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dings in der Hitze zuweilen persönlich gegen die Minister wurden, was sich nicht billigen läßt; allein es scheint nichts daraus zu werden. Wenn man nun auch diese Männer in Untersuchung, Prozeß und Strafe gezogen hätte, ihre Worte, ihre Gründe wären doch in den Herzen des preußischen Volkes fest sitzen ge blieben. Im October dieses Jahres läuft nun die Zeit, auf welche die gegen wärtige 2. preuß. Kammer gewählt ist, ab, und es stehen neue Wahlen bevor, ohne daß die Negierung die Kammer aufzulösen nölhig hat. Wird die Re gierung ein neues Wahlgesetz einseitig erlassen, um gefügigere Abgeordnete zu erlangen? Aber daS gegenwärtige Wahlgesetz, von dem früheren Minister von Manteuffel octroyirt, ist das allerconseroativste, das sich denken läßt. Die Unterthanen sind nach ihrem Vermögen in 3 Klaffen getheilt, die vermögenderen Klassen sind sehr bevorzugt, alle Klassen haben erst Wahlmänner zu wählen, die dann gemeinsam den Abgeordneten wählen. Nun sind es freilich gerade die gebildeteren, wohlhabenden Klaffen des preuß. Bürger- und Bauernstandes, die bei den Wrhlen in Folge ihrer Bevorzugung den Ausschlag geben, die aller festesten Anhänger des verfassungsmäßigen Budget-Bewilligungsrechtes der 2 K. Voraussichtlich wird also die neuzuwählenve 2. K. die bisherige in der Haupt sache abspiegeln. Oder wollte Bismark ein Wahlgesetz auf breitester, demokra tischer Grundlage mit unmittelbaren Wahlen octroyiren, um, wie in Frankreich, durch die Summen der großen Massen eine dienstbereite Kammer herzustellen? Wir glauben nicht, daß hierzu dec König seine Einwilligung gäbe, die De mokratie ist überdieß nicht im Geschmacke des Premier, der Erfolg aber wäre immerhin zweifelhaft. Zeitungen. Sachsen. Der Bau der Dresdner Sängerfesthalle ist vollendet und wurde am 10. von den Zimmermeistern dem Bauausschuß übergeben. Da dec Bau noch 4 Tage vor der gesetzten Zeit beendet ist, fällt den betreffenden Zimmermeistern eine Gcatification von 500 Thlr. zu. Zwickau, 10. Juli. Bekanntlich ist wiederholt berichtet worden, daß sich auf dem Körper von Personen, welche von einem Blitz getroffen werden, das Bild desjenigen Gegenstandes vorgefunven, in dessen unmittelvarer Nähe jene Personen verweilt, als dec Blitzschlag ecsolgt, z. B. das Bilo des Baum eS, unter dem sie gestanden rc. Seit gestern erzählt man st b nun in dieser Rich tung hier folgendes: Ein Mädchen, welches vergangenen Sonnabend dem Triller fest in Eckersvach beigewohnt, war auf dem Heimweg nach der Stadt kurz vor den Bergtellern von dem Gewitter überrascht woroen und hatte unter einem Baume vor dem heftigen Rgen Schutz gesucht. In diesen Baum hatte der Blitz geschlagen und das Maschen betäubt, uns als es balo darauf wieder zur Besinnung gekommen war, hatte es zunächst nuc wahcgenommen, daß die Cri- noline zerrissen gewesen; als es aber nach Hause gekommen war und nähere Erörterungen angestellt, hatte sich ergeben, daß es ein treues Abbild der Crinol ine auf dem Körper gehabt. Das Mädchen war carrirt!? (W. B.) Auerbach, 9. Juli. Gestern Nachmittag entlud sich in hiesiger Gegend ein schweres Gewitter. Hierbei schlug der Blitz, jedoch ohne zu zünoen, in da- HauS des Webermeisters Gerbeth in Werda, töotete diesen auf der Stelle und betäubte dessen 7jährigen Sohn in der Stube. oiglläMsther Anzeiger Nr 8ech8uMebenWster Jahrgang Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Planen. LOS IS. IM IMS Donnerstag hsen. i5. sen runz enfabu sich brj Art weißer -at sich n Be- 'fort z ht- > um i5. 3LT 6^ 6 „ Wich »es du in W agt dir Sptk Köchin. ZI. L Ngr. für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen GerichtSiimter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. In Preußen bleibt's also vorläufig und bis auf Weiteres beim Alten, e Regierung hat dem Landtage, der Landtag, d. h. die 2. Kammer der zierung nicht nachgegeben. Hr. v. Bismark warf der Kammer vor, sie wollte neue Heeres-Organisation, die sich so glänzend bewährt habe, umwerfen d dadurch die Sicherheit des Landes in Gefahr bringen, auch die ruhmvollen, zanten Siege der Armee nicht anerkennen, in die Rechte der Krone ein- ifen rc. Die Kammer dagegen warf der Regierung vor, diese wolle unter Scheine der Verfassung unumschränkt herrschen. Die Regierung wendete e mögliche Mittel und Mittelchen an, um die Kammer herumzubringen. Der mz eröffnete den Landtag selbst, wenn gleich er schon früher nicht gut auf 2. K. zu sprechen war. Er wünschte angelegentlich, das Zerwürfniß möchte ögeglichen werden, aber freilich von der Armeeorganisation könne er nicht lassen, folglich müßte die 2. K. nachgeben. Der Kriegsminister sprach wie Buch für die neue Heereseinrichtung, die schon deßwegen ganz vortrefflich , weil sie der König selbst gemacht habe und nicht davon abgehen könne, an winkte sogar recht deutlich, daß die Negierung der Kammer das Recht gestehen werde, das Budget zu bewilligen, wenn diese nur in diesem einen nkte nicht so hartköpfig bleiben wollte. Am meisten führte Bismark die mmer dadurch in Versuchung, daß er eine große Kriegsflotte herzustellen und e preußische Ländergier zu befriedigen beabsichtigte. Aber auch an diesen Köoer ß die Kammer nicht an, obschon es ihr hart ankommen mochte. Die große ehrheit der Kammer blieb geschlossen und fest, wankte nicht, spaltete sich nicht d gab nicht ein Haar breit nach. Unterdeß wurde im Volke von Oden herab ch Möglichkeit gewühlt, um die 2. K. in Mrßcredit zu bringen. Die Be ten, die Polizei, die Regierungsblätter mußten in diesem Sinne wirken, und o nur in einem abgelegenen Dorfe ein Pastor oder ein Schulze mit zwei oder ei Bauern oder Kleinhäuslern eine Adresse oder Redensart für die Regierung wege brachte, da gab es einen Sums, als wenn das ganze preußische Volk gen die 2. K. wüthe. Weil man wußte, daß Deputationen, welche für die eereseinrichtung sich aussprachen, bei Hofe gern gesehen wurden, so stoppelten rnstbefllssene Beamte, die dafür auf Beförderung rechnen durften, solche De- tationen zusammen und schickten sie nach Berlin. Das schönste Stück dieser rt lieferten die bekannten 59 Pastoren. In Pommern, wo doch wahrlich die evölkerung nicht so widerborstig ist, wie in andern Provinzen, ließ sich oec eilig selbst herbei, die Leute zu ermahnen, sie möchten keine freisinnigen Ab ordneten mehr wählen. Wurde der König, wie sich's gehört und gebührt, rzlich empfangen, so legte man junkerlicher Seils dieß so aus, als ob das olk mit dem Bismarkschen Regimente außerordentlich zufrieden und wohl ein- rstanden sei. Als ob nicht mit der schuldigen Ehrfurcht vor dem Staats- erhaupte und der Anhänglichkeit an dasselbe eine Unzufriedenheit mit der msten Junker-Aera, der ohnedieß die ganz andere neue constrtutionelle Aera owusgegangen war, ganz verträglich sei! Die 2. Kammer hatte als Haupt- «asfe der Regierung gegenüber nur das gesprochene und gedruckte Wort. Und rse Waffe ist mit ausgezeichnetem Geschicke geführt worden. Die Zeitungen, elche das Verfassungsrecht vertheidigten, trugen mit Eifer jedes Wort schnell die entlegenste Hütte des Staates, uns der gebildete Bürger und Bauer reußenS begriff recht gut, was die geistvollen Reden eines Gneist, Birchov rc. chielten. ES sollten diesen Hauptrednern nach dem Schlüsse des Landtags, ir es anfänglich hieß, Prozesse an den Hals geworfen werden, weil sie aller- 5 !0 5 8 0 0 sse ze- Meister Hause, in der stunden »selben ter. lc? Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher prLaamorallcko zu entrichten ist, bei Beziehung durch die Post 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später ein ende Annoncen finden in der nächstfolgenden 'Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Eorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für di« wütigen König!. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Karl August Kretschmer, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn L. A. Hüttel sea., in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einuehmer Holzmüller. ot-i du,, »cb, ter ter'