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SlIMlmM TmMüi Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Beiträge sind erwünscht und werden eventuell honorirt. Annahme von Inseraten für die nächster scheinende Nummer bis Mittags 12 Uhr des vorhergehenden Tages. «nd Waldenburger Anzeiger. Der Abonnementspreis beträgt vierteljähr lich 1 Mk. SO Pf. Alle Postanstalten, die Expedition und die Colporteure dieses Blattes nehmen Be stellungen an. Einzelne Nummern 8 Pf. Inserate pro Zeile 1V Pf., unter Eingesandt 20 Pf. Amtsblatt für den Stadtrath zu Waldenburg. 3». Donnerstag, den 17. Februar 1831. Bekanntmachung. Der Schul-Ausschuß für Waldenburg ist gemäß 35 der Schul ordnung für Waldenburg neu zusammengesetzt worden. Seine Mitglieder sind: 1 ., unterzeichneter Bürgermeister, Vorsitzender, 2 ., Herr Stadtrath Moritz Hößelbarth, stellvertretender Vorsitzender, 3 ., Herr Oberpfarrer vr. Schumann, 4 ., Herr Fürstl. Schönb. Hauptcassenverwalter Müller, 5 ., Herr Schuldirector Hanschmann, 6 ., Herr Seminar-Oberlehrer Carl Gottlob Mertig, 7 ., Herr Stadtverordneter Paul Uhlmann, 8 ., Herr Stadtverordneter Julius Gräßer, 9 ., Herr Stadtverordneter Ernst Gräse und 10 ., Herr Braumeister Gustav Adolf Zieger. Waldenburg, den 15. Februar 1881. Der Stadtrath. Cunrady, Bürgermeister. *Waldenburg, 16. Februar 1881. Die Eröffnung des Reichstags. Der Reichstag ist am 15. d. durch Graf Stol berg mit folgender Thronrede eröffnet worden: Geehrte Herren! Se. Majestät der Kaiser und König haben mir den Auftrag zu ertheilen geruht, die Sitzungen des Reichstags zu eröffnen. Der Reichshaushaltetat, welcher Ihnen unverweilt vor gelegt werden soll, wird Sie in den Stand fetzen, die Ergebnisse zu übersehen, welche die vor zwei Jahren begonnene Reform der Reichsab gaben seither gewährt hat und ferner zu gewähren verspricht. In den bisher erreichten wirthschaftlichen und finanziellen Resultaten erblicken die verbündeten Regierungen die Aufforderung, die Grundgedanken jener Reform zu weiterer Durchführung zu bringen und auf diesem Wege nicht nur die finanzielle i Selbständigkeit des Reiches anzustreben, sondern auch den Bundesstaaten weitere Mittel zu gewähren zur i Umgestaltung ihrer BesteuerungSverhältnisse, zur Minderung drückender Abgaben und zur Verbesse rung der Lage der arbeitenden Klassen. Welche Mittel die Einnahmen den einzelnen Staaten für I diese Zwecke zu gewähren schon im Stande sind, wird sich erst übersehen lassen, wenn die Ueberschüsse des Reichs aus den neuen Zöllen definitiv feststehen werden. Schon jetzt aber glauben die verbündeten Negierungen eine Vermehrung der für jene Zwecke zu verwendenden Einnahmen durch eine neue Ord nung der Slempelgesetze und der Brausteuer erstre ben zu sollen. Schon bei der Eröffnung des Reichstags im Februar 1879 hat Se. Majestät der Kaiser im Hinblick auf das Gesetz vom 21. October 1879 der Zuversicht Ausdruck gegeben, daß der Reichstag seine Mitwir kung zur Heilung socialer Schäden im Wege der Gesetzgebung auch ferner nicht versagen werde. Diese Heilung wird nicht ausschließlich im Wege der Re pression socialistischer Ausschreitungen, sondern gleich mäßig auf dem der positiven Förderung des Wohles der Arbeiter zu suchen sein. In dieser Befiehung steht die Fürsorge für die Erwerbsunfähigen unter ihnen in erster Linie. Im Interesse dieser hat Se. Majestät der Kaiser dem Bundesrath zunächst einen Gesetzentwurf über Versicherung der Ar beiter gegen die Folgen von Unfällen zugehen lassen, welcher einem in den Kreisen der Arbeiter wie der Unternehmer gleichmäßig empfundenen Be- dürfniß zu entsprechen bezweckt. Se. Majestät der Kaiser hofft, daß derselbe im Prinzipe die Zustim mung der verbündeten Regierungen finden und dem Reichstag als eine Vervollständigung der Gesetzge bung zum Schutze gegen socialdemokratische Bestre bungen willkommen sein werde. Die bisherigen Veranstaltungen, welche die Arbeiter vor der Gefahr sichern sollten, durch den Verlust ihrer Arbeitsfähig keit, in Folge von Unfällen oder des Alters, in eine hilflose Lage zu gerathen, haben sich als unzurei chend erwiesen, und diese Unzulänglichkeit hat nicht wenig dazu beigetragen, Angehörige dieser Berufs- klosse dahin zu sühnen, daß sie in der Mitwirkung zu socialdemokratischen Bestrebungen den Weg zur Abhülfe suchten. In demselben Stadium befindet sich bisher ein Gesetzentwurf, der auf einem nahe verwandten Ge biete die Verhältnisse der Innungen zu regeln be stimmt ist, indem er die Mittel gewähren soll, die isolirten Kräfte der in gleichartigen Gewsrbszweigen beschäftigten Personen durch ihre Zusammenfassung in corporative Verbände zu stärken und dadurch ihre wirthschaftliche Leistungsfähigkeit sowohl wie ihre sittliche Tüchtigkeit zu heben. In wiederholten Be schlüssen hat der Reichstag dem Wunsche Ausdruck gegeben, daß die Versorgung der Hinterbliebenen von Reichsbeamten gesetzlich geregelt werde. Es wird Ihnen demgemäß ein Gesetzentwurf zu Gun sten der Witlwen und Waisen dieser Beamten zu gehen. Im Gebiet der Strafrechtspflege hat die bedenk liche Zunahme von Verbrechen und Vergehen, welche im Zustande der Trunkenheit verübt werden und in Folge dessen einer strafrechtlichen Ahndung sich entziehen, das Bedürfniß einer Ergänzung der be stehenden Strafgesetzgebung ergeben. Ein hierauf bezüglicher Gesetzentwurf wird Ihrer Beschlußnahme unterbreitet werden. Einige Abänderungen der Reichsverfassung, welche die Feststellung des Reichshaushaltsetats für einen Zeitraum von je zwei Jahren zu ermöglichen bezwecken, waren Ihnen bereits in der verflossenen Session vorgeschlagen worden. Die verbündeten Regierungen befinden sich nach wie vor unter dem Eindruck der Schwierig keiten, welche von der jährlichen Concurrenz der parlamentarischen Arbeiten im Reich und in den Einzelstaaten unzertrennlich wird, und legen des halb den unerledigt gebliebenen Gesetzentwurf von Neuem vor. Mit den Regierungen von Griechenland und Brasilien sind Verhandlungen über den Abschluß von Consularconventionen eingeleitet. Ich darf hoffen, daß derselbe nocy im Lause Ihrer Session erfolgt, und daß noch während der letzteren Ihre Zu stimmung zu diesen Verträgen erlangt werden kann. Zu allen auswärtigen Staaten erfreut sich das deutsche Reich friedlicher und wohlwollender Be ziehungen, und insbesondere enlspricdt unser politisches Verhältniß zu den uns benachbarten großen Reichen der Freundschaft, welche S-ine Majestät den Kaiser mit den Beherrschern derselben persönlich verbindet. Unter den europäischen Mächten herrscht nicht nur in dem Willen, den Frieden zu erhalten, die volle Uebereinstimmung, sondern es besteht auch in Betreff der wesentlichen Ziele der zwischen ihnen schweben den Unterhandlungen keine prinzipielle Memungs- verschiedenheit. Ich bin deshalb ermächtigt, dem Vertrauen Seiner Mafistät des Kaisers Ausdruck zu geben, daß es der Einigkeit der Mächte gelingen werde, auch partielle Störungen des Friedens in Europa zu verhüten und jedenfalls fo zu beschrän ken, daß sie weder Deutschland noch dessen Nachbarn berühren. *Waldenburg, 16. Februar 1881. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Die erste Sitzung des Reichstags fand nach der Eröffnung unter Vorsitz des Präsidenten Graf v. Arnim-Boytzenburg statt. An Vorlagen sind ein gegangen der Haushaltsetat pro 1881/82, das Ge setz betr. zweijährige Etatp.rioden, daß Gesetz über die Besteuerung der Dienstwohnungen, die für Post-, Telegraphen- und Eisenbahnwesen aufzanehmende Anleihe rc. Das Haus war nicht beschlußfähig, da nur 183 Abgeordnete anwesend waren. Bezüglich der Reichstags-Präsidentenwahl schreibt die „Norddeutsche": In der gestrigen Frac- tionsversammlung der Deutschconservaliven sei von verschiedenen Seiten, namentlich von Udo Stolberg auf die Zweckmäßigkeit des Zusammengehens der gemäßigten Fractionen hingewiesen; die Verständi gung in diesem Sinne würde wesentlich dadurch er leichtert, daß Graf Arnim unverändert an der Er klärung festhalte, zusammen mit einem Centrumsmit- gliede nicht ins Präsidium eintreten zu wollen. Gelegentlich des 100jährigen Todestages Gotthold Ephraim Lessings ist Lessing von der jüdischen Zeilungspresse geradezu zum Judenheiligen erhoben worden. Glücklicherweise hat der edle Name Lessing nichts mit der Ausbeutungösncht der Wucherer und Schacherer, mit der Verfälschung unseres National geistes und unserer Volkssitlen zu lhun. Im Ge- genrheil, Lessing würde heute mit seiner scharfen, wahrheitsliebenden Feder ebenso wider das jüdische Literalen- und Wucherwesen, wider die von jüdi schen Schriftstellern beherrschte deutsche Schaubühne und deren Nachäfferei schmutzigen Franzosenthums losziehen, wie er dies zu seiner Zett gegen die Fremdherrschaft der Franzosen in Literatur- und Kunstgeschmack gelhan hat. Wie die „Berl. Börs.-Ztg." vernimmt, wird der Zusammentritt der internationalen Münzconferenz in Paris schon für den April in Aussicht genom men und daß die Regierungen meist dieselben Dele- girten entsenden werden wie zu der letzten Münz conferenz und in diesem Falle wird der Bimetallls- mus (Doppelwährung) hervorragende und sach kundige Vertreter finden. Hierher gehören Leon Say (Frankreich), Rusconi (Italien), Mees (Nieder lande), General Walker und Dana Horton (Ver einigte Staaten). Dagegen hat die Goldwährungs partei ihren eifrigsten und beredtesten Vertyeidiger auf den letzten Münzconferenzen Feer-Herzog (Schweiz) inzwischen durch den Tod verloren, >o daß es ihr jetzt bei dem Entscheidungskampfe an einem tüchti gen Führer fehlen dürfte. Gespannt ist man dar auf, wenn England auf die Conferenz senden wird; 1878 ließ es sich durch Göschen und Gibbs vertre- treten, Gibbs ist inzwischen zu einem der eifrigsten englischen Bimetallisten geworden und von Göschen hört man, daß auch er sich dem Bimetallismus sehr zuneige. Die Delegirten Deutschlands sind bereits designirt; ihre Namen, die wohl bald publicirt wer den dürften, werden die sicherste Gewähr dafür die-