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r Leitung Lhr. ch freund- -rf. Inserat« werden bis Vormittag 11 Ubr angenom- men und bettägt der Preis für die gespaltene Zeile U FKFKUH oder denn Raum 15 Pf. WV BergerMME und Tageblatt. Amtsblatt für dir königlichen uud städttschea Behörden zu Freiberg uud Braud. - Berantwottlicher Redaktem: Iuliu» Braun iu Freiberg. « Erscheint jeden Wochentag Nachmitt.'/.S UHr für den !! F Mittwoch. Seu 17. November. Liebe und rer unvn- n wir Ma iderr Dank trostrricha hier Burt dem lieta Borabaste liugm md »erwaudla, zahlmcha >er theum eerwiefa. sehr wohl ich bleibe», »r, er, nehr. mit, t mehr. nicht olt er Dich Trost, wßt. mber 1886^ lehuer. ns 6er M- M liebt« Z Äollsteo. r6 kruo. ö. ckliek nscb ellbsuse ra >ter, tren- vsger naä. «Wil«, irnerre an- »88»NVN. 188k. rocb kisek- llulle sm Die Erklärungen Kalnokys. Nachdem wahrscheinlich auf direkte Veranlassung des österreichischen Monarchen eine Verständigung zwischen dem österreichisch-ungarischen Mininister des Auswärtigen, Grafen Kalnoky, und dem ungarischen Ministerpräsidenten, Koloman TiSza, stattgefunden, erwartete man in Pest keinen heftigen Angriff auf Kalnoky mehr. Trotzdem wurde die Sitzung des ungarischen Delegations-Ausschusses für die auswärtigen Angelegenheiten mit Spannung erwartet, weil die versprochene Erklärung des Grafen Kalnoky die sehr friedfertig gestimmte österreichische Delegation verletzen oder die ungarische Dele- zation unbefriedigt lassen konnte, welche letztere in ihrer Sesammtheit sich an dem Programm für die Orientpolitik sestklammert, das TiSza im ungarischen Abgeordnetenhause entrollte. Das Interesse für diese am Sonnabend statt- gefundene Sitzung war ein so großes, daß sich auch die nicht dem Ausschuß angehörigen Delegationsmitglieder voll ständig zu derselben einfanden und daß der noch immer leidende Ministerpräsident Tisza, der vorher das Kranken- zimmer noch nicht verlassen hatte, in der Sitzung erschien. Den Kernpunkt der Erkärungen bildete der Ausspruch Kal- nokys: „Wir Alle wollen den Frieden, wenn auch nicht den Frieden um jeden Preis!" und damit ist nicht nur die österreichische, sondern auch die ungarische Delegation ein verstanden, in welcher letzteren auch selbst kein Mit glied der Opposition die große Verantwortlichkeit für eine kriegerische Politik übernehmen möchte. Sehr geschickt lobte der Minister die klare und uneigennützige Politik, die von Tisza mit Offenheit zum Ausdruck gelangt sei. Dieses Programm habe die Zustimmung aller europäischen Mächte gesunden und es konnte thatsächlich gegen die Korrektheit der darin ausgesprochenen Grundprinzipien keine Einwendung erhoben werden. Der Minister sprach ferner die Ueberzeuaung aus, daß dieses Programm, wenn cs dazu käme, im Oriente entschieden eintreten zu müssen, Freunde und Unterstützung in hinreichendem Maße finden würde. Die Ungarn begrüßten es mit lebhaften Eljen- rufen, daß Kalnoky ausdrücklich bemerkte, er erstrebe nicht die Erhaltung des Friedens um jeden Preis, besonders nicht um den Preis der Aufopferung der Lebensinteressen der Monarchie. Einen trefflichen Eindruck machte es auch, daß Graf Kalnoky rückhaltlos das Auftreten des russischen Generals von Kaulbars in Bulgarien tadelte, gleichzeitig aber daran erinnerte, daß die russische Regierung mindestens offiziell an den Bestimmungen des Berliner Vertrages sesthalte und die Absicht einer Okkupation Bulgariens be streite. Der Minister betonte, daß durch das schroffe Auftreten des russischen Agenten thatsächlich nichts erreicht worden sei, was auf die definitive Gestaltung Bulgariens von entscheidendem Einflüsse wäre. Ihm sei es wohl ge lungen, Bulgarien die Einwirkung Rußlands in denkbar unangenehmster Weise fühlbar zu machen, aber auch die Meinung Europas für das bulgarische Volk in nie ge kannter Weise sympathisch zu stimmen. Es liege in den Interessen Oesterreich-Ungarns, daß keine den Verträgen widerstrebende Schädigung platzareife und die von Europa gewährleistete Selbständigkeit Bulgariens unangetastet bleibe. Lie Mission Kaulbars sei nur eine vorübergehende und werde kaum tiefergehende Spuren zurücklassen. Auf die Hoffnungen der Panslavisten in Moskau wird diese Ver- urtheilung des Generals Kaulbars einen ebenso nieder- drückenden Eindruck machen, wie die Erklärung, daß Oesterreich-Ungam für die Aufrechterhaltung des Berliner Vertrages eintreten werde und dabei auf die Mitwirkung der Traktatmächte rechne. Ueberrascht hat die Offenheit, mit welcher Graf Kalnoky auseinandersetzte, daß der Kaiserstaat für seine Orient interessen auf keine werkthätiae Unterstützung Deutschlands rechnen könne und iu dieser Beziehung zunächst aus seine eigene Kraft angewiesen sei, daß er aber ziemlich unver blümt England als die künftige Stütze der Orientinteressen Oesterreich-UngarnS bezeichnete. Selbstverständlich liege es m der Natur der Sache, daß einem Großstaate das selbst- fiändigc Eintreten für seine eigenen Interessen in erster Linie allein zustehe. Ein Verhältniß, wie es zwischen Ocsterreich-Ungam und Deutschland bestehe, könne nur dann praktisch in volle Kraft treten, wenn es sich um vollkommen vlidarische Interessen beider handele. Der deutsche Kanzler «tß gar keinen Zweifel darüber, daß Deutschlands Inte ressen in Bulgarien nicht berührt würden, und habe des halb nicht für Bulgarien oder für die Wünsche einer cin- Men Macht, sondern für den Frieden überhaupt seine Rathschläge ertheilt und eine vermittelnde Thätigkeit gel ¬ tend gemacht. Dies geschah aber in einer für den Frieden der Welt wie für dir Interessen Oesterreich-Ungarns höchst ersprießlichen Weise. Kalnoky bekannte rückhaltSlos, daß die Beziehungen Oesterreich-UngarnS zu England gegen wärtig von besonderem Interesse seien und die britischen Staatsmänner, getragen von der öffentlichen Meinung, immer mehr Werth darauf legten, Europa die Ueberzeugung von einer gesicherten Kontinuität der englischen Politik bei- zubringen. Er ließ durchblicken, daß man bei dem Schutze >er durch den Berliner Vertrag auf der Balkanhalbinsel geschaffenen Verhältnisse auch auf den Beistand Italiens rechne, erwähnte aber Frankreich dabei mit keiner Silbe. Im Ganzen machte die gesammte Erklärung Kalnokys den Eindruck einer energischen Ergänzung der von dem Kaiser Franz Josef bei der Delegationseröffnung gehaltenen Thronrede und einer den bekannten Äußerungen Salisburys bei der Lord-Mayors-Festtafel sorgsam angepaßten Haltung. Obgleich der Beschluß feststand, über die Erklärungen Kalnokys erst am Dienstag den 16. d. M., also heute, zu verbandeln, konnten sich einzelne Delegirte doch nicht versagen, schon am Sonnabend verschiedene Fragen an den leitenden Staatsmann zu richten. Auf die Frage des Aba. Falk, ob Oesterreich-Ungam auch eine vorübergehende ebenso wie eine länger währende Okkupation Bulgariens seitens Rußlands als Vasus dalli annsehen würde, antwortete Graf Kalnoky, daß Rußland weder eine kürzere noch eine länger dauerndeOkkupation beabsichtige; der Fall sei daher praktisch nicht gegeben. Eine vorüber gehende Okkupation ohne Zustimmung der Mächte würde ;edoch ebensowenig wie eine länger währende auS den Ge sichtspunkten der Interessen Oesterreich-Ungarns zuzulassen sein. Sollte diese ganz unwahrscheinliche Eventualität em- treten, dann würde Oesterreich-Ungarn einen Fall der Ver letzung seiner vitalsten Interessen annehmen müssen. Auf eine ähnlich lautende Frage des Grafen Zichy gab der Minister eine beinahe gleichlautende Antwort. Da der Führer der Opposition, Graf Albert Apponyi, bemerkte, die Aeußerungen des Ministers über das Verhältniß zum deutschen Reiche hätten ihn weder befriedigt, noch beruhigt und er behalte sich vor, auf ähnliche Fragen noch ausführ licher zurückzukommen, erwiderte Kalnoky ziemlich trocken, daß sein Expoft ohnedies auf die Tagesordnung der näch sten Sitzung gestellt worden und daß er Gelegenheit nehmen werde, dann aus die Fragen Apponyi's zu antworten. In sehr erfreulicher Weise sprach sich sodann Graf Julius Andrassy dahin aus, daß es in Ungarn keine Pattei und keine maßoebende Persönlichkeit gebe, welche den Krieg wünsche, daß aber alle Vaterlands freunde die energische Wahrung der Interessen des Landes fordern. Man habe sich allgemein die Frage vorgelegt, welches denn eigentlich die Haltung der Mächte Rußland gegen über sei, das sie m Bulgarien in der bekannten Weise walten ließen. Daraus sei die berechtigte Besorgniß ent- standen, daß Rußland immer weiter gehen werde, um end lich sogar den Frieden zu gefährden. Auf eine Bemerkung des Grafen Kalnoky, daß man auch im Berliner Vertrage Rußland gegenüber in Kleinigkeiten willfährig gewesen, erwiderte Graf Andrassy, als einer der Mitschöpfer dieses Traktates, daß dieser Vertrag, trotzdem damals eine russische Armee in Bulgarien gestanden und Rußland die gesammte Verwaltung des Fürstenthums innegehabt, sogar den Zeit punkt fixirte, wann es Bulgarien zu räumen habe. Das wäre zwar keine Beleidigung Rußlands, wohl aber ein Ausdruck des Mißtrauens gewesen, und zwar eines berech- tigten Mißtrauens einem Reiche gegenüber, das über mehr als 100 Millionen Einwohner verfügt und seine Politik durch den Willen eines Einzigen bestimmen läßt. Nachdem der leitende Staatsmann seinem Vorgänger eine sehr ver bindliche Antwort ertheilt hatte, erwiderte er noch auf eine bezügliche Anfrage des Delegirten Horwath, daß über die Wünsche der Bulgaren kein Politiker Zweifel hegen könne. Auf alle Fragen aber, die den aktuellen Stand der diplomatischen Verhandlungen betrafen, verweigerte Graf Kalnoky am Sonnabend jede bestimmte Antwort. Er meinte u. A. auch, daß er über die Besetzung des bulgari schen Thrones nicht mehr wisse als jeder Zeitunasleser. Jedenfalls werde es unter den obwaltenden Umständen außerordentlich schwierig sein, einen Prinzen zu finden, der bereit wäre, dm erledigten Thron zu besteigen. Damit waren die Auseinandersetzungen am Sonnabend beendet, doch dürfte das Nachspiel derselben, die eigentliche Dis kussion über die Erklärungen Kalnoky's, kaum weitere Aufklärungen über die Stellung Oesterreich-Ungarns zur bulgarischen Frage bringen. Tagesschau. Freiberg, dm 16. November. Der deutsche Kaiser konferirte gestern Mittag mit dem deutschen Reichskanzler, der Nachmittag- 5 Uhr mit seiner Gemahlin nach FriedrichSruh abreiste. — Der jetzt dem deutschen BundeSrath vorliegende ReichShauShaltSetat pro 1887/88 balanzitt mit 750946 865 M-, die fortdauern den Ausgaben find auf 631345194 M, die einmaligen auf 119 601691 M. Veranschlagt, die Einnahmen bei dm Zöllen und Verbrauchssteuern auf 292 673000 M., die Reichsstempel- abgabrn auf 27 886000 M., die Einnahmen der Poft und Telegraphie auf 29 452 783 M. Von dem nach dem Etats- entwurf durch Aufnahme einer Anleihe zu deckenden Bedarf bildet der Theil, zu dessen Beschaffung im Kreditwege gesetzliche Ermächtigung noch nicht ertheilt wurde, wiederum den Gegenstand eine- besonderen Anleihegesetzr-. Dies find weitere Ratm für da- außerordentlich« Bedürsniß deSR e i ch S« Heeres, der Marine uud der Reichseisenbahneu mit zusammen 38 704075 M. Die GesammtauSgaben über steigen diejmigm de- Vorjahre- um 53 554 816 M., und zwar entfallen 10134 201 M. auf die fortlaufenden, 43 554 816 Matt aus die einmaligen. Werdm bei dm Ausgaben die durchlausrudm Posten uud die einmaligen, durch außerordent liche Einnahmen deckbarm AuSgabm abgezogen, sowie die Einnahmen, welche auS Zöllen, Tabaksteuern und Stempel steuern an die Bundesstaaten gelangen, so beziffern sich die fortdauernden AuSgabm auf 455 732096 M., die einmalig« auf 46 731628 M, zusammen auf 502 463 724 M. oder 32 977 959 M. mehr alS im Vorjahr. Nach diesem Etat»« entwurf ist, wie bereits erwähnt, zur Deckung der bezüglichen einmaligen AuSgabm im Jahre 1887/88 eine Anleihe von 72,1 Millionen erforderlich. Die G esammtschuld deS Reichs wird also am Schluß des gedachten EtatSjahreS fast 600 Millionen betragen. Die bi- jetzt auSgegebenm Schuld verschreibungen des Reichs, welche sämmtlich mit 4 Proz. verzinslich sind, belaufen sich auf 450 Millionen. Für die noch zu begebenden Reichsanleihen ist der Zinsfuß durch dm kaiserlichen Erlaß vom 4. Juni d. I. auf 3^, Proz. festgesetzt. — Die offiziöse „Nordd. Allg. Ztg." schreibt, die Reihe der gewichtigen Kundgebungen zur Orimtfrage habe am Sonnabend durch die Rede de» Grafm Kalnoky ihre Vervollständigung erhaltm. Kalnoky beurtheilte daS auf der Balkanhalbmsel gestellte Problem unter zweierlei Gesichtspunkten: des euro päischen Verttagsrechts und der österreichisch-ungarischen Jn- teressenfrage, und gelangte im Verfolg beider Gedankenver bindungen zu Ergebnissen, welche von seiner Zuhörerschaft, wie nicht minder von der Presse beider Reichshälftm mit hoher Befriedigung entgegengenommen wurden. Diese Auseinander setzungen hätten der Sache deS Friedens einen Dienst erwiesen, dessen wohlthätige Wirkungen nicht gering veranschlagt werdm sollen, wenngleich in insormirten Kreisen daS Verträum in die Zukunft sich auch ohnehin von den verwirrenden TagrS- strömungen immer noch glücklich frei zu erhaltm verstanden habe. — Ferner sagt die „Nordd. Allg. Ztg." in Bezug auf die bulgarischen Verhältnisse: „Die thatsächliche Lage ist dort zunächst kaum geändert, nur daß zwischen dem auS der Regent schaft ausgeschiedenm Karawelow und seinen bisherigen poli tischen Mitarbeitern daS Tafeltuch zerschnitten ist und die Re gentschaft sich in national-bulgarischem Sinne, mit Jukow als Präsidenten, rekonstruirte. Hiermit berichtigt sich auch daS Gerücht, als würde die Ablehnung der Fürstenwürde seitens des Prinzen Waldemar von Dänemark als Signal für den Rücktritt der Regentschaft geltm. Nur die Sobranje hat sich auf unbestimmte Zeit vertagt; das Kabinet bleibt am Platze und in beständiger Defensive gegen die Schlag auf Schlag sich erneuernden Zumuthungen deS Generals v. Kaulbars, dessen Bedeutung nach dem Urlheil des Grafen Kalnoky weit über schätzt wird." Für die Ssterreichisch-Uttgarische auswärtige Politik ist neuerdings das Bemühen bezeichnend, dem englisch-italieni schen Einverständniß Rechnung zu tragen. Bon Seiten der italienischen Regierung geschieht mit Rücksicht auf die eigmen Mittelmeer-Interessen das Möglichste, diese Annäherung zu erleichtern. Dem österreichischen Botschafter Grafen Ludolf verlieh König Humbert das Großkreuz des St. Mauritius- und Lazarus-Ordens. — Wie man aus Pest meldet, nahm der Hecrcsausschuß der ungarischen Delegation daS Ordina- rium des Heeresbudgcts unverändert an. Heute beabsichtigt die belgische Regierung dm in Brüssel tagenden Kammern einen Gesetzentwurf über die Konveruruug der Staatsschuld Belgiens vorzulcgen. — Dir neuesten auS dem Kongostaat in Brüssel eingelausenen Nachrichten lauten sehr betrübend. Die Station an dm Stanley-FMen mußte