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Vesper in der Rrenjlrirllie. Dresden, Sonnabend, den 16. Marz 1895, Nachm. 2 Uhr. 1. Hrgelvorspiel. 2. 'Psalm 84 für Doppelchor und Solost. von M. Hauptmann. Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhäfen des Herrn, mein Leib und Seele freuen sich, in Gott dem Herrn, denn der Vogel hat ein Haus fnnden und die Schwalbe ihr Nest, da sie Junge brüten, nämlich deine Altäre, König und Herr, mein Gott. Wohl den Menschen, die in seinem Hause wohnen; sie loben dich immerdar. Wohl ihnen, die dich für ihre Stärke halten, und die im Herzen dir nachwandeln; sie erhalten einen Sieg nach dem andern, daß man sehen muß, der rechte Gott sei zu Zion. Mein König und Herr, Gott Zebaoth, hör' mein Gebet, Herr, Gott Zebaoth, Gott Jakobs, Herr Zebaoth, erhöre mich, höre mein Gebet, Gott der Gnade, höre Gott, der Herr, ist Schirm, Sonn' und Schild, er giebt uns Gnad' und Ehr'; er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. Wohl dem Menschen, der sich auf ihn verläßt. 3. Fenor-Solo aus dem „Requiem" von G. Verdi, gesungen von Herrn Ed. Mann, Concert- und Oratoriensänger in Dresden. Schuldvoll tönt dir meine Klage, schamerröthend meine Wangen. Herr, erhöre mein Verlangen, Herr, erhöre mich! Der Maria freigesprochen und dem Schächer mild vergeben, laß auch Hoffnung mich erleben! Still an deiner Pforte pochen wilt ich, wirst dann nicht verdammen, zu vergeh'n in Höllenflammen. Führe mich zu deiner Heerde, daß ich frei und schuldlos werde, dann zu deiner Rechten steh'n. 4. Gemeinde: Gesangbuch Nr. l05, 9. Wenn ich einmal soll scheiden, so scheide nicht von mir, wenn ich den Tod soll leiden, so tritt du dann herfür. Wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein, so reiß mich aus den Aengsten kraft deiner Angst und Pein. Vorlesung. 5. Geistliches Lied für Tenor-Solo von Joh. Wolsgang Franck, gesungen von Herrn Ed. Mann. An deinem Kreuzesstamme, Herr Jesu, laß mich steh'n und heil'ger Andacht Flamme durch meine Seele geh'u. Ach, daß du hast vergossen dein theures Gottesblut, das ist auch mir geflossen, das kommt auch mir zu gut. Obgleich auch mein Verschulden dich solche Qual und Roth, mein Heiland, ließ erdulden im bittern Kreuzestod, soll ich doch nicht verzagen um meine Sünd und Schuld: ich weiß, du willst mich fragen mit göttlicher Geduld. So sprießt aus deinen Wunden die sel'ge Wunderblüth', die lässet sanft gesunden mein sehnendes Gemüth: das Heil ist mir gegeben, seit du, Herr, für mich starbst und mir das ew'ge Leben durch deinen Tod erwarbst. 6. Motette von A. Becker. Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir, denn ich bin sanftmüthig und von Herzen demüthig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen, denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht. Druck von Liepsch L Reichardl in Dresden.