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O Verantwortlicher Redakteur: Cärl Ikhnc in Dippoldiswalde» Inserate, welch« bei der bedeutenden Auflage de« Blattes eine sehr wirb same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Gpaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta« . bellarische und complicirte d ' Inserat« mit entsprechen- dein Aufschlag. -- Einge sandt, ,m redakttonemm Theil«, die Spaltenzeibe MPfg. ,,«ei-er«-.Jeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag untl^Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. L5 Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. - Alle Postan- statten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Wchnitz-MW Amtsblatt für die Königliche AmishaupLmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein Nr. 32. Politische Wochenschau. Deutsche» Reich. Kaiser Wilhelm vollendet am 22. März dieses Jahres sein 86. Lebensjahr und mit einer für dieses hohe Alter wunderbaren Frische des Geistes und Rüstigkeit des Körpers überschreitet er die Schwelle zu einem neuen Lebensabschnitte. Die in nigsten Wünsche des deutschen Volkes begleiten den allverehrten greifen Monarchen in sein neues Lebens jahr hinüber; möge dasselbe dem kaiserlichen Helden rein und ungetrübt verstießen! Da der 22. März dies mal in die Eharwoche fällt, so findet die offizielle Feier des Geburtstages des Kaisers bereits diesen Sonnabend, den 17. März, statt, wie dies der hohe Herr selbst angeordnet hak. — In unseren höheren Regionen scheinen sich gegenwärtig verschiedene Strömungen und Einflüsse zu kreuzen und zu bekämpfen, die in dem Personalwechsel in der Leitung des Kriegsministeriums und den übrigen sich hieran unmittelbar anknüpfenden Veränderungen in diesem Ressort, sowie auch in den anderweitigen Gerüchten über bevorstehende Minister krisen ihren Ausdruck finden. Was die weiteren Ver änderungen im Änegsministerium anbelangt, so ist zu nächst die „Abtheilung für die persönlichen Angelegen heiten", die Militärkanzlei des Kaisers, deren Chef Generallieutenant v. Albedyll ist, vom Ressort des Kriegsministers völlig losgelöst worden; ferner ist Ge neral Verdy du Vernois, bisher Direktor des allge meinen Kriegsdepartements im Kriegsministerium, zu den Offizieren der Armee versetzt worden, an seine Stelle tritt wahrscheinlich Generalmajor v. Hänisch, Kommandeur der 28. Kavallerie-Brigade. Die De missionsgesuche der Herren v. Rauch, Chef des Ne- montewesens und v. Hartmann, Direktor des Jnva- lidenwesens, sind vom Kaiser nicht angenommen wor den, dagegen wurde den genannten Militärs ein drei monatlicher Urlaub bewilligt. Auch die Nachricht, daß der Chef der Admiralität, v. Stosch, seine Entlassung eingereicht habe, bestätigt sich, nur scheint sich der Kaiser in dieser Angelegenheit noch nicht schlüssig gemacht zu haben. Die Gründe, welche Herrn v. Stosch zu die sem Schritte bewogen haben, sind noch nicht näher bekannt, wahrscheinlich sind sie aber in den Differenzen zu suchen, welche thatsächlich schon längere Zeit zwischen Fürst Bismarck und v. Stosch existiren. — Ueber die parlamentarische Lage, wie sie sich nach den Osterferien gestalten wird, scheinen noch keine endgiltigen Bestim mungen getroffen zu sein. Zwar hat der Senioren- Konvent des preußischen Abgeordnetenhauses am Mon tag beschlossen, die Vertagung des Hauses am 16. März eintreten und bis zum 16. April währen zu lassen, dagegen hat Fürst Bismarck die Vertagung bis zu dem genannten Zeitpunkt beanstandet. Dem Vernehmen nach geht der Reichskanzler von der Ansicht aus, daß die Geschäftslage des Abgeordnetenhauses einen so langen Aufschub seiner noch zu erledigenden Arbeiten nicht gestatte und wünscht daher, daß das Abgeordneten haus seine Sitzungen bereits am 4. April wieder auf nehmen soll. Da nun aber der Reichstag am 3. April wieder zusammentritt, so würden wir abermals vor der Kalamität des Nebeneinandertagens beider parla mentarischen Körperschaften stehen; voraussichtlich wird daher die Frage der Vertagung des Abgeordnetenhauses in einer Konferenz des Fürsten Bismarck mit den Mitgliedern des Seniorenkonvents nochmals zur Ver handlung kommen. Oesterreich-Ungarn. Das österreichische Abge ordnetenhaus stand in dieser Woche vor dein merk würdigen Fall einer „Auslieferungsfrage". Wie er innerlich, hatte der auf extrem-nationalem Standpunkte stehende deutsch - österreichische Neichsraths-Abgeordnete v. Schönerer auf dem Wagner-Kommers des Vereins deutscher Studenten in Wien trotz des ausdrücklichen Verbotes des mitanwesenden Polizei-Kommissars ver schiedene Male gesprochen. Wegen „Störung der öffentlichen Ruhe" ist der genannte Abgeordnete vom Sonnabend, den *17. März 1883. Wiener Landgerichte in Anklagestand versetzt worden und hat dasselbe das Präsidium des Abgeordneten hauses um die Auslieferung v. Schönerers ersucht. Der sogenannte Immunitäts-Ausschuß des Reichsrathes hat über diesen seltenen Fall am Montag in geheimer Sitzung verhandelt und darf man der Entscheidung mit Interesse entgegensehen. Frankreich. In Frankreich scheint die Thron prätendenten-Frage von der Tagesordnung augen blicklich wieder abgesetzt zu sein und dafür die sozia listische zur Abwechslung emporzutauchen. Die Unter suchung über die in Paris am Freitag und Sonntag erfolgten Arbeiterkundgebungen ist im vollen Gange und ist man besonders deshalb auf das Ergebniß der selben gespannt, weil man unter den tumultuirenden Arbeitern auch bonapartistische und legitimistische De putate bemerkt haben will und die Annahme liegt allerdings nicht fern, daß die Parteigänger des Kaiser- thums, wie die Anhänger des Lilienbauners die anar chistischen Demonstrationen benutzen wollten, um für sich im Trüben zu fischen. England. Nach ca. vierwöchentlichen Verhand lungen hat die Londoner Donau-Konferenz in ver gangener Woche ihr Werk beendigt. Ueber verschie dene Differenzpunkte in der Donaufrage ist zwischen den Mächten erfreulicherweise ein Uebereinkommen er zielt worden und sind dem englischen Unterhause seitens der Negierung bereits die Beschlüsse der Konferenz mitgetheilt worden. Hiernach besteht der neue Donau- Vertrag aus 9 Artikeln, welche folgende Hauptbestim mungen enthalten: Die Kompetenz der europäischen Donau-Kommission wird bis nach Braila (Rumänien) ausgedehnt und ihre Vollmachten werden vorläufig auf 21 Jahre verlängert. Sowohl der Kilia-Arm (russische) als auch der Sulina-Arm (rumänische) der Donau-Mündung unterstehen auch ferner einer gewissen Kontrole der europäischen Kommission; will Rußland Bauten am Kilia-Arm vornehmen, so hat es die be züglichen Pläne der Donau-Kommission mitzutheilen. Rußland hat das unbeschränkte Recht, auf seinem Theil der Donau-Mündung Gefälle zu erheben, doch ist Rußland verpflichtet, von den betreffenden Reglements den Mächten ebenfalls Kenntniß zu geben. Die bis herigen Bestimmungen über die Schifffahrts-Polizei und alle sonstigen Konventionen, Artikel rc. über die Donau, soweit sie nicht durch den gegenwärtigen Ver trag aufgehoben sind, werden aufrecht erhalten. Der Ratifizirungs-Austausch soll spätestens innerhalb 6 Mo naten erfolgen. Italien. Das kaum erst wieder hergestellte Ein vernehmen zwischen Italien und Frankreich droht durch einen neuen Zwischenfall abermals gestört zu werden. In La Goletta, der Hafenstadt von Tunis, wurde ein Italiener, Namens Canino, von einer französischen Patrouille verhaftet, weil er dieselbe beleidigt haben sollte; auf das Ersuchen des zufällig herbeigekommenen italienischen Vizekonsuls wurde Canino aber freigelassen. Die französische Militärbehörde in Tunis verlangt je doch dessen Auslieferung, welcher sich der italienische Konsul widersetzt; gegenwärtig finden zwischen Letzterem und dem französischen Minister-Residenten Erörterungen über die Rechtsfrage statt. Griechenland. In Athen fand am Dienstag das feierliche Leichenbegängniß des früheren griechischen Ministerpräsidenten Kommunduros statt. Der König schloß sich vor der Kathedrale dem Trauerzuge an, die gesammte Garnison nahm au der Trauerfeier Theil, am Grabe hielten der Ministerpräsident, Tricoupis, der Kammerpräsident und mehrere Freunde des Ver storbenen Reden. Kommunduros hat die Geschicke seines Vaterlandes sowohl mährend des russisch-tür kischen Krieges als auch während der griechisch-türkischen Grenz-Regulirung mit ebensoviel Klugheit als Mäßigung gelenkt, er war es, der die Gelüste der griechischen Kriegspartei im Zaume hielt und so einen Kampf zwischen Griechenland und der Türkei verhinderte, bei 48. Jahrgang. i >LS»S7 —WW-SSWM welchem die günstigen Chancen gerade nicht auf grie chischer Seite lagen. Lokales and Sächsisches. Dippoldiswalde. Mit heute Sonnabend werden es 50 Jahre, daß die auf dem Landtage von 1831 und mittels Gesetz vom 2. Februar 1832 publizirte Allgemeine Städteordnung für das Königreich Sachsen in hiesiger Stadt eingeführt wurde; ein Gesetz, welches sich als ein vorzügliches und zweck mäßiges bewährt und auf Grund dessen sich ein reges Gemeindeleben entwickelt hat. Wenn nun auch mit Rücksicht auf die bevorstehenden sich zusammendrängen den Festlichkeiten von einer größeren Feier dieses 50jährigen Jubiläums abgesehen werden soll, so wird doch zur festlichen Begehung dieses Tages eine Morgen- Neveille, Festmusik auf dem Markte und sodann eine Armenspeisung stattfinden. — 16. März. Die Klassenexamina an hiesiger Stadtschule fanden programmgemäß pon Montay früh bis niit Donnerstag Nachmittag statt. Sie waren im Ganzen recht gut von Mitgliedern der städtischen Kollegien, Eltern und Schulfreunden besucht, und auch Herr Superintendent Opitz beehrte die beiden zuletzt daran kommenden Klaffen mit seiner Gegen wart. Es steht uns nicht zu, über den Ausfall der Prüfungen ein fachmännisches Urtheil zu fällen, doch war der Eindruck, den wir in den von uns besuchten Klassen empfingen, ein sehr befriedigender, und wird uns von verschiedenen Seiten bestätigt, daß wir mit unserm Urtheile nicht allein stehen. Auch die Aus stellung der Schülerarbeiten zeigte von tüchtigem Stre ben und erfreulichen Erfolgen. Was uns besonders anmuthete, war die von allein leeren Prunk freie Offenheit, mit welcher minder gelungene Leistungen nicht zurückgehalten waren, wie es denn wohl hier und da vorkommt, daß nur vorzügliche Leistungen zur Ausstellung kommen, während man sich doch sagen muß, daß unter jedem Cötus nicht nur solche, sondern auch minder gelungene vorkommen müssen. — So wohl bei der Entlassung der 30 Fortbildungsschüler, als der aus der Volksschule abgehenden Kinder (52, incl. eines Nichtkonfirmanden) hielt Herr Schuldirektor Engelmann die Abschiedsrede, in welcher er den Ab gehenden herzliche Ermahnungen und Wünsche mit auf deir Weg gab, während er den Bleibenden warm an's Herz legte, die ihnen noch gewährte Vildungszeit treu zu benutzen. Die Entlassung der Konfirmanden war besonders dadurch feierlich, als der Gesang durch die seit der Einweihung der Nicolaikirche für dieselbe angeschaffte Cottage-Orgel, welche im Schulsaale auf gestellt war, begleitet wurde. Wie wir hören, hat der Kirchenvorstand beschlossen, der Schule bei ähn lichen feierlichen Akten das betreffende Instrument freundlichst zur Verfügung stellen zu wollen. — So wäre denn abermals ein Schuljahr zu Ende; möge das neue, in welchem, dem Vernehmen nach, wieder eine starke Aufnahme zu erwarten ist, ein reich ge segnetes sein! — Erledigt die 3. ständige Schulstelle in Glas hütte; Kollator das kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen — exkl. 80 Mk. Wohnungsentschädigung und antheiligem Honorar für Fortbildungsschule — 840 Mk. Bewerbungsgesuche bis 27. März bei dem kgl. Vezirksschulinspektor in Dippoldiswalde einzureichen. — Der sächsische Landesverein im allgemeinen deutschen Jagdschutzverein, der es sich zur Aufgabe stellt, die Interessen der Jagd nach allen Seiten, be sonders auch gegen Wilddiebe und ihre Hehler wahr- zunehmen, hat im abgelausenen Geschäftsjahr in 43 Fällen Prämien gewährt. Dieselben haben in 2 Fällen