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i c «l k X rtt .5 s K s. r. 8 s Nr 486 1S18 Montag, den 23. September Verlag: Dr. Reinhold L Co., Leipzig Hauptschrlftleiter: Dr. Cverlh, Leipzig Artilleriekämpfe an der Somme Der deutsche Heeresbericht (Amtlich.) GroheS Hauptquartier, 23. September. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Bel örtlicher Unternehmung südlich von Neuve-Cha- pelle machten wir Gefangene. Die Artillerielätigkeit lebte zwischen Bpern und LaBasfLe beiderseits derScarpe und im Kaualabschnitt südlich von Marquion aus. HeeresgruppeBoeha In den Abschnitten östlich und südöstlich von Epe Hy, sowie Mischen Omig non-Bach und -er Somme nahm der Ar tilleriekampf am Nachmittage wieder größere Stärke an. In fanterieangriffe, die der Engländer gegen unsere Linien südöstlich von Epehy richtete, wurden abgewiesen. Wie in den letzten Tagen zeichnete sich auch gestern die 2. Garde-Infanterie-Dlvision besonders aus. Währen- der Nacht hielt starke Feuertäligkeii an. In nächtlichen Angriffen östlich von Evehy faßte der Feind in einzelnen Grabenstücken Fuß. Vorfekdkämpfe an der Oise. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Zwischen Ailekte und AiSne flaute die Gefechkslätigkeit gestern ab. Erkundungsgefechke in der Champagne. Heeresgruppe Gollwitz. Zwischen der Lotes Lorraine und der Mosel war der Artilleriekampf am frühen Morgen zeitweilig gesteigert. Der Feind, der mit stärkeren Abteilungen gegen Haumont, südlich von Damptvitoux und Rembercourt vorstieß und mit ErkundungSabkeilungen mehrfach gegen unsere Stellung heran fühlte, wurde abgewiesen. Westlich der Mosel schoben wir unsere Linien etwas vor. Oberleutnant Lörzer errang seinen 42., Leutnant Bäumer seinen 30. Lnftsieg. Der Erste Generalquarkiermeister. Ludendorff. (W.T.-B.) Oer neunte Gang zu den Altären des Vaterlandes! Leg dein Scherflein in die Opferschalen! Oie anderen. Größere wie Ou, Herrliche, Glorreiche, füllten sie mit ihrem Blute. Sie zu ehren, gib zur Neunten". GrafDurian über den Erfolg seinerNote Berlin, 23. September. (Drahlbericht.) Graf Durtan gewährte dem Chefredakteur des «Bert. Tgbl.', Theodor Wolff, gestern in Wien eine Unterredung, in der er folgendes auSführte: «Die Aufnahme, die die Note gefunden hat, konnte mich nicht überraschen, denn ich habe kaum anderes erwartet. Sehr be achtenswert ist aber doch zum Beispiel die außerordent liche Schnelligkeit, mit der Wilson geantwortet hat. ES lohnt wohl über die Gründe dieser Eile nachzudenken. Offen bar hat Wilson den anderen Entente-Regierungen zuvorkommen wollen. Wenn Wilson mit solcher Hast betont, daß er an seinem Programm, an seinen Punkten absolut festhalte, so kann das nur geschehen sein, weil er nicht wünscht, daß England und Frankreich ihm mit ihrer Antwort und ihren besonderen Wünschen dazwischen kämen. Er hat einer Verabredung zwischen ihnen vor beugen wollen; darum hat er sich so beeilt. Das ist, wie gesagt, nicht uninteressant; natürlich ist die Wirkung des Mittels damit wohl keineswegs erschöpft. Es wird ja jede Aeußerung darüber, wie die Note auf die pazifistischen Kreise gewirkt hat, vorsichtig unterdrückt. Aber eS ist kaum daran zu zweifeln, daß in den kommenden Parlamentsdebatten diese Wirkung sich bemerk bar machen wird, lieber den Zeitpunkt bestand zwl- schenunsundDeukschlondvollesEinvernehmen; die ganze Frage datiert ja nicht von heute und gestern. Die deut schen Truppen im Westen haben die Hindenburglinie erreicht; sie werden sie halten, und damit war eine Pause eingetreten. Das sind die Augenblicke, die man, wenn man handeln will, benutzen muß. Bei allem Vertrauen zu uns selbst und zu unserer mili tärischen Situation dürfen wir nichts unterlassen, was dem Frieden näher bringen könnte. Bei Ihnen und ganz ebenso bei uns» bann manches geschehen, was wenigstens zu einer Entspannung der Situation führen könnte. Natürlich dürfen wir uns darüber nicht täuschen, daß die wahren, großen Schwierigkeiten von den terri torialen Fragen herrühren. Wenn meinem Schritte auch der Er folg versagt war, den Frieden damit zu eröffnen, so wird mich dies nicht hindern, den beschrittenen Pfad weiter zu verfolgen. Wir werden natürlich auch nicht gleich den nächsten Schritt tun, erst nach einer gewißen Pause, jedesmal, wenn unS der Augenblick dazu geeignet erscheinen wird, und stets kn vollstem Einvernehmen mit unseren Verbündeten. Aber ich glaube, daß man nicht dir Hände in den Schoß legen und die Zeit nicht ungenützt verstreichen lassen darf.' ist Zürich, 23. September. (Elg. Drahkbe richt.) Zur amerikanischen Antwort auf den österreichischen Vorschlag schreibe» di« «Renen Züricher Nachrichten": Die Ablehnung WllsoaS bezüglich Teilnahme an einer Konferenz sei aller dings festgcstellt, aber zugleich sei in der Antwort auch die FriebenSderettschaft der Union auf Gnmd der bis herigen Vorschläge Wilsons betont, der sein Friedens- Programm ausdrücklich aafrechterhalte. Dieses sei immerhin ein ganz anderes als das DernichtungSprogramm d«< Arbeiterführers Vom- perS, als daS Racheprogramm LlemenceauS, und als das Ctn- sackungSprogramm Balfours. Die Antwort Wilsons habe den Burianschen Vorschlag nicht totgeschlagen, sondern biete An knüpfungspunkte für «ine weitere Verfolgung auf der kopkre- ten Grundlage. Eine diSkussionSlose Unterwerfung unter sämtliche Punkte deS Wilsonsche» Programms werde uichtdegehrt, sondern «S werde einzig nur verlangt, daß dieses Programm die Basis für Konferenzverhandlvngen bilden müsse. Der Tag der Entscheidungen Berlin, 23. September. sDrahtbericht unserer Ber liner Schriftleitung.) Der Tag der Entscheidungen ist heute angebrochen. Schon seit dem frühen Morgen tagen im Reichstag die Fraktionen. Um g Uhr bereits versammelte sich das Zentrum. Um 10 Uhr folgten ihm die Sozialdemokraten in Verbindung mit dem ParteiauSschuß Berlins, um, wie cS im .Vorwärts" he'ßt, den Be richt deS Vorstandes «ntgegenzunehmen und die Richtlinien der künfti gen Pottttk der Partei einer gründlichen AuSsprach« zu unterziehen. Um 12 Uhr soll dt« Fortschrittliche VolkS^artet zusammentreten. Abends 147 Uhr wird die neue interfraktionelle Besprechung der Mehr heitsparteien staktfinden. lieber die größere und geringere Geneigtheit der Sozialdemokratie, unter Umständen in die Regierung einzutreken, schreibt der .Vorwärts" heute u. a.: Wenn die Sozialdemokratie ein mal in die Regierung eintritt — und dieser Tag kann kommen — dann tut sie eS zur Erfüllung ihrer großen geschichtlichen Mission, den Frie den herbetführen zu helfen. Ob die Dinge zu einer erfolgreichen Frie denspolitik heute schon reif sind, muß man leider nach der Haltung der Gegner bezweifeln. Vor allem aber wird eS notwendig, die Hindernisse, die sich einer konsequenten Friedenspolitik im 3nnern entgsgenstellen, «n für allemal aus dem Wege zu räumen. Ob dies heute schon möglich ist, ist eine Frage der Tatsachen. Die Sozialdemokratie kann weder heute noch später in die Regierung eintreten, um die Politik, wie sie bisher getrieben wurde, mikzuverantworten. Sie kann eS aber tun zu dem Zwecke, sie entsprechend ihren Ueberzeugungen von dem, waS dem Volke not tut, zu ändern. Köln, 28. September. (Ctg. Drahlbericht.) Ein« sozialdemo kratische Kundgebung für Frieden und Völkerbund fand am Sonntag vormittag hterselbst in öffentlicher Volksversammlung statt, die von der Parteileitung der Kölner Sozialdemokratie einberufen wor- den war. Reichslagsabgeordneter Meerfeld sprach dabei in Inständigen Ausführungen über die Friedensangebote und Völker - bundfrage. Die größte Schuld, daß auch selbst das jüngste Angebot Graf Burians schroff abgelehnt wurde und der Kriegswille bei unseren Feinden vorherrscht, schob der Redner auf die unverantwort lichen Machtgelüste der Alldeutschen, die preußischen Junker usw-, deren Herrengeste unS die ganze Welt entfremdet habe. Eine radikale Umgestaltung unserer Regierung sei notwendig. Herl- ling sei nicht der Mann, der mit dem preußischen Polizei- und ObrigkeikSstaat brechen werde. Die Sozialdemokratie werde niemals in die Regierung einlr«k«n, solange ein System Herlling am Ruder sei. Die Demokratisierung Deutschlands sei eine Vorbedingung für den Frieden. Die Wahlrechts komödie im Landtage müße bald ein Ende nehmen. Berlin, 23. September. (Drahlbericht.) Man nimmt, wie das .B. T." berichtet, an, daß der am Dienstag zusammentretende Haupt ausschuß eine Woche versammelt fein wird. Ob der Reichs kanzler das Wort im tzaop-tonsschuß ergreifen wird, steht noch nicht fest. Dagegen gilt als sicher, daß der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes sprechen wird. Die Beratungen sollen öffentlich sein, sobald der Regierung etwaig« Mitteilungen nicht nur vertraulich gemacht werden. S8V00 Tonnen versenkt Mtd. Berl! n, 22. September. (Amtlich.) Im Atlantik ver senkten unsere Unterseeboote fünfunddreihigtausend Bruttoregtster- tonnen. Die für unsere Feinde bestimmten Ladungen bestanden, soweit festgestellt werden konnte, aus besonders wertvollen Gütern; u. a. Kohle, Baumwolle, Petroleum, Holz, Stückgüter und Lebensmittel. Die Versenkung mehrerer Schiffsladungen Kohle ist besonders bedeutungsvoll im Hinblick auf die wachsende Kohlennot in allen feindlichen Ländern. Der Chef des AdmiralstabeS der Marine. Gntentefreirrrdliche Umtriebe in Rumänien Budapest, 23. September. (E i g. D r a h t b e r i chk.) 3n den mittelmächtfreundlichen rumänischen Kreisen worden die Vorgänge i n Jassy mit großem Ernst beurteilt. Die zügellosen Umtrieb« der Bratianupartei werden als höchst gefährlich betrachtet und man ist befremdet über die Duldsamkeit, welch« die Regierung Marghiloman gegenüber Untenehmungen wie der Gründung dor .Liga der rumänischen Ehre" gezeigt hat. Noch gravierender erscheint der Fall der A m n e st i e v o r l a g c. Marghiloman hat seine Partei ersuchen müssen, die Vorlage ihrerseits als öniliakivantrag im Parlament einzubringen, da er als Lyef der Armee die Sanktionierung nicht er teilen könne. Die Amneslievorlagc ist aber nicht eine der Bestim mungen des Friedens von Bukarest, und das Vorgehen des Königs wird daher von der Bevölkerung als eine Demonstration gegen den Frieden empfunden. Die konservative Partei führt auch Beschwerde darüber, daß der König der Partei die Verantwortung für den Frieden zuschiedt, und sich auf ihre Kosten bei ihren Gegnern volks tümlich zu machen sucht. Bei St. Mihie? Von unserem militärischen Mitarbeiter. Daß der Stillstand in den feindlichen Offensivkampfhand lungen nur scheinbar vorübergehend sei, und daß der Eniente- Generalissimus Foch, auf dessen Feldherrnkunst jetzt die Feinde ihre Hoffnungen setzen, bald wieder an irgend einer anderen Steile unserer großen Verteidigungsfront, bei Verdun oder zwischen Maas und Mosel, aufs neue seine Scharen zum Großangriff vor treiben werde, war nach allen Meldungen und Wahrnehmungen, wie auch im Hinblick auf die Eile unserer Gegner klar voraus zusehen. Diese Eile findet ihre Erklärung neben dem selbstverständ lichen Bestreben, so schnell wie möglich ans Ziel zu kommen, d. k. die deutsche Front zu durchbrechen, einmal in militärpolitischen Gründen, die in der immerhin besorgniserweckenden Stimmung der einem neuen Kriegswinter nickt sonderlich geneigten Entente- Bevölkerungen liegen, und zum anderen in der begrenzten Ver- wendbarkeit -er das rauhe Klima des nordischen Winters nicht vertragenden unterschiedlichen Hilfsvölker, die bei der Steigerung der blutigen Verluste ebenso unentbehrlich wie im Minter unver wendbar sind. Zwischen Maas und Mosel hat sich nun die Fortsetzung der Angriffe am 12. September verwirklicht. Dort sind Amerikaner und Franzosen, gestützt auf die beiden französischen Festungen Ver dun und Toul, zum Angriff gegen den weit nach Westen nus ladenden, zangenartigen Bogen der deutschen Front bei St.Mihiel geschritten, eine Stellung, die, wie das seinerzeit ähnlich beim deutschen Marnebogen beabsichtigt war, mit Mann und MauS abgeschnitten werden sollte. Waren doch die Vorbedingungen für die Gegner und ihr Hauptziel, einen aufsehenerregenden Prestige schlag mit großen Gefangenen- und Beutezahien zu führen, durch die genannten Festungen mit ihren gutangebauten großen Ver- bindungsstraßen, Schienenwegen und Überbringungsmöglichkeiten großer Truppenmasten in jeder Hinsicht gegeben, und es eignete sich doch auch der Waldreichtum des Zwischengeländes ganz be sonders zur gegen Sicht gedeckten Bereitstellung von Angriffs truppen. Diese Umstände waren der deutschen Obersten Heeresleitung natürlich längst nicht nur bekannt, sondern es war auch, obwohl früher keinerlei Grund zu einer Räumung unserseits vorlag, bereits im Jahre 1916 mit dem Ausbau der sogenannten Michel stellung begonnen worden; d. h. man war darangcgangen, die hinter dem spitz vorspringenden Bogen unserer Front bei St. Mihicl belegens Sehnenlinie zu einer dauernden Aufnahme und Ver teidigung auszubauen. So wurde bereits damals für den immer hin einmal möglichen ernstlichen doppelseitigen Angriff die Mög- Uchkeit geschaffen, die unhaltbar gewordene Bogenstellung ohne Bedenken räumen und die dahinter vorbereitete besetzen zu können. Nachdem sich dann bereits Anfang September d. I. die An zeichen der bevorstehenden Angriffe an jener Frontstelle gemehrt hatten, also schon lange vor dem eigentlichen Beginn des gegne rischen Vorgehens, war die Räumung des St.-Mihiel-Bogens an geordnet und begonnen worden. Der Befehl zur Durchführung wurde am 8. September gegeben und diese cingeicitet. Es hätte sonst gar nicht durchgeseht werden können, die am weitesten vorn befindlichen deutschen Divisionen rechtzeitig hcrauszubekommen. Als der Feind dann am 12. gegen den St.-Mihiel-Bogen bei der Combres-Höhe und südlich, sowie zwischen Cütes Lorraines und der Mosel seinen Angriff ansehte, wurde unserseits der Kampf schon frühzeitig abgebrochen. Wir nahmen sofort die begonnene Räumung vor, und es gelang unseren Gegnern nicht, uns an dieser zu hindern, sondern es wurde sogar die Combres-Höhe nach vorübergehendem Verlust von unseren Landwehrkruppen zurückgewonnen, während werter südlich zum erstenmal bier an der französischen Westfront kämpfende Regi menter unserer verbündeten österreichisch-ungarischen Armee den ungestörten Abzug unserer Divisionen sicherten. Der Beweis da für, daß diese unsere Räumung vollkommen geglückt ist, wird durch die nach dein ersten Kampftage eingctretene Gesechtspause erbracht. Der Fein- vermochte nicht rechtzeitig zu folgen, und es kam nur an den Flügeln noch zu kurzen Kümpfen. Der Gene ralissimus hat aus südlicher Richtung zwischen Maas und Mosel die Amerikaner, von Nordwesten her in Richtung Lombres-Htche —Vompierre seine eigenen Landsleute angreisen lasten. Ein Ein bruch der Amerikaner in der Richtung auf Tbieaucourt, der durch daS rechtzeitige Eingreifen unserer örtlichen Reserven abgerlcgolt worden ist, blieb das einzige Ergebnis. Dem vom Gegner mit Uebertreibungen verzeichneten Gefan genengewinn stehen die auf unserer Seite erreichten Vorteile gegenüber, die darin bestehen, daß der Feind die unter ganz anderen Voraussetzungen und mit höchstgespannten, unerfüllt gebliebenen Durchbruchscrwartungen in 69 .Kilometer Frontbreitc geplanten und angcsetzten Großangriffe fast wirkungslos verpuffen sehen und infolge unseres Ausweichmanövers seine gesamte Kampffront um gruppieren, ja seine Operationen bereits am Tage nach dem Groß angriff fast vollkommen umstellen muhte. Demgegenüber haben wir dank unserer strategischen Maß nahmen nun eine beinahe um die Hälfte ihrer ursprünglichen Aus- dehnung verkürzte und damit schon erheblich stärkere Stellung. Mährend diese ursprünglich 70 Kilometer betragen hatte, ist sie jetzt nur noch etwa 36 Kilometer lang. Kleine takliscke Mängel, die sie bietet, werden von den strategischen Vorteilen ihres Verlaufs ausgewogen. Sie wird allerdings von den in den Besitz des Fein des gelangten Höhen der C-tes Lorraines um 100 bis 130 Meter überhöht, ein Umstand, den sich der Feind am 14. durch lebhaftes Arklüeriefeuer zunutze machte — mit rote geringem Erfolg habe«