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Dresdner Journal : 27.03.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-03-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188403270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18840327
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18840327
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-03
- Tag 1884-03-27
-
Monat
1884-03
-
Jahr
1884
- Titel
- Dresdner Journal : 27.03.1884
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Lrpeäition Ns» Vre,6oer -ourn»t», UrssUso, 2«il>8vr»trs»s« tlo. SO. Abonnements - ßinkadnng. Auf das mit dem 1. April beginnende neue vierteljährliche Abonnement des „DresdnerJour nals" werden Bestellungen zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), fnr »S»ärtS bei den betreffenden Postanstalten. Lönigl. Expedition des Dresdner Zouruals. Amtlicher Theil. Dresden, 25. März. Se. Hoheit der Erbprinz von Hohenzollern ist heute Nachmittag 4 Uhr 30 Min nach Sigmaringen abgereist. Dresden, 24. März. Se. Königl. Majestät haben Mergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Vorstand der hauptsteueramtlichen Postzollexpedition zu Dresden, Obercontroleur Eduard Theodor Lempe, das ihm von Sr Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehene goldene Verdienstkreuz mit der Krone annehme und trage. Dresden, 24. März. Mit Allerhöchster Geneh migung ist dem Hilfslehrer Emil Paul Ganzauge in Hohenfichte die Befugniß zum Tragen der dem selben für die am 39. September 1880 bewirkte Ret tung eines Mädchens vom Tode des Ertrinkens ver liehenen silbernen Lebensrettungsmedaille am weißen Bande ertheilt worden. Nichtamtlicher Lheit. Telegraphische Nachrichte». Buda-Pest, Mittwoch, 26. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Etwa 860 Arbeiter in dem Kohlenbergwerke Salgatorjan stellten infolge von Aufhetzungen ihre Arbeit ein. Es kam zu Aus schreitungen; Gendarmerie und Militär stellten die Ordnung wieder her. 1 Arbeiter wurde er schossen, 4 verwundet. Die Arbeit ist wieder aus genommen worden. Paris, DienStag, 25. März, AbendS. iW.TB.) Heute Vormittags fand ein Ministerrath Statt, in welchem der Ministerpräsident Ferry Mittheilungen über den gegenwärtigen Stand der Verhandlungen betreffs Madagaskars machte. Die Abendblätter constatiren, daß die Haltung der Deputirtenkammrr in der madagassischen Krage die Regierung sehr gekräftigt habe. (Vgl. unsere Pariser Korrespondenz unter „Tagesgeschichte".) Der Senat vertagte die Berathung der Ehr- scheidungSvorlage bis nach den Osterfriertagen. Die heute gewählte Budgetcommission der De- putirtenkammer besteht zum größten Theile auS Mitgliedern, welche für daS von der Regierung vorgrlegte Budget und für die Herbeiführung von Ersparnissen sind. AlS Zeichen der Trauer über den Tod Mig- net'S hob dir Akademie heute ihre Sitzung auf. Heute fand zwischen dem Deputirten Ardne, Redacteur deS „Paris", und Judet, dem Redakteur der „France", ein Durll Statt, bei welchem Ersterer leicht verwundet wurde. St. PeterSburg, DienStag, 25. März, AbevdS. (W. T. B.) Das Hauptkriegsgericht bestätigte in der heutigen Cassationsverhandlung daS in dem Rosfitzkyprocesse von dem hiesigen Bezirkskriegs- gerichte gegen Rosfitzky und Piotrowsky gefällte *) Nachdruck verboten. D. Red. Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. K. Hofthcater. — Altstadt. — Dienstag, 25. März: „6o»l tun tutts", oder „So machen es Alle!" komische Oper von W. A. Mozart (neu ein studirt). Die Composition dieser Oper fällt in eines der bedrücktesten und am wenigsten fruchtbaren Jahre von Mozart's Leben. Daß ihn die Albernheit des Li brettos im Sujet und die Flachheit in dessen Aus führung nicht von der Composition (für die italienische Oper in Wien) zurückhielten, erklärt sich durch den Drang seiner Verhältnisse und durch den Wunsch des Kaisers Josef. Selbst das Genie Mozart's konnte dem Einflüsse solchen ins Burleske fallenden Textes nicht völlig widerstehen, in welchem fast alle Gefühle in Verstellung, Täuschung und Parodie übergingen. Aber wenn auch diese Oper ganz wesentlich hinter des Meisters italienischen Opern, „Figaro" und „Don Juan", zurücksteht, so stattete er sie doch, wo der Text ihm eine freiere Hingebung, eine mannichfaltigere bereichernde Deutung erlaubte, mit einer Fülle von musikalischen Schönheiten, von Melodien, von geistvoll charakteristi scher Zeichnung voll Grazie, von Witz und Humor auS, die uns entzücken und keiner Zeit in ihrem Werthe verfallen werden. Und eS treten sogar eigenthümliche Setten seiner VroductionSkrast dann hervor, die m keiner seiner anderen Opern zu so vollkommener Gcl- Urtheil, durch welches Ersterer zu einer Festungs haft vou Jahr, zur DienstausschlieHuun und Entziehung einiger Rechte, Letzterer zur Dienst- ausschließung und Entziehung einiger Rechte vrr- urtheilt worben war. Betreffs des UrtheilS über Stratanowitsch, Tabure und Dombrowsky wurde die Revision deS UrtheilS durch eine andere Ser- tion des hiesigen BezirkSkriegSgrrichtS verfügt. Christianis, DienStag, 25. März, AbendS. (W. T. B.) DaS Reichsgericht erkannte heute gegen den StaatSrath Münthe auf Amtsentsetzung. Konstantinopel, Dienstag, 25. März, Abends. (Tel. d. Boh.) Zur Beilegung deS armenischen Schisma« wird eine große Synode hierher ein- berufen. Kairo, DienStag, 25. März, AbendS. (Tel. d. Boh.) Der König von Abrssynien traf zur Be gegnung mit dem Admiral Hewett in der Grenz- stabt Adulis ein. England wird mit Abrssynien einen Allianzvertrag abschließen und letzterm Unterstützungen für die Ausrüstung der Armee ge währen. Kairo, Mittwoch, 26. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.") Ueber den General Gordon fehlt seit dem 15. d. jede Nachricht. Dem französischen Generalcoasul zugegangene Meldungen vom 2V. d. bestätigen, daß Chartum fast vollständig von den Aufständischen eingeschloffen ist und daß auf beiden Ufern deS Flusses südlich von Shendy große Haufen Aufständischer sich befinden. New - Aork, Mittwoch, 26>März. (Tel. d. Dresdn. Journ.*) Nach Meldungen auS New-Orleans brachen mehrere Schutzdämmt deS Misfisfippi- flusseS. DaS untere Flußthal steht völlig unter Wasser und gleicht einem großen See. Die Zahl der Menschen, welche das überschwemmte Terrain bewohnten, wird auf 60000 geschätzt. Große Menschenverluste werden befürchtet. *) Nachdruck verboten. D. Red. Dresden, 26. März. In den letzten Sitzungen des österreichischen Abgeordnetenhauses erhoben gelegentlich derBud- getberathung bei den Titeln „Verzehrungssteuer" und „Verbrauchssteuer" namentlich mehrere Abgeordnete der Stadt Wien und ihrer Vororte schwere Klagen wegen der hohen Besteuerung der nothwendig- sten Lebensbedürfnisse. Die Einführung der Ver brauchssteuer von Mineralölen, sagte der Abg. Menger, beweise deutlich, um wie viel durch die Erhöhung einer Verbrauchssteuer der Preis der Consumtibilien erhöht würde. Während in Berlin der Liter Petroleum 22 Pfennige, d. i. mit Agio 13 Kreuzer kostet, zahlen wir in Wien 22 bis 23 Kreuzer. In den 9 ge schlossenen Orten Oesterreichs sind über 200 Gegen stände, Brod, Mehl, Fleisch, geistige Getränke, Seife, Brennstoffe mit hohen Steuern belegt. Die directen Steuern in Oesterreich betragen per Kopf der Bevölke rung 4 Gulden 20 Kreuzer rund, die Liniensteuer aber, welche auf die Bewohner jener 9 geschloffenen Orte fällt, beträgt durchschnittlich allein doppelt so viel. In Bezug auf Wien besteht ganz besonders ein ungünstiges Verhältniß; denn der Wiener muß doppelt so viel zahlen, als die Bewohner anderer Orte. Hier aus folgt nun, daß in Wien dermalen so viel per Kopf der Bevölkerung an', Liniensteuer bezahlt wird, als im Durchschnitte an sämmtlichen directen Steuern auf einen Kopf der Bevölkerung Oesterreichs entsällt. Eine Handwerkerfamilie zahlt in Wien 160 bis 180 Gulden mehr an directen und indirecten Steuern, als in Berlin, in Prag um 200 Gulden mehr, in der tung gelangen; es sei nur auf die feine, stets geistreich belebte Ausarbeitung der Orchesterpartie verwiesen. Und wo der geschmacklos burleske Text ihn an con- ventionelle, jetzt veraltete italienische Formen fesselte, gab er doch gute Mozart'sche Musik, die uns wohl genügen kann. Rei der ersten Aufführung in Wien l79O überwog der Eindruck der Musik, auch wohl mit Beihilfe der Gesangsausführung und des tempera mentvollen Spiels der damaligen italienischen Sänger. Es fanden rasch neun Wiederholungen Statt. Seit dem ist es auf keiner Bühne wieder gelungen, das Werk dauernd dem Repertoire wieder zu gewinnen. Die vielfachen Versuche, den Text theilweise oder völlig umzuändern. Das hindernde Vermächtniß DaPonte's abzustreifen — man machte sogar Alfonso zu einem Zauberer und Despina zu einem Luftgeist — blieben erfolglos; denn sie widerstrebten der Musik. Umso mehr ist es ein höchst dankenswerthes Verdienst eines Kunstinstituts, diese Tondichtung des unsterblichen Meisters von Zeit zu Zeit dem Publicum wieder vorzuführen, welches von allen Musikfreunden nur mit lebhaftester Theilnahme und Anerkennung ausge nommen werden sollte. Eine Textbearbeitung von L. Schneider änderte die Jntrigue dahin ab, daß Despina ihren Herrinnen die Verkleidung der Liebhaber verräth, und dann diese nebst Alfonso die Ueberlisteten werden. Dies ist auch in der jetzt benutzten keineswegs bessern Bearbeitung von E. Devrient beibehalten; es bringt wohl eine Ab wechselung in den geschmacklosen Stoff, hebt dadurch aber den zweiten Act nicht im Mindesten; denn diese Aenderung geräth in Widerstreit mit dem Titel „Oom Lu Lutte" und zerstört auch die musikalische kleinen Stadt Laibach um 70 bis 80 Gulden mehr. Der arme Mann muß für seinen Reis, für sein Rindfleisch und die gewöhnlichsten Bedürfnisse dieselbe Verzehrungs steuer entrichten, wie der Reiche für seltenes Wild, für Austern und dergleichen Leckerbissen. Der Abg. Menger erinnerte an die vorjährige Resolution betreffs der Verzehrungssteuerreform und ersuchte die Regierung um deren Durchführung. Der Abg. Steudel bezeich nete die für Wien so wichtige Frage der Verzehrungs- steuerreform und die Aufhebung der Linienwälle als einen Kampf zwischen Wien und den Vororten, für dessen Entscheidung bisher nichts gethan worden sei. Dieser Kampf müsse aber entschieden werden, weil die Entwickelung Wiens dies erfordere. Er besprach den Aufschwung, welchen die Beseitigung der Stadtmauern zur Folge hatte, und bedauerte den Stillstand, welcher in der natürlichen Entwickelung Wiens infolge des Fortbestandes der Linienwälle eingetreten sei. Redner beantragte folgende Resolution: „Die Regierung wird ausgefordert, einen Gesetzentwurf dem ReichSrathe vorzulegen, wodurch ein neues Berzehrung sleuergesetz geschaffen wird, nach welchem Unterschiede zwischen den geschloffenen Städten und dem flachen Lande ausgehoben, ein einheitlicher Berzehrungssteuertarij sür da- ganze Reich und einheitlicher EinhebungSmodu- sestgestellt und die end liche Beseitigung der Linienwälle je eher ermöglicht wird ' Auch in der vorgestrigen Abendsitzung des Ab geordnetenhauses kam bei der Verhandlung des Bud gets des Ackerbauministeriums die Frage der Wiener Fleischtheuerung durch den Abg. Löblich, den Obmann der gemeinderäthlichen Approvisionirungssection, wieder zur Sprache. Derselbe sagte, seine Vorhersagung, daß das Thierseuchengesetz von verderblichem Einfluß auf die Fleischpreise sein werde, habe sich erfüllt. Dazu komme noch die unglückselige Einflußnahme der Regierung auf die Regelung der Wiener Marktordnung, welche zur Folge hatte, daß die ungarische Regierung das Pro jekt der ungarischen Mäster, einen eigenen Markt in Preßburg zu errichten, unterstützt habe. Die neu er richtete Fleischcasse wird an Vermittlergebühren nahezu 800 000 Gulden jährlich beziehen, während dieselben bis her blos 180 000 Gulden betrugen. Dieses Plus werden weder die Vieheigenthümer, noch die Fleischhauer oder die Gastwirthe, sondern ausschließlich die Konsumenten bezahlen. Der Redner bat den Minister im Interesse der Approvisionirung Wiens, die Grenze nach Ru mänien zu öffnen, so daß etwa vom Juli bis No vember rumänisches Vieh nach Wien gelangen könnte, und beantragte eine Resolution, in welcher die Regie rung aufgefordert wird, zu diesem Zwecke eine Aende rung des Thierseuchengesetzes dem ReichSrathe vorzu legen. Der Ackerbauminister Graf Falkenhayn er widerte dem Vorredner: In der Marktordnung heißt es, daß vorerst die Marktagenten ernannt und die Fleischcassen errichtet sein müssen, bevor die Markt ordnung activirt wird. Die Marktagenten zu ernennen, ist Sache des Wiener Magistrats. Bis vor kurzer Zeit langte seiten des Magistrats kein Ernennungs vorschlag bei der Statthalterei ein, und konnte daher von derselben eine Bestätigung der ernannten Agenten auch nicht ertheilt werden. Die Schlachtordnung ist mit großer Mühe — er meine hier Mühe in dem Sinne, daß er fortwährend deswegen urgirt habe — in den letzten Tagen zu Stande gekommen. Bereits in dem am nächsten Tage (also gestern) zur Ausgabe gelangenden „Reichsgesetzblatte" werde die Verordnung erscheinen, und am 30. d. werde die Marktordnung, nachdem die genannten beiden Vorbedingungen in den letz ten 2 Tagen erfüllt worden sind, ratificirt werden. Hiernach ist der Ackerbauminister entschlossen, die Markt ordnung trotz des Widerstandes der Ungarn aufrecht zu erhalten und ins Leben treten zu lassen. Der Abg. Steudel bemerkte, die Leben-mittel und die Kohle würden in Wien vertheuert, damit sich einige Millionäre mästen können. Das sei nur in Oesterreich möglich, wo man Charakteristik, indem — wie Jahn richtig bemerkt — die Mädchen jetzt nur zum Schein äußern sollen, was die Musik ganz ernstlich meint. Abgesehen von manchen Nummern Mozart'scher Vollendung im leichten flüchtigen Ton der komischen Oper gehören zu den fchönsten Musikstücken das wundervolle Quintett (erster Act) das entzückende Terzett (Wohl sanfter, die fol gende schwungvoll leidenschaftliche Arie der Dorabella, das Sextett und namentlich das große Finale (erster Act), welches an Reichthum der Motive, mannichfal- tiger und frappanter Zeichnung der Situation, Füll'- Wohlklang und Ausdruck der Melodie und Harmonie und innerer Bewegung und Steigerung ein Meister werk ist. Der zweite Act ist musikalisch bedeutend ärmer als der erste. Erwähnt sei nur das Duett zwischen Leonore (Fiordiligi) und Fernando, die Arie der Despina und das Finale, welches zwar das des ersten Acts bei Weitem nicht erreicht, aber doch köst liche Einzelnheiten enthält; so den kanonisch gearbeite ten Quartetttrinkspruch, in welchem drei Stimmen sich mit kunstvollem Wechsel verschlingen, während der Baß in Manier des Parlandogesanges als vierte Stimme frei hinzutritt. In der Ouvertüre schlüpft das Presto- thema mit leichter Behendigkeit, nur noch mit einer andern lebhaften Figur wechselnd, durch verschiedenste Tonarten, den eidechsenartia flüchtigen weiblichen Flattersinn malend. Aber sie leidet an Monotonie. Geistreich ist ihr Beginnen mit dem Titel des Stückes: die Oboe giebt das Motto aus einem (weggelassenen) Gesänge Alsonso's auf dessen Worte „Oosi tan tutte" die Firma des Stoffe-. Die Gesammtausführung der Oper unter Leitung des Hrn. Kapellmeister Hagen war eine wohlgelun- ohne Energie gegen die Eisenbahnkönige vorgehe. So werde auch jetzt wieder der Nordbahn gegenüber nicht die geringste Energie gezeigt. Anderwärts würden die riesigsten Anstrengungen gemacht, um die Bevölkerung mit billigem und frischem Fleische zu versorgen; in Oesterreich geschehe nahezu das Gegentheil. Ter Redner beantragte eine Resolution, welche die Herab setzung der Eisenbahntarife für den Fleischtransport anempfiehlt. Wenn in Oesterreich die Eisenbahngesellschaften zu sammentreten und Cartels abschließen, um möglichst hohe Tarife aufrechtzucrhalten, und die Eisen-, Zucker-, Glas- und andere Industriellen diesem Beispiele folgen und auf Kosten der Abnehmer die Preise ihrer Waaren gemeinsam festsetzen, so mag das am Ende auch ander wärts vorkommen, wenngleich nicht in solcher Aus dehnung. Bedenklicher ist es schon, wenn in Wien ohne Betheiligung des Haupteigenthümers der Nord bahn, Rothschild, und des mit ihm verbundenen Kohlen händlers Guttmann kein Stück Kohle verkauft, wenn in diesem wichtigen Artikel von 2 Leuten, welche all jährlich dabei Millionen in die Tasche stecken, ein faktisches Monopol auSgeübt werden kann. Aber auch das ist noch nicht das Schlimmste. Aus dem Wiener Schlachtviehmarkte herrscht theoretisch völlige Frei heit der Concurrenz; in Wirklichkeit sind aber Käufer wie Verkäufer von einigen Kapitalisten, etwa 13 an der Zahl, abhängig geworden, welche unter der Firma von Viehcommissionären das ganze große Ge schäft in der Hand haben. Im Organe der Genossen schaft der Wiener Gastwirthe wurde von diesen Vieh commissionären einmal gesagt, sie bilden „einen ge schlossenen Ring", von dessen Belieben es einzig und allein abhängt, wie und zu welchen Preisen Wien mit Fleisch versorgt werden soll. Diese Leute mißbrauchen ihr Monopol der Art, daß sie zuweilen, wie der Markt director selbst vor der gemeinderäthlichen Commission feststellte, die Auftriebe absichtlich zurückhalten, um höhere Preise zu erzielen oder zum wenigsten, um im Inter esse der Fleischhauer die hohen Detailpreise zu recht fertigen. In einem „Der Staat als Befreier von wirthschaftlicher Unfreiheit" überschriebenen Artikel des „Deutschen Tageblatt" heißt es: Nach bekannter Praxis haben sich diese Leute — meist Juden — so wohl die Producenten und Mäster, als auch die Fleischhauer und Konsumenten durch Vorschüsse derart verpflichtet, daß dieselben ihnen bei allen Geschäfts - Manipulationen Gefolgschaft leisten müssen. Wehe dem Landwirthe, welcher es wagen wollte, sejbst oder durch einen seiner Beamten Vieh apf dem Wiener Schlacht viehmarkte zu verkaufen! Er würde — wie das öfters geschehen — durch allerlei Chicanen bei dem Verkaufs, Ausschlachtungs-, Verpflegungsmodus rc. nur zu Scha den kommen und sich vor das Dilemma gestellt sehen, in Zukunft sein Vieh entweder den allmächtigen Kom missionären zu übergeben, oder auf die Beschickung des Wiener Marktes überhaupt zu verzichten. In der That ziehen es namentlich die cisleithanischen Landwirthe vor, ihr Vieh ins Ausland zu schicken. Was andererseits die Abhängigkeit der Fleischhauer von den Kommissionären anlangt, so sei nur ein typischer Fall erwähnt. Im Frühjahre 1883 gerieth ein Wiener Fleischhauer in Konkurs, und es ergab sich, daß er einem einzigen der Marktcommissionäre 28 000 Gulden schuldete, obschon er früher in guten Verhältnissen lebte. Wie es mit ihm abwärts ge gangen, hat seiner Zeit die „Presse" erzählt: „Er hat als wohlhabender Fleischer Credit gefunden. Aber einmal in den Händen eines Gläubigers, konnte er sich von demselben nicht mehr befreien. Nach und nach wuchs die Zinsenlast, und dies wäre vielleicht kaum so drückend gewesen, wenn nicht ein anderer Factor mitspielte. Ist ein Mal ein Fleischhauer bei einem Kommissionär verschuldet, dann gene. Die Sänger und Sängerinnen bekundeten den löblichsten Fleiß und ersichtliche Anspannung ihres Talents, und leisteten nach Maßgabe desselben Lobens werthes, zum Theil die Ansprüche, welche man in un serer Zeit an die Ausführung solcher Aufgaben ge rechterweise stellen darf in erfreulichster Weise über treffend. Die Kapelle spielte mit Feinheit und Dis- cretion; die Ensemblesätze — welchen Mozart die volle Schönheit und Anmuth seines genialen Schaffens ge geben hat — wirkten vorzüglich durch Präcision, Klar heit und belebende Nüancirung des Vortrags. Hr. Erl sang den empfindsamen, heißverliebten und leicht erregbaren Fernando, Hr. Jensen den Guglielmo, der die Sache leichter nimmt und sich dabei noch amüsirt. Wir müssen sein belebtes Spiel als Ersatz für den Baritonklang nehmen, welchen diese Partie durch ihn ein büßt. Hr. Fischer gab den halb blasirten, halb humoristischen Philosophen Alfonso, dem Alles zum Spaß wird. Die spröde, coguette Leonore (Fiordiligi), die sich mit Bravour und stolzen Phrasen ihrer Treue brüstet, wurde von Frl. Friedmann ausgesührt; möge sie für die zweite Ausführung auf Beseitigung mancher unreinen Intonation Bedacht nehmen. Frl. Reuther sang die liebebedürftige, warmblütige Dora bella, die offen genug ist, um die Zeit nicht mit Zic rerei zu sehr zu verschwenden. Die Despina wurde von Frau Schuch ganz vorzüglich gesungen und «e spielt, voll Zierlichkeit, Esprit und Schelmerei, und mit einer reizenden, unwiderstehlich wirkenden Komik, welche doch mit seinem Tact nie in eine zu starke Färbung überging. Möge der Wiederholung der Opte allseitige Theil nahme des PublicumS entgegenkommen. Man wird
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