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Weißeritz-Mung Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend 73. Jahrgang. Sonnabend, den 2. November 1907. Rr. 129. Amtsblatt für die MnMc Amlshauptm-Mschast, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat z« Dippoldiswalde. Mit achtfettigem „Illustrierten Anterhaltungsblatt". Mit land- und hauswirtschastlicher Monats-Beilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle nnd an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Mdalrteur: Paul Irhne. - Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserate werden mit IS Pfg., solche aus unserer Ämtshauptmannschast mit 12 Pfg. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der elften Seite fnur von Behörden) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. zo Pfg- - Tabellarische und loniplizierte Inserate mit entsprechendem Auf schlag. Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pfg. Die »Weiberitz-Zeitung- scheint wöchentlich drei mal : Dienstag, Donners tag und Sonnabend und wird anden vorhergehen- denAbenden ausgegeben. Preis vierteljährlich 1M. 25 Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg., einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie unsereAusträger nehmen Bestellungen an. UrmW siil ik j« DMk« KW«). Auf Anordnung der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Dresden sind gemäß 88 y folgende der Verordnung vom 15. August 1000 zur Ausführung des Gesetzes vom 4. August desselben Jahres, die Handels- und Gewerbekammern betreffend, die Arwahlen für die Gewerbekammer vorzunehmen. Noch den vom Königlichen Ministerium des Innern genehmigten Vorschlägen des Vorsitzenden der Kammer sind aus dem Bezirke der hiesigen Königlichen Amtshaupt- mannschast zwei Wahkabteilungen gebildet worden, von denen die eine als 12. Wahlabteilung die Amtsgerichtsbezlrke Altenberg, Frauenstein und Lauenstein, sowie die andere als 13. Wahlabteilung den Amtsgerlchtsbezirk Dippoldiswalde umfaßt. Für jede der beiden Abteilungen sind zwei Wahlmanner und zwar je ein Wahl mann von den zur Gewerbekammer wahlberechtigten Handwerkern und je ein Wahl mann von den wahlberechtigten Nichthandwerkern zu wählen. Die Abgabe der Stimmzettel erfolgt Mittwoch, den 6. November dieses Jahres, von vormittags 10 Ahr ab bis 12 Ahr mittags, und zwar für die 12. Wahlabteilung im Sitzungszimmer des Rathauses zu Altenberg bez. im Sitzungszimmer des Rathauses zu Geising bez. im Gasthof „zum goldnen Stern" in Frauenstein bez. im Gasthof „zum goldnen Glas" in Glashütte bez. im Gasthof „zur Stadt Teplltz" in Lauenstein, sowie für die 13. Wahlabteilung im Gasthof „zum goldenen Stern" in Dippoldiswalde. Stimmberechtigt für die Wahlen zur Eewrrbekammer sind alle nach den §8 8 bis mit 10 des obengedachten, die Handels- und Gewerbekammern betreffenden Gesetzes vom 4. August 1000 wahlberechtigten männlichen Personen, sowie die gesetzlichen Vertreter juristischer Personen usw. Wählbar aber sind alle nach Vorstehendem wahlberechtigten männlichen Personen und gesetzlichen Vertreter juristischer Personen, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben und deutsche Reichsangehörige sind. Im übrigen aber werden die Wähler noch darauf hingewiesen, daß sie unter Umständen über ihre Wahlberechtigung sich auszuweisen haben werden. I 577 ». Königliche Ämtshauptmannschast Dippoldiswalde, am 4. Oktober 1907. Die Dumawahlen in Rußland. Seit letztem Sonntag sind in Rußland bekanntlich die Wahlen der Abgeordneten zur drillen Reichsduma im Gange, nachdem wochenlang vorher die Wahlmänncr- wahlen nach einem verwickelten Verfahren vollzogen worden waren. Die Ergebnisse der Wahlmännerwahlen schienen den linksstehenden Parteien in Rußland noch einigermaßen günstig zu sein, aber die Abgeordnetenwahlen selbst haben jetzt eine erhebliche Korrektur der Ergebnisse der Urwahlen gezeitigt. Denn obwohl die Abgeordnetenwahlen, von denen im ganzen Z52 zu vollziehen sind, in ihren Resul taten noch nicht vollständig vorliegen, so läßt sich doch schon jetzt nicht daran zweifeln, daß die Parteien der Linken ihre Mehrheit, welche sie in der ersten wie in der zweiten Reichsduma besaßen, nicht mehr besitzen, sondern in die Minderheit gedrängt worden sind. Von 327 Wahlen, die bis zum 28. Oktober mitternachts an der Zentralstelle in Petersburg bekannt waren, entfielen über die Hälfte, nämlich 166, auf Mitglieder der eigentlichen Rechten, Kon servative und Monarchisten, ferner 03 auf Okiobristen und sonstige Gemäßigte, sowie 3 auf Kandidaten der soge nannten friedlichen Erneuerung; die Parteien der Rechten verfügen demnach bereits jetzt mit zusammen 262 Stimmen über die Mehrheit, die sich durch die noch außenstehenden Wahlen zweifellos noch vergrößern wird. Auf Seiten der alten Oppositionsparteien haben hauptsächlich die Ka detten und die Sozialdemokraten schwere Verluste erlitten, von den letzteren sind einstweilen nur 0 gewählt worden und von der Kadettenpartei, die noch in der vorigen Reichsduma über 100 Mitglieder zählte, sind aus der Wahlschlacht vorläusig nur 25 Mann, also nur ein Viertel des früheren Bestandes, zurückgekehrt. Was die zukünftige Dumamehrheit anbelangt, so ist sie allerdings eine ziemlich bunt zusammengewürfelte Masse. Denn die bis jetzt ge wählten 166 Monarchisten und sonstigen Abgeordneten der Rechten zerfallen in verschiedene Fraktionen und Gruppen, zu denen auch die gewählten 18 Abgeordneten des be rüchtigten „Verbandes der echt russischen Leute" gehören. Den Uebergang zur Linken bildet dann der Verband der Oktobristen, die in ihrem Wesen manches von den Kadetten aufweisen. Der Rechten gehören schließlich noch die Mit glieder der Gruppe der friedlichen Erneuerung und ver einzelte sonstige Abgeordnete an. Den Kernpunkt der neuen Rechtenmehrheit werden zweifellos die Oktobristen bilden, ob sie sich aber mit den Parteien der eigentlichen Rechten zu einer wirklichen Mehrheit verschmelzen werden, das bleibt freilich noch sehr abzuwarten. Eher dürfte an zunehmen sein, daß sie Fühlung nach der Seite der Ka detten hin nehmen und versuchen werden, mit ihnen ein starkes Zentrum zu bilden, das gegebenen Falles nicht nur Stellung gegen die Fraktionen der radikalen Linken, sondern auch gegen die Ultras auf der Rechten zu nehmen hätte. Es kommt eben alles darauf an, wie die Oktobristen die Situation auffassen und ihre Taktik einrichten. Wenn sie aus den Fehlern gelernt haben, welche vor allem von den Kadetten in den beiden bisherigen Dumas begangen worden sind und wodurch die liberale Sache in Rußland eine so schwere Schädigung erfahren hat, so kann man vielleicht erwarten, daß sie den Arbeiten der dritten Reichs duma die bestimmende Richtung geben und dieselben in einer dem allgemeinen Interesse ersprießlichen Weise rcgu lieren Helsen werden. Andernfalls stünde zu befürchten, daß sich auch das dritte russische Reichsparlament in öder, praktisch nutzloser Weise verzehren werde, dann aber dürfte es mit dem parlamentarischen Experimentieren im „heiligen Rußland" aus lange Zeit vorüber sein und dafür wieder der krasseste Absolutismus die Vorherrschaft ausüben, wahr lich nicht zum Segen des russischen Volkes und Landes. — Wie aus Warschau gemeldet wird, teilte die Ochrana warnend durch Geheimzirkulare den Polizeien mit, daß die radikalen Parteien am Eröffnungstage der Duma eine Reihe terroristischer Akte als Einspruch dagegen planen. Demnach könnte sich die Eröffnungssitzung der Duma sehr aufregend und stürmisch gestalten. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Wir machen unsere Leser in der Parochie Dippoldiswalde darauf aufmerksam, daß mit diesem Sonntage, den 3. November, die Abendgottes- dienste wieder beginnen. Mit Rücksicht darauf, daß wegen des Gustav Adolf-Festes die alljährliche Abend kommunion des Reformationsfestes ausfallen mußte, wird am 3. November, abends 6 Uhr, Abendmahlsfeier ge halten werden. — Gar nicht so selten gelingt es dem grübelnden Kopfe auch des einfachen Mannes oder auch mit Hilfe des Zufalles, eine wirkliche oder wohl eben so ost nur vermeintliche „Neuheit" zu „entdecken". Gern möchte man nun diese Erfindung für sich ausnützen und Kapital dar aus schlagen, aber wie muß das angefangen werden? Diese letztere Frage wird nächsten Montag abend im Gewerbeverein Beantwortung finden, indem Herr Patentingenieur Hermann Koch aus Dresden einen Vor trog halten wird über: „Erfindungsschutz." — Ich brauche nicht zu annoncieren, meine Kunden kommen auch ohne Insertion und wissen, auch wenn ich nicht inseriere, daß ich noch da bin, so sagt mancher Ge schäftsmann, wenn er zur Insertion ausgefordert wird. Es herrscht noch immer bei vielen Geschäftsleuten die An sicht, daß Inserieren „Geldwegwerfen" sei und daß man keinen Pfennig mehr verdiene, wenn man auch noch so fleißig annonciere. Diese Ansicht ist aber falsch. Es ist heutzutage ein jeder Geschäftsmann, der einen ertrag reichen Umsatz erzielen will, durch die Konkurrenzverhält nisse gezwungen, die Güte seiner Waren in den Zeitungen zu empfehlen und immer von neuem das Publikum auf sein Geschäft aufmerksam zu machen, besonders jetzt zum Herbst, wo das Geschäftsleben frischer pulsiert, wo für den Geschäftsmann nun bald die Zeit anbricht, in der er den größten Umsatz im ganzen Jahre erzielen will, da muß auch jeder Geschäftsinhaber mit der Insertion beginnen und beizeiten wirksame Reklame machen. Je reger die Insertion, desto größer wird der Verdienst sein! — Druckfehler in Inseraten. Wie das Reichs gericht entschieden hat, „befreien nur sinnentstellende Druck fehler von der Zahlung der Annoncengebühr". Steht bei spielsweise in einer Annonce statt B. Müller K. Müller, Dresden, Wettinerstraße, so ist das kein Grund, die Zah lung zu verweigern, wenn in dieser Straße kein K. Müller wohnt, der dasselbe Geschäft wie B. Müller betreibt. Es läuft also immer darauf hinaus, daß der Inserent be- beweisen muß, sein Inserat habe durch den Druckfehler seinen Zweck nicht erreichen können, sei das letztere nun eine Empfehlung seines Unternehmens, Anpreisung einer Ware oder einer sonstigen Bekanntmachung privaten Charakters. Wenn irrtümlicherweise oder aus satztechnischen Gründen seitens der Setzerei Wortkürzungen an dem Inserat vorgenommen werden mußten, bestimmte Worte nicht, wie gewünscht, größer bezw. fetter gedruckt wurden, ein Inserat, dessen Inhalt nicht an einen Termin ge bunden ist, in einer anderen Nummer, als der vorge schriebenen, erscheint, versehentlich Titel oder Auszeichnungen weggelassen wurden, bei bekannten Geschäften die Straßen- angabe fehlt, so sind das alles keine Gründe, die den Inserenten berechtigten, eine kostenlose Wiederholung zu verlangen, denn durch die vorgenannten unwesentlichen Mängel wurde der eigentliche Zweck des Inserats nicht unmöglich gemacht. Ist der Fehler durch ein unleserliches oder undeutliches Manuskript, entstanden, so ist der In serent überhaupt dafür verantwortlich, und es braucht seitens der Zeitung kein Ersatz geleistet zu werden. Der höchste Gerichtshof ging hierbei von der Ansicht aus, daß Anzeigen, die man einer Zeitung zusendet, auch ganz deutlich geschrieben sein müssen. — Im Jahre 1905 war es der spanischen Polizei geglückt, einen Teil der berüchtigten Schatzschwindler (Entierro-Schwindler), vor deren Gebaren wiederholt in der Presse gewarnt worden war, bei der Arbeit zu über raschen und samt einer großen Menge Beweismaterial aufzuhcben. Zwei dieser Übeltäter sind nunmehr von den spanischen Gerichten zu je 500 Pesetas verurteilt, die übrigen aber freigesprochen worden. Einigen ist es ge glückt, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Da an zunehmen ist, daß angesichts dieser gelinden Strafen das verbrecherische Treiben dieser Schwindler bald in ver stärktem Maße fortgesetzt werden wird, kann nur erneut vor diesen Leuten nachdrücklich gewarnt werden. Dresden. Die Prinzessin Anna Monica ist von der Frau Gräfin Montignoso dem Bevollmächtigten Sr. Majestät des Königs, Conte Mattaroli, in Florenz übergeben und von diesem mit der Kinderfrau nach Briren in Tirol ver bracht worden, wo sie einstweilen in der Familie des Kgl. Sächsischen Kammerherrn Ernst v. Schönberg auf Schloß Pallaus ihren Aufenthalt nehmen wird. Freiberg, 30. Oktober. Der frühere Bürgermeister Barthel aus Siebenlehn wurde heute von der hiesigen Strafkammer wegen Betruges und Untreue im Amte mit drei Jahren Gefängnis, die in eine sechsmonatliche Zucht hausstrafe umgewandelt wurden, verurteilt. Er hat also 7>/2 Jahre Zuchthaus und 8 Jahre Ehrenrechtsverlust ab zubüßen. — Vom König!. Landgericht Freiberg wurde der Schirrmeister Julius Alsred Seidel, zuletzt in Bärenklaus«, geb. am 6. Juli 1878 zu Sohrneundorf in Schlesien, wegen Urkundenfälschung und Betrugs zu 6 Monaten Gefängnis und 2 Jahren Ehrenrcchtsverlust verurteilt. Mulda. Sein 25 jähriges Amtsjubiläum feierte Pfarrer Hermann Schubert hier. Geboren 1857 in Schellerhau bei Altenberg als Lehrerssohn, besuchte er die Dresdner Kreuzschule, deren Singechor er als Alumnus angehörte und als Präfekt vorstand. 1882 wurde er hilfsgeistlicher in Neukirchen bei Chemnitz, 1883 Diakonus in Roßwein. Seit 1886 wirkt er als Pfarrer hier. Dem Jubilar wurden mannigfache Ehrungen zu teil.