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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar .Wilsdruff«- Tageblali» «Ich--int an allen Werktagen nachmittags 4 Uhr. De-n>gspreis monatlich 2,— NM. srei Haus, bei Postbeftcllung l.W NM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern lo Roig. Alle Postanstaltcn und Post- dotcn, unlere Austräger u. «elchäftsst-Ne, nehmen zu jederzeit Bestellungen ent- Womenolllll sur Wllsoruff u. umaeaend gegen. Km Kalle höherer «rmalt, od. sonstiger 2 Betriebsstörungen dcftcht »ein ^Anspruch aus Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises, «üchsendung eingcsandtrr Scheistftüche alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut ausliegendem Taril Nr. 4. — Nachweisungs,Gebühr: 20 Nptg. — Dorgrschriebenr Trscheinungstagc und Plagoorschristen werden nach Möglichkeit bcrüchsichngi. — Anzeigen - Annahme bis normst,ags w rihr. . . , . eig-,-,2^ narr, ""„Für die Nichtigkeit der durch Fernen! Lbermst. Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr.206 testen Anzeigen übernehm men MN keine Gewähr. — Jeder Radaltanspruch erlischst wenn der Betrag durch Klage cingczogcn werden muh oder der Allirraggeder in Konkor» gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadl rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 71 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 264V Montag, den 35. März 1935 „Von wem kann sich Deutschland bedroht Wen?" Flandin am 2V. März 1935. kUV. Diese seltsame Frage hat der französische Minister präsident Flandin am Mittwoch vor dem Pariser Senat aufgeworfen. Wie Deutschland eigentlich zu dem Gefühl kommen könne, bedroht zu sein, fragt Herr Flandin. Wir sind augenblicklich bereit, dem französischen Ministerpräsi denten die Antwort zu geben, um den mangelnden Geschichtskenntnissen Flandins von den Ereignissen der letzten eineinhalb Jahrhunderte unter die Arme zu greifen. Wir könnten die ständigen Bedrohungen des Deutschen Reiches durch den französischen Imperialismus hundertfältig aus der Geschichte beweisen. Wir denken zwar nicht daran, die Raubzüge französischer Heere während des 17. und 18. Jahrhunderts irgendwie der augenblicklichen Regierung in Frankreich zur Last zu legen. Aber es scheint uns dennoch notwendig, um der historischen Wahrheit halber, an das Treiben eines Mslac und Turenne in Westdeutschland, an die Koalitionskriege Napoleons l. und seiner Generale zu erinnern. Sie waren alle Testamentsvollstrecker Richelieus, und nicht umsonst prägt der neutrale Schweizer Hermann Stege mann das Wort: „Von der Ariovistschlacht bis zum Kampf der Waffenlosen an der Ruhr spannt sich eine klirrende Kette.' Für uns steht heute das Zeit alter des neuen französischen Imperialismus zur Erörte rung. Wenn wir anfangen mit der Politik eines Poin - carö und Clemenceau, wenn wir uns das politische System französischer Generale, wie Magin, Gnil- lau mal, de Metz und anderer Befehlshaber der ehe maligen fraWösischen Vesatznngsarmee ins Gedächtnis zurückrrrfen, so liegt allein darin schon eine bündige historische Antwort auf die rhetorische Anfrage des fran zösischen Ministerpräsidenten. Jenen Sachwaltern des französischen Imperialismus' wurde das wehrlose Deutschland gleichsam zur ständigen Versuchung für die, die in Verfolg des Richelieuschen Testamentes immer wieder die französischen Grenzpfähle am Rhein zu er richten trachteten oder in das Ruhrgebiet einfielen, um es wirtschaftlich auszupowern, eine Militärpolitik, die nicht davor zurückschreckte, Freiheitskämpfer wie Leo Schlageter, die sich gegen den Äechtsbruch Frankreichs auflehnten, zu füsilieren. Ja, wir sind sogar zu dem Nachweis imstande, daß diese militärpolitisch-imperialisti schen Tendenzen noch bis vor kurzen Monaten französische Staatsmänner und Generalstäbler beherrschten. Vergegenwärtigt man sich, daß inzwischen der Locarnopakt als Instrument der Friedensgarantie für Westeuropa anerkannt und in Kraft war, so müßte die Drohung Frankreichs vom November des Jahres 1934, ins Saarland einzumarschieren, geradezu als Ungeheuer lichkeit anmuten. Die Saareinmarschdrohung ist einer der typischen Fälle, wo Frankreich unter dem Deckmantel eines internationalen Nechtswahrers seine Marschkolonnen für ein machtpolitisches Ziel in Be wegung setzte. Man sprach in Paris von „bedrohten Rechten' und meinte das saarländische Kohlenvorkommen und das militärische Glacis, das französische General stäbe seit mehr als zwei Jahrhunderten nicht ans dem Auge gelassen haben. Nur der Geistesgegenwart und dem Mut einiger Staatsmänner und wahrer Europäer bleibt es zu verdanken, daß dieses Beginnen, ein brutaler An griff auf den europäischen Frieden, im letzten Augenblick verhindert wurde. Dieser Versuch Frankreichs, noch kurz vor der Abstimmung an der Saar durch militärischen Ein griff Recht und Vertrag zu beugen, war um fo unverant wortlicher, als die Bevölkerung des Saargebietes in mannhafter Ruhe und Disziplin dem westlichen Gegner und dem Völkerbünde auch nicht den geringsten Anlaß zu einer derartigen Aktion geboten hatte. So weit unsere Antwort an den französischen Minister präsidenten. Diesen historischen Beweisen könnte man neue in endloser Folge hinzufügen. Uns genügt diese Aus wahl . . . Ein europäischer Staatsmann prägte das Wort: „Ein Wehrloser ist eine Versuchung für den Krieg'... Dieser an und für sich theoretische Satz ist während der letzten eineinhalb Jahrzehnte zur politischen Praxis in Europa geworden. Das entwaffnete Deutschland hatte hierfür eine ausgiebige Erfahrung ge sammelt. Niemand in Deutschland wird es dem westlichen Nachbarn verargen, wenn er auf Grund gewisser Be trachtungen und Erfahrungen, die allerdings zumeist nicht unverschuldet sind, seine eigene Sicherheit auf seinem souveränen Boden pflegt und sich zur Verteidigung mit allen Mitteln der modernen Heereslechnik umgibt. Aber ist es nicht geradezu Heuchelei, wenn der französische Minister präsident in den Ruf ausbricht: „Was bleibt von der Kraft des internationalen Rechts übrig, wenn man die eigene Kraft jeder Nation an die Stelle diefes Rechts setzt?« Als Kenner der Geschichte und mit dem nationalen Rechte eines Volkes, das eineinhalb Jahrzehnte als zweit rangiger Staat unter den übrigen europäischen Völkern Sie -eW-enMe Aussprache. Die Mission Simons vnd Edens in Berlin - Die Wett schaut aus Deutschland Der Besuch des englischen Außenministers Simon und des Lordsiegelbewahrcrs Eden in Berlin steht im Mittelpunkt des europäischen, ja, man kann ruhig sagen, des Weltintcresses. Eden ist über den Umweg nach Paris nach Berlin gekommen. Eden hatte in Paris mehrere wichtige Besprechungen nut dem französischen Außenminister Laval unter vier Augen. Später hat sich auch der italienische Unterstaatssekretkr des Auswärtigen, Suvich, an diesen Besprechungen beteiligt. Mit den Besprechungen, die die beiden englischen Diplomaten mit dem Führer und Reichskanzler und dem Reichs außenminister Neurath über die internationale Lage nach Einführung der deutschen Wehrpflicht ausgenommen haben, ist die Erörterung aus der Atmosphäre der Protest noten und diplomatischen Schritte in die weit klarere der gegenseitigen Aussprache gebracht worden. Beide Vcrhaudlnngsteile sind beseelt von dem Wunsche, dem Frieden Europas zu dienen, und die un mittelbare Aussprache wird dazu beitragen, die Lage weiter zu klären und Spannungen zu beseitigen. Die englischen Herren werden sehr bald erkennen, daß sich an Deutschlands ehrlichem Friedenswillen, den der Führer so oft betont hat, nichts geändert hat, und daß nur unnötige Schärfen durch die Haltung der Prvtestftaaten hineingetragen worden sind. Sim«« W» Men. , Simon hat vor seiner Berliner Reise in zwei Pali tischen Versammlungen gesprochen. Er hat in beiden Reden zum Ausdruck gebracht, daß England gegenüber manchen politischen Vorgängen in der Welt sich zurück halten müsse, und daß es kern Beitrag zum Frieden sei, wenn sich England in außenpolitische Abenteuer hinein ziehen ließe. Wenn Simon auch den englischen Stand punkt in der Abrttstungsfrage wieder unterstrich und den Willen zur Zusammenarbeit mit Frankreich betonte, so wurden seine Reden dem Friedenston Deutschlands durchaus gerecht. Mit Berlin beginne, so erklärte Simon, eine neue Entwicklung auf einem weiten und schwierigen Gebiet, wobei nur Beharrlichkeit und Bedacht zum Ziele führen könnten. Das Londoner Blatt „Daily Mail' bringt die auf sehenerregende Mitteilung, wonach die englische Regie rung vor Simons Abreise beschlossen habe, bei einem erfolgreichen Ausgang der Berliner Verhandlungen eine Viermächtekonferenz nach London einzu- bernfcn. Das sei die letzte Entwicklung nach einer Woche konzentriertester diplomatischer Arbeit. Überein stimmend geben in diesem Zusammenhang die Londoner Blätter der Hoffnung Ausdruck, daß die Reise der britischen Staatsmänner zu einem sein Dasein fristen mußte, stellen wir fest, daß Frankreich ganz im Widerspruch zur moralischen Pose des Minister präsidenten Flandin seine Machtmittel rücksichtslos, und zwar gegen die Vertragsbestimmungen, verstärkte; Frank reichs Politik hat bewiesen, daß es diese Macht immer wieder als letztes diplomatisches Druckmittel gebrauchte und zu gebrauchen gewillt ist, um internationale Einrich tungen des Rechts seinen eigenen Plänen gefügig zu machen. Dasselbe Frankreich, das sich heute in der Rolle des Moralpredigers so Wohl fühlt, hat seine Machtmittel jederzeit brutal in die Waagschale geworfen. völligen Neubau des europäischen Staaten- verhältniffes auf einer neuen Grundlage führen werde. Verschiedentlich wird die Frage erörtert, ob Frankreich auch heute noch mit vollem Herzen bereit wäre, daran mitzuarbeiten und sich mit Deutsch land zu verständigen, oder ob es jetzt ein Militärbündnis mit Rußland und der Kleinen Entente vorziehen werde. Der bekannte politische Schriftsteller A. G. Gar diner stellt im „Star« ganz nüchtern fest, daß Deutsch land nicht allein oder überhaupt nicht für den jetzigen Zustand Europas verantwortlich gemacht werden könne. Der wahre Schuldige sei der „erpresserische Vertrag von Versailles", sei vor allem aber Poincars. „Wie man auch immer die Wirksamkeit Hitlers ablehnen möge«, schreibt Gar diner, „so ist man doch gezwungen, zuzugeben, daß erst dieser Fanatiker es fertigbrachte, sein Volk aus dem Staub zu ziehen zu der Achtung, dem Respekt und der Furcht, die es jetzt genießt. Seine Schläge sind kräftig gewesen, aber niemals ohne Ursache." Die Antunst der englischen Minister. Der englische Außenminister Sir John Simon und Lordsicgelbewahrer Eden waren am Sonntagnachmittag um 17.30 Uhr in einem Sonderflugzeug der Imperial Airways auf dem Berliner Zentralflughafen: Tempelhof gelandet. In der Umgebung des Flug^ Hafens hatte sich eine nach vielen Tausenden zählend^ Menge angesammelt. Das Flughafengelände selbst war fast bis auf den letzten Platz von Zuschauern gefüllt. Der englische Botschafter Sir Eric Phipps mit den Herren der» Botschaft, Reichsanßeuministcr Freiherr von Neurath, der Staatssekretär in der Präsidialkanzlei Dr. Meißner alK persönlicher Vertreter des Führers und Reichskanzlers, der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, v. Bülow, sowie zahlreiche andere Persönlichkeiten des politischen Lebens hatten sich zur Begrüßung eingcfunden. Aks erster verließ Außenminister Sir John Simon das Flugzeug. Er begrüßte den Reichsaußenminister Freiherrn von Neurath, mit dem er sich eine Zeitlang unterhielt; er begrüßte weiter den englischen Botschafter, die Staatssekretäre und die übrigen zum Empfang erschienenen Persönlichkeiten. Nach Simon verließ Lord siegelbewahrer Eden das Flugzeug. Der Kommandant des Ehrensturms der Leibstandarle Adolf Hitler meldete dem englischen Außenminister die für die englischen Staatsmänner angetretene Ehren bereit- schäft. Die Minister bestiegen darauf die bereitstehenden Kraftwagen. Im ersten Wagen nahm Reichsaußenminister Freiherr von Neurath neben dem englischen Außenminister Sir John Simon Platz. Die englischen Gäste wurden von dem vieltausendköpfigen Publikum lebhaft und freudig begrüßt. Die Fahrt ging vom Flughafen zum Hotel Adlon, wo die englischen Minister Wohnung nahmen. Besprechung über das Programm In einer gemeinschaftlichen Unterhaltung auf der englischen Botschaft nach Ankunft der englischen Regie- rungsvertrcter wurde zwischen ihnen und dem Reichs außenminister Frhr. von Neurath das für Montag vor gesehene Programm besprochen. Abends fand auf der englischen Botschaft ein Essen statt, zu dem die englischen Regierungsvertreter und die Mitglieder der englischen Botschaft erschienen waren. Wenige Minuten nach 20 Uhr begaben sich die eng lischen Minister mit ihrer Begleitung, nachdem Reichs außenminister Frhr. von Neurath und die übrigen deut schen Herren bereits vorher die englische Botschaft ver lassen hatten, zum Hotel ,',Adlon«. In der Halle bereiteten die hier anwesenden zahlreichen Angehörigen der engli schen Kolonie ihren Ministern einen herzlichen Empfang. * Am April neue Dreierkonferenz in Giresa. Am Schluß der französischen, englischen und italie nischen Besprechungen in Paris ist folgende Verlaut barung ausgegeben worden: Außenminister Laval, Lord siegelbewahrer Eden und Unterstaatssekretär Suvich sind am Sonnabend am Quai d'Orsay zusammengetroffen und haben einen Meinungsaustausch über die allgemeine Lage vorgenommen. Im Laufe der Aussprache ist daran erinnert worden, daß der Besuch der englischen Minister in Berlin einen Infor m a tionscharakter hat, und daß der Rahmen und der Gegenstand dieser Besprechungen