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Sächsische Volkszeitung : 27.09.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-09-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193309270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19330927
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19330927
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-09
- Tag 1933-09-27
-
Monat
1933-09
-
Jahr
1933
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SrlchUni S mal wöchenllich mit der Illustrierten Gratis beilage ^>«r Feuerreiter" und mehreren leltbeilagen INonatl. veiugeprela: Ausg. A mit Et. Bennoblalt M. r.7ll Ausg. B ohne üt. Bennoblalt M .2.A) «tnjelnummer 10Psg., Sonnabend, u. Eonntag-Rr. «> P>,. E".w°.h. Nniiigenpreiie: die mm dieiie Plg — S«ellengc>uche — 8str Platzoorlchrilieu tönnen mir lein, EewSH, voltssettung Redaltlon: Dresden-B., Polierstr. 17, Fernr. A711 u. LIV« welchiiltostelle, Druil und «erlag! Germania Vuchdruileret «. Verlag Ih. u. D. Winkel, Pollerstr. 17, Fernr. Llvir, Postscheck: Nr. 1025, Bank: Etadtbank Dresden Nr. 017S7 UnskkÄngig« HgVSLVlRuNg Gül* vkl*üsGüvks ^OÜGßlL TI, KuttTin 8m Falle von höherer Gewalt, Verbot, Streit oder VctrlebsstSrungen hat der Vejicher oder Intzrent lein« Ansprüche, falls die Zeitung In beschränktem Umsange, verspätet oder nicht erscheint. — Ersüllungsort Dre den Ein Höhepunkt im Leipziger Prozeh Aeichsminister Schmitt Uber Wirlschastspoltttk — Reichsinnenminisler a. D. Bracht gestorben Erdbeben in Italien — Furchtbare Verheerungen -es Wirbelsturmes in Mexiko van der Lübbes schweigendes Geständnis Leipzig, 26. Sept. Die heutige Verhandlung wird um 9,-15 Uhr eröffnet. Der Angeklagte Dimitross erhebt sich und will eine Erklärung abgeben, worauf der Vorsitzende erwidert: Nein, jetzt noch nicht. Eine Erklärung des Vorsitzenden Der Vorsitzende gibt dann folgende Erklärung ab: Die Vernehmung des Angeklagten van der Lubbe, die heute im Vordergrund stehen soll, hat sich anders gestaltet, als die Vor untersuchung Wie sich aus den Protokollen ergibt, die über seine früheren Aussagen geführt worden sind. Hal er damals sehr präzise, deutlich und eindringlich gesproclren Das ist heule anders geworden. Er zeigt sich zurückhaltend, spricht undeutlich und gibt manchmal widerspruchsvolle Antworten. Der Senat hat daher beschlossen, zu den weiteren Vernehmungen, soweit sie den Angeklagten van der Lnbbe betreffen, allerdings noch nicht heute, die vernehmenden Personen zuzuziel-en Als solche kämen in erster Linie in Frage der Untersuchungsrichter Neichs- gerichtsra! Voigt und einige Kriminalbeamte, die für morgen geladen werden sollen. Die Vernehmung wird dann so erfol gen, das; der Angeklagte allerdings wieder gefragt wird, das; alrer im Anschluß daran, soweit es notwendig ist gleich die früher vernehmenden Beamten gehört werden. Es ist damit nicht gesagt, das; etwa die Aussagen des Angeklagten van der Lubbe bedeutungslos werden, dnrclmus nicht. Der Senat ist voll der Ansicht, das; der Angeklagte van der Lubbe alles ver steht, was man sagt Das hat die mehrtägige Beobachtung klar und deutlich gezeigt, das; er der Hauptverhandlung folgt und ferner, das; er die Antworten, die er gibt im grossen und ganzen im vollen Bewusstsein gibt. Gleichwohl scheint aber dem Senat für eine Feststellung des Tatl>estandes doch di« Aussage ^van der Lübbes in dieser Form nicht ausznreichen. Infokx?- '^dessen werden ivir l>eut« nnr die vier einzelnen Brände, zwei ^im Rathaus, einer im Schlos; nnd einer im Wohlfahrtsamt Neukölln verhandeln und dann die Verhandlung abbrechen, da die Umstellung des Verfahrens, —denn um eine solcl;e handelt es sich hierbei — auch noch gewisse Vorbereitungen notwendig macht Oimitroff wird frech Der Angeklagte Dimitross erliebt sich und rnft: Ich möchte eine Erklärung abgeben, eine Berichtigung! Vorsitzender: Das lehne ich ab. Sic sind nicht berechtigt, bei jeder denkbaren Gelegenheit Erklärungen abzugel>en. Wann solclx' Erklärungen abzngeben sind, lwstimmt die Prozessordnung und lwstimme im übrigen ich Es kommt zu einer scharfen Auseinander setzung zwischen dem Vorsitzenden und dem Angeklagten Dimi- Iroff. der nur nach scharfer Zurechtweisung dazu zu bringen ist, sich der Prozetzordnung zu fügen. Aeichsinnenmini'ter a. D. Bracht P Berlin, 26. Sept. (E. M.) Der frühere Reichs innenminister Dr. Franz Bracht ist heute morgen in seiner hiesige» Wohnung nach langem Leiden g e st o r - ben. Bracht wurde als Nachfolger Dr. Luthers Ober bürgermeister von Essen. 1962 wurde er Reichsbommis- sar für das preussische Innenministerium, später Reichs innenminister im Kabinett Schleicher. Der heute gestorbene Tr. Bracht wurde am 28. No vember 1877 in Berlin als Sohn eines Arztes geboren. 1911 wurde er Regierungsrat im Neichsversicherungsamt. Im Jahre 1918 wurde er zum Vortragenden Rat im Reichsaint des Innern, 1919 zum Ministerialdirektor im Bolkswohlfahrtsministerium und später zum Chef der Reichskanzlei ernannt. 192-1 erfolgte seine Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Essen als Nachfolger Dr. Luthers. 1932 wurde Dr. Bracht zum Reichskommissar für Preußen berufen und entfernte am 21. Juli 1932 Cevering aus seinem Amte. Am 3. 12. 1932 wurde er Reichsinnenminister im Kabinett von Schleicher, mit dem er am 28. Januar 1933 zuriicktrat. Der Vorsitzende ruft nunmehr in entschiedenem Tone den Angeklagten Dimitross zur Ruhe und setzt dann die Verneh mung des Angeklagten van der Lubbe über die Vortwreitungen seiner Tat fort, lBericht über die Vernehmung van der Lübbes am Schlus; der Montag-Sitzung siehe S. 8!> Oer einsilbige van der Lubbe Zu van der Lubbe gewandt sagt der Vorsitzende: Wir kommen jetzt zum Sonnabend, den 25. Februar. Bis zu diesem Tage waren Sie im Männerheim in der Alexandrinenstratze. Ist das richtig? Der Angeklagte van der Lubbe zögert bei dieser und bei allen folgenden Fragen des Vorsitzenden immer fast eine Minute, bis er seine einsilbige Antwort erteilt. Die Frage, ob er in der Nacht zum Sonnabend im Männerheim war, beantwortet er mit ja. Vorsitzender: Wohin haben Sie sich am Sonnabendmorgen liegeben? Angeklagter: Zentrum Vor sitzender: Sind Sie also ins Zentrum der Stadt gegangen und sind dabei auch am Rathaus und am Schlos; vorbeigekommen? Angeklagter: Ja. Vorsitzender: Hatwn Sie damals schon die Absicht gehabt, Rathaus und Schlos; anzustechen? Angeklagter: Nein. Vorsitzender: Wann ist Ihnen der Gedanke gekommen? Angeklagter: Später. Vorsitzender: Können Sie nicht sagen, wann Ihnen der Gedanke gekommen ist, die Brandstiftung auszusiihren? 'Angeklagter: Sonnaliend. Vorsitzender: Also am Sonnabend in einer späteren Tagesstunde. Ist Ihnen nicht schon am Mittwoch bei dem Gespräch vor dem Wohlfahrts amt Neukölln der Gedanke gekommen? Angeklagter: Nein. Vorsitzender: Am Mittwoch vor dem Wohlfahrtsamt wurde doch in Ihrer Gegenwart geäußert, man mühte die öffentlichen Ge bäude anstechen. Sind Sie damals nicht auf den Gedanken gekommen? Angeklagter: Nein Oer Brand im Wohlfahrtsamt Neukölln Der Vorsitzende fragt den Angeklagten, ob er bei dem Gespräch vor dem Neuköllner Wohlfahrtsamt auch selbst gesagt habe, es mühteu öffentliche Gebäude angesteckt werden. Ange klagter: Nein. Vorsitzender: Sie haben nachher Streichhölzer und Kohlenanzünder gekauft. Dessen erinnern Sie sich wohl noch? Angeklagter: Ja. Vorsitzender: Sie halben vorher gesagt. Sie seien am Sonnaliend von der Aleraudrinenstratze in Rich tung Hermannplatz gegangen Sie haben dann in der Lieg- nitzerstrahe nochmals Kohlenanzünder gekauft. Auf die Frage, ob Sie ein Holländer seien, sollen Sie erwidert haben. Sie wären ein Rheinländer. Erinnern Sie sich dessen noch? An- aeklagter: Ja. Vorsitzender: Damals hatten Sie a>so schon den Entschlaf; gefotzt, die Anzündung vorzunehmen? 'Angeklagter: Nicht endlich. Vorsitzender: Das heitzt also. Sie waren noch nicht fest entschlossen gewesen? Angeklagter: Ja. Aus weite ren Fragen ergibt sich dann, das; der Angeklagte in Richtung Wohlfahrtsamt Neukölln am Mittelweg gegangen ist. Dieses Wohlfahrtsamt liegt ziemlich einsam und ist eine lange Holz- bargche, die sich etwa 106—120 Meter die SIrgtze entlang er streckt. Als der Angeklagte zum Wohlfahrtsamt kam, war es noch hell, so das; er sich noch einmal entfernte, nm gegen 6.30 Uhr wieder zu kommen. Vorsitzender: Wie sind Sie in das Wohlfahrtsamt hineingekommen? Angeklagter: Ich bin über die Latten gestiegen. — Der Vorsitzende stellt weiter durch Fragen, die der Angeklagte immer nur zögernd und einsilbig mit Ja lx'antwortet. folgenden Tatbestand fest: Der Ange klagte lmt in ein ossenstekendes Fenster ein hglbes Paket bren nender Kohlenanzünder hineingeworfen. Dieses Paket fiel an eine geschlossene Tür Es hat dort eine Zeitlang weiterge- brannl, auch die Tür angekohlt, ist dann aber ausgegangen, van der Lubbe ist dann auf das Dach geklettert und hat dort ein weiteres Paket brennender Kohlenanzünder hingeworfen, obwohl aus dem Dach. Schnee lag Dann ist er wieder herun- lergeklettert und hat brennende Koklenanründer in ein an deres Fenster hineingeworfen. Die Brandstiftung wurde da- durch entdeckt, das; der 'n der Nabe stehende Polizeioliermacht- meisler Albrecht von einem Zivilisten guf die auf dem Dache brennenden Kohlenanzünder aufmerksam gemacht wurde. Albrecht hat dann mit anderen Zivilisten das Feuer gelöscht. Er hat l>ei dieser Gelegenheit die Brandstellen festgestellt. Brandstistunasversuch im Hathaus — Aus den weiteren Vorhallen des Vorsitzenden, auf die der Angeklagte nur zögernd bestätigend antwortet, ergibt sich, das; der Angeklagte sich dann schnell entfernt und mit der Untergrundbahn noch dem Aleranderplal; gefahren ist. Er ist dann die Königstratze entlanggegangen und etwa um 7.15 Uhr abends am Rathaus eingetrofsen. Vorsitzender: Das Rathaus Aus dem täglichen Leben des Papstes (Bon unserem römischen Mitarbeiter.) Bor einigen Togen wurde angekündigt, dos; Popst Pius XI. wahrscheinlich demnächst eine stärkere Ein- schränkung des Handkusses bei den grossen Pilger» empsängen eintreten lossen werde, wie es ja auch bisher schon in einzelnen Fällen geübt wurde. Noch der Pilgerstotistik Hot der Heilige Boter im sog. Ferienmonat August, in welchem srüher überhaupt keine oder nur ganz vereinzelte Empfänge stattfanden, 3 0 0 0 0 Pilgere m p s a n gen, von denen etwa die Hälste Italiener waren Tie verteilten sich über 120 verschiedene Gruppen. Jin 'Verhältnis zu den Zahlen, die der September auszuweisen hat, handelt es sich dabei sogar nur um eine geringe Anzahl. Dennoch ist es verständlich, dos; man zuweilen in der Umgebung des Papstes befürchtete, dos; er den ausserordentlichen Anstrengungen, die diese Leistung bei der heißen Tempe ratur des römischen August mit sich bringen, schwerlich gewachsen sein werde. Um zu ermessen, was diese über 120 Empfänge bedeuten, mus; man sich vorstellen, dos; Papst Pius Xl. fast jedesmal eine Ansprache hielt, die auf die besonderen nationalen, sozialen und auch beruflichen Bcrhältnisse der Teilnehmer einging und zwar, wenn es irgend möglich war, in der Sprache der ^treffenden Na tion. Der Heilige Pater ist bekanntlich am 31. Mai d. I. s e ch s u n d s i e b z i g Jahre alt geworden, umsomehr darf man diese Leistung bewundern. Aber während die Umgebung des Papstes vor eini gen Jahren um die Gesundheit Pius Xi zunx'ilen besorgt sein konnte,-ist heute sein Gesundheitszustand verhältnismässig fest Das; das Alter natürlich auch seine Spuren setzt, wird gewiss niemanden wundern. Die Ur sache für diese Widerstandsfähigkeit dürste nutzer in der außerordentlichen Willenskraft des Papstes in seiner gro ßen Mäßigkeit im Essen und Trinken liegen, aber auch in seinem durch den Alpinismus gestählten Körper und ('leist. Der Papst hat sich seit seiner Wahl wohl kaum einen einzigen regelrechten Ferien lag gegönnt. Ohne Rücksicht auf das Klima arbeitet er Win ter und Sommer von den frühesten Stunden des Tages mit wenigen Unterbrechungen, zu denen vor allem der tägliche Nachmittagsausflug im Wagen oder zu Fuß in die Vatikanischen Gärten gehört, bis spät in die Nacht hinein. Im nächtlichen Dunkel des Petersplalzes wird oft auf das erleuchtete Fenster der päpstlichen Bibliothek verwiesen, in der der Hl. Boter zu arlx'iten pflegt Neuer dings hört er nach dem Abendessen gern Radiosendungen. Der „Osservatore Romano" hat in seinen letzten Nummern wieder außerordentliche Zahlenaussiellungen über die Empfänge der letzten Tage gebracht. Darunler befinden sich auch 600 deutschsprachige Pilger, von denen die Berliner Gruppe von Pfarrer Scheidlweiler geführt wird. hatten Sie sich wohl schon vorher am Tmze amzesehen? Ange klagter: Ja. Vorsitzender: Und da halten Sie gesehen, das; in einem Kellerraum ein Fenster ofsenstand? Angeklagter: Ja. Auf die Frage des Vorsitzenden, was er nun an dem offen- stelrenden Kellerfenster in der Rathausstratze gemacht hake, erwidert der Angeklagte: Ein Brandpaket hineingeworsen. Der Angeklagte hat sich auch hier wieder schnell entfernt. Der
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