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Schönburger Tageblatt Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage «ach Sonn- und Festtagen. »unahme von Inseraten für dir nächster- scheinende Rümmer bis Vormittags'/,1l Uhr »er «bmmrmentSvrei« beträgt vinteljähr- Uch l.E- «« Pf.» monatlich 88 Pf. EU»»eln» Rrn. lO Pf. Inserate pro Zeile Pf-, für auswärts 1L Pf. und Wal-enburzer Anzeiger. Filialcn: in Attstadtwaldenburg bet Herr, Otto Förster; in Callenberg bei Hrn. Strnmp' wirter Fr. Herm. Richter; in Häufungen bei Herrn Fr. Janaschek; in LangenchurSdors b-' Herrn H. Stiegler: in Penig bei Herrn Wil helm Dabler; in Wallenburg bei Herrn Herm Wildenhain: in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. »--«spr-cher Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Waldenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lunzenau, Lichtenstein-Callnberg und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langenleuba-Niederhain, Langenleuba-Oberhain Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. Mittwoch, den 5. August 1908. Witterungsbericht, ausgenommen am 4. August, Nachm. 3 Uhr. Barometerstand 764 WM reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -s- 20« 6. (Morgens 8 Uhr -s- 16,5« 6. Tiefste Nachttemperatur -s- 13,5« 0.) Feuchtigkeits gehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 57«/o. Tanpunkt -s- 12° 6. Windrichtung: West. Niederschlagsmenge in den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 5,z wm Daher Witterungsaussichten für den 5. August: Bewölkt bis halbheiter. "Waldenburg, 4. August 1908. Nach vr. Warneck, dem bekannten Professor der Missions wissenschaft in Halle, beträgt die Gesamtzahl der Mohamme daner 210 bis 220 Millionen, wovon auf Afrika 59 Mill, entfallen. Welche Bedeutung der Islam dort hat, bcleucktcte vor einiger Zeit Missionsdirektor Hennig in einem Vortrage über „Deutschlands Anteil an der Erziehung Afrikas". Er wies zunächst darauf hin, daß der Islam seine Rolle durch- aus nicht ausgespielt hat, sondern sehr energisch Mission treibt, und führte dann weiter folgendes aus: In der mohammedanischen Welt glimmt die unheimliche Glut eines neuerwachlcn religiösen Fanatismus, und gerade erst jüngst für den Halbmond gewonnene Gebiete scheinen, wie die Ge schichte wiederholt gezeigt hat, das am leichtesten entzündbare Material zu einem Brande abzugeben, der schon wiederholt in der Geschichte der Welt seine verheerenden Wirkungen über die weitesten Gebiete erstreckt hat. Solch junger islamitischer Boden aber ist Afrika, ja ge rade auch Teile des Kontinents, die als unsere Kolonien uns am meisten interessieren. Vor zwei Menschenaltern wußten die Ncgerstaaten der Guineaküste kaum etwas vom Islam, heute haben die mohammedanischen Hausa, die auf dem Wege des Handels „friedlichen" Vorarbeiter des Halbmonds, bereits in Togo die Küste erreicht, und im Hinterland von Kamerun hat die deutsche Kolonialregierung von 1898 bis 1902 bereits schwere Kämpfe mit mächtigen und kriegerischen Fulbe-Sultanalen gehabt, staatlichen Neubildungen, bei deren Entstehen die Ausbreitung des Islam mit Feuer und Schwert eine Rolle gespielt hat. In Ostafrika war bis auf den schmalen Küstenstreisen, mit dem die Arader seit alters Handelsbeziehungen unterhielten, Jahrhundertlang kaum etwas Von mohammedanischem Einfluß zu merken. Dann begann von Sansibar aus die langsame, aber immer weiter ins Innere vordringende Invasion des Arabertums, 1820 wurde Tabora gegründet, in den vierziger Jahren waren die Handels straßen bis an die großen Seen gelangt. Nicht, daß man das Land für den Islam gewinnen wollte, nein, gerade daß die eingeborenen Waschcnsi Heiden waren, gab ja das Recht zu den blutigen Sklavenkriegcn, die der Fluch Afrikas waren, bis die Ueberwindung des Sklaven handels das Aradertum überwand und eine deutsche Kolonie schuf. Seitdem tritt der Araber in der Kolonie zurück. Aber sein Erhx — wenigstens in der Achtung des Afrikaners — haben angetrcten die Suaheli, jenes Mischvolk, das, an der Küste entstanden, Religion, Kleidung und Sitten der Orien talen angenommen hat. So gering ihre Bildung, so auper- lich ihre Religion sein mag, so sehr sic allen alten afrikani schen Aberglauben dabei bcibehalten haben mögen, ja viel leicht gerade darum, sic sind dem Afrikaner ein verwandtes, verständliche und dank der rücksichtslosen Blutarbeit ihrer sich"' Vorgänger doppelt gefürchtetes Volk. Ihre Sprache . i? H°'chelsspiache geworden. Ein großer Teil des Han- - Händen, namentlich des Kleinhandels, der und sie treiben diesen Handel mit der selben skrupellosen Rücksichtslosigkeit gegen das Land und den Eingeborenen, die sie in der Schule der Araber gelernt haben. SoNndsieeme Gefahr für eine gesunde Wirt- schaftliche Entwickelung der Kolonie. Zugleich sind sie, wo sie auch erscheinen, die Vorläufer und bereiten ihm den Weg. Man kann freilich das Land weit durch ziehen, ohne etwas von diesen Folgen ihrer Anwesenheit zu merken. Hennig passierte emen Kamp von mehreren Hunder ten von Eingeborenen. Ein Weg- oder Brückenbau hatte sie zusammcngeführt. Der europäische Leiter desselben erzählte von seinem Leben mit den Eingeborenen. Bor einem Jahr noch hätten sic, wenn er einmal ein Wildschwein erlegte, jubelnd die Beute heimgeholt und sich wohlschmecken lassen' Heute rühre niemand das „unreine" Fleisch an. Als er ge kommen, wären die Leute aufs armseligste gekleidet gewesen, nur ein Grasbüschcl hätte sie bedeckt. Heute trügen sie Kleider, heute „lernten" sie, sie wollten nicht länger Waschcnsi sein, — seitdem Handwerker von der Küste im Kamp ein gezogen wären. Ja beim Fasten seien plötzlich zwei Fremde aufgetaucht und hätten „gepredigt". Dies ein kleines Bild von der Missionsarbeit des Islam. Aus diesen Ausführungen ist zu ersehen, welch nicht zu unterschätzenden Nebenbuhler die christliche Zivilisation und christliche Mission in unsern Kolonien im Islam hat. Politische Rundschau. Deutsches Reich. Der Kaiser und die Kaiserin sind am Montag Mittag zum Besuch der schwedischen Majestäten in Stockholm einge troffen und von der Bevölkerung der im Fahnenschmuck prangenden Stadt mit Jubel empfangen worden. Das schwedische Königspaar und ein schwedisches Geschwader waren der Kaiscrflottille entgegengefahren, so daß die Begrüßung zwischen den Majestäten bereits in den Schären zwischen Stockholm und der Ostsee stattfand. Während die Kriegs schiffe Salut feuerten, begab sich König Gustav mit seiner Gemahlin auf die „Hohenzollern", wo die Mannschaften in Parade standen. Die Begrüßung zwischen den Fürstlichkeiten war von großer Herzlichkeit. Die Bordkapellen spielten. Nach kurzer gemeinsamer Fahrt bestiegen die Majestäten die historische schwedische Königsschaluppe. Eine ungeheure Menschenmenge hielt bei dem schönen Wetter den Strand, die Häuser und die geschmückten Dampfer besetzt. Als die Schaluppe vor der Ostseite des prächtigen Schlosses hielt, brach ein ohrenbetäubender Jubel los, gemischt mit donnern- ! dem Salut. Am Eingang zum Schlosse erwarteten die Mit- ! glieder der königlichen Familie und die Vertreter der fremden ! Staaten die Gäste. Eine Ehrenkompagnie präsentierte, ihre ! Musik spielte das „Heil Dir im Siegcrkranz". Der Kaiser in schwedischer Admiralsuniform sah sehr frisch und wohl > aus, ebenso die Kaiserin, die eine blaßlila Toilette trug. Der König hatte die Uniform seines preußischen Grenadier regiments zu Pferde v. Derfflinger angelegt. Im Schlosse fand Familientafel statt. Nachmittags machte der Kaiser eine i Rundfahrt, auf der er geradezu enthusiastisch begrüßt wurde. Wie die Trinksprüche, so bringen die schwedischen Blätter den friedlichen Charakter der Monarchenbegegnung und die altüberlieferte Freundschaft zwischen Deutschland und Schweden und ihren Herrscherhäusern zum Ausdruck. Aehnlich gestimmt ist, was die „Nordd. Allg. Ztg." sagt: Mit wohlbegründetem Recht kann das schwedische Volk die Zuversicht hegen, daß ein freundschaftliches Verhältnis seines Landes zu Deutsch land niemals in die Kreise einer Eroberungspolitik ziehen werde. Wir brauchen, wie der steigende Wohlstand unseres Volkes beweist, zu unserer Wohlfahrt weder eine Gebiets- ausdchnung noch angreifendes Vorgehen gegen andere Staaten mit dem Ziele, ihr friedliches Fortschreiten im eigensüchtigen Interesse niederzuhalten In friedlichem Wettbewerb mit den anderen Nationen will unser Volk sich seines Daseins freuen. Das Doktorexamen des Prinzen August Wilhelm von Preußen zeitigt merkwürdige Folgen. Professor v. Thur, Dekan der rechts- und staatswissenschaftlichen Fakultät an der Straßburger Universität, stellte im Namen der Examinatoren des Prinzen August Wilhelm Strafantrag gegen die demo kratische Straßburger Bürgcrzeitung wegen einer Kritik der Promotion. Ferner ersucht die Fakultät den Kurator der Universität, Strafantrag wegen Beamtenbeleidigung zu stellen. Der Reichskanzler Fürst Bülow ist nach der Unterbrechung seines Sommerurlaubs, die durch Vorträge beim Kaiser und kurzen Aufenthalt in Berlin ausgefüllt wurde, wieder in Norderney eingetroffen. Während seines Aufenthaltes in Berlin nach dem Swinemünder Vorträgen beim Kaiser hatte der Reichs kanzler laut „Nordd. Allg. Ztg." Besprechungen u. a. mit dem Staatssekretär v. Bethmann-Hollweg, mit dem Minister des Innern von Moltke, dem Botschafter v. Radowitz, dem Unterstaaisfckretär v. Löbell und dem stellvertretenden Staats sekretär des Auswärtigen Amts Stemrich. Der Chef des geheimen Zivilrechts unsers Kaisers, Wirk-, kicher Geheimrat Exzellenz vr. v. Lucanus ist am Montag früh in seiner Villa zu Potsdam gestorben. Als der 77- jährige vor einigen Wochen einen Schlaganfall erlitt, wußten die Kundigen, daß die Lebenstage von Exzellenz Lucanus gezählt seien. Und als der bisherige Regierungspräsident v. Valentini mit der Vertretung des Erkrankten beauftragt wurde und auch dem Kaiser in Swinemünde Vortrag hielt, stand es für Jedermann außer Zweifel, daß Herr v. Lucanus nicht mehr in das Amt zurückkehren würde. Der Verstorbene, der beinahe während der ganzen bisherigen Regierungszeit unsers Kaisers als Chef des geheimen Zivilkabinetts gewaltet hatte, war bekanntlich der Gegenstand fortgesetzter Sorge unsrer Minister. Ein Besuch des Herrn v. Lucanus bei einem Minister bedeutete meistens des letzteren baldigen Rücktritt. Er wurde „lukanisiert" konnte man in demokra tischen Blättern lesen: d. h. er wurde aufgefordert, sein Ab schiedsgesuch einzureichen. Vom Fürsten Bismarck bis zu dem letzten der aus dem Amte geschiedene Minister war der Besuch des Herrn v. Lucanus der Vorbote des Rücktritts. Und nun ist er selbst aus dem Amte geschieden. Die in den letzten Jahren wiederholt verbreiteten Rücktrittsgerüchte erwiesen sich alle als grundlos: Herr v. Lucanus starb in den Sielen! Hermann Karl Friedrich Lucanus wurde am 24. Mai 1831 in Halberstadt als der Sohn eines Apo thekers geboren. Nach Absolvierung seiner juristischen Studien und der Prüfung als Auskultator arbeitete er fünf Jahre lang in Halberstadt und Frankfurt a. O. und wurde nach bestandenem Assessor-Eramcn 1859 als Hilfsarbeiter in das Kultusministerium nach Berlin berufen. Im Jahre 1881 erfolgte seine Ernennung zum Unterstaatssekretär und 1886 erhielt er den Charakter als Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikate Exzellenz. Kaiser Friedrich versetzte ihn im Mai 1888 in den ec blichen Adelsstand. Als der Geheime Kabinettsrat Karl v. Wilmowski bald nach der Thronbe steigung Kaiser Wilhelm II. eines Augenleidens wegen in den Ruhestand treten mußte, wurde Herr v. Lucanus zu seinem Nachfolger ernannt. Die deutsche Gesandtschaftswache in Peking, die während der chinesischen Boxerunruhen 1900 durch den Heldenmut ihrer 50 Verteidiger unter dem damaligen Ober leutnant Grafen Soden von sich reden machte, lenkt wieder die Aufmerksamkeit auf sich durch einen Brand, der den größten Teil der Gesandtschaftswache zerstörte. Noch be klagenswerter ist der Menschenverlust, denn zwei Deutsche und ein Franzose haben ihr Leben eingebüßt, dreizehn Mann sind schwer und vier leicht verletzt worden. An den Lösch arbeiten, die sich durch Wassermangel äußerst schwierig ge stalteten, beteiligten sich außer unseren Leuten die Mann- schäften der anderen Gesandtschaftswachen, namentlich die Franzosen in hervorragender Weise. Entgegen anderen Mel dungen wird versichert, daß nur die Vorratskammer für kleine Munition explodiert ist, während das Artilleriematerial der Feuersbrunst entgangen ist. Diese brach in der Nähe des Materialschuppens aus und konnte erst nach mehreren Stunden auf ihren Herd beschränkt werden. Die Gesandtschaftswache besteht jetzt aus zwei Kompagnien Infanterie, einer Maschinen gewehr- und einer Artillerieabteilung. Sie zählt 300 Mann und 16 Offiziere, Aerzte und Beamte. Das Gebäude ist etwa 40 Jahre alt. Geheimrat Hergesell, Präsident der Internationalen Kom mission für Luftschiffahrt, hat sich Berliner Blättern zufolge nach Tenneriffa an der Westküste von Afrika begeben, um mit Unterstützung des Kreuzers „Viktoria Luise" im Passat gebiet mehrwöchige Untersuchungen der Luft anzustellen. Die Mittel hat der Kaiser gewährt. Der 25. Deutsche Tischlcrtag wurde am Montag in Berlin mit der Verlesung des Geschäftsberichts eröffnet. Die Verhandlungen beginnen am heutigen Dienstag. Ferner tagt in Berlin die 6. Generalversammlung des Atbeitgeber-Schutz- verbaudcs im deutschen Holzgewerbe. Zum Streik der Nieter und zur Aussperrung auf