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A« Hau- nnd Herd. us- USE-sung Wichtig für HausfrauenL Sie sparen viel Ich um eine kräftige Sappchhacolade zu kochen, wenn Sie selbst Unantastba- Menlmlsonm Kleine Mühe. Ueber rafchende Resultate. Recepte u. Anleitung u m s o n st. Nur beim Elias-glatten- Ilessing , W Als Zuthateu empfehle hierzu: ff. Nähr - Cacaapulver d Pfd. 120—160 Pf» klaren Raimund-Zucker å Pfd. 28 Pf» Mehl- Melange ä Pfd. 20 Pf. gliuydrmjk des Kern-jet grsklztuy urttsotenl Neue Verkaufsstellu Wilsdrusserstn 7, nächst Altmarkt AlteVerkaufsftcllenbekannt. Zeitschrift für die Interessen deø Hangeneseng. fßedactism von Silvia Brand, Dresden. Sonntag Erziehung-fänden- Wer Ihr mit? Der eg führt diesmal weitab von dem lauten Treiben der Großstadt und doch zuletzt wieder in die Großstadt hinein. Wir schreiten veine Straße entlang, auf der versengender Sonnen- Plast ruht. Die jungen dünnästigen Bäume rechts und links ächzen HTMLIIHJIIVDMJL .· . . · Viälkeichkvsisäbnt sich der Himmel ihrer und fendet bald ein Gewittcri4 Ah, da«zieht schon die erste, sackigh blaugraue Wolke aus« · Noch eine, und wieder eine; der Wind regt sich. Dem Fächer giecckhfden die erhitzte Balldame schwingt, kühlt er für Augenblicke Je heiße Stirn des Wanderers, die heißen Augen« Dann fällt es ihm ein, den Gassenbuben zu spielen, Staub nnd Sand aufznwirbeln. Nun ist’s aus mit dem Spazierengehem nun ist die Zeit ge kommen, in der- die durstigen Bäume vom Gewitterregen getränkt werden und unsereiner froh sein muß, wenn ihn ein trockener Unter schlupf ausnimmt. Jst kein schützendes Dach in der Nähe? Unter den villenartigetx Gebäuden zu beiden Seiten der Straße fällt ein Haus besonders ans. Es zeigt ein durchaus diisteres, graues Steingewand. Düftere Bäume, Weiden, Pappeln, Coniferen und ein grauangestrichener Pavillon bilden den Schmuck des großen, wohl gepflegten Gartens. Die Pforte steht offen treten wir ein, das Gewitter wird nicht anhalten, inzwischen nimmt uns der Pavillon gastlich auf. Die Besitzer wahrscheinlich ein griesgrämiger Jung gesell, der die Blumen nicht leiden mag, oder eine verbitterte Matrone, ie den Park als Erbbegräbnißstätte für ihre Papageien, Hunde und Katzen bestimmt hat mögen gütigst entschuldigen, der höflichste und bescheidenste Mensch ist den entfesselten Elementen gegenüber machtlos und handelt in Folge dessen nicht immer nach den Gesetzen des melimentirbuches « · Schade, der Pavillon ist nicht leer. Eine Anzahl Damen und Herren nimmt gerade das Mittagsmahl ein« Den Ehrenplatz nimmt ein Herr ein, dessen schneeweißes Haar das sehr junge Gesicht Lügen straft. Neben dem Herrn paradirt eine Dame in aufsallendfter Toilettr. Sie spricht heftig auf ein junges Mädchen ein, das sich auf dem nächsten Stuhle hin und her wiegt, dazu in einem fort lacht und ohne Gabel noch Vorlegelöffel nach der Platte greift, auf der appetitlich zugerichtetes Geflügel duftet. Einzelne der übrigen Tischgenossen starren auf den Teller, andere stecken flüsternd die Köpfe zukammen Plötzlich zuckt ein Blitz durch die Baumwipfel Mit ein un mittelbar darauf folgenden Donner permengen sich sinnlose pathetische Ausrufe, Schreien und Kreischeir. Eine sonderbare, eine interessante Tafelrunde - wir befinden uns, vom Wetter verschlagen, in einer Anstaltiüx thpenkxgsxkel - Jetzt sucht das Mädchen, das vorhin so gierig ein Stück Geflügel nahm, nochmals nach der Fleischplatte und wirft dabei ein volles Milchglas auf das rothe Atlascostüm der Nachbarin. Unwillig fährt dieselbe in die Höhe: »Welche Persidie, wissen Sie nicht, wer ich bin? Herr Doctor«» diese Worte gelten einem Herrn im schwarzen Frack ,ich muß Sie dringend bitten, daß Sie mich von der Nähe dieses Fräuleins endlich befreien. Meine Rohen kommen direct aus Paris, es sind fürstliche, känigliche Besitzthiimer, ich verlange, daß dieselben nicht von dem Erstbesten ruinirt werden, das ist Majestätsheleidigungi« Der als Doctor bezeichnete Herr verläßt seinen Sitz, verbeugt sich zustimmend vor der scheltenden Dame, nimmt das junge Mädchen, das ob der Scheltworte in erneutes krampfhaftes Lachen ausbricht, sanft bei der Hand und übergiebt es einer herbeigerusenen Pslegerin. ~Bringen Sie das Fräulein hinauf, Emma, wir werden von morgen an andere Maßregeln ergreifen, das Lachen, die rücksichis losen thierischen Manieren stören die anderen Patienteni« Emma, eine stattliche Person mit ernsten Gesichtszügen nnd glattem Scheitel betrachtet das lachende Mädchen und seufzt: »Ach, Herr Doktor, so und noch viel schlimmer treibt sie es den anzen Tag und die halbe Nacht. Und wenn’s nur bei dem schaden feohem abscheulichen Lachen bliebe. Aber dieser Eigensinn, diese Un wahrheiten, diese raffinirte Bosheit und Denunciationswnth ·- es ist kaum zum Aushalten. Sagt man etwas, sofort steckt sie einem die Zunge heraus, oder sie schlägt und kratzt und beißt wie etn un ezogenes Babv.« Bedauernd zuckt der Arzt, der gleichzeitig Besitzer get Anstalt ist, die Achseln: , ~Erziehungssünden, Emma, lediglich Erziehuräyssiindem Das Fräulein hätte zur rechten Zeit mehr Schläge als Leerbissen erhalten sollen, der Eigensinn hätte niedergedrückt werden müssen. Jetzt ist’s zu spät, es wird nichts weiter übrig bleiben, als daß die Eltern das Mädchen in eine geschlossene Anstalt thun; in ein Awl für Nerven- 20. Juni. kranke gehört es nicht« das schadet dem Rufe. Uebrigens geben sSie heut besonders auf Mister Tobin acht, Entmu; beut ist er urch den·Einfluß des Gewitters ganz außer Rand nnd Band, er ißt keinen Bissen, sondern behauptet unter Betbeuerungen, baß die Arbeit des Es sens für ihn zu schwer sei, er hielte solche Anstrenguetg nicht M. Ek darf nicht allein bleiben, hören Sie, Einma, ich w e nach der grsåtel«Wasserbehandlun-z verordnen, mit dem nimmt’s kein gutes n e » Die Pflegerin versichert, ihre Schuldigkeit thun zu wollen und schickt sich an, mit dein noch immer lachenden Mädchen ins aus zu eilen. Das »Madchen widersetzt sich jedoch und schlägt um si : »Ich will· nicht hinein, ich will noch meet Fleisch essen. Meine Eltern sind reich, ich bezahle hier viel Geld, r tbar viel Geld, wir lönnen’s jae »wir brauchen kein Brod und keine Seinmel und kein anderes ordinares Zeu zu essen, das nur für die niedrigde Klasse ist, wir sind reich; und ichg will der Assessorin das Kleid ver erben, weil mich’s amusirt. Sie ist doch so schlecht,"die Frau. Jch will-, ich bin reich und krielge auch einen reisen Mann. Nein, zehn reiche Männer kriege ich, so »ald ich gesund in, die Aerzte haben meine Krankheit auf dem Gewissen, die Aerzte - —« » Anhaltender Donner erstickt das weitere Geschwätz. Der Doetor giebt das Zeichen zum allgemeinen Aufbruch. Die Einen haften nach em schutzeiiden Hausflur, die Anderen schlürfen müden Schrittes durch den Kies» der junge Greis allein ver leibt regungslos an seinem Platze· Der wiederholten Aufforderung des Doktors egegnet er mit ein und derselben Antwort: · ,«,Lassen Sie mich ungeschoren, ich kann nicht laufen, die Arbeit ist sur iiiich zu anstrengend, Sie müssen mich fahren oder tragen- Doctor, und das ist schon Arbeit enug für michl« Ein paar Minuten später erfzcheint ein Diener mit einem Fahr stuhl, hebt Mister Tobin hinein und fährt ihn ins Haus. » Der «Regen· perlt unaufhörlich nieder in den Sand so gleich maßig wie Thränen. Mutterthränen, Vaterthränen, Tbränen der Reue, der Verzweiflung. Jn innerster Seele erschüttert flüchten wir von dem Orte des Jammers, von dem grauen düsteren Hause, von dein blumenlosen Garten. Noch ift das Gewitter nicht völlig vorüber, aber das ist eher ein Vortheil als ein Nachtheil, der Kampf in der Natur be schwichtigt das wild klopfende Herz. Leise, ganz leise, am Krückenstock naht ein altes runzliches Mütter chen, die Vergangenheit, und deutet mit hocherhobenem Arme nach der Großstadt nnd spricht, gleich dem Doctor: «Erziehungssünden, Er ziehiingssündenl« Ehe wir es ahnen, sind wir wieder mitten drin in der Groß stadt, in ein paar Prachtgebäuden, in den Wohnungen reicher Leute. Dort erkennen wir die Gestalten des Meisters Tobin, der Dame iin rothen Atlaskleide, des Mädchens, das immer lachte und nach der Pflegerin schlug. Meister To in präsentirt sich als kleiner, blendet Kna e, den der Vater verzärtelte und aus purer Affenliebe von der Schule, Von jeder Thätigkeit fernhieltz der Vater weckte die Trägheit-, er nährte sie, er zog sie groß bis zum Wahnsinn, bis seinem Sohne nicht mehr zu helfen war. « s Die Dame im rothen Atlastleide, aus der Gräßenwahn spricht. bewundern und beniitleiden wir als niedliches, luxuriös aufgeputztes »Mädchen auf Kinderbällen, später bei Vereinsfestlichkeitenz» Wir sehen. wiesie mit verächtlichem Blick und ängstlich zusammengerafften Röckchen :an Denen vorüber huscht, die in den dunklen Großstadteaserneii bei ;Schnaps und Kartoffeln ihrlLeben fristen, die der Welt elende, vm ’wahrloste Kinder aufbürden, ohne daß sie dafür verantwortlich zu machen wären. Wir sehen zuguterletzt das Mädchen, das ans der Nervenheilanstalt ins Jrrenhaus übersiedeln muß, als eigensinnng verwöhnten Liebling der Mutter. Alle die Untugenden, die dieser Liebling treibt, gleichviel, ob er die Lehrerin aufs Grausainste quältf Jntriguen spinnt, Bosheiteii verübt oder die Dienstboten verhöhnt und mißhandelt, die besten Speisen verschmäht und verunreinigt, von Dünkel, Protzenthum und Genußsncht strotzt, sein ganzes Gebahren wird süß, klug, geistreich genannt, der Liebling wird niemals gebuhrend )bestraft, er wird nicht in die rechte Bahn gelenkt, er artet aus, er wird zum wilden Schößling, der dein Stamm die Kraft aussaugt. Die bedauernswerthen Eltern sind dadurch gezwungen, Unsumineii zn opfern, sie müssen sich den Bissen vom Mun e ab arben, damit nur Jemand die mißrathene Tochter zur Verpflegung aufnimmt. Und überdies die seelische Noth, die Selbstvorwürfe, der Gedanke: D hilsst mit deiner Schwachheit Jrrenhäuser füllen Wohl den Vätern und Müttern, die sich derartige Anklage erspart haben, keine Sünde rächt sich so schwer, als die Erziehungb sünde, sie pflanzt sich durch Generationen fort und wird für Gene ationen eine Last, ein Fluch S. V-