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Erscheint Dienstags, Donnerstags und Sonnabends abends. Bezugspreis: monatlich Ho pfg., zweimonatlich 80 Pfg., vierteljährlich 1,20 Mark. O Einzelne Nummer io Hfg. o Uirterhaltungs- und Anzeigeblatt Wochenblatt und Anzeiger Neueste Nachrichten Bezirks- und General-Anzeiger N A Annahme von Anzeigen bis spätestens Mittags Z2 Uhr des Lrscheinungstages. Preis für die Spaltzeile io j)fg. Zeitraubender und tabellarischer Satz nach besonderem Tarif. Bei Wiederholungen Preisermäßigung. W > ° M Alit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Untsrhaltnngsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von H. Rühle, Inh.: R. Storch in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich R. Storch in Groß-Gkrilla. No. 137. Mittwoch, den 17. November 1909. 8. Jahrgang. Wahl zum Wafferamt. Diejenigen Grundstücksb sitzer. die mit Grundstücken und Anlagen an ständig fließenden Gewässern angrenzen (Röder und Orla) werden darauf hingemiescn, daß die Wahl zum Wasseramt Freitag, den 19. November 1909 nachmittags von 4 bis 7 Uhr im „Kaiserhofe" in Lnäeberx statlfindet. OtteväorLLlorttrckork, am 16. November 1909. Der Gemeindevorstand Kulstag! Dreieilei Menschenarten gibt es unter unsl Die Einen trogen in ihren Herzen großes starkes Goitvertrauen, die Anderen tragen rs °us den Lippen und bei den Dritten hat sich das Ve.trauen längst in Mißtrauen um- gewandelt. Warum auch nicht! So denken sie, diese letzten! Wem soll man auch heute »och trauen! Einst suchte man vertrauend gute Freunde und wurde dabei schnöde ge lauscht! Da machte man reinen Tisch! Wws »ich: so? Du kündigtest Allen die Freund- Ichast und auch vom besten Freunde, dem alten ireuen Gott sagtest Du Dich los. Vielleicht tveniger schnell, wie von den anderen Freunden, °ber doch warö ein Lossagen. „Seit vielen Jahren war ich nicht in der Kirche und es geht auch" so hast Du vielleicht erst jüngst ge sagt und wenn Du diese Zeilen ließt, dann denkst Du vielleicht: Was geht das mich an, Ich zahle meine Kirchensteuern und weiter brauche ich nichts! Weißt Du das heute schon? Auch Du hast einmal in Deinem Leben gebetet: Hrr hilf mir! Willst Du krst erproben, ob es ohne Gottes Hilse gehl? Du bist ja gesund und stark und wer denkt gleich an das Schlimmste. Du selbst nicht Und wir Alle nicht, aber hast Du schon einmal 'stiem Freunde die Tür gewiesen, der Dich stnmer und immer wieder mit Gutem erfreute, s^inl Im Gegenteil, gerade den suchtest Du Dir zu halten und scheutest nicht Opfer. Und "un klopft heute am Bußtag der größte Wenschensreund an Deine Tür. Segen bringt 'k. großen reichen Segen I Du hast ja nicht "dtig, Buße zu tun, wofür? Mst ja nicht wie ändere? Aber aufmachen kannst Du! Nur deute einmal. Morgen brauchst Du ja keinen Neund mehr! Du, der Starke, der so lange "»«gekommen ist, ohne diesen Freund! Aber d'ute laß ihn ein! Dann ist auch Dir der Bußtag «in rechter Feiertag geworden! 8ckn«el Ringsum die Welt im weihen Kleid! W«iß sind die Hecken, Zäune, Hallen. Im Totentuch, im Leichcnkleid, Welt, willst du mir so gefallen? Wohin ist all dein grün Geschmeide? Wohin der Blumen Pracht? Warum mahnt nicht der Herden Heimgeläute 'Rch fröhlich klingend an die nahe Nacht. Avch weshalb dies Sehnen, Flügen Rach entschwundner Erdenpracht! Hat bisher denn nicht nach Regentagen TtetS die Sonne schöner nur gelacht? Winter ist's geworden. Schnee, weißer flockiger Schnee hüllt die weile Ebene ein. Schnee ruht aus „Hecken, Zäunen und Hallen" ">ie eS in unserem Gedicht heißt. Manch Un schönes hat die we>ße Schneedecke hier dem ^luge verborgen, dort hüllte sie die letzte Herbst- Rüle ein! Schnee fällt überall und ost legi "ch auch auf alle unsere Lebensblüten die 'ißge Schneedecke. Dann dringt es bange ver langend durch: Wohin ist all mein grün Ge schmeide, wohin der Blumen Pracht! Jener Lebensblumen, die oft mit dem eigenen Dasein so innig verwachsen waren. Grüblerisch denkt "er Kranke beim Anblick der tanzenden hlocken ,vor seinem Fenster an den warmen, lachenden Sommer mit seiner strahlenden Sonne, die ihn so leicht das Leid vergessen ließ Und nun der Winter! In all sein' sehend Denken klingt es tröstend hinein: Doch warum dies Sehnen, Fragen — Nach entschwundner Erdenpracht. Hat bisher denn nicht nach Regentagen Stets die Sonne schöner noch gelacht! Und Lachen klingt viel- licht auch dann an sein Ohr! Frohes herzig-s Kinderiachen! „Schnee! Mutterle Schnee, richtiger Schnee" jauvzend hört er Kinderfnude und mit diesem Jauchzen wird er wieder Herr der trüben Gedanken und mitfreu-nd dringt zu ihm wieder und wieder Mutterle, Schnee! Schnee! Oertliches und Sächsisches. wahrheitsgetreue Mitteilungen sind der Redaktion stets erwünscht. Mttendorf-Dkrilla, den zs. November Md- —* „NehmtS Euch wahr, nehmtS Euch wahr, 's nur einmal KirmS im Jahr!" so er klang es in fröhlicher Tanzweise am Sonntag I Und dieser Rus ist recht gut beherzigt worden, denn allüberall sah man fröhliches „Wahr nehmen". Alle ließen sich leiten von der Mahnung: Lust des Lebens laßt uns trinken : Jetzt da noch der Becher sprudelnd schäumt : Sahst du ihn vergebens winken : Hast dus ewig dir verträumt!" Die Kirmes- freude ist verklungen, wieder rufen die Pflichten des Alltagslebens und wenn es zuerst auch etwas schwer fallen wird, denn bekanntlich ist ja „nichts so schwer zu ertragen, als eine Reihe von guten Tagen", so ist doch bald wieder alles im rechten Gleise und zurück denkend an die Freude der Kirmestage genießt man diese noch einmal in der Erinnerung! —* Goldene und silberne Hochzeitsfeier I Die Kirmestage brachten der Familie des Herrn Ortsrichter Zeidler besondere Festfreude. Vor 50 Jahren schloß Herr Zeidler mit seiner Gattin den Bund fürs Leben und als man die 25 jährige Wiederkehr dieses Tages feierte, trug die Tochter des Silberpaares den Myrtenkranz im Haar. Wieder sind 25 Jahre vergangen und die Kirmestage brachten zwei Jubelpaare in einer Familie. Unser OctSrichter, Herr Zeidler feierte die goldene Wiederkehr und sein Schwiegeisohn, Herr Schneidemüller Güttner das silberne Jubiläum, seines Hochzeits tages Herr Güttner ist bereits 26 Jahre bei der Firma August Walther und Söhne in Arbeit und auch ein Arbeitskollege von ihm, Herr Ernst Schöne kann auf eine gleiche lange Arbeitszeit im Dienste der Firma August Walther und Söhne zurückblicken. Möge allen Jubilaren noch viele Jahre beste Gesundheit tn schieden sein und die kommenden Jahre recht osl die Erfüllung der Jubiläumswünsche bringen. —* All- Eitern und Erzieher haben gewiß mit Fceude gelesen, wie kräftig man jetzt der Schundliteratur zu Leihe geht. Wir dürfen nicht weiter zusehen, wie unserer Jugend Herz und Gemüt vergiftet wird. Besonders muß ja immer wieder vor den Heften mit den auf- lälligen und ost so widerlichen Bildern vorn auf dem Titelblatt gewarnt werden. Nun werden aber auch von Leuten, die es gut mit unserem Volk m-inen, 10 Pfg.-Schriften heraus gegeben, die wirklich Gutes bringen. Frisch und munter geschrieben, werden sie bei jungen Leuten bald Liebhaber finden. An Abenteuern, an tapferen Menschen, an verwickelten und fesährlichen Lagen fehlt es darin nicht; und )er Menschen Freud und Leid spiegelt sich in hnen, wie es im Leben eben zugeht. Aber cS ist auf den ersten Blick nicht immer leicht, ge rade diese gediegenen Schriften von den Schund christen zu unterscheiden. Denn sie bringen auf dem Titelblatt zuweilen auch Bilder, bet denen einem die Haare zu Berge stehen — damit eben unser junges Volk gleich sieht, daß es in den Heften ganz und gar nicht lang weilig hergcht. Wer nun sicher gehen und diese wertvollen Schriften aus dem Schund herausfinden will, muß ganz genau nachsehen, wer diese Hefte herausgegeben hat. Da liest man meistens gleich außen auf dem Umschlag: „Deutsche Jugendbücherei, herausgegeben von )en vereinigten deutschen Prüfungsausschüssen ür Jugendschriften", „Bunte Bücher, herauS- zegeben von der freien Lehrervereinigung für ikunstpflege in Berlin", „Deutsche Volksbücher, herausgegeben vom Berliner Ausschuß für Volksliteratur". Das sind die wirklich feinen Schriften, die für ganz billiges Geld in unser Volk hinausgehen und für reich und arm, jung und al! Vorzügliches bieten. —* Zulassung der Reisenden zu den Bahn steigen. Auf vielfach eingereichte Beschwerden bin, daß den Reisenden der Zutritt zu den Bahnsteigen zu spät gestattet wird, hat dec preußische Eisenbahnminister Anlaß genommen, den Eisenbahndirektionen die genaue Beachtung eines früherer. Erlaßes in Erinnerung zu bringen. Danach ist dafür Sorge zu tragen, daß die Reisenden überall da, wo es die Bctriebs- verhältniße gestatten, möglichst zeitig zu den Bahnsteigen zugelaßen werden. Königsbrück. Wegen Abhaltung von Schießen mit scharfer Munition vom 22. bis mit 25. Novemb-r dieses Jahres täglich von 8 Uhr Vorm bis 2 Uhr Nachm. wird das im Gefahrenbereiche des Infanterie-Schießplatzes bei Glauschnitz liegende und durch Warnungs tafeln kenntlich gemachte Gelände abgesperrt. Das Betreten des abgesperrten Geländes ist mit Lebensgefahr verbunden und daher ver boten. Dresden. Ein Untersuchungsgefangener, der am Sonnabend im Landgericht am Münchner Platz vorgeführt werden sollte, ent sprang seinem Begleiter und floh ins Freie, wurde aber gleich wieder eingefangen. — Im Neustädter Bahnhof fiel früh ein in den Eisenbahnwerkstätten beschäftigter Werk führer tot um, ein Herzschlag hatte seinem Leben ein Ende gemacht. — Von einem Geschäftshause am Allmarkte stürzte infolge des Sturmes ein großes Fenster auf die Straße hinab und verletzte drei Ver käuferinnen durch Glassplitter. Bautzen. Zum Tode verurteilt wurde vom hiesigen Schwurgericht wegen Mordes der 24 Jahre alte ledige, bisher noch unbesüafte Kutscher Emil Richard Vetter aus Bischheim bei Kamenz, zuletzt im Dienste des Fabrik besitzers Schöne in Großröhrsdorf bei Pulsnitz. Vetter war angcklagt, in der Nacht zum 29. März d. I. in Oberlichtenau sein am 23. April 1907 außerehelich geborenes Kind Frieda Gerta Geißler vorsätzlich und mit Ueberlegung mittels eines mit Cyankali ver gifteten Schokoladenwürfels getötet zu haben. Das am Freitag abend gefällte Todesurteil hat Vetter ohne jede ersichtliche Erregung aus genommen. Hainichen. Auf der Straße zwischen Hainichen-Roßwein in der Nähe der Krotzbach fuhr ein Automobil mit voller W icht gegen einen Baum. Ein Insasse des Wagens ist dabei schwer verletzt worden. Das Fahrzeug wurde stark beschädigt. Wurzen. Am Sonntag abend explodierte im Hause Färbergasse 10 in einer Wohnung eine Petroleum - Glühlichtlampe, wobei die 69 jährige Wirtschafterin Amalie verw. Starke am Körper große Brandwunden erlitt- Sie wurde aus ärztliche Anordnung ins Stadt- raukenhauö gebracht, ist aber hier verstorben. Ihre Schwiegertochter, Frau verehel. Brief träger Richter, erlitt beim Löschen des Brandes an beiden Händen ebenfalls schwere Brand wunden. Rotau. Der 15 jährige Schlosserlehrling Pleyer wollte am Montag im hiesigen Eisenwerke den Antriebsriemen auf eine Maschine heben. Er wurde vom Riemen er- aßt, mit Blitzesschnelle aufgewunden und erlitt einen schrecklichen Tod. Chemnitz. Ein schwerer Unfall ereignete Ich in der Roonstraße in Chemnitz-Altendorf. Vor einem Neubau waren dort mehrere Ar beiter mit dem Abladen von Ziegelsteinen von einem Wagen beschäftigt. Plötzlich neigte sich der Giebel des Neubaues nach vorn und stürzte ein. Der untenstehende Wagen wurde mit voller Wucht durchschlagen und einer der Arbeiter, namens Mater sofort getötet, von den beiden anderen wurde der eine am Kopfe schwer verletzt, während der andere mit leichten Rückenverletzungen davonkam. Der Einsturz der Giebelwand soll auf den herrschenden starken Sturm zurückzuführen sein. Plauen. Ein bedauerlicher Unglücksfall hat sich in der Familie d-s in städtischen Diensten stehenden Handarbeiters Wilhelm Häber zugetragen. Die zu Ostern die Schule ver lassende Tochter war beim Auftrennen einer Rocknaht mit der Schere beschäftigt. Hierbei glitt sie mit der Schere aus und stach sich die Spitze ins Auge, so daß dieses sofort auslief. — Im Hause Bahnhofstraße 46 sand am Freitag eine Revolveraffäre statt. In der 9. Abendstunde überfiel die Kaufmannsehefrau Schmerler ihren Mann und gab auf ihn in schneller Folge vier Revoloerschüffe ab, die sämtlich in dettSKörper eindrangen und den Mann an Brust, Arm und Kopf schwer ver letzten. Die Hausbewohner eilten herbei und entrißen dec Frau den Revolver in dem Moment, als sie diesen gegen sich selbst richtete. Der schwerverletzte Mann wurde in das Krankenhaus gebracht, die Ehefrau verhaftet. Blosenwitz i. V. Hier weilte eine Kommission, welche sich mit der Regulierung der sächsisch - bayrischen Grenze befaßte. Sächsischerseits bestand die Kommission aus Amtshauptmann v. Bose-Oelsnitz und einem Beamten vom Sächsischen ZentralvermesiungS- Bureau. Die Königlich bayrische Regierung vertrat Herr Bezirksamtmann Schmieder-Hof. Oberwiesenthal. Die Einbrecher, die 1905 in der hiesigen Sparkaße Geldschrank und Schreibpult erbrachen, sind jetzt ermittelt und festgenommen worden. Es handelt sich um einen Bürstenmacher und einen Hand arbeiter. Der gute Vorsatr. Der Doktor hat zum Klasei gesagt: „Du kannst koa Bier mehr vertragen, Wennst no amol an Rausch kriegst, kannst Glei tot niederschlagen". „Ja", sogt der Klas, „da mach t gewiß An Vorsatz, ganz an festen!" -- Am andern Morgen hat er wiederum Sein Rausch, den allergrößten. Der Doktor radelt grad vorbei Und will glei räsonieren, „Geh" sagt der Klas und knickt vorn ei „Geh" thu nit disputieren. Heut hat — dös Bier — a solche Kraft Mir schlegelt — selber's Gewißen, Jetzt — hats ma halt — vor lauter Kraft Mein — Vorsatz — ganz zerißen".