabcn zu umgehen suchte, ihre Vorräte verheimlichte und falsche Angaben über ihre Einkünfte machte. Aber die Negierung wurde ausdringlicher und nahm ihre Zuflucht zu den äussersten Mitteln. Es wurden Strafkom- mnndos auf das Land entsandt, und wenn die Bauern keine Abgaben zahlen wollten, so wurden die Schuldigen erschossen. Aber auch das hatte keinen Erfolg. Die Bauern fügten sich zwar der Gewalt, sowie aber die Strafkammandos anher Sicht waren, kam cs zu Unruhen. Vor allen Dingen rächten die Bauern sich an den an Ort und Stelle verbliebenen Vertretern der Negie rung. Alltäglich brachten die Sowjetzeitungcn Nachrichten über Ermordungen von Beamten, die im Auftrage der Negierung auf das Land gekommen waren. Dieser versteckte Kampf der Bauernschaft mit der Negie rung dauert auch jetzt noch an. Gegenwärtig ist die Steuer schraube bis aufs Aeuherste angespannt, indem der Bauer 10 bis 20 Prozent seines Einkommens an die Negierung abgcben muh (von 260 Rubel Jahreseinkommen zahlt er 40 Rubel). Um diese Ziffern würdigen zu könnest, muh man berücksichtigen, dah ein städtischer Arbeiter oder Angestellter mit 3800 Rubel Iahreogehalt auch uur so viel zu zahlen braucht. Ist es daher ein Wunder, dah die Unzufriedenheit der Bauernschast von Tag zu Tag wächst, dah fast täglich bald da, bald dort Unruhen aus brechen, die gewaltsam niederacichlagen werden müssen? Wenn es jetzt auch noch gelingt, diese Bquernunruhen mit Waffen gewalt zu unterdrücken, so ist wohl der Tag nicht mehr fern, an dem die Sowjetregierung einem Millionenhecr von Aufrüh rern gegenüberftehen und nicht in der Lage sein wird, es zu bändigen. Moeh 75VVV Mann VesatzungStruppen Sie Belassung des Meinlandes. Schlechte Wirtschaftslage der Nhcinprovi»z. Bei der Eröffnung des 73. Rheinischen Prvvinzial- lnndtagcs in Düsseldorf führte der Obcrpräsident der Rheinprnvinz, Dr. Fuchs, in seiner Ansprache ». n. aus: Entgegen unseren berechtigten Ansprüchen und entgegen den Erwägungen wirtschaftlicher und politischer Vernunft steht die fremde Bcsahnng noch immer mit 75 000 M a n n auf deutschem Bode« und mit der überwiegenden Zahl innerhalb unserer Provinz. Wir würdigen cs, das, bei manchen Stellen der Besatzungsmächte der Wille vor handen ist, das Bcsahnngsrcgimc für die Bevölkerung erträglicher zu gestalte». Aber abgesehen davon, das; eine so unerhört starke Truppcubclcgnng zwangsläufig eine ungeheure Belastung mit sich bringt, ist schon die blosse Tatsache, dass sieben Jahre nach Eintritt des Fric- . dens »och fremde Truppen in einem der ältesten Kultur länder stehen, völlig unfassbar und nicdcr- ziehend. So lebhaft wir auch die Befreiung ersehnen, so möchten wir doch eine vorzeitige Räumung nicht ans Kosten des Gcsnintvatcrlcindcö erstreben; wir möchten die VeschnngSfristen keinesfalls verkürzt wissen um de« Preis wirtschaftlicher oder politischer Fesscliiug von unbegrenzter Dauer. Dabei setzen wir aber in die massgebenden Stel le» von Reich und Land das feste Vertrauen, dass sic nach wie vor nachdrücklichst cintrctcn für die Erreichung der Rückwirkungen, dir »nö scicrlichst zugcsagt nnd bisher nur allznwenig in die Erscheinung getreten sind. Zur wirtschaftlichen Frage erklärte der Ober- Präsident: Die berechtigten Klagen, dah die besetzten Ge biete ihre während des schwere» Eristciizkampses verlore nen innerdeutschen Absatzgebiete nicht wieder erlangen können, wollen nicht verstummen. Demgegenüber dürfen wir von dem von der Besetzung und sonstigen nnmittcl- barcn tLinwirnnigen »iifercr cbemaugcn Gegner verschont gebliebenen Deutschland erwarten, das; cs für unsere Lage ausreichendes Verständnis zeigt. Vor allem haben wir auch Anlass, darauf binzuwciscn, dass wir kein unsicheres Ausland sind, von dem man sich vorsichtig fernhält. Nufere ausgezeichneten Kurorte und herrlichen Sommer frischen sollten die dcutschcu Reisenden zum mindcskeu gerade so nnzieheu wie die ausländischen Bäder. Deutlich prägt sich im Verhältnis zu den übrigen Neichstcilen die besonders schlechte wirtschaftliche Lage der Provinz aus in der Verfassung des rheinischen Ärbcitsmarktes. Die Nheinprovinz hat über 226 MM Hauptuntcrstützungsemp- fänger in der Erwerbslosen- und Krisenumcrstüvung, demnach 38 Erwerbslose auf das Tausend der Einwohner zahl gegen nur 33,2 im Ncichsdurchschnitt. * Amerika unS 0er Weltkrieg. Anlässlich des zchutcn Jahrestages des Eintritts Amerikas in den Weltkrieg hat die Newyorker „World" führende Männer der ganzen Welt um ihre Ansicht über die Bedeutung dieses Schrittes gebeten. Von deutschen Persönlichkeiten äusscrtc General L » dc » dorff: Das amerikanische Volk ist nicht in den Krieg cingetreten, sondern dnrch Wilson auf Befehl der Juden, Freimaurer und Jesuiten mittels einer Lügenpropaganda auf den Leim gelockt und wie Vie h zur Schlachtbank gc - ?r i c b c u worden. Mackensen erklärt: Amerikas Ein tritt entschied die Niederlage Deutschlands nnd schädigte dadurch ganz Europa. Der Friede ist jetzt nicht mehr ge sichert als früher. Amerika hat zur Sicherung des Frie dens weniger bcigctrageu als zur Besiegung Deutsch lands. Der ehemalige Deutsche Kaiser antwortete dnrch ocn Admiral von Rcvenr mit dem altcnglischcn Sprichwort: Narre» eilen dorlhi», wo Engel fürchte», hinzngehcn. Die Cyinawirren Neue Zusammenstöße tu Schanghai. London, 4. April. Nach Meldungen ans Schanghai sind bei dem Versuch, bewaffnete Banden in den Vorstädten Schang hais zu entwaffnen, eine Anzahl Chinesen getötet nnd verwundet worden. Wie weiter gemeldet wird, beabsichtigen die chinesischen Ar beiterführer, wegen der rücksichtslosen Beschiessung Nankings dem nächst einen antibritischen Streik auszurufen. Der Befehlshaber der Kantontruppen, General Sheng, soll einem Telegramm aus Schanghai zufolge dem amerikanischen Generalkonsnl sein Bedauern wegen der Vorfälle in Hankau zum Ausdruck gebracht haben. * Keine Beschiessung Hankaus durch japanische Kriegsschiffe. London, 4. April. An amtlicher japanischer Stelle in London wurde heute der aus Schanghai stammende englische Be richt dementiert, wonach japanische Kriegsschiffe Hanlau bom bardiert haben stillten. * Eine neue China-Erklärung Chamberlains London, 4. April. Aussenminister Chamberlain gab heute nachmittag im Unterhause eine längere Erklärung über die Lage in China ab. Er teilte zunächst mit, dass über die künftige Stellung der Briten in Nanking keine Verhandlungen im Gange seien. Den letzten Berichten aus China zufolge, werde die Hal tung der Nationalisten von Tag zu Tag unerträglicher. Ans dem Hafen von Nanking ausfahrende britische Dampfer seien schwer beschossen worden; die Plünderungen aitsländischcr Häuser dauerten an. Chamberlain beantwortete weiter einige Anfragen über die Beschiessung Nankings durch englische Kriegsschiffe. Er teilte mit, dass der Kreuzer „Emerald" 76 Granaten abgefeuert habe. Insgesamt seien drei Engländer und ein Amerikaner ge tötet worden. Wem die Verantwortung.für die Ereignisse in Nanking znzuslhreiben sei, könne er nicht sagen. Die antibritische Stimmung in China werde jedoch zweifellos von Moskau er mutigt. Die englische Regierung halte cs augenblicklich nicht für ratsam, irgendwelche Schritte mit Bezug auf den kürzlichen Notenwechsel zwischen London nnd Moskau zn unternehmen. Der Mbgeorndete Taylor fragte darauf, ob der Aussenminister mit dem Worte „Moskau" die russische Negierung oder die dritte Internationale mein«. Chamberlain erwiderte, er sei nicht in s der Lage, zn erkläre», inwieweit die russische Negierung mit den verschiedenen russischen Organisationen zusammenarbcite. Der Aussenminister teilte weiter mit, dass sich im Innern Chinas noch etwa 200 britische Staatsangehörige befänden. Wegen der Nankinger Vorfälle seien Verhandlungen mit Washington, Tokio, Paris nnd Rom im Gange. Die Berichte, wonach die englischen Schiffe,, Nanking mit Brandbomben be schossen hätten, seien unwahr. Während der Rede Chamberlains kam cs wiederholt zu er regten Szenen infolge fortgesetzter Zwischenrufe arbeiterpartei licher Abgeordneter. . * Amerikas ZmücrhMuug in der ChmapMM. New York, 5. April. Zwischen Coolidge und Kellogg hat eine neue Besprechung über die an die Kantonregierung abzu- sendendc Note ftajlgefunden. Kellogg hat erklärt, dass der Ter min und die Art der rlcbermittelnng des Schriftstückes noch nicht feststehe. Während der Besprechung traf eine Meldung ein, wo nach sich in Chunking ein Zusammenstoss zwischen amerikanischen Marinetrnppen und Chinesen ereignet habe. Möglicherweise hat diese Nachricht bei der Beratung eine gewisse Rolle gespielt. » Was für CnglaaS m China auf dem Spiele steht. London, 5. April. Eveuiiig Standard stellt fest, dass das in China auf dem Spiele flehende britische Kapital in runden Ziffern nicht weniger als ein Drittel der fundierten englischen Nationalschuldcn oder etwa 350 Millionen Pfund (7 Milliarden Mark) betrage. Der Berichterstatter stützt sich dabei auf Infor mationell des englischen Schatzkanzlcrs Sir Robert Horne und auf Berechnungen Montague Turners von der Bank für Indien, Australien lind China. * Keime AKeSeMgmng TilrmerökaS an einer ^»ioeikade CHinas. Newyork, S. April. Nach Meldungen aus Washington dürfte die amerikamischc Regierung trotz offensichtlicher englischer Bersuche nicht bereit sein, sich in den englischen Kurs in der Lhinapolitik hineindräugen zu lassen. In Washingtoner Kreise» wird erklärt, dass Amerika keinen Wechsel auf die Zukunft ans-