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Ms- M Azckebllltl Abonnement viertelj. 1 M. 20 Pf. einschließl. des „Jllustr. Unterhaltungsbl.* u. der Humor. Beilage .Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. für den Syirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Lrlegr.-Adrrste. Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Frrnsprrcher Ur. 2W. SL —53. Jahrgang. ———- Donnerstag, den 16. August ISO« Die Beschäftigung minderjähriger Personen betreffend. Es erscheint nötig, darauf hinzuweisen, daß nach 8 107 der Reichsgewerbeordnung minderjährige Personen als Arbeiter nur beschäftigt werden dürfen, wenn sie mit einem Arbeitsbuche versehen sind, und daß als Arbeiter in diesem Sinne natürlich auch anzusehen sind Lehrlinge in Handwerksbetrieben aller Art, Aufpasser und Fädler bei Lohnstickern und die in gleicher Weise bei Eltern oder Verwandten be schäftigten Kinder beziehentlich Pflegebefohlenen. Bei der Annahme der Arbeiter hat der Arbeitgeber das Arbeitsbuch einzufordern, das selbe zu verwahren, auf amtliches Verlangen vorzulegen und nach rechtmäßiger Lösung des Arbeitsoerhältnisses wieder auszuhändigen. Wer dieser Vorschrift zuwider einen Arbeiter in Beschäftigung nimmt oder behält, wird gemäß 8 150 Absatz 1 Ziffer 1 der Reichsgewerbeordnung mit Geldstrafe bis zu 60 Mark und im Unvermögensfalle mit Haft bis zu 3 Tagen bestraft. Stadtrat Eibenstock, den 8. August 1906. Hesse. L. 3. Stadtaulllgeo-Termin betreffend. Am 15. dieses Mouats ist der 3. Termin der diesjährigen städtischen An lagen fällig. Es wird dies hierdurch mit dem Bemerken bekannt gegeben, daß zur Bezahlung des selben eine dreiwöchige Frist nachgelassen ist und daß nach Ablauf derselben gegen etwaige Restanten mit der zwangsweisen Einziehung vorgegangen werden wird. Stadtrat Eibenstock, am 14. August 1906. Hesse. Bg. Die Ratsexpeditionen bleiben Wonlag, den 20. und Menstag, den 2t. August 1906 vorzunehmender Reinigung halber geschlossen. Im Standesamte werden Anmeldungen von (Seburts- und Ltcrbcfällcn vor mittags von 9 bis 10 Uhr entgegengenommen. Das Schauamt ist von 5 bis 6 Uhr nachmittags geöffnet. Stadtrat Eibenstock, den 14. August 1906. Hesse. Müller. Am 15. August 1906 werden der 3. Termin der diesjährigen Gemeindeein- kommensteuer und der 2. Termin Gemeindegrundsteuer fällig Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf der zur Zahlung nachgelassenen vierzehn tägigen Frist gegen etwaige Restanten im Wege der Zwangsvollstreckung vorgegangen werden wird. Der Gcmeinderat zu Schönheide. Königliche Baugewcrkenschule zu Plauen i. V. Der Unterricht im Winterhalbjahr 1906 07 beginnt Dienstag, den 9. Oktober früh 8 Uhr. Die Aufnahmeprüfungen finden am Montag, den 8. Oktober früh 8 Uhr statt; zu gleicher Zeit werden auch die Nachprüfungen abgehalten. — Die Anmeldungen haben in der Zeit vom 10. bis spätestens 20. September in vorschriftsmäßiger Weise schriftlich zu er folgen. Auskunftsbogen, Anmeldescheine und jede weitere Auskunft durch Die Direktion der Kgl. Baugewerkenschule. Plauen i. V., am 1. August 1906. Donnerstag, den 16. August 1906, nachmittags 4 Uhr, sollen in Eibenstock eiire ca. 1' 2 jährige Kalbe, 1 Ziege, 11 Beete Frühkartoffeln und 1 Stück anstehendes Korn an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung ver steigert werden. Sammelpunkt der Bieter: Restaurant zum Adlerfelsen hier. Eibenstock, den 11. August 1906. Der Gerichtsvollzieher des Königs. Amtsgerichts. Jur deutsch-englischen Wonarchenöegegnung. Die Betrachtungen, die der am 16. d. M. stattfindenden Zusammenkunft zwischen Kaiser Wilhelm und dem König von England in Schloß Friedrichshof vorausgeschickt werden, schießen in der deutschen wie in der Londoner Presse weit über das Ziel hinaus. Die russische, die türkische, die ägyp tische, die Bagdadbahn-Frage und noch anderes sind als Gegenstände der Friedrichshofer Unterredungen genannt worden. Dabei steht noch gar nicht fest, ob die beiden Herr scher bei einem Zusammentreffen im Verwandtenkreise, wo nicht einmal der eine Gast des andern, sondern beide Gäste der Schloßherrin von Friedrichshof, der jüngsten Schwester unseres Kaisers, Prinzessin Margarethe von Hessen, sind, überhaupt sich mit politischen Dingen näher befassen wollen. Von Kaiser Wilhelm glauben wir zu wissen, daß er an diesem Tage es durchaus von den Wünschen seines Onkels abhängig machen wird, auf welche Gegenstände sich die Unterhaltung, falls es zu einem Gespräch unter vier Augen kommt, beziehen soll. Auch wenn aber König Eduard politische Fragen an schneiden sollte, müßten beide Monarchen geradezu Hexen meister sein, um während eines Beisammenseins von wenigen Stunden alle die Aufgaben zu erledigen, die ihnen der Ueber- eifer englischer und deutscher Zeitungspolitiker gestellt hat. Man lasse sich doch an der einfachen Tatsache genügen, daß die Herrscher von Deutschland und Großbritannien ihre persönlichen Beziehungen in verwandtschaftlichem und freund schaftlichem Geiste erneuern. Politische Wandlungen können sich an dieses kurze Wiedersehen nicht knüpfen und werden auch in den maßgebenden Kreisen, namentlich auf deutscher Seite, nickt erwartet. Es heißt übrigens, daß ohne Zusammenhang mit der Friedrichshofer Monarchenbegegnung Sir Charles Hardinge, Unterstaatssekretär im Londoner Auswärtigen Amt, früher britischer Botschafter in St. Petersburg, während der nächsten Tage durch Homburg v. d. H. reist und Gelegenheit zu einer Unterredung mit einem deutschen Staatsmanns finden möchte. Sollte ein dahingehender Wunsch bei König Eduard bestehen, so würde sich, da der Staatssekretär des auswärtigen Amts v. Tschirschki in der Nähe des Kaisers weilt, ein Zusammen treffen in Homburg nm dem britischen Unterstaatssekretär leicht ermöglichen lassen. Tagesgeschichte. — Deutschland. Die Neu-Uniformierung unseresLandheeres wird vielfach wegen der seit ge raumer Zeit voraenommenen Versuche als ziemlich nahe be vorstehend angesehen. In der praktisch am nächsten interessier ten Textilindustrie macht sich eine gewisse Unruhe geltend, da man noch nicht weiß, woran man ist und von einem plötzlichen Wechsel erhebliche Schädigungen befürchtet. Nun sind ja zwar, schreibt die „Post*, die im Laufe der Zeit ge sammelten Erfahrungen insofern nach manchen Richtungen abgeschlossen, als eine Reihe anfangs ins Auge gefaßter Ver änderungen sich als wenig zweckmäßig erwiesen haben. End gültige Entscheidungen über die Neu-Uniformierung und insbesondere über die neu zu wählende Farbe des Uniform tuchs sind aber weder bereits getroffen, noch im Laufe dieses Kalenderjahres zu erwarten. Die Versuche werden schwerlich vor Ablauf eines vollen Jahres abgeschlossen sein. Uebrigens ist von amtlicher Seite bereits darauf hingewiesen worden, daß auch nach der gefallenen Entscheidung über neue Uni formfarben das alte preußische Blau nicht sobald vollständig verschwinden wird. Die Neu-Uniformierung wird sich bei der allgemeinen Durchführung zunächst wesentlich auf die Kriegs bestände beschränken, da die kolossalen Kammervorräte, die einen Wert von vielen Millionen repräsentieren, natürlich nicht einfach weggeworfen werden sollen. Bis zur tatsächlichen Durchführung der gesamten Neu-Uniformierung im Frieden werden also noch Jahre vergehen. — Der nächste Reichshaushalts-Voran- schlag befindet sich in der Vorbereitung, die natürlich erst nach Rückkehr des Staatssekretärs des Reichsschatzamtes aus dem Sommerurlaub im nächsten Monat soweit gefördert werden kann, um zu Verhandlungen zwischen der Reichs finanzverwaltung und den einzelnen Ressorts des Reichs dienstes zu führen. Zum ersten Male wird sich aus dem Reichshaushalte feststellen lassen, in welchem Maße zutreffend die Schätzungen waren, welche die verbündeten Regierungen und die Parteien, die das Zustandekommen der neuen Han delsverträge betrieben, inbezug auf den finanziellen Effekt dieser handelspolitischen Maßnahmen anstellten. Soweit die Wirk ung der Verträge auf die industrielle Betriebssamkeit in unserem Vaterlande aus der Beschäftigungsziffer bei den Krankenkassen zu erkennen ist, ist eine von Schwarzsehern prophezeite Ver änderung zu ungunsten der Gesamtkonjunktur des Arbeits marktes erfreulicherweise bis jetzt nicht eingetreten. — Nationale Arbeiterkandidaten. Ein Nationaler Arbeiter-Wahlaussckuß hat sich in Essen a. Ruhr gebildet zu dem Zwecke, bei der Reichstagswahl 1908 für eine Anzahl „christlich-nationaler" Arbeiterkondidaten einzu treten. Er erläßt einen Aufruf, in dem es über die politische Tendenz des Unternehmens heißt: „Ausdrücklich wollen wir feststellen, daß wir keine neue Parteigruppierung bilden wollen. Jeder bleibt nach wie vor in seiner Partei, deshalb haben wir kein besonderes politisches Programm ausgestellt. Unsere Absicht ist einzig und allein die Förderung der Wahl von national-yesinnten Arbeiterabgeordneren. Die Unterzeichneten sind zu einem nationalen Arbeiter-Wahlausschuß zusammen getreten, um im Sinne dieses Aufrufs zu wirken." Der Vorsitzende des Nationalen Arbeiter-Wahlausschusses ist der Generalsekretär des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter, Behrens in Essen a. Ruhr. Ebenso gehört der zweite Vor sitzende des Gewerkoereins, Kühne-Bochum, eine m national liberalen Parteikreisen bekannte Persönlichkeit, dem Ausschüsse an. Die übrigen 60 Mitglieder des Ausschusses sind meistens bekannte Persönlichkeiten aus den christlichen Gewerkschaften, evangelischen Arbeitervereinen und dem deutsch-nationalen Handlungsgehilfen-Verband aus allen Teilen Deutschlands. Politisch sind alle nationalen Richtungen vertreten. Neben den Christlich-Sozialen und Liberalen finden sich eine Anzahl deutsch-sozialer und konservativer Parteigänger. — Das Automobilgesetz tritt am 1. Oktober dieses Jahres in Kraft. Die Führung wird von da ab nur solchen Personen gestattet, die mit den Einrichtungen und der Be dienung des Fahrzeuges völlig vertraut sind und darüber ein Zeugnis einer sachverständigen Behörde oder einer behördlich anerkannten sachverständigen Stelle aufzeigen können. Auf der Fahrt hat der Führer dieses Zeugnis stets bei sich zu tragen und es dem zuständigen Beamten auf Verlangen vor zuweisen. Fordert ihn ein Polizeibeamter durch Wink oder Ruf zum Stillhalten auf, so hat er dem ohne Zögern Folge zu leisten. Personen unter 18 Jahren bekommen eine Er laubnis zum Führen von Kraftfahrzeugen, insbesondere auch Krafträdern überhaupt nicht. Der Führer darf von seinem Fahrzeuge nicht mehr absteigen, solange der Motor im Gange ist. Die Fahrgeschwindigkeit ist überall so einzurichten, daß Unfälle und Verkehrsstörungen vermieden werden. Erforder lichenfalls muß die Geschwindigkeit so ermäßigt werden, daß das Fahrzeug auf der Stelle, höchstens aber auf eine Distanz von k> Metern angehalten werden kann. Beim Zusammen treffen mit marschierenden Militärabteilungen, Leichenbegäng nissen, öffentlichen Aufzügen und dergl. mehr, muß ange halten werden. — Schweiz. In Genf ist wegen Verherrlichung anarchistischer Verbrechen der schweizerische Anarchist L. Bertoni verhaftet worden. Er hatte im anarchistischen „Rvveil" einen Hymnus an den Mörder des Königs Hum bert I. von Italien veröffentlicht. Die Verhaftung erfolgte auf Antrag des Bundesamvalts. Die frei Schweiz macht neuerdings mit den Revolutionären wenig Federlesens. — Rußland. Nachrichten aus Petersburg zufolge ruft die Auffindung von Bombenfabriken in Peters burg und Moskau in Regierungskreisen große Beunruhig ung hervor. Es wird ein Attentat aus den Zaren befürchtet. Man will auch wissen, daß die Vorbereitungen der Revolu tionäre sich gegen Stolypin richten. Der Zar gab die Ab sicht auf, sich in 14 Tagen mit seiner Familie in das Lager von Kraßnoje Selo zu begeben, um den Gardemanövern beizuwohnen. — Die Agrarunruhen dauern fort und greifen auf weitere Gouvernements über. Sie nahmen wäh rend der letzten Woche besonders schwere Formen im Gebiet von Poltawa an. Raubanfälle bewaffneter Banden mit häu figem Blutvergießen, die meist von Revolutionären ausgehen, erfolgen täglich. Anderseits ist die Polizei vielfach mit Er folg verbrecherischen Vorbereitungen der Revolutionäre auf die Spur gekommen. — Vom Balkan. Weitere Nachrichten aus A nchi - alo bestätigen die bisherigen Meldungen. Die Griechen haben sich in Kirchen und größeren Häuiern verbarrikadiert. Der Kampf dauerte bis 5 Nhr Nachmittags. Anchialo ist bis auf 30 Häuser niedergebrannt. Auch die öffentlichen Ge bäude sind dem Brande zum Opfer gefallen. Der griechische Bischof fand den Tod in dem brennenden Metropolitenge bäude. Die Zahl der Verwundeten ist noch nicht bekannt. In Kermenli fanden gestern antigriechiiche Versammlungen statt. Privatnachrichten zufolge überfiel eine von griechischer Seite gereizte Volksmenge das Haus eines Griechen. Mili tär schritt ein, wobei ein Offizier drei Demostranten nieder geschlagen haben soll. — Afrika. Nach einer Depesche aus Aden hat der „tolle Mullah" einen neuen furchtbaren Raubzug an der Grenze des Somalilandes ausgeführt. Er war gegen den