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Morgen-Ausgabe «ezugspreis: L M,^.^"^..'^-8! Vi»lI«ltLhlUch M. <^>0 sSr Ädd»l«r «onaUlch M. 1.7S; o»rch a^«r, MiswLrtlgkn ^iltaten t»1 H««« ««bracht monatlich M. »larlal- plhrllch durch dta Vist laaerbalbvaatlchlaab« Desomt.Daläad« »«tat Ich M. r^L, »I«r»«IIbbrItch M. 67o; Moraia-Aataab« M. IFa Abend-An«,ob« M. 0.S0. S»na»,at.A,«,-b« «. <UÜ moaatltch toatlchllehltch P»Kb«ltell«ibLdr>. Haaptschriskletter: Dr. Erich Everth, Leipzig. hlmdeLs-AeUung -lurtsblatt des Rat« und des PoUreiarntea der Stadt Leipzig 11L Jahrgang «»»elgeiu-rris: LLLN-L SÄ: ». A«»4r»m> a» „,u r«u bi, K»I»,«li»U« « ps. » ...» »> psu U^u, »>«,»««, »t, g»l,»«i,,«, « Pf« «,«»Sr<« » ch<lcheft<«>u«>««» «UI platz»»ilchelst«» t» pr«t>» «rbbtzt. G«Ia»ta,sl,^ M. 7.- »,« T,»l«ad a,«Ichl. Po»,.»«»«. S«r»s,r,ch-A»Icht,b >««ie I««» „d I«ns«. — Voftlchetb»»- «U SchrlNI'i!«», ,»» chrtch»,!«,.!«: ZechanaiSgafI« Nr.». Verlag: Dr. Reinhold L Eo^ Leipzig, Nr 50 Montag, den 28. Januar 1S18 Die „Gosden" Meder frei 2 Der deutsche Heeresbericht Amtlich. Großes Hauptquartier, -en 27. Januar 1918. Westlicher Kriegsschauplatz Fast an -er ganzen Front blieb die GefechtStStigkelk gering. Bei kleineren Unternehmungen südlich von der Oise und in den oberen Vogesen südlich von Lusfe wurden Gefangene eingebracht. Italienische Front Auf der Hochfläche von Asiago und östlich von der Br en la lebhafter Feuerkarnps. Ein italienischer Augriff gegen -en Monte Pertica scheiterte. Von den anderen Kriegsscha'Plätzen nichts Neues. Der Erste Generalqvartlermelster. Ludeadorff. (W.T.B.) Berlin, 27. Januar, abends. (Amtlich.) Von den Kriegsschauplätzen nichts Neues. Oesterreichisch-ungartscher Heeresbericht Wien, 27. Januar. Amtlich wird gemeldet: Auf der Hoch fläche von Asiago und östlich der Brenta war ArtillerietäligkeU auch gestern sehr lebhaft. Ein feindlicher Angriff gegen unsere Stellung auf h^n Monte Pertica wurde abgewiesen. Der Chef des Generalstabes. Die„Goebsn"wiedsrindenDardanellen Berlin, 27. Januar. (Amtlich.) Wie uns von zuständiger Stelle mikgelellt wird, ist der türkische Panzerkreuzer «Sultan Inssaf Selim' (früher „Soeben"), der aus dem Rückmarsch von dem Vorstoß nach der Insel ImbroSin der Enge von Ragara festgekommen mar, in die Dardanellen eingelausen. Welche Bedeutung die Englän)»- dem Kompfwert der ^Soeben' bcimesjcn, beweist, daß der englisch; Pressedienst seit einer Woche sich mtt dem Schisse beschäftigt und andauernd Meldungen von Angriffen und angeblichen Beschädigungen verbreitet, um falsche Hoffnungen auf den Ausfall der .Gorden" für die weitere Kriegführung zu erwecken. U-Boots au der amerikanischen Küste B e rn. 27. Januar. (Droktberichl.) Dse französische Presse meldet, dah amerikanische« Zeitungen zufolge an der amerikanische» und süd amerikanischen Küste, besonders in der Rahe van Brasilien, deutsche U-Boote gesehen wurden. * * * Berlin, 27. Januar. (Drahtbericht.) Ueber die Verluste der italienischen Handelsflotte durch U-Boote erwühnt Nltti nach «Populo Romano" vom 22. Januar in einer Rede, daß im Betons des Krieges 58 Prozent der italienischen Handelsflotte versenkt worden seien. Basel, 27. Januar. (Eig. D r a h t b e r i ch t.) Nach einer Pariser HavaSmsldung wird die Versenkung des spanischen Dampfers «Victor Deckavari" bestätigt. Drei Matrosen seien ums Leben gekommen. Stockholm, 27. Januar. (Erg. Drahtberi chk.) Wie die schwe dischen Blätter melden, ist der schwedische Llonddamofer .Adolf Meyer", der am 12. Januar im Selcitzug von Leith nach Lerwik abgegangen ist, überfällig und gilt als verloren. Nach Aussagen der Besatzung zweier anderer Fahrzeuge, die dem gleichen Zuge angehSrten, dürste der Dampfer versenkt worden sein. Polendebatte in Sesterreich Wien, 27. Januar, (l^i g. Drahkbertcht.) 3» der gestrigen Sitzung der Delegierten ergriff Dr. Glombinskl (Pole) das Wort und sagte: Für die Polen bedeutet Polen etwas anderes als Kongreß polen. Sie haben, wenn Sie von Polen sprechen, das geschichtliche oder das ethnographische Polen im Sinn. Vom geschichtlichen Polen kann heute keine Rede ein, weil es eigentlich auf einer Union beruht, und solange sich die Union nicht entschließen wird- ein Bündnis mit Polen zu schlichen, ist von einer Wiederherstellung des geschichtlichen Polens nicht die Rede. ES ist nicht richtig, daß man zur Erfüllung Ihres Pro gramms nur auf dem Wege des Konfliktes mit Preußen gelange» kann. ES hat sich auch unter gewissen Voraussetzungen als möglich erwiesen, einen wesentlichen Teil dieses Programms, nämlich die Vereinigung Galiziens mit dem Königreich Polen, ins Auge zu fasten. Redner rekla- n icrk dann auch Litauen für Polen, das leider heute eine Vertretung besitze, die den Polen feindlich gesinnt sei. Der Delegierte Klosac fordert gegenüber den offiziellen Erklärun gen des bulgarischen Ministerpräsidenten, daß man dem Minister mit- teile, ob er an seiner FrtedenSformel ohne Annexionen und Entschädi gungen auch gegenüber den Annexionsforderungen Bulgariens festhalle. Der slowenische Delegierte Dr. Korosec überreicht einen Antrag, in dem es heißt, daß mit Genugtuung zu konstatieren sei, daß die Mon orüste sich der früheren Annextonsgelüste entledige. Dieser Fortschritt sei fcdoch von geringem Werte, solange bet Bulgarien noch das alte Annextonsprogramm uuverhüllt und beim Deutschen Reiche in dunkler Form noch fortbesbche. Der Delegierte Dr. v. Langcnhan (Deutschnat. Verband), gegen dis Polen gewendet, sagte, es sei ungemein kränkend, daß, nachdem durch die Blukopfer Tausender deutscher Männer Polen die staatliche Selb- stSndtgkeit wiedergefunden hab«, in der Weise von den Polen über die Deutschen gesprochen würde. Es dürfe nicht vergessen werden, dah viel mehr deutsche Soldaten tn polnischer Erde begraben liegen, als die ganze polnische Nation für die Befreiung ihres Landes fe an Freiwilligen auf gebracht habe. Der ukrainische Redner, Delegierter Ritter von Wassilko, pflichtet dem deutschen Redner bei und sagte, von slowenischer Seite sei soviel Unerfreuliches über unfern Bundesgenossen Deutschland gesagt wor den, daß er sich verpflichtet fühle, zu konstatieren, daß die Ukrainer sich vollständig darüber klar sind, dah der Zarismus niemals zu- samm en gebrochen wäre und der Traum der Ukraine niemals ein reales Reultat gehabt hätte, wenn nickt die Mittelmächte treu zu- sammengchalten hätten. Er protestiere gegen die Abtretung Galiziens an die Polen. Wir Ukrainer in Oesterreich, erklärte er, verlangen von Oesterreich nichts anderes, als daß wir bei Oesterreich bleiben, und nur in dem Falle, daß man »ns an einen Dritten wegschcnken will, wollen wir zu unserem Mutterland«, der Ukraine, kommen. "X" Ja der Sitzung vom Freitag sprach der Ausschuß dem Grafen Ezernin volles Vertraue» aus la der Erwartoog, dah es ihm m naher Zukunft gelingen möge, dem Friede» die Wege zu ebnen. Der Kongreß der Bauer« aufne'Sst FraakfnrI a. M., 27. Januar. (Elg. Drahtderlcht.) Die .Frkf. Ztg." berichtet aus Lugano: «Lorriere della Sera' meldet aoS Petersburg» dah die Maximalisten nunmehr den Kongreß der Bauernversammlangea von ganz Rußland, der in Petersburg zusammentrat, um sein« Solidarität mit der Konstituante auSznsprechen, aufgelöst haben. Nachdem der Kongreß kaam eia« Stunde getagt hatte, drangen Matrosen in den Saal «in mid forderten dl« Teilnehmer aof, auSctnanderzngehea. E« kam za einem Handgemenge, das vier Stunden danerte. Endlich muhten die Bauer» abzlehen. Die Mit glieder deS Vollzugsausschusses wurden verkästet. Die fremden diplomatischen Vertretungen widmen der neuen anarchistischen Bewegung groß« Aufmerksamkeit. Der amerikanisch« Botschafter erhie't Drohbriefe, daß die Anarchisten ihn persönlich für da« Schicksal der in Amerika verhafteten rusflschen Anarchisten ver antwortlich machen. Die „Schreckensherrschaft" Lenins Wie», 27. Januar. (Eigener Drahldericht.) Da« «Rene Wie,«« Fremd«»blatt' berichtet an« Kopenhageu, da« Zeutr^lkomttoe der «Gische« sqtaLpfch« Partei habe s, geny Rntzland «tu Mantfast rcrbrettet, da« gegen Lenin, Trotzki and gegen di« Maxi- mallsten gerichtet ist. Darin werden Lenin and andere Führer be- schnldjgt, in Aufstand, im Nome» de« Sozialismus ein« Schreckens- Herrschaft auSzuüben. Ihre Repressalien seien noch fürchterlicher als die Maßregeln des seinerzeiligen Zarismus. Di« Partei der Men schewiki fordert auf, ein« neue Konstituante einzubervfen. * * * Wien, 27. Januar. (Eigener Drahtbericht.) Die «RelchS- post" berichtet aus Stockholm: Die sozialrevotulionäreu Mitglieder der aufgelösten Konfkilaante haben eine Proklawallou an da« rassisch« Volk erlassen, di« mit dem Sah beginn! «Das Land braucht den Frle- deu" Sodann wird curSgeführt, Laß die Bolschewiki keinen Frieden gebracht und daher die Lrwarrungen der Armee geläaschl hätten. ES mässe sofort eine aus wirklichen Vertretern zusammengesetzte Kommission mit weitreichenden Kompetenzen gebildet werden, am nnoerzügllch einen ehrlichen demokratischen Frieden zu bewerkstelligen. Da« stehende Heer sei aufzulöscn und die Grenzverteldigang den Freiwilligen za übertragen. Kampfe zwischen Bolschewiki und Ukrainern bei Luck Wien, 27. Januar. (Eigener Drahtberich L) Dar «Reue Wiener Tagblalt" beriesel: Da« Organ der Ukraine «Dito" erhielt die Meldung, daß in der Nähe von Luck zwischen den bolschewistischen Truppen und den Ukrainern mil großer Erbitterung gekämpft wird. Die Ukrainer seien die Angreifer und wollen Luck besehen. Die Lage in Spanien Paris, 27 Januar. (HnvaS.) Madrider Zeitungen berichten aus Ferrol, daß die Linienschiffe ^Espana", «Al phonS Xil." und Rio de Janeiro" seeklar gemocht wsrdev, um auf Befehl sofort nach Barcelona, Vigo und Bilbao zu gehen. Madrid, 27. Januar. (Haoas.) Der Tag verlief in Barcelona ohne Zwischenfall. Die meisten Industriewerksiäkleu sind gssch'ossen. Ucber 25 OM Frauen legten die Arbeit nieder. Es gehl daS Gerücht, daß Marcellino Domingo und mehrere andere Syndikalisten verhaftet sind, jedoch ist diese Nachricht noch nicht bestätigt. Caillaux' Verhör Paris, 2b. Januar. (HavaS.) Lailloox wurde am Vormittag von Bcuchardo« einem langen Verhör unterzogen, das sich auf die aus Amerika und Ita ien eingctrvffcuen Schriftstücke bezog. Am Abend wurde Laillaux wieder in den Ivftizpatast gebracht, nm der weiteren Ablösung der Siegel von den in dem Florenzer Kassenschrank gefundenen Schriftstücken boizuwohnea. Loustalok wnrd« von Lentvant Iousselin verhört. Französische Frlebenshoffnungen Genf, 26. Januar. (Eigener Dr ah tbericht.) In der Mittwochsitzung des Finanzausschusses der Kammer teilte, dem Lyoner «Progrcs" zufolge, der Finanzminister mit, er hoffe zuversichtlich, daß der neue Kriegskredit der lehle sein werde. Der Krieg dürste nach aller Annahme in absehbarer Zeit zur Liqui dierung reif werden. Die Berliner Flugblätter O Berlin, 27. Januar. (Drahtbericht unserer Brr- Huer Schrlftleltaag.) Zu den gestern von Staatssekretär von Wallraf besprochenen Flugblättern teilt der «L.-A." folgende« mll: In den letzten Tagen sind kn Berlin Flugblätter und Druckschriften verbreitet worden, die zur Arbeitsniederlegung nnd zum Massenstreik anffordern. DaS eine Flugblatt ist von der Fraktion der Unabhängigen Sozialdemokraten «»«gegeben worden, da« anders Kommt von einer Eliqa« von SportacnSlenlen, Anhängern Liebknechts au« Nenkölln. Vatoekl OberprSfident von Ostpreußen O Berlin, 27. Januar. (Drahtbericht unserer Ber- li»«r Schriftlellang.) Wie die «Nordd. Ällg. Zlg." erfährt, ist Herr von Bntnckt zu» Oderpvästdent«» brr Prnninz Ost- »re«he» «mma» woede» Das Ergebnis vr. I. Die Verhandlungen im Hauptauäschusse des Reichs tages sind am Sonnabend zu Ende gegangen und mit einer be merkenswerten Ansprache des Ausschuhvorsihenden geschloffen worden. Die Frage nach dem eigentlichen Ergebnisse drängt sich auf, ist aber für alle, die auf die Verhandlungsberichte ange wiesen sind, nicht leicht zu beantworten. Denn nur die Erklärun gen der Regierungsvertreter sind im Wortlaute erschienen, wäh rend die Wiedergabe der anderen Reden mehr als sonst (weil die amtlichen Stenogramme fehlen) unter «der Parteien Haß und Gunst" leidet; in dieser Beziehung wird wirklich Unglaubliches ge leistet, eine Harke Nervenprobe für die Betroffenen. Diejenigen werden enttäuscht sein, die gehofft hatten, daß der Reichskanzler den Anhängern eines Verständigung«-, Verzichts oder Hungsrfriedens (diese Aufzählung soll keineswegs erschöpfend sein) mit einer scharfen Wendung den Rücken kehren und sich auf die Seite der sog. starken Männer schlagen werde. Das ist natür lich nicht geschehen. Es ist richtig: der Kanzler hat es klug vermieden, die Friedensresolution dc Reichstags vom 19. Juli 1917 oder die deutsche Antwort auf die Papstnote auch nur zu er wähnen. Auch die Ausschussmitglieder, die davon sprachen, haben dies nur mit beabsichtigter Zurückhaltung getan. Ernste Politiker haben ja auch Kein Interesse — auch kein vaterländisches — daran, bestehende Gegensätze immer noch mehr zu vertiefen; vielmehr suchen sie darüber hinwcgzuhelfcn. ES genügte daher vollkommen, wenn der Kanzler dem Sinne nach wiederholte, daß die Entente durch unser Friedensangebot keinen «Freibrief" erhalten habe, den Krieg forlzusctzen, um jederzeit auf die ihr früher einmal zu gänglichen Friedensbeüingungen zurückgreifen zu können. Nein! Nachdem auch die letzte von den Mittelmächten gestellte Frist verstrichen und ein Beitritt der Westmächte zu den FriedenÄrer- handlungen in Brcst-Litowsk nicht erfolgt ist, istDeutfchland im Westen frei. Das bedeutet in ein nlcht-kanzlerischej Deutsch übersetzt: im Westen (und Süden!) werden die Frieden«- bedingungon nicht dem Stande vor dem Endkampfe, sondern dem Stande nach ihm entnommen werden. Wenn die Entente diesen Endkampf will, soll sie ihn haben, so furchtbar und schwer der Ge danke daran auch sein mag. Dies daS eine Ergebnis. Hinzu kommt ein zweites, vnd zwar wiederum eine Enttäuschung für gewisse Leute. Es ist nicht ge lungen, die deutsche Arbeiterschaft und ihre Vertreter von dem Mehrheiksblocke obzusprengen, der — nehmt alles nur in allem — hinter der Reichsleitung steht. Wir meinen damit nicht die «Un abhängigen", diese deutschen Maximalisten, sondern diejenigen Ar beiterkreise, die sich an dem ewig denkwürdigen 4. August 1914 Mm Staatsgcdanken bekannten und ihm seitdem treu blieben. Auch jetzt. Es braucht an dieser Stelle nicht nochmals darauf hin- gewiesen zu werden, daß es einfach ein Verbrechen wäre, jene Volksgenossen wieder in die Wüste zu stoßen. Es gilt sie vor der täglich wachsenden Versuchung von links bei der Stange zu halten. Weshalb wir auch, wenn es wirklich in den nächsten Tagen zu Unruhen kommen sollte, dringend wünschen müssen, daß unsere Verantwortlichen nicht nur die — selbstverständlich not wendige! — starke Hand, sondern auch Kühlen Kopf und warmes Herz bewahren nwchlcn. Aber hiermit ist die Bedeutung der ReichstagsverhanLluugen nicht erschöpft. Dem aufmerksameren Beobachter kann es doch nicht entgehen, dah der Kanzler die sog. 14 Gebote Wilsons zwar als ein Ganzes verworfen, immerhin aber punktweise beantwortet hat. Wo immer der Kanzler dabei zu einem Unannehmbar ge langte, ist er unserer Zustimmung gewiß. Ebenso aber auch, wo er ein Annehmbar oder ein iolerart passe aussprach oder wenigstens zugab, daß sich darüber reden lasse. Und wenn nun der Kanzler auch seinerseits zu dem Endergebnisse kam, daß Wilson, falls er ernstlich und ehrlich den Frieden wolle — dieses Wort dürfte im Ausschüsse allerdings gefallen sein — mit anderen Vorschlägen kommen müsse, so darf doch nicht übersehen werden: an dem gleichen Tage hat Graf Ezernin die Friedensbedingungen WilsonS als verhandlungsfähig bezeichnet nnd hinzugefügl, daß er aus dieser Grundlage Sonderverhandlungen anzuknüpfen gedenke. Ja, er hat am Tage darauf noch weiter gesagt, dah Wilson von dieser Ab- sicht, während sie in der Delegation ausgesprochen wurde, bereits verständigt sei. Es entsteht nun die Frage: Wie sind die Er- Klärungen des deutschen Kanzlers und des österreichisch-ungarischen Außenministers miieinander in Einklang zu bringen? Stehen sie in unvereinbarem Widerspruche zueinander oder ergänzen sie sicy? Passen etwa — um ein für einen anderen Fall gebrauchtes Bild KühlmannS anzuwenden — die Worte Czernins mit denen Hert- lings «vollkommen lückenlos aufeinander, wie zwei Stücke eines Ringes"? Unserseits glauben wir letzteres. Dabei soll nicht ver kannt werden, dah Ezernin weit mehr, als der deutsche Kanzler, innerpolitisch beengt ist; daß ferner der Frledenswunsch der Bundesgenossen Deutschlands lebhafter sein mag, als sein eigener, und daß «Schiffe, die in einem Geleitzuge fahren', eben gezwungen sind, aufeinander Rücksicht nehmen müssen im Tempo der Fahrt. Ls ist aber doch ganz ausgeschlossen, daß in einem so wichtigen Augenblicke der gemeinsamen Geschichte nicht volles Einverständnis bestanden haben sollte. Also bilden beide Reden, die an der Spr^ und die an der Donau, ein Ganzes! DaS wird zur Gewißheit dadurch, dah Herr v. Kühdnana dieser im Ausschuss« klar dargelegten Avffaffnng keineswegs widersprochen, im Gegenteil sein unentwegte« Festhalten an der Bundesbrüderschast nnd Einigkeit mit Oesterreich-Ungarn sowie dessen stete «Loyalität" ans das lebhafteste betont und dasür ge dankt hat, dah er nach der Reichstogsdebakte «mit vermehrter Rohe und Sicherheit hinanSgehen könne". Mit Unstimmigkeiten Mischen Berlin und Wien-Pest sind solche Worte nicht ver träglich. Unter diesen Umständen hätte e« kaum noch der oben erwähnten Schluhfeststellang deS Vorsitzenden im Antschnffe be durft, der sich geschäftsocdnungSmähig nicht in -er Lage sah, -er Reichsleitung fein Vertrauen aoSzuiprechen, wie die» ja q» -« Donau geschche» ist. Den» der Ausschuß Kan» « Beschlüsse des