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Dresdner Journal : 06.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-06
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 06.06.1887
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DreMerAmriml Fi,dlcr. Feuilleton die a«o—ä« ävutsoN«» Loiol»« tritt kott- uo6 8t«wp«I»L»c^I»8 Nioru. l» r»»"» »oi«^o; 7U»rUol»i.... 1» ^LNriieN: 4 H*rir öü kk. LlL»»lo« tttumLSN»: 10 kk. suchen. Während der Abwesenheit deS Königs und deS Kronprinzen wird TrikupiS die Regent schaft führen. mit lebhaftem Beifall ausgenommen wurde. C. B. 4»tüll<ttxvQxBL»dtltir»» e kür äoo kLam «iv«r 2«it« U«u»«r keNrilt U0 Ootor äi« 2sitv L0 kt. Loi loboll«»- Loci 2>k«ro»»tt sottpr. FafoeNt«^. Lroovota«» r I^Uod »it Awvu^w« äsr 8ooo- ooci koiortt^o »dooci». k«nupr«vN-FL»cNIoi,; tkr. ir»L. Für di« Gesamtleitung verantwortlich: Gtts Banck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. F>. LoouoioiiooLr ct«, Droocio«- ^ooro»t,j U»»d«r, - NorU»-Vi« - votpttG-lU—I-vrsittU-vnuUctvr» ». «.: üa«en«t«^ <O NorU»-Vlo»-U«»diu,. kr«U-l.«tp^U-rr»oir1ar» ». N-HUoeNio: Luci. M-««,- kort, l»oäo» -LorU» - rr»»irttrt ». N. - »totl^orl: Dau-« F 6o./ SorUo: /nvc»i»ci«»cta«t, SUrUt«: O. »eaüo^, ^ac^/oi-«', L»»o»o«r: v. L«^4i«ier,- U»U« *. >. F. Larot <0 6o. Lvr»«o»»d«r r ^0ms'- Lnpoäitioo ä«, vr»»cio«r ^oanutt», Vroöllvo, 2vio8«Btr. klo. iO. ksrooprooÜ-FLSvNIi»«! Xr. 1USÜ. Amtlicher Teil. Aekannlmachung. Zu Deckung des Bedarfs für die römisch-katholi schen Kirchen der Erblande ist für das laufende Jahr eine Parochialanlage nach Maßgabe der Verordnung vom 4. April 1879, die Aufbringung deS Bedarfs für die katholifchen Kirchen und Schulen der Erblande mit Ausnahme der katholischen Kirche und Schule zu Schirgiswalde betr. (Gesetz- und Verordnungsblatt vom Jahre 1879 S. 160) in Höhe von , 16 Pfennigen von jeder Mark deS normalmäßigen EmkommensteuerfatzeS für An- lageupflichtige, welche innerhalb einer Entfernung von 7,o Kilometer und von 8 Pfennigen von jeder Mark des normalmäßigen EmkommensteuerfatzeS für An lagenpflichtige, welche weiter als 7,b Kilometer vom Kirchorte oder von einem erbländischen Orte, in welchem regelmäßig mehrere Male im Jahre Gottesdienst gehalten wird, wohnen oder ansässig find, zu erheben Die hiernach sich ergebenden Anlagenbeiträge sind von den verpflichteten Parochianen am 1S. Juli dieses JahreS an die Ortssteuereinnahmen unerinnert abzuführen. Dresden, am 3. Juni 1887. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. von Gerber. dachte, fühlte sich infolge de- Anratens der Ärzte ver anlaßt, die Reise am heutigen Vormittag wieder auf- mgeben. Nachmittags U1 Uhr zeigte sich Se. Maje stät der Kaiser beim Vorbeimärsche der Wache vom Fenster aus dem Publikum, welches ihn enthusiastisch begrüßte. Wie aus Liegnitz gemeldet wird, ist der kommandierende General des V. Armeekorps, General- lieutenant Frhr. v. Meerscheidt-Hüllessem, mit der Vertretung deS Kassels bei der Jubiläumsfeier des Königs-Grenadierregiments Nr. 7 beauftragt worden. Fürst Bismarck wird sich voraussichtlich am Mon tag nach Friedrichsruhe beheben und dort einige Zeit verweilen. Er folgt damit den feit längerer Frist dringend wiederholten Anordnungen der Arzte, welche von der Ruhe und der Landlust eine Besserung de» schmerzhaften Zustandes erhoffen, den daS kalte, reg nerische Wetter, sowie die angestrengten Arbeiten de» Kanzlers in den letzten Wochen bei ihm erzeugt haben. Friedrichsruhe ist deshalb gewählt worden, weil e» nahe genug zu Berlin liegt, um einen Aufschub in den Geschäften zu vermeiden und, falls erforderlich, auch ein Erscheinen des Reichskanzlers im Reichstage für jede nächste Sitzung zu ermöglichen, falls der Gang der Verhandlungen es erfordern sollte. Gleichzeitig darf die Abreise deS Fürsten von Berlin wohl als ein Symptom gedeutet werden, daß die europäischen Verhältnisse eine, wenn auch nicht befriedigende, so doch wesentlich beruhigtere Gestalt angenommen haben, als dies seit einer Reihe von Monaten der Fall war. * Hamburg, 4. Juni. Gestern abend 11 Uhr trafen fast alle Ehrengäste — die Kaiserl. Familie und ihr persönliches Gefolge ausgenommen —, welche an den Kieler Feierlichkeiten teilgenommen hatten, mittels SonderzugeS in Hamburg ein. Der Senat hatte dieselben zu einer Besichtigung der neuen Zoll anschlußbauten eingeladen und verstand eS durch seine großartige Gastfreundlichkeit, diese Besichtigung zu einem würdigen Abschluß der Kanalbaufeier zu gestal ten. Auf dem glänzend erleuchteten und reich mit Blumen geschmückten Bahnhofe wurden die werten Gäste von dem ersten Bürgermeister der alten Hansa- stadt, Hrn. vr. Versmann, willkommen geheißen. Bereit gestellte Equipagen brachten sie sodann in ihre Hotels, von denen aus sie sich am Sonnabend stütz H10 Uhr, wieder zu Wagen, nach der Börse begaben. Dort wurden sie vom Senat, den Vertretern der Bürgerschaft, dem Vorstande der Handelskammer und andere« hohen Behörden mehr empfangenworauf Senator Or. Petersen, der Vorsitzende der Hafenbau kommission, die Versammlung mit einer Ansprache be grüßte. vr. Versmann gab nun an der Hand zahl reich aufgestellter Karten und Pläne eine Übersicht über die bereits ausgeführten und noch auszuführenden Arbeiten, welche sich wegen des Zollanschlusses Ham burgs nötig machen, und lud dann die Gesellschaft zum Besteigen der bereitstehenden Wagen ein, welche sie nach den altertümlichen Stadtteilen, bringen sollten, denen die großartigen Neubauten ein völlig anderes Gepräge zu geben bestimmt sind. Um 10 Uhr begann die Fahrt. Überall bildete das Publikum dicht gedrängt Spalier und in allen Straßen, welche der aus etwa 80 Wagen bestehende Zug passierte, waren die Häuser festlich geschmückt und mit fröhlich dreinschauenden Menschen besetzt, welche die fremden Gäste sehr häufig mit lautem Hurrah begrüßten. Auf dem Meßberge, dem Hauptmarktplatze Hamburgs, hatte eine Deputation von Vierländern — Männer und Frauen — Aufstellung genommen, die in ihrem allbekannten Kostüm — und zwar im Fest tagskleide — mit lautem Hurrah und Hutschwenken die Teilnehmer an der Umfahrt begrüßten. Einen geradezu überwältigenden Eindruck machte es, als die Wagen an das Elbufer gelangten und der weite Blick über den Strom sich öffnete, auf „Nun, beruhigen Sie sich", entgegnete der Alte, es wird jetzt anders werden; auch böse Zeiten nehmen einmal em Ende. Doch kommen Sie jetzt zu mir — oder nein — folgen Sie mir hier auf den Dampfer; wir können unsere Angelegenheit auch gleich besprechen". Bei diesen Worten schritt er auf das Schiff zu, dessen Rheder er war, und HanS folgte ihm wie un Traume. .Kapitän", lachte der Rheder, wie er das Schiff betrat, und reichte dem Anaeredeten, einem großen robusten Manne die Hand, „Kapitän, ich werde einige Augenblicke von Ihrer Kajüte Besitz ergreifen müsien: ich habe hier mit dem neuen Inspektor meiner Fabrik einige geschäftliche Angelegenheiten zu ordnen." Wie die beiden Männer nach ungefähr einer Stunde die Kajüte und das Schiff wieder verließen, reichte der Rheder Ausdorf die Hand. „So wären wir also handelseinig. Und nun, Ausdorf, stischen Mut — doch; noch Ein»", unter brach er sich und fuhr leiser fort, „Sie haben lange keinen Verdienst gehabt, und der Umzug — Sie sind doch verheiratet? — alsol — der Umzug kostet Geld — lassen Sie'S gut sein, Ausdorf, ich weiß, ich weiß — Sie kommen gegen abend noch einmal auf mein Bureau, um Ihre Instruktionen und dergleichen in Empfang zu nehmen; dann ordnen wir auch jene Angelegenheit. Aus Wiedersehen, Herr AuSdorf Er stieg eilig in einen bereit stehenden Wagen und war davon gefahren, bevor HanS noch ein Wort de» Danke» fand. Arbeit! Line gesicherte Existenz I E» war Hans zu Mute, al» träume er und müsse jeden Augenblick gewärtig sein, zur alt n qualvollen Wirklichkeit zu er- Kövigl. Hoftheater. Sonnabend, den 4. Juni, wurde die Oper „Mignon" von A. Thomas ge- aebcn. Die Aufführung derselben, dirigiert von Hrn. Kapellmeister Schuch, war eine vorzügliche; sie bot einen höchst angenehmen Genuß — un Gegensätze zu manchem anstrengenden oder trivialen anderen Opern werke unserer Repertoir» — durch die espritvolle, melodiöse und leichtgefügte Musik, durch feme und maßvolle Behandlung de» Orchester» und Wohlklang deS Gesanges ohne Forcierung der Stimmen. Frl. Saak gab zum ersten Male die Titelrolle und be währte in höchst sympathischer und gewinnender Weise ihr Talent, sowohl durch ihre Gesangsleistung voll warmer natürlicher Empfindung und musikalisch sorg fältig und fertig im Vortrag ausgearbeitet, wie über haupt durch ihre Auffaffung der Mignon auch hin sichtlich des Spiels, welcher eine poetische Färbung nicht fehlte. Lin noch festerer Tonansatz mit Be schränkung deS Tonanschwellen», besonder» für Aus- druckSaccente de» leidenschaftlich hervorbrechenden Ef fekt», bleibt zu erreichen; und im Dialog, welcher an mehreren Stellen fehr ausdrucksvoll und wirksam ge lang, ist ein zu häufiger Gebrauch der hohen Stimm lage, des Kopfton», al» unpassend für Mignon» Cha- rakteristik zu vermeiden Möge Frl. Saak durch mehr Beschädigung in der Oper, als ihr bisher zu teil wurde, in der Entwickelung ihre» Talents gefördert werden. Die kokette, leichtfertige und dabei liebens würdige Philine gehört in geschmackvoller, zierlicher Dresden, 6. Juni. Der Zug nach Osten. Während in St. Petersburg eine englisch-russische Kommission tagt, welche die afghanischen Grenzver- hältniffe regeln soll, schreitet die Geschichte unaufhör lich weiter. Die russischen Grenzpsähle schieben sich nach Osten vor. Der Telegraph meldete, daß sich eine russische Truppe neuerdings der Begschast Kirki be mächtigte. Dieses Gebiet ist ein» wichtige Etappe, wenn man den Vormarsch nach »er Oase Chedfche- Saleh ins Auge saßt. Gleichzeitig wird gemeldet, daß Oberst Ridgeway, der Vorsitzende der bntischen Kom mission, behufs Einholung neuer Weisungen nach London abgereist fei, während der offiziöse Verkehr mit den russischen Mitgliedern der Kommission noch fortdauere. Andererseits wird aus London berichtet, daß Großbritannien Rußland durch vorausgegangene Verträge gebunden erachte und voraussichtlich auf eine gemeinschaftliche Regelung der afghanischen Angelegen heiten nicht eingehen werde. Was wird nun die britische Regierung thun? Bisher hat sie in der afghanischen Angelegenheit nichts gethan; sie wird bei diesem Verhalten von angesehenen Organen der Presse nicht nur nicht bekämpft, sondern sogar unterstützt. Dennoch ist diese Thatlosigkeit geeignet, ernste Be denken zu erwecken. .Jedermann weiß", sagt daS in dieser Frage völlig unbefangene Wiener „Fremden blatt", „daß daS zukünftige Schicksal von Herat und Kabul jenseits des JnduS mit größter Aufmerksamkeit verfolgt wird, und es liegen Anzeichen vor, daß die indische Regierung von emer gewissen Beunruhigung über die afghanischen Verhältnisse nicht stei ist. Frei lich scheint dieselbe direkt durch den immer weiter um sich greifenden Aufstand der südlichen und östlichen afgha nischen Stämme hervorgerufen, die im Süden die Pischin- Linie bedrohen und im Norden nicht mehr allzu weit von der Residenz de» EmirS Herumstreifen. Aber e» ist ein öffent liches Geheimnis, daß Persönlichkeiten, wie die An gehörigen der früheren Dynastie, außerhalb dieser engeren Grenzen emsig beschäftigt sind, Pläne auSzu- füyren, die den englischen Einfluß, der bicher in Asghamstan fast ausschließlich herrschte, völlig be seitigen und daselbst Wünsche, Empfindungen ünd Zustände erzeugen würden, welche das ganze Gebiet vom Oxus bis zum Indischen Ozean al» ein einheit liches und zusammenhängender erscheinen ließen. Wenn also die jetzige Rebellion mit einer Vertreibung des derzeitigen EmirS und der Wiedereinsetzung der Nachkommen Schir Alis enden würde, so wäre dieser Ausgang mit einem schweren Schlage für das Prestige Englands in diesen Teilen Asiens gleichbedeutend und sicherlich nicht ohne Rückwirkung auf die Lage in In dien. Man kann sich aber unmöglich verhehlen, daß eine derartige Umwälzung dadurch sehr gefördert wird, wenn dem Emir gleichzeitig mit der Empörung im Innern Verlegenheiten an der Nordgrenze seines Reiches erwachsen, und deshalb wird sicherlich der neue Vormarsch der russischen Sotnien an der Themse nicht sehr angenehm berühren." „Man dürfte nicht fehlgehen, wenn man die Methode, nach welcher die mehrerwähnten Verhandlungen geführt werden, als ein gegenseitiges Hinhalten bezeichnet, bei welchem offenbar Rußland sich gegenüber England im offenen Vorteile befindet. Die natürliche Feindschaft zwischen den türkischen Stämmen längs des OxuS und ihren südlichen Nachbarn in den Bergen fördert die Ausbreitung dieses mit militärischen und friedlichen Mitteln geübten russischen Einflusses ungemein und es ist nicht im Geringsten daran zu zweifeln, daß der und virtuoser GesangSauSführung und anmutig ele ganter Darstellung zF den vorzüglichsten Partien der Frau Schuch, und die vortrefflichen Leistungen des Hrn. Bulß — Lothair und Hrn. Erls — Wilhelm Meister vollendeten das Gelingen der Gesamtvorstellung, „weife Zar" weit und breit von den turanifchen Steppen bis an die Zugänge zu den Straßen nach Indien ein freudig begrüßter Herrfcher fein würde. Ist eS also zu verwundern, wenn der russische Grenz- vfahl in langsamer und stetiger Bewegung gegen Osten begriffen ist und fortwährend neue Stämme unter die faktische Herrschaft des Zaren kommen, die schon lange im Bereiche seiner moralischen Machtsphäre sich be fanden? EL ist klar, daß eine solche Ausdehnung de» russischen Einflusses nur durch den Einfluß einer anderen Macht aufgehaltrn werden könnte. China hat dieser Forderung auf anderen Gebieten zu genügen, die Herren vvn Indien wären berufen, am OxuS die halten. Die Natur verweigert jedoch diese Möglichkeit und die Einsicht in die Unabwendbarkeit de» russischen BorrückenS, die Erkenntnis, daß alles Land bl» an die Gebirgswälle Mittelasien- Dem als reife Frucht in den Schoß fallen muß, der die turk menischen Steppen bebaut, hat wohl auch Englands Haltuna bisher bestimmt. Jeder Versuch, Rußland auf diesem Weg aufzuhalten, ist fruchtlos und wird fruchtlos sein; Beweis davon die Pendscheh-Frage, die heute noch eines Schiedsspruches harrt, den die faktische Lage unnötig macht. Daß dennoch solche Versuche gemacht werden, ist wohl nur ein Mittel, die endliche Entscheidung möglichst hinauszuschieben, die ja von dem Interesse England» an Indien allein diktiert werden wird. Die Regierung Indien» hat also in dieser Gache jederzeit da» gewichtigste Wort zu reden, und wenn die derzeitigen Ratgeber der englischen Krone noch so sehr geneigt wären, alle» auf sich be ruhen zu lassen und sich in da» Unvermeidliche zu er geben, sie werden in dem Augenblicke ihre Haltung ändern müssen, wo ein Schatten auf die Perle der britannischen Krone fällt. Oberst Ridgeway kann also in London derzeit nicht» andere» suchen, al» Kenntnis darüber, wa» die Meinung der indischen Regierung über die neuerliche Grenzverschiebung am Oxu» ist. E» verlautet, daß die englische Regierung über diesen Punkt mit Indien in einem eifrigen Mei- nungSauStausch begriffen sei, und von dem Resultate dieser Verhandlungen wird e» nätürlich abhängen, in welcher Weise die St. Petersburger Kommission ihre Beratungen zu Ende führen wird." „ES ist kaum zu befolgen, daß die jüngsten Vor fälle die bisherigen Dispositionen der beiden verhan delnden Mächte beeinflussen werden. Immerhin aber "können die Ereignisse in Afghanistan selbst unvorher gesehene Situationen bringen, mit denen England rechnen müßte. Dort wird eS sich freie Hand wahren müssen. Dort könnte die Quelle ernstlicher Beunruhig ung entspringen, wenn rivalisierende Einflüsse von der Newa aus sich den britischen Ansprüchen hinter dem Hilmend entgegenstellen würden. Aber man darf sich mit Beruhigung sagen, daß der Augenblick, wo ein solcher Jnteressenkampf auSbrechen könnte, noch ziem lich fern ist. Rußland, zufrieden mit der Erwerbung jenes ungeheuren Territoriums, das eS noch vor sich hat, wird keinen Anlaß suchen, England vor die ent schiedene Beantwortung einer Frage zu stellen, die un zweifelhaft eine Frage nach dem Sein oder Nichtsein der britischen Weltmacht ist und deren Aufrollung auch das allgemeine europäische Interesse auf das tiefste be rühren würde." Lagesgejchlchtt. Dresden, 6. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin werden nach den hier eingegangenen Nachrichten am nächsten Mittwoch, den 8. d. Mts. nachmittags von Sibyllenort nach der Königl. Villa in Strehlen zurückkehren. * Berlin, 5. Juni. Se. Majestät der Kaiser, welcher heute nachmittag zur Jubiläumsfeier beim KönigS-Grenadierregiment nach Liegnitz zu reisen ge- Lachen und Schwatzen. ES war ein beständiges Hin- und Herlaufen; aber Ausdorf bemerkte nichts von dem Lärm, wie geistesabwesend schritt er durch das bunte Getriebe. Plötzlich jedoch hörte er seinen Namen rufen. Wie aus einem schweren Traume erwachend, wandte er sich zurück und sein müder Blick suchte denjenigen, welcher ihn gerufen hatte. Es war ein alter Herr in feiner sorgfältiger Kleidung. Die Augen deS Alten ruhten fragend und mit Teilnahme auf dem gebeugten Manne, der ihn so verwundert anblickte, als könne er eS nicht begreifen, daß es noch eine lebende Seele gäbe, welche ihn kenne und sich auch seiner erinnere. „Waren Sie nicht vor einiger Zeit bei mir?" fragte der alte Herr freundlich, indem er Ausdorf die Hand entgegenstreckte. ,Lch sandte in Ihre Wohnung, doch war dieselbe verschlossen. Nicht wahr, Sie suchten eine Stellung und haben, allem Anscheine nach, bisher noch keine gefunden?" HanS schüttelte schweigend den Kopf. „Ich könnte Ihnen jetzt eine solche nachweisen — wenn Sie etwa noch wünschen —" „Arbeit?!" unterbrach ihn HanS und richtete sich empor. „Allerdings, Arbeit", nickte der Alte freundlich. ,Lch habe mich nach Ihnen erkundigt, Herr AuSdorf, und gute Auskünfte erhalten E» freut mich, Ihnen helfen zu können " Dann wie er fah, daß HanS in tiefer Erregung nach Worten rang, fuhr er begütigend fort: „Ja, ja, lieber AuSdorf, ich weiß, ich weiß: eS sind böse Zeiten." „Ja", seufzte Han» leise, „böse, sehr böse!" Nichtamtlicher Teil. Telegraphische WacHrictzterr. «aarbrücken, 5. Juni. (W. T. B.) Infolge anhaltenden RegeuS ist die Saar über die Ufer getreten. Mehrere Brücken, Badeanstalten re. sind vom Hochwasser weggeriffen, auch find die Ernten an vielen Stellen deS Thalet vernichtet. Dat Wasser steigt gegenwärtig «och und das Wetter ist noch immer regendrohend. Rom, 5. Juni. (W. T? B.) Anläßlich de» Natiovalfeste» ist die Stadt beflaggt. Nach einer Parade über die Garnison, bei welcher der König, die Königin und der Kronprinz mit großer Be geisterung von der Volksmenge begrüßt wurden, fand auf dem BahnhofSplatze die Enthüllung deS Denkmals für die bei Saati-Dogali gefallenen Soldaten statt. Der Bürgermeister hielt dabei eine Ansprache. Neben dem Denkmal standen die in den genannten Kämpfen Verwundeten. Der König unterhielt sich darauf mit dem Kapitän Michelini, dem einzigen am Leben gebliebenen Offizier der am Kampfe beteiligten Truppen, und mit anderen Verwundeten. Dieselben werden morgen vom Könige im Garten deS QuirinalS empfangen werden. Der Dampfer deS österreichischen Lloyd „Achille" ist in der vergangenen Nacht bei Brindifi geschei tert. Die Versuche, ihn flott zu machen, waren bisher erfolglos. Athen, 5. Juni. (W. T B.) Die Session der Kammerikist gestern geschlossen worden. Der König und der Kronprinz werden sich demnächst nach London begeben, die Königin wird Marienbad be- Ohne Arbeit. Novelle von Berthold Paul Förster. (Fortsetzung.) An einer Straßenecke stand eine Schaar lustiger Burschen und ergötzte sich über einen in ihrer Mitte umhertaumelnden Menschen. Han» kannte denselben: er war früher ein wohlgelittener, arbeitSsamer Mann gewefen und erst nach und nach verkommen. Er hatte m seiner Familie viel Elend gehabt und nur mühsam konnte er sich und die Seinen erhalten; doch kämpfte er tapfer gegen da» Unglück. Da starb ihm sein Weib und mit ihr schien er auch den Halt in feiner Not verloren zu haben. Nun ging e» mit ihm bergab — schneller, immer schneller, wie ein Stein, der in» Rollen geraten und nicht früher still liegt, bi» er im Abgrunde zerschellte oder im Sumpfe versank. AuSdorf fröstelte beim Anblick jenes Menschen. „Soweit kann eS kommen — aber dann doch lieber ", er mochte den Gedanken nicht au»- denken und schritt schweren Herzens weiter. Reges Leben und geschäftige» Treiben herrschte am Gestade. Schwere Ballen, Kisten und Kasten wurden auf- und abgeladen, Wagen rollten, Dampfwinden und Ketten rasselten; dazwischen erscholl Rufen, Schreien,
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