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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.01.1900
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1900-01-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19000116016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1900011601
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1900011601
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1900
-
Monat
1900-01
- Tag 1900-01-16
-
Monat
1900-01
-
Jahr
1900
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Morgen-Ausgabe Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 94. Jahrgang. ^-27 Dienstag den 16. Januar 1S00. Die Morgen-Ausgabe erscheint um '/,? Uhr, dl» Abend-Ausgabe Wochentag- um b Uhr. Anzeigen Preis die »gespaltene Peritzeile 20 Psg. Reclamen unter dem RedactiouSslrlch (4ge- spalten) 50/H, vor de» Familiennachrichten tvgespalten) 40^. Größere Schriften laut uusercni Preis. Verzeichnis. Tabellarischer und Zissernsap nach höherem Tarif. Ne-acjion «nd -rpeditto«: S-banui-gaffe 8. Die Expedition ist Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 hi» Abend» 7 Uhr. Filiale«: Alfred Hahn vorm. H. Klemm'» Lartt«, Universitötsstrab« 8 (Paulinum), Laut» Lösch», Katharinenstr. 14, Part, nnd König-Platz?. der Nivcr vor. Eie und ernteten die Meilen von dem war zu schwach, um Die Ironie Inuahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Bei den Filialen nnd Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. An;ei«eu sind stets an die Expedition zu richten. LWMr.TagMM Anzeiger. Amtsblatt -es Hönigtichen Land- nnd Amtsgerichtes Leipzig, -es Ruthes im- Polizei-Amtes -er Stadt Leipzig. Unter der Spitzmarke Englische Soldaten al« Riinbrr schreibt die „Allgem. Ztg.": Durch einwandSfreie Zeugen ist b: stätigt worden, daß Vie Engländer auf dem Schlachtfeld von ElandSlaagte geplündert haben. Wenn diese schwere Anklag noch eine« weiteren Beweises bedürfte, so würde folgender Brief eine» jungen Mecklenburgers aus Capstadt, der in der Stadt selbst ausgeraubt worden ist, in der Tbat die letzten Zweifel zerstreuen müssen. Cs heißt in dem Schreiben: „ E a p st a d t, 20. December. Liebe Eltern! In diesem Brief muß ich Euch leider mittheilen, daß eS mir hier sehr schlecht ergangen ist. Denn die englischen Soldaten haben mich sozusagen ausgeplündert, und da ich es mir nicht Willi,z nehmen lassen wollte, haben sie mir den ganzen Kopf zerhauen, so daß ich bis Tagesanbruch vollständig besinnungslos darnieder gelegen habe. Die Soldaten haben mir Alle» weggenommen, was ich bei mir hatte, und al» ich wieder zur Besinnung kam, lag ich in der Polizeiwache mit verbundenem Kopf. Jedoch bin ich jetzt wieder hergefiellt. Zwei Tage konnte ich nicht arbeiten. Die schönen Sachen, wie Uhr, Kette, Ring und Geld — Alles iss mir geraubt. UeberdieS kann ich noch von Glück sagen, daß die Soldaten mir nicht ärger die Knochen zerschlagen ha'ni. Dom Wiedererlangen der Sachen ist selbstverständlich keine Red:. Denn wie soll man die Thäter herauSfinden, da jeden Tag neue Soldaten kommen und gehen. Außerdem kommt e» jeden Tag vor, daß Leute von Soldaten au»geplündert werden. Um Euch darzulegen, wie gefährlich e» hier jetzt ist, theile ich Luch den Bei Ladysmith solle» nach englischen Angaben vie Beeren 800 Todte und Berwundete, eine Quelle sagt sogar 1400, gehabt haben. Tas ist natürlich Phantasie. In Uebereinstiiuinung mit unserer Ausfassung erklärte der Gesandte der Südafrikanischen Republik in Brüssel, vr. LeydS, einem Mitarbeiter des Pariser „GauloiS" bezüglich deS Angriffes der Boercn auf CäsarS Camp, nm Ladysmith mit Gewalt zu nehmen, er glaube nicht recht daran, bis ihm nicht nähere Nachrichten zugegangen seien. Er halte «inen mißlungenen Ansfallsversuch ter Endländcr für wahrscheinlich; auch halte er ein Vorgehen der Boereu, um Ladysmith enger einzuschließen und damit, größere Bewegungsfreiheit gegen General Buller zu erlangen, für möglich; daß aber die Capitulation nahe bevorstebc, und daß sie für die Boeren vorlheilhafl sein würde, vermag er nicht recht zu glauben. Die Engländer hätten in Ladysmith große Mengen Proviant aufgcbäuft, die den Platz befähigten, mehrere Monate ausznhalten. Denn die Armee deS Generals White in die Haute der Beeren fiele, so wäre eS für Letztere schwer, diese 10 000 Mann zu ernähren »nd zu hüten. Ein großer Theil der Boeren müsse zu diesem Aweck auS der Front gezogen werden. Schließlich meinte l)r. LeyvS, er sehe nur dann «inen Ausweg, wenn die englischen Gefangenen in den Gruben beschäfeigt würden. Bom westlichen Kriegsschauplätze liegen die folgenden Meldungen vor: * Modder Rtper, 12. Jauuar. (Telegramm.) Tie SchiffSgeschütze haben gestern Nachmittag und heute früh die Stellungen der Boeren beschossen. (Reiliernieldnng). * Oranje River, 13. Januar. (Telegramm.) General Wood hat mit einer Abtheilung, die aus allen Truppengattungen zusammengesetzt ist, am 6. d. Mts. die ZoutpansLrist im Oranje-Freistaat besetzt. DieS ist der erste Posten, der in diesem Feldzug auf feindlichem Gebiete errichtet ist. Tie Verbindung zwischen den llscrn des LranjefliisseS wird durch eine Pontonbrücke aufrecht erhalten. lNeutermeldung) Dieser wahrscheinlich versprengte Posten wird sich natür lich nicht lange halten können. Bet ColeSbcra ist die englische Artillerie wieder in Thätigkeit. Man be richtet unS: * Rrn-burg, 12. Januar. (Telegramm.) Eine gestern auf die Spitze Eoleskop des TorcnbergrS geschaffter Fünfzehn- Pfänder hat heute aus eine Entfernung von drei Meilen La? Lager des Feindes mit Granaten beschossen. Auch die Hügel, die die Stadt ColeSberg umgeben, wurden bomüardirt. Tie Boeren beantworteten das Feuer nicht. (Neuternieldung.) Der Fünfzehnpfünder bat also seine Munition vergeblich verschossen; sie hat den Boeren keinerlei Schaden zugefügt. In General Gatacrc'S Reviere geben wunderbare Dinge vor. Dort rückten, wie dem „Neuter'schen Bureau" ans Sterkstrom, 1.">. Januar, telegraphirt wird, 300 Boeren gegen das Lager Cotonialtruppcn bei Birds Nivcr vor. brachten Erntemaschinen heran Feldfrüchte innerhalb zweier Lager. Die Truppe in dem Lager einzugreifen. Das ist ei» Bild zum Malen! der Weltgeschichte sorgt selbst in den ernstesten Situationen für erheiternde Komik. Sonst ist noch Folgendes zu verzeichnen: * London, 15. Januar. (Telegramm.) Tas Kriegsschiff „Penelope", in dem gefangene Boeren internirt waren, ist durch Feuer nahezu zerstört worden; dadurch, daß da» Pulvermagazin mit Wasser überschwemmt wurde, wurde das Lchifs vor vollständiger Zerstörung bewahrt. * Ttzriftiania, 15. Januar. (Telegramm.) Tas Storthiug bewilligte mit allen gegen zwei Stimmen Stipendien im Betrage von 16000 Kronen für Officiere, die sich nach Südafri t > begeben sollen. Bezugs-Preis in der baupterpeditivn oder den im Stadt- bezirk und den Vororten errichteten Aus- gavrstellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau» ^l 5.50. Durch di« Post bezogen für Deutschland und vesterpeich; vierteiläbrlich > 6.—. Direkt» tägliche Ereuzbandsendung ins Ausland: monatlich .4l 7.S0. Mmistlies aus Oesterreich. Immer fester schürzt sich in Oesterreich der Bund von Slawen und Klerikalen. DieS „edle Brüderpaar" will mit vereinter Ge walt die evangelische Bewegung erdrücken. Da hat neulich einer jener Tschechen unsagbaren Namen» im Wiener ReicbSrath rin Klagelied darüber angestimmt, daß die Regierung evangelische Geist liche aus dem deutschen Reiche in den eGfildrn de» „Königreichs Böhmen" dulde; als wäre dessen Boden nur für slawische Disteln und römische Dornen bestimmt! Und kaum ist die Klage dem tschechischen Munde entflohen, so wird sie den derzeitigen Macht habern zum Befehl, wider dir auS Deutschland gekommenen evangelischen Geistlichen vorzugehrn. Denn schlägt man auf diese, so erntet man doppelten Dank, den der Slawen und den der Klerikalen. Da sitzt in der böhmischen Stadt K. ein deutscher Bicar; er ist vom Presbyterium ordnungsmäßig berufen; eS ist hierbei alle gesetzliche Gerechtigkeit erfüllt; selbst der Wiener Oberkirchenrath hat ihm bereits die Erlaubniß zum Predigen u. s. w. ertheilt; er übt diese Thätigkeit seit längerer Zeit unangefochten au». Da, im Anfang diese» Monats, wird ihm al» einem „ausländischen Geistlichen" plötzlich von der Bezirkshauptmannschast zu A. die Abhaltung von Gottesdiensten verboten. Jetzt muß sich zeigen, ob der Oberkirchenrath von Wien seiner Verpflichtung eingedenk ist, „die Rechte der Kirche zu wahren und zu vertreten". Denn diese sind von der politischen Behörde handgreiflich mißachtet worden; die Staatsgewalt hat schlankweg die durchaus giltige und zulässige Verordnung der obersten evangelischen Behörde bei Seite geschoben. In zwei anderen Städten Böhmens betritt man einen anderen Weg, sich der evangelischen Geistlichen zu entledigen. Nach der Kirchenverfassung vom 15. December 1801 (8 40) sind Ausländer wählbar zu geistlichen Aemtern; für sie ist (8 45) „die Ge nehmigung der Wahl bei dem zuständigen Ministerium nach zusuchen; sie haben vor Antritt des Amtes die österreichische Staatsbürgerschaft zu erwerben". Nun ist man dabei, ihnen diese zu versagtn. Man weiß wohl, daß die evangelische Kirche Oesterreichs, wie jede Diasporakirche, zur Besetzung ihrer Stellen auf auswärtige Kräfte angewiesen ist; läßt man ihr diese nicht zu, so wird ihr die geistliche Versorgung ihrer Gemeinden un möglich; diese werden lau„ die ,Meder verringert sich; sie kann keinen „Maiwuchs" treibcn/Die Ausdehnung der evangelischen Kirche zu hindern, ist daS heißeste Anliegen der Klerikalen. Was haben sie alles unternommen, um die junge protestantische Bewegung zu unterbinden! Sie sandten lite rarische Erzeugnisse auS, die mit den alten rostigen Waffen die protestantische Wahrheit bekämpften; aber man mehrte damit nur dir Reihen Derer, die von Rom sich lösten. Auf den Kanzeln donnerte man wider Luther und die Evangelischen; aber dies Gepolter prallte nur an öde Mauern in leeren Kirchen. Man ließ die Jesuiten da und dort in Böhmen ihre bekannten Missionen halten, aber selbst daS Wort dieser klugen Leute begegnete fast überall bei Männern abweisendem Spotte. Die Klerikalen merkten, daß ihre Mittel bei dem ihnen innerlich längst ent fremdeten Volke nicht mehr verfingen. Nun muß die gefügige Staatsgewalt herbei, ihnen zu helfen. Staatsanwälte und Ge richte confisciren nach wie vor evangelische Flugschriften, selbst die harmlosesten. So hat jüngst am 23. December 1899 das Kreis gericht zu Jicin „zu Recht erkannt", daß dir Flugschriften „Von der Entstehung des Papstthums" und vom „Glauben und Be kennen" zu vernichten seien, weil sie die römisch-katholische Kirche herabsetzen. Die erstere Schrift enthält Uber die Entstehung deS Papstthums eine rein geschichtliche Darlegung, die allerdings den römischen Fabeln widerspricht; die zweite Schrift ist au» einer Sammlung von Predigten abgedruckt, die ein evangelischer Geist licher Oesterreichs herau-gegeben hat. Freilich, die Be schlagnahme von Flugschriften erwirbt diesen nur einen größeren Leserkreis. Man sieht sich zu weiteren Maßregelungen der evan gelischen Kirche getrieben; man will ihr, wie oben geschildert ist, die Anstellung protestantischer Geistlicher erschweren, ja unmöglich machen, und wähnt, so der evangelischen Wahrheit den Weg zu verlegen. Aber die politische Macht wird das Gegentheil ihrer Absicht erreichen; sie schärft den Trotz und die Energie der Oester reicher; sie wird der evangelischen Bewegung immer mehr zähe Anhänger gewinnen; sie bringt sich bei den Deutschen ihres losen Staates um den letzten Rest von Sympathie. Diese wissen, wie viel Unheil über Volk und Land der Bund deS Staate» mit dem UltramontaniSmu» herbeigeführt hat; einen Staat, der trotz aller Wahrung der Geschichte von solchem Bunde nicht lotkommt, über läßt man kalt seinem selbsterwählten Geschicke, und immer hat die Gefolgschaft RomS die Völker abwärt» in tiefen Verfall gestürzt. Und auch bei an» in Deutschland wird da» Verfahren der österreichischen Verwaltung nicht ohne Wirkung bleiben. Di- Lberhaupt nicht mehr große Freude an dem Dreibunde wird immer rascher schwinden. Wie kann auf die Dauer unser Volk, das am protestantischen Geiste groß geworden ist, herzliche Freund schaft Mit eintr rückständigen Macht halten, die auf römischen Wink jeder Regung de» evangelischen Geiste» hart entgegentrittl Solche Stimmung unseres Volkes muß später von der Politik des deutschen Reiches in Rechnung gestellt werden. Und unser Volk wird — Dank der Wiener und Prager Gtaatskunst — immer mehr lernen, daß es für eine Nation die oberste Pflicht ist, dafür zu. sorgen, daß klerikale Hände sich nicht in dir Ver waltung staatlicher Angelegenheiten mischen; es wird lernen, daß dem Romanitmus feste, unübrrsteigliche Schranken ge- zogen werden müssen. Was man im schwarzgelben Lande ge fällig für den Ultramontani»mu» thut, da» mehrt bei un» dir Einsicht in jene Gefährlichkeit, verstärkt die Abneigung gegen ihn und bereitet seine völlig» Niederwerfung auf deutschem Boden vor, di« der Triumph «nd der Segen de» SO. Jahrhundert» sein wird. Da» gewaltsame Vorgehen der österreichischen Macht« baber gegen di» Evangelischen wird der Tropfen sein, der bei un» den Eimer de» Urbekdrussr» aM Romani»mu» zum Ueberslietzen bringt. A AUa-Beilagen (gesalzt), nur mit dec Morgen-Ausgabe, ohne Postbesörderuag »41 SO —, mit Postbesörderung 70.—. allen früheren Berichten die Straße von Springfield nach Frere besetzt hielten. Nach der üblichen Taktik der Boeren läse allerdings die Annahme nahe, daß diese sich einfach süd lich oder nördlich dieser Straße zurückgezogen, um die Eng länder durckzulassen und sich dann in deren Rücken um so fester «iazuvauen. Von dem starken Boerencommando auf dem Doornkop, welcher seinerseits, zumal mit Artillerie besetzt, die Straße nach Springfield beherrscht, hören wir ebenso wenig. Wäre diese starke Position von den Boeren geräumt worden, so wäre dieser „Erfolg" jedenfalls gekabelt worden; andererseits scheint eS fast unglaublich, daß Buller seine« linken Flügel auch von dort aus der Gefahr auS- sebt, abgeschnitten zu werden. Der Doornkop aber schiebt sich in so drohender Weise keilförmig mitten in das Centrum der englischen Stellungen hinein (immer natürlich, sobald diese sich bi? nach Springfield hinüber entwickeln nnd die Umgehung des rechten BoerenslügelS zur Aufgabe erhalten), daß der ganze strategische Aufmarsch der Engländer unver ständlich wird, wenn Buller etwa» andere- als eine Diversion und einen Scheinangriff auf die rechte Flanke Jouberl'S be absichtigt. Einige englische Militärkritiker sprechen allerdings von der Rathsamkeit, die gesammten englischen Streitkräfte (lediglich unter Zurücklassung weniger Artillerie, welche den Feind vor Cbieveley zu beschäftigen habe) mit „Blitzesschnelle und unwiderstehlicher Macht" über Springfield und den Tugela hinter den ZwartSkop zu Wersen, die dortigen Boerenstellungen zu umgehen, oder zu stürmen und so plötzlich, und ehe den Boercn Zeit zur Besinnung gelassen, vor Ladysmith zu erscheinen und General White zu befreien. Aber daS sind Phantastereien, die vor der bescheidensten Kritik nicht einen Augenblick bestehen können. Die Boeren halten nicht nur am ZwartSkop, sondern auch auf dem äußersten rechten Flügel, auf dem nördlichen Tugelaufer, stark verschanzte Stellungen inne und dann liegt zwischen der gedachten UebergangSstelle deS Tugela und Lady smith noch eine solche Anzahl befestigter Boereiipositionen, daß General Buller mit seinem ganzen Heere fast schrittweise sich den Weg freistürmen müßte. Im allerbesten Falle könnte er seine schwere Artillerie nicht mitführen und würde selbst, wenn er Ladyshmith so erreichte, nnr White'« Ge fangenschaft theilcn. Offenbar handelt eö siL auch um etwas ganz Andere«. Wir wiesen schon vorige Woche darauf hin, dafi Buller «S am leichtesten finden werde, wenn überhaupt, so an derMündung des BlauwkranSflnsses den Uedergang über den Tugela zu erzwingen. Aber auch in diesem Falle erwartet ihn eine fast verzweifelte Lage. Er müßte, um dort die Umgehung von Jouberl'S äußerstem linken Flügel zu versuchen, gerade wie White bei Nicholsons Neck, einen erheblichen Therl seiner Truppen der unvermeidlichen Gefahr auSsttzen, abgeschnitten nnd gefangen zu werden, und zwar sein linker Flügel bei Springfield durch die Boeren vom Doornkop aus, sein überCbieveley nothgedrnngen gegen Colcnso vorgeschobenes (Schein) - Centrum und überdies ein Theil seiner Hanptlruppenmacht vom Jnblaweberge auS, selbst wenn das angeblich bei Weenen stehende Boerencommando gar nicht in Rechnung zu ziehen wäre. Von Frere zur Blauwkran«- münduug Hal Buller überdies nur di« eine Straße über Weenen und keine einzige Bahnlinie zur Verfügung. Eine dritte Möglichkeit bleibt ihm, und zwar zugleich die taktisch natürlichste, aber auch schwierigste. Die größte Gefahr für ihn besteht in den Stellungen des Feindes auf und vor dem Jnhlaweberge, er könnte unter Schein demonstrationen gegen Springfield und Colcnso seine Hauptmacht über Chieveley und den BlauwkranSkop (sofern es ihm gelingt, diesen frcizumachen) gegen die Jnhlawestelliing führe», diese nut seiner gejammten Cavallerie im Osten zn umgehen suchen nnd falls eS ihm gelingt, mit erdrückender Uebermacht die Boeren hier vertreiben, diese gegen Colcnso znrückwerfen und hinter dem Jnhlaweberge, etwa PieterS gegenüber, den Uebergang über Len Tugela sich öffne», — vorausgesetzt, daß die Elemente selbst sich nicht wieder im entscheidenden Augen blicke gegen ihn verschwören. DaS ist bekanntlich erst eben wieder geschehen, und man darf nicht übersehen, daß der Tugela (er führt nicht umsonst den Namen „der Furcht bare") in wenigen Stunden bis zu 40 Fuß hoch an- fchwillt. Lächelt ihm indeß das Glück, so wäre die Mög lichkeit wenigstens nicht ausgeschlossen, daß er im Rücken der Hanptstellungen Ioubert'a (auf dem Nord ufer gegenüber Colenso) erscheinen und über diesen so einen ersten Sieg davontragen könnte. Aber anch in diesem Falle würde e« ihm geradezu un möglich sein, seine schwere Artillerie und seinen Train mit sich zu führe», vor Allem seine Marinegeschütze, denn aus der ganze» Strecke von Cbieveley gegen den Jnhlaweberz und über den Tugela (die Entfernung betragt mindesten- 70 lcm) hätte er nicht einmal einen Feldweg zur Verfügung, dagegen zahllose Berg-Bäche zu überschreiten, und so würde er sich, selbst als Sieger, nur zwischen den starkvrrschanzten Stellungen Jouberl'S bei Colenso und dem mit schwerster Artillerie besetzten Isumbulwanaberge nnd den Boerenpositionrn südlich von Ladysmith eingekeilt sehen. Die letzteren stürmen, würde seine Kläffe offenbar um so mehr übersteigen, al- seine Mannschaften vor diesen erst nach mindesten- zweitägigen furchtbaren Strapazen und schweren Kämpfen eintreffen könnten, und zwar fast ohne Artillerie, Munition und Proviant. Er würd^ mithin auch dann schwerste Gefahr laufen, nack» einem neuen kurzen Verzweifluimskampfe zur Daffenstreckunz mit allen ihm verbleibenden Truppen gezwungen zu sein. Selbst wenn e« ibm gelänge, dem gleichzeitig au-fallenden White dir Hand zu reichen, würden die vereinigten englischen Corps ohne Leben-mirtel nnd fast ohne Munition von den Boeren, wenn auch in weiterem Umkreise eingeschlosien bleiben und ihr Schicksal besiegelt sein. Die vor Springfield und Colenso, resp. auf der NUckzugSlinie, im Feuer zurückgelassenen Truppen aber wären unter allen Umständen verloren. Zur Illustration der Gesammtlage, wie wir sie Eingang» arschilvert. kommt eben noch di« Meldung, daß Buller - Patrouillen nach den Bormärschen gegen Springfield acht Boerrnlager südlich vom Tugela festgesttllt und daß ihr Vor marsch gegen Springfield nur dadurch möglich geworden, daß die vorher dort stehenden Boeren gelegentlich Buller'-Demon stration gegen Colenso den dort südlich vom Tugela stehenden Kameraden zu Hilfe geeilt in der Voraussetzung, Buller versuche einen neuen Frontangriff mit seiner gesammten Streitmacht. Der Krieg in Südafrika. —x. Gerüchte, nicht- als Gerüchte, die jeder Bestätigung entbehren, sind in Eapstadt und London über eine neue Schlacht am Tugela in Umlauf. Sie wollen wissen, die Engländer hätten den Uebergang erzwungen, also einen eklatanten Sieg über Joubert davongelragen. Man meldet unS: London, 15. Januar. (Telegramm.) Die Abendblätter veröffentlichen Depeschen au» Eapstadt vom 18. d. M., nach denen General Warren den Tugela überschritten hat. " London, 1Ü. Januar. (Telegramm.) „Reuter'S Bureau" meldet avS Eapstadt vom 12. d. M.: „Eape ArguS" berichtet, die Behörden hätten die Nachricht erhalten, daß General Warren den Tugela überschritten und nördlich »Ine starke Stellung eingenommen hab«. Dies« Nachricht, die seit gestern verbreitet wird, wird nicht geglaubt. Nun, wenn man sie in Capstadt nicht geglaubt hat, haben wir keine Ursache, sie schon für daare Münze zu nehmen. DaS Londouer Krieg-amt hatte bi- gestern spät Abend- noch keine entsprechende Nachricht. Allem Anscheine nach bereitet sich am Tugelasiusse Alle- erst vor zu der dortigen großen Angriffsaction Buller'-, der durch General Warren ver stärkt ist. Ihm scheinen sich die Boeren mehr al» gewachsen zu fühlen, denn noch in der ersten Woche deS Monat-Januar wurden, wie gemeldet, au- Natal 5000 Mann abgrsanbt, um die Boerrntrupprn, welche die Angriffe der Generale Gatacre und French abzuwehren haben, zu unterstützen. DaS Fehlen aller Nachrichten von Buller flößt in London ernste Besorgnisse ein. Die „Morning Post" sagt, das Schweigen Buller'S seit Donnerstag Abend sei unerklärlich; eS könne nur vorausgesetzt werden, daß er Depeschen sandte, deren Veröffentlichung die Regierung nicht für angezeigt halte. Sehr gut beleuchtet nnser Londoner Gewährs mann, der allerdings noch von der Annahme auSgeht, daß Bnller nordwestlich von Frere nur bi- zu dem kleinen Tugela gekommen sei, die Lage. Wir geben ihm im Folgenden das Wort: L. 6. LmiVou, 13. Januar. Wieder erwartet inan hier, M>t getheilten Hoffnungen, ja unter Furcht und Sorgen, einen neuen Angriff General Buller'S auf vie Tugela-Linie. Die Ursache davon liegt lediglich in der plötzlichen Meldung Buller'-, er habe sich der PotgicterS Drift über den Tugela bemächtigt, und der Meldung auS Boerenquelle, die Engländer hätten auf der Straße nach Springfield eine schmalspurige Bahnlinie an gelegt. Obwohl diese beiden Meldungen auf den ersten Blick vie Lage am Tugela von einem neuen Standpunkte auS zu beleuchten scheinen, so bleibt diese selbst dock ebenso verborgen. Der zweite Theil jener Meldung ist eng- lischerseitS nicht bestätigt worden, wenn auch die Nachricht selbst mehr denn wahrscheinlich erscheint, denn wie unser Correspondent unS bereit- Anfang voriger Woche meldete, war die einzige Landstraße von Frere nach Springfield für Artillerie nnd selbst Ochsenkarren durch starke Regengüsse unbrauchbar geworden. Nnser militärischer Kritiker batte eben falls vor 14 Tagen in eingehender Weise unterm 8. d. MtS. dargelegt, baß General Buller nur durch einen Vorstoß über Springfield General White bei dessen Ausfallversuche vie Hand hätte reichen können, wie er andererseits Gefahr liefe, von Springfield aus (und vom Dornkop her) umgangen zu werden, fall» er, ohne sich bei Springfield eine feste Stellung zu sichern, von Neuem Colenso oder die Boerenstellung am BtauwkranSflufse respective auf dem Jnhlaweberge angreife. Es wäre also nur ein Stück selbstverständlicher Vorsicht ge wesen, hätte der englische Commandant sich durch Herstellung einer Trolliebahn vie Möglichkeit eröffnet, Artillerie und MunitionSvorräthe respeclive Truppen so schnell al- möglich gegen Springfield vv> schieben nnd eventuell von dort zurück ziehen zu können. Daß di« Nachricht davon unS auS dem Boerrnlager zugeht, rückt wieder die Thalsacke in daS hellste Licht, daß die Boeren auf daS Beste über Alles unterrichtet sind, was auf englischer Seite vorgrht, und daß die Ge- hrimnißkrämerri des britischen KriegSamteS ganz zwecklos ist. Buller'- Nachricht, er habe daö Südufer deS Tugela besetzt und der Feind stehe 7 km nördlich stärk verschanzt, ist wieder so inhalt-loS und unbestimmt, daß man Alle- und Nicht» daraus entnehmen kann. Zuerst datirt Bnller: „Springfield, den 11. Januar, 9,20 Abend- (die Nachricht war bereit- am 12. früh in London). Springfield aber ist gar nicht durch den Telegraphen mit Durbar^verbunden und r- ist kaum abzusehen, wie die Nachricht so schsiell hätte durch kommen sollen. Dann will Buller „da- SUKufer de- Tugela besetzt haben". Während zwischen Springfield Und dem Tugela der von den Boeren stark befestigte ZwartSkop liegt. Pot» gieterS Drift (die angeblich besetzte Stelle) ist auf den englische» Generalstabskarten nicht angegeben und müßt« rnlwedrr eine bedeutung-lose Furth über den kleinen Tugela sein oder mindesten« zwanzig bi- fünfundzwanzig Kilometer östlich von Sprifigsteld, d. h. halbwegs zwischen diesem und Colenso liegen. Nach keiner solchen Stelle aber führt irgend «ine Straße; diejenige von Frere Über Springfield nach Ladysmith siankirt einige zwanzig Kilometer lang vetn ZwartSkop und vvrt kann also Buller gar nicht bi« znm Tugela gelangt sein. Zudem würde ein solcher Vorstoß an Wahnsinn grenzen; denn die betreffende Abtheilung müßte sofort abgr- schniltrn zu werden Gefahr laufen. Stände Buller'- linker Flügel aber auch nur wirklich bei Springfield, s» hätte der General zweifellos die Wegnahme der dort über den kleinen Tugela führenden Brücke gemeldet. Alle» deutet darauf hin, besonder- die Bemerkung, der Feind stehe 7 km nördlick» von ibm, daß dir englische Avantgarde de- linken Flügel« lediglich bi- zum Siidufrr de- kleinen Tugela gelangt, d. h. sich noch mindesten« 15 bi« 29 km südlich »nd westlich vom Tugela selbst befindet, der zu allem Urberfluß noch, nach Buller seldst, „voll ist und jeden Uebrrgang-versuch 1 Zeit mithin aii-schlirßt". Auffällig bleibt dabei, daß wir > bei diesem Vorstoß vr« linken englischen Flügel« nicht einmal I von Plänkeleien mit jeuen Boerencommando« hören, welche nach
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