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Freitag. 50 20 Juni 1860. Erscheint Dienstag- und Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Weißeritz-Zeitung. Prei- pro Quartal 10 Ngr. Inserate di« Spalteii-Zeile 8 Pfg. Ms- und Anzeige-Patt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zn Dippoldiswalde, Mnensteiv vnd Altenberg. Verantwortlicher Nedacteur: Carl Ich ne in Dippoldiswalde. Mittheilungen vom Bergbau. (Siche Nr. 40 d. Bl.) Dippoldiswalde. Während wir im vorigen Artikel gedacht haben, daß die Berggebäude Hilfe Gottes und Segen Gottes einen ziemlich lebhaften Bergbau auf Zinn und Kupfer unterhielten, und sich unter dem Namen „Kupfergrube" zu einer Gewerkschaft einigten, war im Pöbelthale hie und da Schlägel und Eisen gar emsig bemüht, den Bergsegen an'S Tages licht zu bringen, denn außerdem waren 39 Berggebäude fast zn gleicher Zeit im Gange. Von denselben sind, wie sich aus den vorliegenden Nachrichten mit Gewißbeit entnehmen läßt, die große Hälfte bereits im 15. Jahr hundert im Betriebe gewesen, und insbesondere waren die Berggebäude „Auferstehung Christi," „arme drei Brüder," „Bürgerstolln," „güldner Löwe," „Wilde manns Stölln," in den ersten Jahren des 16. Jahr hunderts bereits so bekannt, daß die Bergbehörden von solchen Kenntniß nahmen, und deren Mitglieder von Zeit zu Zeit solche befahren haben. Zur damaligen Zeit bestanden nämlich sehr viele Berggebäude, ohne daß die später erst übliche Thätigkeit und Aufsichlsführung der Bergbehörden eintrat, und das Letztere fand in der Regel erst dann statt, sobald ein Berggebäude den Gewerken Ausbeute gewährte, um dann den Zehnten für den Landesherrn zu sichern. Nach den vorhandenen Nachrichten bauten 16 Berggebäude aufSilber, lieferten auch Erze nach Freiberg, und bezogen dafür die üblichen Speciesthaler. Nach den Nachrichten des, sich um den Bergbau vielfach verdient gemachten Bergmeisters Stephani in Glashütte, waren es besonders die Berggebäude „Auserstehung Christi" und „Güldner Löwe," welche das meiste Ausbringen gewährten, und erstere Grube gab in den Jahren 1554 bis 1572 regelmäßig 2 Species quartaliter Ausbeute. Im Jahre 1572 bestanden auch zwei Berggebäude unter de» Namen „Bauernzeche" und „Dorothea," welche ebenfalls 2 Species quartalig zahlten; cs ist jedoch über solche später eine weitere Nachricht nicht aufzufinden gewesen. Ueberhaupt sind die Nachrichten aus jener Zeit sehr spärlich, zum Theil unklar und in solcher Kürze abgefaßt, daß sie dem Verständniß des Ausgezeich neten viel Eintrag gewährt. Der 30jährige Krieg scheint entweder den gcsammren Bergbau im Pöbelthale zum Erliege» gebracht zu haben, oder man unterließ in diesem Zeitraum, irgend eine Nachricht über solchen aufzunehmen, denn aus den Jahren 1620 bis 1676 haben wir irgend eine Nachricht nicht anfzufinden vermocht. Gegen Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts wird des Betriebes auf den Berggebäuden „Oberer Löwe," „Reiche Hand Gottes," „Ewige Seligkeit" gedacht, doch fehlen hier ebenso, wie bei den bereits genannten Gruben, jede Nachrichten über die Zahl der bei solchen beschäftigten Bergleute. Wir erwähnen nur noch, daß die Berggebäube „Oberer Löwe" und „Auferstehung Christi" besondere Poch- und Wäschmühlen besessen haben. Dafern die über jene Berggebäude in jener Zeit abgefaßten Nachrichten im Laufe der Zeit nicht verloren gegangen sind, was das Wahrscheinlichste ist, wird man genöthigt, anzunehmen, daß jene Berggebäude der bei Weitem großen Mehrzahl nach, Eigenlöhner- oder Gesellcngruben gewesen sind, und den Betrieb eben nur so lange unterhielten, als es in ihrem Nutzen lag, oder die Geld- und sonstigen Berhältnisse es gestatteten. Bon allen diesen Berggebäuden besteht heut zu Tage keines mehr, wenn auch im Munde des Volkes die Namen noch fortleben. Sie sind ins- gesammt noch im vorigen Jahrhundert eingegangen. Um den Leser nicht mit Kleinigkeiten zu unterhalten und zu ermüden, erlauben wir uns, einen Zeitraum von ziemlich 60 Jahren zu überspringen, und bemerken, baß zu der Zeit, wo im Jahre 1832 die Kupfergrube wieder ausgenommen und der jetzige tiefe Stölln heran getrieben wurde, die Berggebäude „Eule Fundgrube," „Zinnfang Erbstolln," „Eichhorn Erbstolln," „St. Michaelis sammt Himmelsfürst" und später „Milde Hand Gottes" im Betriebe standen, solchen auch mit mehr oder weniger Glück bis 1853 fortgesetzt haben. Einen glücklichen Verlauf nahm in den Jahren 1831 bis 1834 der Bergbau bei St. Michaelis, indem man auf einen sehr guten Silbergang gelangte, welcher die Gewerkschaft in den Stand setzte, Lieferungen nach Freiberg zu machen, und die obere Bergbehörde bewog, aus Staatsmitteln eine Pochmühle zu erbauen. Allein der Gang hielt nicht aus, verlor sich, und ist trotz mehrfacher Untersuchungen nicht wieder erlangt worden. Die durch das Berggesetz geschaffenen Vertretungen der vorgedachten Berggebäude vermochten den bei ihrem Eintritt vorgefundenen Zustand der Berggebäude, von welchen wir oben gesprochen, nicht zu heben, die Zahl der Gewerken wurde immer kleiner, der Betrieb deshalb immer schwächer, und die Aussichten aus eine bessere Wendung der Dinge immer geringer. Diese Sachlage, verbunden mit dem Umstande, daß die noch eingehenden Gelder in keinem Verbältniß standen mit dem, obschon bei jedem einzelnen Bergge bäude ganz niedrig gestellten Regie- und Verwaltungs aufwand, (es bestanden 6 Grubenvorstände, während die Belegung nur 14 Mann ergab, amtirten 3 Schicht meister und 3 Steiger), gewann den Vorstellungen des Bergmeisters Perl, auf eine Zusammenlegung und